Martin Luther
Von den guten Werken

[202] Von den guten werckenn
Jhesus.
Dem durchleuchtigen hochgebornen fursten und herren herren Johanszen, hertzog tzu Sachszen, Landtgraff zu Duringen, Marggraff zu Meyssen, meynem gnedigen hern und patron.

Durchleuchter hochgeborner Furst, gnediger herr, ewern furstlichenn gnadenn seyn meyn undertenige dinste und arms gebett allzeyt bevohr.

Gnediger furst unnd herr, ich hette lengist gerne meyn undertenige dinst und pflicht gegen E.F.G. mit etwas geistlicher ware, die mir zustendig, ertzeyget, hab doch, meyn vormugen angesehen, mich altzeyt zugeringe erfunden, etwas fur tzu nehmen, das wirdig sey E.F.G. zuerbietenn. Die weyl aber meyn gnedigster herr herr Fridrich, Hertzog zu Sachszen, des heyligen Romischen reychs Ertzmarschalh, Curfurst und Vicary rc., E.F.G. bruder, nit vorschmecht, sundern gnediglich hat auffgenommen meyn untuchtigs buchlin, seyner C.F.G. Zugeschrieben, das nu auch durch den druck, des ich nit gedacht, auszgangenn, hab ich eynen mutt geschopfft von solchem gnedigen exempel und mich vormessen, wie das furstlich geblut, so auch der furstliche mut, zuvor yn gnediger senffte und gutwillickeit, gleych und eyns sey, vorhoffet, es solle auch E.F.G. der art nach diesze meyn arme underthenige erbietung nit vorschmahen, die myr vil noter ist gewesen ausztzulassen, dan villeicht keyn meyner prediget adder buchlin, die weyl die grossist frag sich erhaben hat von den guten wercken, yn welchen untzehlich mehr list und betrieg geschicht, dan yn kein anderer Creaturen, unnd in denn selben der[Rand: Matth. 7, 15.] eynfeltig mensch gar leychtlich vorfuret wirt, das auch unser her Christus uns geboten hat, wir sollen mit fleysz acht haben auff die schaffs kleyder, darunder [202] die wolff sich bergen. Es hat widder sylber, golt, edelgesteinn noch keinn kostlich ding szo manchfeltige tzusetze und abbruch als die gutten werck, welche mussen alle sampt eynn einige einfeltige gute haben, auszer der sie lauter farben, gleyssen und betrug sein.

Wiewol aber ich yhr vil weysz und teglich hore, die mein armut gering achten und sprechen, ich mach nur kleyn sexternlin und deutsche prediget fur die ungeleretenn leyenn, lasz ich mich nit bewegen. Wolt got, ich het einem leyen mein leblang mit allem meinem vormugenn tzur besserung gedienet, ich wolt myr genugen lassen, got dancken unnd gar willig darnach lassen alle meine buchlin umbkummen. Ob grosz und vil bucher machen kunst sey und besserlich der Christenheit, lasz ich andere richtenn, Ich acht aber, szo ich lust het, yhrer kunst nach gros bucher zumachen, es solt villeicht mit gotlicher hulff mir schleuniger folgen, dan yhnen nach meiner art einen kleynen sermon zumachenn. Wenn erfolgen szo leicht were als vorfolgen, were Christus lengist widder vom hymel worffen und gottis stul selbist umbkeret: kunden wir nit alle tichten, szo wollen wir doch alle richten. Ich wil einem yeden die eere grosser dinge hertzlich gerne lassen und mich gar nichts schemenn, deutsch den ungeleretenn layen zupredigen und schreiben, wiewol ich auch des selben wenig kan, duncket mich doch, szo wir biszher und furt mehr uns desselben geflissen hetten und wolten, solte der Christenheit nit eins kleinen vorteils mehrer besserung erwachszen seyn, den ausz den hohen grossen buchern und question, in den schulen under den gelereten allein gehandelt. Wer das szo hab ich noch nie yemant getzwungen oder gebeten, mich zuhoren odder mein prediget lesen. Ich hab frey in die gemeine gedienet von dem, das mir got geben und ich schuldig bin: wer sein nicht mag, der lesze und hore andere. Auch ist nit gros dran gelegenn, ob sie mein nit wollen durffen, mir ist eben genug unnd mehr dann zuvil, das etlich layen, und die furtreffenlich, sich demutigen meine prediget zuleszen.

Und ob schon keine andere sach mich treiben mocht, sol mir doch die uberflussig sein, das ich erfaren hab, wie E.F.G. solch deutsche buchlin gefellig und sie gantz begirig sein, zuerkennen guter werck und des glaubens unterricht, deren mirs billich getzimet hat muglichs stets unterteniglich zudienen. Derhalben bitt ich demutiger untertenickeit, E.F.G. wollen disse meine ertzeygung gnediger meinung annhemen, szo lang bisz, ob mir got die [203] tzeit gebe, ich den glauben mit einer deutschen auszlegung gantz vorklere. Dann auff diszmal hab ich antzeigen wollenn, wie wir den glauben sollen in allen guten wercken uben, brauchen und das furnehmist werck sein lassen. Gibt es got, szo wil ich ein ander mal den glaubenn an im selbst handeln, wie wir den selben teglich beten odder sprechenn sollen. Wil mich hiemit E.F.G. unterteniglich befolen haben.

Zu Wittenberg am xxix. tag Martii. Nach Christ geburt Tausent funffhundert unnd im tzwentzigsten Jar.

E.F.G.


Undertheniger Capellan

D. Martinus Luther,

Augustiner Vuittenbergensis.


Czum ersten ist zuwissen, das kein gutte werck sein, dan allein die got gebotenn hat, gleich wie kein sund ist, dann allein die got verboten hat. Darumb, wer gute werck wissen und thun wil, der darff nichts an ders dan gottis gebot wissen. Also[Rand: Matth. 19. 17.] spricht Christus Math. xix. ›wiltu selig werden, szo halt die[Rand: Matth. 19, / 18 f.] gebot.‹ Und da der jungling fragt Math. xix. was er thun solt, das er selig wurd, hilt ym Christus nit anders fur, dan die tzehen gebot. Dem nach mussen wir unterscheidt der gutten werck lernen ausz den gebotten gottis, und nit ausz dem scheine, grosse odder mennige der werck an yn selbs, auch nit ausz gutdunckel der menschen odder mennschlicher gesetz odder weyse, wie wir sehn, das geschehn und noch ymmer geschicht durch unser blindtheit mit grosser vorachtung gotlicher gebot.

Czum andern, Das erste und hochste, aller edlift gut werck ist der[Rand: Joh. 6, 28 f.] glaube in Christum, wie er saget Johan. vi. da die Juden yn fragten ›was sollen wir thun, das wir gut gotlich werck thun?‹ antwortet er ›das ist das gotlich gut werck, das yr in den glaubt, den er gesandt hat.‹ Nu wen wir das horen odder predigen, szo lauffen wir uberhyn unnd achtens gar gering und leicht zuthun, szo doch wir hie solten lange stan und ym wol nachtrachten. Dan in diesem werck mussen alle werck gan und yrer gutheit einflusz gleich wie ein lehen von ym empfangen. Das mussen wir grob auszstreichen, das [204] sie es greiffen mugenn. Wir finden yr viel, die do beten, fasten, stifften, dis und das thun, ein gut leben furen vor den menschenn, welch szo dw fragest, ob sie auch gewisz sein, das es gotte wolgefalle, was sie alszo thun, sprechen sie: ›Nayn‹, sie wissens nit odder tzweyfeln dran. Daruber sein auch der grosz gelereten etlich, die sie vorfuren unnd sagenn, es sey nit not, des gewisz zusein, die doch sonst nit anders thun dan gutte werck leren. Sih da, alle die selben werck gahn ausserhalb dem glauben, darumb sein sie nichts und gantz todt: dan wie yhr gewissen gegen got stehet und glaubet, szo sein die werck auch, die darausz geschehn. Nu ist da kein glaub, kein gut gewissen zu got, darumb szo ist den wercken der kopff ab, und all yr leben unnd gute nichts. Daher kompts, wan ich denn glauben szo hoch antzihe und solch ungleubige werck furwirff, schuldigen sie mich, ich vorbiete gute werck, szo doch ich gerne wolte recht gutte werck des glaubens leren.

Czum drittenn, fragistu sie weytter, ob sie das auch gut werck achten, wann sie arbeyten yhr handtwerg, ghan, sthan, essen, trincken, schlaffen, und allerley werck thun zu des leybs narung odder gemeinen nutz, und ob sie glauben, das got ein wolgefallen darynnen uber sie habe, szo wirstu finden, das sie nayn sagen, und die gute werck szo enge spannen, das sie nur in der kirchen beten, fasten unnd almoszen bleybenn, die andere achten sie als vorgebenn, daran got nichts gelegen sey, und alszo durch den vordamptenn unglauben gotte seine dienst, dem alles dienet, was ym glauben geschehen, geredt, gedacht werden mag, vorkurtzen und geringern. Alszo leret Ecclesiastes ix.[Rand: Pred. 9, 7 ff.] Gang hin frolich, ysz und trinck, und wisse das deyne werck gefallen got wol, altzeit las dein kleyt weysz sein, und das ole las deinem heubt nymmer gebrechen, gebrauch deines lebens mit deinem weib, das du lieb hast alle tage dieszer unstetigen zeit, die dir geben sein. Das kleid alletzeit weisz sein, das ist alle unser werg gut sein, wie sie mugen genandt werden, on alle unterscheit. Dan sein sie aber weisz, wan ich gewisz bin und gleub, sie gefallen got, und szo gebricht mir das ole des frolichen gewissens nymmer mehr von dem heubt meiner seelen. Alszo Christus Johan. viij. Ich thu alletzeit was[Rand: Joh. 8, 29.] im wolgefellet. Wie thet er das alletzeit, so er doch asz und tranck und schlieff zu seiner zeit? Und sanct Johan. i. Johan. iij. Dabey mugen wir erkennen,[Rand: 1. Joh. 3, 19 ff.] das wir stehn in der warheit, wan wir unser hertz mugen fur seinen augen trosten und ein gut vortrawen machen. Und so unsz unser hertz straffet odder beisset, szo ist got grosser dan unser hertz, und haben die zuvorsicht, was wir bitten das werden wir empfahen, dan wir halten sein gebot unnd thun was[205] [Rand: 1. Joh. 3, 9.] ym wol gefelt. Item, wer aufz got geborn ist (das ist wer gleubt und got[Rand: Ps. 34, 23.] trawet), der sundiget nit und kan nit sundigen. Item psal. xxxij. Es wirt[Rand: Ps. 2, 12.] ir keiner sundigen, die ym vortrawen. Ja am andern psalm: Selig sein die in yn trawen. Ist das war, szo musz alles gut sein, was sie thun, odder yhe bald vorgeben sein, was sie ubels thun. Sich da aber, warumb ich den glauben szo hoch hebe, alle werck hinein tzihe, und alle werck furwirff die nit erausz fliessen.

Czum vierden, Hie kan nu ein iglicher selb mercken und fulen, wen er guttes und nit guttis thut: dan findet er sein hertz in der zuvorsicht, das es gote gefalle, szo ist das werck gut, wan es auch szo gering were als ein strohalmen auffheben, ist die zuvorsicht nit da odder tzweifelt dran, szo ist das werck nit gut, ob es schon alle todten auffweckt unnd sich der mensch[Rand: Röm. 14, 23.] vorbrennen liesz. Das leret sanct Paul Ro. xiiij. alles was nit ausz odder im glauben geschicht, das ist sunde. Von dem glauben und keinem andern werck haben wir den namen, das wir Christgleubigen heissen, als von dem heubtwergk, dan alle andere werck mag ein heyd, Jude, Turck, szunder auch thunn, aber trawenn festiglich, das ehr got wolgefalle, ist nit muglich dann eynem Christen mit gnadenn erleucht unnd befestiget. Das aber disse rede seltzam sein unnd mich etlich einn ketzer dorob scheltenn, geschicht darumb, das sie der blinden vornunfft und heidenischer kunst gefolget, den glauben gesetzt haben nit uber szunder neben andere tugent, unnd ym ein eigen werck geben, abgesundert von allen wercken der ander tugent, szo er doch allein alle andere werck vorguttet, angenehm unnd wirdig macht, da mit, das er got trawet und nit tzweifelt, es szey fur yhm alles wolgethann was der mensch thut. Ja sie haben den glauben nit ein werck bleiben lassen, sundern, wie sie sagen, ein habitum darausz gemacht, szo doch die gantz schrifft keinem nit gibet den namen gotlichs[Rand: Matth. 15, 14.] gutes wercks, dan dem einigen glauben. Darumb ist es nit wunder, das sie blind und blinden leyter worden seinn. Und dieser glaub bringet alszo bald mit sich die liebe, frid, freud unnd hoffnung. Dann wer got trawet, dem[Rand: Gal. 3, 2.] gibet er szo bald seinen heiligen geist, wie sanct Paul zu den Galatern saget ›Jr habet den geist empfangen nit ausz ewern guten werckenn, sundern da ihr dem wort gottis glaubet habt.‹

Czum funfften, In dieszem glauben werden alle werck gleich, und ist einsz wie das ander, fellet ab aller unterscheidt der werck, sie sein grosz, klein, kurtz, lang, viel odder wenig. Dan nit die werck von yrer wegen, sundern vonn des glauben wegen angenehm seind, welcher einig und on unterscheid in allen und iglichen wercken ist, wirckt und lebet, wievil und unterschidlich sie [206] ymmer sein, gleich wie alle glidmasz von dem heubt leben, wircken und den namen haben, und on das heubt kein glidmasz leben, wircken odder namen haben mag. Darausz dann weiter folget, das einn Christen mensch, in diessem glauben lebend, nit darff eines lerers guter werck, sondern was ym furkumpt, das thut er, und ist alles wolgethan, wie S. Samuel sprach zu Saul ›du[Rand: 1. Sam. 10, /6 ff.] wirst ein ander mensch werden, wen der geist in dich kumpt, dan szo thu was dir vorkumpt, got ist bey dir‹. Alszo lesen wir auch von sanct Annen, Samuels[Rand: 1. Sam. 1, / 17 ff.] mutther, da sie dem priester Heli gleubt, der yhr gottis gnaden zusaget, ist sie frolich und fridlich heim gangen, und hat sich hinfurt nit mehr hyr und dar gekeret, das ist, es ist alles ein ding unnd alles gleich wordenn, was yhr furkummen ist. Auch sanct Paul saget ›wo der geist Christi ist, da[Rand: Röm. 8, 2.] ist es alles frey‹, Dan der glaub lesset sich an kein werck binden, szo lesset ehr yhm auch keinsz nit nehmen, sundern, wie der erst psalm saget, Er gibt[Rand: Ps. 1, 3.] sein frucht wensz zeit ist, das ist wie es kumpt und ghet.

Czum sechsten, Das mugen wir bey einem groben fleischlichenn exempel sehen. Wen ein man odder weib sich zum andern vorsicht lieb und wolgefallens, und das selb fest glewbt, wer lernet den selben, wie er sich stellen sol, was er thun, lassen, sagen, schweigen, gedencken sol? die eynige zuvorsicht leret yhn das alles und mehr dan not ist. Da ist yhm kein unterscheidt in wercken. Thut das grosz, lang, vile szo gerne, als das klein, kurtz, wenige, und widerumb, dartzu, mit frolichem, fridlichem, sicherem hertzen, und ist gantz ein frey geselle. Wo aber ein tzweifel da ist, da sucht sichs, welchs am bestenn sey, da hebet sich unterscheidt der werck ausztzumalen, wamit er mug huld erwerben, und gaht dennoch zu mit schwerem hertzen und grosem unlust, unnd ist gleich gefangen, mehr dan halb vortzweiffelt, und wirt offt zum narren drob. Alszo einn Christen mensch, der in diser zuvorsicht gegen got lebt, weisz alle ding, vormag alle dingk, vormisset sich aller ding, was zu thun ist, und thuts alles frolich und frey, nit umb vil guter vordinst unnd werck zusamlen, szondern das yhm eine lust ist got alszo wolgefallen, und leuterlich umb sunst got dienet, daran benuget, das es got gesellet. Widderumb der mit got nit einsz ist odder tzweyffelt dran, der hebt an, sucht und sorget, wie er doch wolle gnugthun und mit vil wercken got bewegen. Er leufft zu sanct Jacob, Rom, Hierusalem, hier und dar, bettet sanct Brigitten gebet, ditz und das, fastet den und dissen tag, beicht hie, beicht da, fragt dissen und jhenen, und findet doch nit ruge, und thut das alles mit grosser beschwerung, vortzweyfflung unnd unlust seines hertzen, das auch die schrifft solch gute werck nennet auff hebreisch Aden amal, auff deutsch ›muhe und erbeit‹, Dartzu seinsz nit gute[Rand: Ps. 90, 10.] [207] werck und alle vorloren. Er sein vil drober doll worden und vor angst[Rand: Weish. 5, 6 f.] in alle jamer kummen. Von den steht Sap. v. ›wir sein muyd worden in dem unrechten wege und habenn schwere sawer wege gewandelt, aber gottis weg haben wir nit erkennet, und die son der gerechtickeit ist unsz nit auffgangen.‹

Czum Siebenden, In den wercken ist der glaub noch gering unnd schwach, lasz uns weitter fragenn, wan es yhn ubel gaht an leyp, gut, ehr, freund odder was sie habenn, ob sie dan auch glaubenn, das sie got noch wolgefallen und ehr yhr leiden und widderwertickeit, sie sein klein odder grosz, gnediglich uber sie ordene. Hie ist kunst, zu got, der sich tzornig stellet noch allen unsern syn und vorstandt, gut zuvorsicht haben und bessers sich bey ym vorsehn, dan sichs empfindet. Hie ist er vorborgen, gleich wie die braut sagt[Rand: Hohel. 2, 9.] in Canticis ›Sich, er steht hinder der wandt und sicht durch die fenster‹, das ist szo vil, unter dem leidenn, die uns gleich von ym scheyden wollen wie eine wand, ja eine maurenn, steht er vorborgen unnd sicht doch auff mich und lesset mich nit. Dan er steht und ist bereit, zuhelffen in gnaden, unnd durch[Rand: Klagel. 3, 31 ff.] die fenster des tunckeln glaubens lesset er sich sehen. Unnd Hiere. in Tren. ›Er vorwirffet die menschen, aber er thuts nit ausz hertzlicher meynung‹ Dissen glauben kennen sie gar nichts, und geben sich uber, dencken, got hab sie vorlassen und sey yhn feind. Ja, sie geben solchs ubel den menschen und teuffel, und ist da lauter kein zuvorsicht zu got. Darumb ist yhr leiden auch yhn altzeit ergerlich und schedlich, und gahn doch hyn und thun etlich gutte werck, als sie meynenn, gar nichts solchs yrhs unglaubens warnehmend. Aber welche got in solchem leiden trawenn unnd eine feste, gut zuvorsicht gegen yhm behalten, das er uber sie ein wolgefallenn habe, den selbenn feind die leiden unnd widerwertickeit eyttel kostlich vordinst und die edlisten gutter, die niemant schetzen mag, dan der glaub unnd die zuvorsicht machensz alles kostlich fur got, das den andern auffs allerschedlichst ist, das auch vom todt geschrieben[Rand: Ps. 116, 15.] stet am cxv. psalm ›Der tod der heiligen ist kostlich geacht fur gottis augen‹. Und szovil die zuvorsicht und glaub in dissem grab besser, hoher und stercker ist gegen dem ersten grad, szo vil ubertreffenn die leyden in dem selben glauben alle werck yhm glauben, unnd ist alszo tzwischen solchenn wercken unnd leyden unmeszliche unterscheidt der besserung.

Czum achten, Uber das alles ist des glaubens der hochste grad, wan got nit mit tzeitlichem leiden, sondern mit dem todt, hell und sund das gewissenn strafft unnd gleich gnad unnd barmhertzickeit absaget, als wolt er ewiglich vordamnen unnd tzurnenn, wilchs wenig menschen erfarenn, wie[Rand: Ps. 6, 1.] David am vi. psalm klaget ›Her, straff mich nit in deinem grym.‹ Hie [208] zuglaubenn, das got gnedigen wolgefallen ubir unsz habe, ist das hochste werck, das geschehn mag von und in der Creatur, davon die wirckheiligenn und guttheter gar nichts wissen, dan wie wolten sie hie sich guttis und gnaden zu got vorsehen, dieweil sie in yhren wercken nit gewisz sein und am geringstenn grad des glaubens tzweiffellenn?

Sich, alszo hab ich gesaget, den glauben altzeit gepreyset und alle werck, die on solchen glauben geschen, vorworffen, da durch die menschen von den falschen, gleissenden, phariseischen, unglaubigen guten wercken, der itzet alle Closter, kirchen, heufzer, nyder und hoher stend vol, vol sein, zu den rechten, worhafftigen, grundguten, gleubigen wercken zufuren, darin mir niemant widderstrebt, dan die unreynen thirer, der fusz nit sein gespalten (wie[Rand: 3. Mos. 11, 4.] ym gesetz Mosi angetzeigt), gar keinen unterscheidt leiden wollen der gutten werck, szondern einhin plumpen: wen es nur gebett, gefastet, gestifftet, gebeicht, gnugthan ist, sol es alles gut seinn, ob sie schon kein glauben dryn gehabt gotlicher gnaden und wolgefallens, Ja dan am meisten sie gut achten, wen sie yhr nur viel, grosz, lange gethan haben, on alle solche zuvorsicht, und hernach aller erst sich guttis vorsehen wollen, wen die werck gethan sein, unnd alszo nit auff gotlichen wolgefallen, sondern auff yhre gethane werck yrhe zuvorsicht, das ist auff den sandt unnd wasser, bawenn, davon sie[Rand: Matth. 7, 26 f.] zuletzt einenn grausammen fal thun mussen, wie Christus Math. vij. sagt. Diessen guten willen und wolgefallen, darauff unszer zuvorsicht steht, habenn die engel vom hymel vorkundet, da sie sungen in der Christnacht ›Gloria in excelsis[Rand: Luc. 2, 14.] deo, Er sey got ym hochsten, frid der erden, gnediges wolgefallen den menschen‹.

Czum neunden, Sich, das ist das werck des ersten gebots, da geboten ist ›Du solt nit andere gotter haben‹, das ist szo vil gesagt ›dieweil ich allein got bin, soltu zu mir allein dein gantze zuvorsicht, traw unnd glauben setzen, und auff niemandt anders‹. Dan das heisset nit einen got habenn, szo du euszerlich mit dem mund got nennest odder mit den knyen und geberden anbettest, szondern szo du hertzlich yhm trawist und dich alles guttis, gnadenn unnd wolgefallhens tzu yhm vorsichst, es sey in werckenn odder leidenn, in lebenn odder sterbenn, in lieb odder leydt, als der her Christus Johan. iiij.[Rand: Joh. 4, 24.] tzu dem heydnischen weiblin ›Ich sag dir, wer got wil anbetten, der musz yhn im geist unnd der warheit anbetenn.‹ Unnd dieszer glaub, trew, zuvorsicht des hertzen grundlich ist warhafftige erfullunge dieses ersten gebottis, on welchen szonst kein werck ist, das diessem gebot muge gnugthun. Und wie disz gebot das aller erst, hochst, best ist, ausz welchem die andern alle fliessen, in yhm gan und nach yhm gericht und gemessigt werden, alszo ist auch sein werck (das ist der glaub odder zuvorsicht zu gottis hulden zu aller zeit) das aller [209] erst, hochst, beste, ausz welchem alle andere flissen, ghan, bleyben, gericht unnd gemessiget werden mussenn, unnd andere werck kegen diessem sein eben, als ob die andern gebot weren on das erste und kein got were. Derhalben spricht wol sanct Augustin, das des erstenn gebottis werck sein glauben, hoffen und lieben. Nu ist droben gesagt, das solch zuvorsicht und glaub bringt mit sich lieb und hoffnung. Ja wan wirs recht ansehn, szo ist die lieb das erst odder yhe zu gleich mit dem glauben. Dan ich mocht gotte nit trawen, wen ich nit gedecht, er wolle mir gunstig und holt sein, dadurch ich yhm widder holt und bewegt werd, ym hertzlich zutrawen und alles guttis zu ym vorsehen.

Czum tzehenden, Nu sihestu selbs, das alle die, szo yn got nit vortrawenn altzeit, unnd nit sich seiner gunst, huld und wolgefallens vorsehen in allen yhren wercken odder leyden, leben odder sterben, szondern bey andern dingen odder bey yhn selbst solchs suchen, disz gebot nit halten und warhafftig abgotterey treiben, ob sie gleich auch aller anderer gebot werck theten, dartzu aller heiligen gebet, fasten, gehorsam, gedult, keuscheit, unschult auff einem hauffen hettenn. Dann das heubtwerck ist nit da, on wilchs die andern alle nichts sein, dan ein lauter gleissen, scheinen, ferben und nichts dahinden, vor[Rand: Matth. 7, 15.] wilchem uns Christus warnet Matth. vij. ›Huttet euch vor den falschen propheten, die zu euch kommen in schaffs kleidern‹. Das sein alle, die durch vil guter werck (als sie sagenn) got sich wolgefellig machen wollen unnd gotte sein huld gleich abkeuffen, als wer er ein trewdler odder tagloner, der sein gnad und hult nit umbsonst geben wolt, das sein die vorkeretisten menschenn auff erdenn, die schwerlich odder nymmehr mehr bekeret werdenn auff den rechten weg, desselben gleichen alle, die in widderwertickeit hir und dar lauffen und allenthalben rad, hulff und trost suchen on allein bey got, da es yhn auffs[Rand: Jes. 9, 13.] hochst geboten ist zusuchenn, welch der Prophet Isaias ix. strafft alszo ›Das unsinnig volck bekeret sich nit zu dem, der es schlegt‹, das ist ›got schlug sie, und schafft yhn leiden und allerley widerwertickeit tzu, das sie zu yhm solten lauffen und yhm vortrawen, szo lauffen sie von yhm zu den menschen, itzt in Egipten, itzt in Assyrien, etwan auch tzum teuffel‹, von wilcher abtgotterey vil in dem selben propheten und libris regum geschrieben ist. Alszo thun auch noch alle heilige gleissener, wan sie etwas anstosset, das sie nit zu gote lauffen, sondern von und fur yhm flihen, nur gedenckenn, wie sie durch sich selb odder menschlich hulff yhres anligens ledig werdenn, unnd sich doch from leut achten und achten lassen.

[210] Czum Eylfften, das ist die meinung sanct Pauels an vilen orten, da er dem glauben so vil gibt, das er saget ›Justus ex fide sua vidit, der gerecht[Rand: Röm. 1, 17. / 3, 28] mensch hott sein leben ausz seinem glauben, und der glaub ist das, darumb er gerecht fur got geacht wirt.‹ Steht dan die gerechtickeit im glauben, szo ists klar, das er allein alle gebot erfullet und alle yhre werck rechtfertig macht, seint dem mal niemant rechtfertig ist, er thu dan alle gottis gebot, widderumb mugenn die werck niemant rechtfertigen fur got on den glauben. Und so gar mit offen vollen mund der heilig Apostel die werck vorwirfft und den glauben[Rand: Röm. 3, 28. / 8. 31. 6, 15.] preysset, das etlich sich ausz seinen wortenn geergert, fprochenn ›Eh, szo wollenn wir kein gut werck mehr thun‹, die ehr doch vordampt als die yrrigen und unvorstendigenn.

Alszo geschichts noch. Wann wir vorwerffen die grossenn, scheinend werck zu unsern tzeitten, on allen glawben gethan, das sie sagen, sie sollen nur glauben und nichts guttis thun. Als nemlich, die werck des ersten gebottis heysset man zu diszer zeit singen, leszen, orgeln, meszhalten, metten, vesper und ander getzeiten beten, kirchen, altar, Closter stifften und schmucken, glocken, kleinod, kleid, geschmeid, auch schetz samlen, zu Rom, tzu den heiligen lauffen. Darnach, wen wir, bekleidet, uns bucken, knypogen, roszenkrentz und psalter betten, und das alles nit fur einem abtgot, szondernn fur dem heiligenn creutz gottis odder seiner heiligen bild thun, das heyssen wir got ehren, anbetten und lauts des ersten gebottis kein andere gotter haben, welchs doch auch wucherer, eebrecher und allerley szunder thun mugen und teglich thun. Nu wolan, geschehn disze ding mit solchem glaubenn, das wirs dafur halten, es gefalle got alles wol, szo sein sie loblich, nit yrher tugent, sundern desselben glaubens halben, dem alle werck gleich gelten, wie gesagt ist. Zweisffeln wir aber dran odder haltens nit dafur, das got unsz holt sey, in uns gefallen hab, odder vormessen uns allererst durch unnd nach den wercken ym gefallen, szo ists lauter triegerey, auszwendig got geehret, ynwendig sich selb fur einen abgot gesetzt. Das ist die ursach, warumb ich so offt widder solcher werck pompen, pracht, menige geredt und sie furworffen habe, das am hellen tag ist, wie sie nit allein in tzweyffel odder on solchen glauben geschehn, szondern unter tausent nit einer ist, der nit sein trawen drein setzt, vormeynt dadurch gottis huld zuerlangen und seiner gnad furtzukommen, einen Jarmarckt dorausz zumachen, welchs got nit leiden kan, der sein huld umbsunst vorsprochen, wil, das man an der selben anheb durch eine zuvorsicht und in der selben alle werck volnbringe, wie sie genent sein.

[211] Czum tzwelfftenn, Darausz merck selber, wie weit von einander sein das erst gebot nur mit eusserlichen wercken und mit ynnerlichem vortrawen erfullenn. Dan dis macht recht, lebendige gottis kinder, jhenes macht nur erger abgotterey und die schedlichsten gleissener, die auff erden seinn, die untzehlich vil leutt mit yrem grossem schein furen in yrhe weysze, und lassen sie doch on glauben bleiben, unnd alszo jemerlich vorfuret stecken in dem eusszerlichen[Rand: Matth. 24, 23.] geplerre und gespenste. Von denen sagt Christus Math, xxiiij. Huttet euch,[Rand: Joh. 4, 21. 23.] wen sie euch werden sagen ›sich, hie odder da ist Christus‹. Item Johan. iiij. Ich sag dir, das die zeit wirt kummen, das yhr wider auff diszem berge noch zu Hierusalem werdet got anbetten, dann geistlich anbetter sucht der vatter.

Disze und der gleichen spruch haben mich, und sollen iderman bewegen, zuvorwerffenn das grosz geprenge mit bullen, sigel, phanen, ablas, damit das arme volck gefuret wirt zu kirchen bawen, gebenn, stifften, beten, unnd doch der glaube gantz geschwigen, ja gar nider gedruckt wirt. Dann die weil er unter den werckenn nit unterscheit hat, szo mag nit neben yhm besteen einerley wercks fur dem andern szo grosz auffblaszen unnd treibenn: dan er wil allein gottis dinst sein, und den namen und ehre keinem andern werck lassen, on szo vil er ym mitteylet, wilchs er thut, szo das werck yn und ausz yhm geschicht. Diszer unfug ist im alten testament bedeutet, da die Juden den tempel liessen unnd opffereten an andern ortern, in den grunen luftgarten und auff den bergen. Alszo thun disse auch, alle werck sein sie emsig zuthun, aber dis heubtwerck des glaubens achtenn sie nymmer.

Czum dreytzehenden, Wo sein nu die, die do fragen, wilche werck gut sein, was sie thun sollen, wie sie frum sein sollenn? Ja wo sein auch die, szo do sagenn, wann wir von dem glauben predigenn, das wir keine werck leren odder thun sollen? Gibt nit dis erste einige gebot mehr zuschaffen, dann jemandt thun mag? Wan ein mensch tausent odder alle menschen odder alle creature were, szo were ym dennocht hie gnug auffgeleget, und mehr dan gnug, szo ym gebotten ist, ehr solle altzeit in glauben und zuvorsicht zu got leben und wandeln, yhe auff keinen andern solchen glauben stellenn, und alszo nur einen, den rechten, kein andern got haben.

Dieweil dan menschlich wesen unnd natur kein augenblick mag sein on thun odder lassen, leiden odder flihen (dan das leben ruget nymmer, wie wir sehen), Wolan, szo heb an, wer do wil frum sein und vol gutter werck werden, und ube sich selb in allem leben unnd wercken zu allen tzeiten an diszem glaubenn, lerne stetiglich alles thun unnd lassen in solcher zuvorsicht, szo wirt er finden, wievil er zuschaffen hat, und wie gar alle ding im glauben ligenn, unnd nymmer mussig mag werden, dieweil der mussig gang auch musz in des [212] glaubens ubung und werck geschehen, und kurtzumb, nichts in und an uns sein odder zufallen mag, szo wir gleubenn, es gefal alles got (wie wir sollenn), es musz gut sein und vordinstlich. Also sagt sanct Paulus: Liben bruder,[Rand: 1. Cor. 10, 31.] alles was yhr thut, yr esset odder trincket, thuts alles in dem namen Jesu Christi unsers herren. Nu mag es in dem selben namen nit geschehn, es gescheh dan in solchem glauben. Item Roma. viij. Wir wissen, das alle ding[Rand: Röm. 8, 28.] mit wircken tzum besten den heiligen gottis.

Darumb ist die rede, szo etlich sagenn, es sehen gute werck vorboten, wan wir den glauben allein predigen, gleich der rede, als wan ich sprech tzu einem krancken ›hettestu die gesuntheit, szo hettestu die werck der glidmasz alle, on welche aller glidmasz wirckenn nichts ist‹, und er wolte drausz nemen, ich het der glidmas werck vorboten, so ich doch gemeint, die gesuntheit zuvor musz sein und wircken alle werck aller glidmaszen: alszo auch der glaub musz werckmeister und heubtman sein in allen wercken odder sein gar nichts.

Czum viertzehenden, Szo mochstu sprechenn ›Warumb hot man dan szo vil geistlicher unnd weltlicher gesetz, und vil Cerimonien der kirchen, Closter, stette, die menschen da durch tzun guten wercken tzw dringen und zureitzen, so der glaub durch das erste gebot alle ding thut?‹ Antwort: Eben darumb, das wir den glauben nit allesampt haben odder achtenn: wo den yderman hette, durfften wir keins gesetz ymmer mehr, sondern thet ein iglicher von yhm selbs gute werck zu allertzeit, wie yhn die selb zuvorsicht wol leret.

Nu aber seind vierley menschen. Die ersten, itzt gesagt, die keins gesetz dorffen, davon Paulus i. Thi. i. sagt ›Dem gerechten (das ist dem gleubigen)[Rand: 1. Tim. 1, 9.] ist kein gesetz gelegt‹, szondern solche thunn freywillig, was sie wissen und mugen, allein angesehen in fester zuvorsicht, das gottis gefallen und huld uber sie schwebt in allen dingen. Die andern wollen solcher freiheit miszbrauchen, sich falschlich drauff vorlassen unnd faul werden, von denen sagt sanct Petrus i. Pet. ij. ›Jr solt leben als die frey sein, und doch nit die selben freyheit[Rand: 1. Petr. 2, 16.] machen tzw einem deckel der fund‹, als sprech er ›die freiheit des glaubens gibt nit urlaub zu sunden, wirt sie auch nit decken, sondern gibt urlaub allerley werck zuthun unnd alles zuleiden, wie sie fur die hand kommen, das nit an ein odder etlich werck allein yemandt gebunden sey.‹ Also auch sanct Paul Gal. v. ›Seht zu, das yr disze freyheit nit lasset sein ein ursach zu fleischlichem[Rand: Gal. 5, 13.] leben.‹ Dise musz man treiben mit gesetz und bewaren mit leren und vormanung. Die dritten sein bosze menschen, zu sundenn altzeit erwegen, die musz man mit gesetzen geistlich und weltlich tzwingen, wie die wilden pferd und hund, und wo das nit helffenn wil, sie vom lebenn thun durchs weltlich schwert. Wie sanct Paulus Roma. xiij. sagt: Die weltlich gewalt tregt das[Rand: Röm. 13, 3 f.] [213] schwert und dienet got daryn, nit tzur forcht den frummen, sundern den bosen. Die vierden, die noch mutig und kindisch sein ym vorstand solchs glaubens und geistlichs lebens, die musz man wie die jungen kinder locken und reitzen mit den eusserlichen, bestimpten unnd vorbundenn geschmuck, leszen, beten, fasten, singen, kirchenn, tzierden, orgelen und was des in Clostern und kirchen gesetzt odder gehaltenn wirt, szo lange bisz sie auch denn glauben leren erkennen. Wiewol hie grosz ferlickeit ist, wo die regenten, wie es itz leider gaht, mit den selben Cerimonien und sinlichen wercken sich treiben unnd blewen, als weren das die rechtenn werck, mit nachlassen des glaubens, den sie ymmer neben bey lerenn solten, gleich wie ein muter dem kind neben der milch auch ander speisz gibt, so lang das kindt selb essen mag die starck speisz.

Czum funfftzehenden, Dieweil dann wir nit alle gleich sein, mussen wir die selben menschen dulden, und mit yhn halten und tragen, was sie halten und tragen, und sie nit vorachten, sondern underweyszen den rechten weg des[Rand: Röm 14, 1.] glaubens. Also leret sanct Pauel Ro. xiiij. Den schwachen im glauben nempt[Rand: 1. Cor. 9, 20 f.] an, yhn zuunterweisen. Alszo thet er auch selb i. Corin. ix. Ich hab mich gehalten mit denen, die unter dem gesetz waren, als were ich auch drunder,[Rand: Matth. 17, / 25 ff.] szo ich doch nith drunder was. Und Christus Math. xvij. da er den tzinsz pfennig solt geben, des er doch nit pflichtig war, disputiret er mit sanct Peter, ob die kinder der konig tzinsz musten geben odder allein ander leut, Antwort sanct Peter ›Allein ander leut‹. Sprach Christus ›szo sein der konige kindt frey: doch das wir sie nit ergern, szo ganng hin ansz mere, und wirff ein den angel, der erste fisch der do kumpt den nym, und in seinem mundt wirstu einen pfennig finden, den gib fur mich und dich.‹

Hie sehenn wir, das alle werck unnd ding frey sein einem Christen durch seinen glauben, unnd er doch, weil die andern noch nit gleuben, mit yhn tregt und helt, des er nit schuldig ist. Und das thut er aber ausz freyheit, dan er gewisz ist, es gefalle got also wol, unnd thut es gerne, nympts an wie ein ander frey werck, das im on sein erwelen auff die handt stosset, dieweil er begeret und sucht nit mehr, dan wie er nur wirck got zugefallen m in seinem glauben.

Dieweil aber wir in dissem sermon furgenommen zuleren, wilch rechtschaffen gute werck sein, unnd itzt von dem hochsten werck redenn, ists offenbar, das wir nit vonn den andern, drittenn odder vierden menschen reden, szondern von den ersten, denen die andern alle sollen gleich werden, und sie von den ersten szo lange geduldet und underweisset werden. Darumb sol man die selbigen schwachgleubigen, die gerne wolten wol thun und bessers leren, und [214] doch nit begreiffen mugen, in yrhen Cerimonien nit vorachten, szo sie dran klebenn, als sey es mit yhnen gar vorloren, sondern yhren ungelerten blinden meistern die schult gebenn, die sie den glaubenn nie geleret, szo tieff in die werck gefuret haben, und sol sie senfftiglich unnd mit seuberlicher musz widder erausz in den glauben furen, wie man mit einem krancken umbgaht, unnd zulassen, das sie etlichen werckenn ein weil lang umb yres gewissens willen noch anhangen unnd treiben als die nottigen tzur selickeit, szo lang sie den glaubenn recht fassen, auff das nit, szo wir sie szo schwind erausz reissen wollenn, yhr schwach gewissen gantz tzurschellet und voryrret werde, und widder glauben noch werck behalten. Aber die hartkopffigen, die, in wercken vorstockt, nit achten was man vom glaubenn sagt, auch dawidder fechten, sol man faren lassen, das ein blind den andern fure, wie Christus thet und leret.[Rand: Matth. 15, 14.]

Czum sechtzehenden, Sprichstu aber ›wie mag ich mich gewisz vorsehen, das alle mein werck got gesellig sein, szo ich doch zuweilen fall, tzu vil rede, esse, trinck, schlaff, odder yhe sunst uber die schnur farhe, das mir nit muglich ist zumeyden‹, Antwort: diesze frag tzeigt an, das du noch den glaubenn achtest wie ein ander werck und nit uber alle werck setzist. Dann eben darumb ist er das hochst werck, das er auch bleibet und tilget die selben teglichen funden, damit das er nit tzweiffelt, got sey dir szo gunstig, das er solchem teglichenn fal unnd der gebrechlickeit durch die finger ficht, ja ab auch schonn ein todlich fall geschehe (das doch denen, szo im glauben und gottis trawen leben, nimmer odder selten widderferet), stet doch der glaub widder auff, und tzweiffelt nit, sein sund sey schon dohin. Wie i. Johan. ij. steht: Das schreib ich euch, lieben[Rand: 1. Joh. 2, 1 f.] kinder, auff das yhr nit sundiget, szo aber jemand yhe fellet, szo haben wir einen vorsprechen fur got, Jesum Christum, der do ist ein vorgebung fur alle unser sund. Und Sap. xv. Und ob wir schone sundigeten, so sein wir doch[Rand: Weish. 15, 2.] die deinen, und erkennen, das du grosz bist. Und Prover. xxiiij. Sibenn mal[Rand: Spr. 24, 16.] mag fallenn ein gerechter mensch, stet aber sovil mal wider auff. Ja disse zuvorsicht und glauben musz also hoch und starck sein, das der mensch wisse, das alle sein leben und wircken eitel vordamplich sund sein fur gottis gericht, wie geschrieben stet psal. cxlij. ›Es wirt fur dir kein lebendig mensch rechtfertig[Rand: Ps. 143, 2.] erfunden‹, und musz an seinen wercken szo vortzweiffelen, das sie nit gut sein mugenn, dan durch diszen glauben, der sich keinisz gerichts, sondern lauterer gnad, gunst, huld und barmhertzickeit vorsicht, wie David psal. xxv. ›Deine[Rand: Ps. 26, 3.] barmhertzickeit ist mir stettis fur meinen augen, und bin guts muts gewesen an deiner warheit‹, und psal. iiij. ›die erleuchtung deins angesichts schwebt[Rand: Ps. 4, 7 f.] [215] ubir uns (das ist deiner gnad erkantnis durch den glauben) und damit hastu frolich gemacht mein hertz‹: dan wie er sich vorsicht, szo yhm geschicht.

Sich, alszo ausz barmhertzickeit unnd gnaden gottis, nit ausz yrher natur sein die werck on schuld, vorgeben und gut umb des glaubens willen, der sich auff die selbenn barmhertzickeit vorlessit. Alszo mussenn wir der werck halben uns furchtenn, aber der gnaden gottis halben trosten, wie geschrieben stet[Rand: Ps. 147, 11.] psal. cxlvi. Got hat einen gnedigen wolgefallen uber die, szo sich fur yhm furchten, und doch trawen auff seine barmhertzickeit. Alszo betten wir mit gantzer zuvorsicht ›Vater unser‹, und bitten doch ›vorgib uns unser schuld‹, sein kinder, und doch szunder, sein angenem, und thun doch nit genug: das macht alles in der glaube, in gottis hulde befestiget.

Czum sibentzehenden, Fragistu aber, wo der glaub und zuvorsicht muge funden werden odder herkummen, das ist freylich das notigist zuwissen. Zum ersten, an zweifel kompt er nit ausz deinen wercken noch vordinst, sondern allein ausz Jesu Christo, umbsunst vorsprochen und geben. Wie sanct Pauel[Rand: Röm. 5, 8.] Ro. v. ›Got macht uns seine lieb fast susz und freuntlich, in dem, das Christus fur uns gestorben ist, da wir noch sunder warenn‹, als solt ehr sagen ›solt uns das nit eine starck, unuberwindlich zuvorsicht machen, das, ehr wir drum gebeten odder gesorget haben, ja noch in sunden fur und fur wandelten, [Rand: Röm. 5, 9 f.] Christus fur unser sund stirbt?‹ Und folget ›szo dan Christus ein tzeitlang gestorbenn ist fur unsz, do wir noch sunder waren, wievil mehr, szo wir nu durch sein blut gerechtfertiget sein, werden wir selig werden durch yhn, und szo wir got vorsunet sein durch seinsz suns todt, do wir noch sein feindt waren, vil mehr, szo wir nu vorsunet sein, werdenn wir behalten werdenn durch sein leben.‹

Sich, alszo mustu Christum in dich bilden und sehen, wie in ym got seine barmhertzickeit dir furhelt und anbeuttet an alle deine vorkummende vordinst, unnd ausz solchem bild seiner gnadenn schepffen den glauben unnd zuvorsicht der vorgebung aller deiner sund. Darumb hebt der glaub nit an den wercken an, sie machen yhn auch nit, sondern er musz ausz dem blut, wunden unnd sterben Christi quellen und fliessen, In wilchem szo du sichst, das dir got szo hold ist, das er auch seinen sun fur dich gibt, musz dein hertz susz und got widderumb hold werden, und also die zuvorsicht ausz lauter gunst und lieb herwachszen, gottis gegen dir und deiner gegen got. Alszo leszen wir noch nie, das yemand der heilig geist gebenn sey, wan er gewirckt hat, aber altzeit, wan sie habenn das Evangelium von Christo unnd die barmhertzickeit gottis gehoret. Ausz dem selben wort musz auch noch heut und altzeit der glaub und sonst nindert herkommen. Dan Christus ist der fels,[Rand: 5. Mos. 32, 13.] da man butter unnd honig ausz seugt, wie Moses sagt Deutro. xxxij.

Von dem andern guten werck

[216] Von dem andern guten werck.

Czum achtzehenden, Sich, biszher habenn wir das erste werck unnd erste gebot gehandelt, dennoch fast kurtz, grob und ubirhin, dan gar vil davon zusagen were. Nu wollen wir die werck weiter suchenn durch die nachfolgenden gebot.

Das andere und nechste werck nach dem glauben ist das werck des andern gebottis, das wir gottis namen ehren unnd nit unnutz brauchen sollen, wilchs, gleich wie alle andere werck, on den glauben nicht geschehn mag, geschicht es aber on ihn, so ists ein lauter gleissen und schein. Nach dem glauben mugen wir nichts grossers thun, dan gottis lob, ehre, namen preiszen, predigen, singen, und allerley weisz erheben und groszmachen.

Und wie wol ich droben gesagt, unnd war ist, das kein unterscheid ist unter den wercken, wo der glaub ist und wirckt, so ists doch zuvorstehn, wan sie gegenn dem glauben unnd seinem werck geachtet werden: aber sie untereinander zumessen, ist ein unterscheid und eins hoher dan das ander. Gleich wie im leichnam die glidmasz gegenn die gesuntheit kein unterscheid haben, und die gesuntheit in einem gleich wirckt, wie in dem andern, szo sein doch der glidmasz werck unterschidenn, unnd eins hoher, edler, nutzlicher, dan das ander. Alszo auch hie gottis ehre und namen preissen ist besser dan die folgendenn werck der andere gebot, und musz doch in dem selben glauben gahn, da alle ander inne gahn.

Ich weis aber wol, das ditz werck gering geacht, datzu unbekant ist wordenn, darumb wollen wirs weiter ansehen, unnd lassens gnug gesagt sein, das solchs werck sol geschehn im glauben und zuvorsicht, es gefalle got wol. Ja, es ist kein werck, darinne man szo eben empfindt und fulet die zuvorsicht und glauben, als in gottis namen ehren, und hilfft seher den glauben stercken und mehren, wie wol alle werck helffen auch dartzu, wie sanct Petrus sagt ij. Pet. i. lieben bruder, habt fleis, das yhr durch gute werck ewre beruffung[Rand: 2. Petr. 1, 10.] und erwelung gewis macht.

Czum neuntzehenden, Gleich wie das erst gebot vorbeut, wir sollen kein andere gotter haben, und darunder gebeut, wir sollen einen, den rechten got haben durch einen festen glaubenn, trawen, tzuvorsicht, hoffen unnd lieb, wilchs allein die werck sein, damit man einen got haben, ehren und behalten mag (Dan mit keinem anderen werck mag man got erlangenn odder vorliren, dan allein mit glauben odder unglaubenn, mit trawen odder tzweiffeln: der andern werck reichet keins nit bisz tzu got), also auch im andern gebot wirt vorbottenn, [217] wir sollen seinen namen nit unnutz brauchenn. Doch wil das nit gnug sein, szondern wirt darunder auch geboten, wir sollen seinen namen ehren, anruffenn, preyssen, predigen und loben. Unnd tzwar ists nit muglich, das gottis namen solt nit vorunehret werdenn, wo er nit recht geehret wird. Dann ob er schon mit dem mund, knye bogen, kussen odder ander geberden wirt geehret, szo das nit im hertzenn durch denn glaubenn in gottis hulde tzuvorsicht geschicht, ist es doch nichts, dan ein schein und farb der gleissenerey.

Nu sich, wie mancherley guter werck der mensch mag in dissem gebot alle stund thun und nymmer on gut werck disses gebottis seinn, so er wil, das er furwar nit weit darff wallen odder heilig stet suchen. Dan sag an, wilch augen blick mag vorgehn, darinnen wir nit on unterlasz gottis guter empfahen, odder aber bosze widderwertickeit leiden? Was sein aber gottis gutter unnd widerwertickeit anders, dan stettige vormanung und reytzung, got zuloben, ehren und gebenedeyen, yhn und seinen namen antzuruffen? Wan du nw aller dinge mussig werest, hettestu nit genug zuschaffen allein an dissem gebot, das dw gottis namen on unterlasz gebenedeiest, sungest, lobest und ehrest? Und wotzu[Rand: Ps. 51, 17.] ist die tzung, stym, sprach und der mundt anders geschaffen? wie psal. l. Herr,[Rand: Ps. 51, 16.] thu auff meine lippenn, das mein mund muge vorkunden dein lob. Item, Mein tzunng sol erhebenn dein barmhertzickeit. Was ist im hymel fur ein [Rand: Ps. 84, 5.] werck, dan diszes andern gebottis? wie am lxxxiij. psalm stet: Selig seinn, die do wonen in deinem hausz, sie werden dich loben ewiglich. Also sagt auch[Rand: Ps. 34, 2.] David am xxxiij. psalm: Gotis lob sol sein altzeit in meinem munde. Und[Rand: 1. Cor. 10, 31.] S. Paulus i. Corin. x. Ihr esset odder trincket odder thut etwas anders, szo[Rand: Col. 3, 17.] thut es allis got zuehren. Item Colossen. iij. Alles was yhr thut, es sey mit worten odder werckenn, thut es in dem namen unsers herren Jhesu Christi, got dem vatter tzu lob unnd danck. Wen wir disses wercks warnhemen, szo hetten wir hie auff erden ein hymelreich und alletzeit gnug zuthun, gleich wie die seligen ym hymel.

Czum xx. Da her kompt das wunderliche unnd recht urteil gottis, Das tzuweilenn ein armer mensch, dem niemand ansehen kan vil unnd grosse werck, bey yhm selb in seinem hausz got frolich lobet, wen es ym wol geht, odder mit gantzer zuvorsicht anrufft, so yhn etwas anstosset, und damit ein grosser und angenhemer werck thut, dan ein ander, der vil fastet, bettet, kirchen stifftet, wallferet, und hie und da sich mit grossen thaten bemuhet. Hie geschicht dem selben narren, das er das maul auffsperret und noch grossen wercken sicht, so gar vorblendet, das er disses grosten wercks auch nymmer gewar wirt, und got loben in seinen augen gar ein klein ding ist fur den grossen bilden [218] seiner eigen erdachten werck, in wilchen er villeicht sich mehr dan got lobet, odder yhe yhm selb einen wolgefallen drinnen hat, mehr dan in got, unnd also mit gutten wercken sturmet widder das ander gebot und seine werck, gleich wie der Phariseus im Evangelio und der offenbar sunder diszes alles ein[Rand: Luc. 18, 10 ff.] ebenbild gebenn. Dan der sunder ruffet got an in seinen sunden, lobet yhn, und traff die tzwey hochsten gebot, den glauben und gottis ehre. Der gleissener feylet yhrer beyde, und pranget daher mit andern guten wercken, durch wilch er sich selb und nit got rumet, mehr auff sich dan auff got sein trawenn setzet. Darumb ist er billich vorworffen und jhener ausserwelt.

Das macht alles, das, yhe hoher unnd besser die werck sein, yhe weniger sie gleissen, dartzu, das ein ider man die selben vormeint leichtlich zuthunn, die weil man sicht fur augenn, das niemant szo fast sich stellet gottis namen unnd ehre preissen, als ebenn die, die es nymmer thun, und mit solchem gleissen, die weil das hertz on glauben ist, dem kostlichen werck ein vorachtung machen, das auch der Apostel sanct Paul Roma. ij. thar frey sagen, das die gottis[Rand: Röm. 2, 23.] namen am meisten lefterenn, die von dem gesetz gottis sich rumenn. Dan gottis namen zunennen und sein ehre auffs papyr und an die wend zuschreiben, ist leicht geschehen: aber yhn gruntlich loben und gebenedeyen in seinen woltaten und anruffen trostlich in allen anstossen, das sein furwar die aller seltzamsten, hochsten werck nechst dem glaubenn, das wen wirs sehen solten, wie wenig der sein in der Christenheit, mochtenn wir vor jamer vortzagenn. Und doch ymmer die weyll sich mehren die hoch, hubsch, ubergleissende werck, die menschen erdacht haben, odder die dissen rechten wercken an der farb gleich sein, im grund alles glaublos, trewlos, und kurtz umb nichts guts dahindenn. Also strafft auch Isaias xlviij. das volck von Israel ›Horet yhr, die yhr den[Rand: Jes. 48, 1.] namen habt, als weret yhr Israel, die yhr schweret bey dem namen gottis, unnd gedenckt sein noch in der warheit noch gerechtickeit‹, das ist, das sie es nit im rechten glauben und zuvorsicht thetenn, wilch die rechte warheit und gerechtickeit ist, sondern traweten auff sich selb, yrhe werck und vormugen, und doch gottis namen anrufften und lobten, wilch sich nit zusammen fugen.

Czum xxi. Szo ist nu das erste werck disses gebottis Got loben in allen seinen wolthaten, der unmeszlich vil sein, das auch solchs lobs und dancks billich kein unterlasz, noch ende sein sol. Dann wer mag yhn volkommen loben fur das naturlich leben, schweig dan fur alle tzeitlich und ewige gutter? Und also ist der mensch mit dissem einigen stuck disses gebottis ubirschuttet mit gutten kostlichen wercken, welche szo ehr in rechtem glaubenn ubet, ist er furwar nit unnutz hie gewesen. Unnd in dissem stuck sundiget niemandt szo [219] fast, als die allergleisenisten heiligenn, die yhn selbs wolgefallenn, sich gerne rhumen, odder yhe gerne horen yhr lob, ehre unnd preysz fur der welt.

Darumb ist das ander werck disses gebottis sich huten, flihen und meyden alle tzeitliche ehre unnd lob, und yhe nit suchen seinen namen, gerucht und grosz geschrey, das yderman von yhm sing und sag, wilchs gar ein ferliche unnd doch die aller gemeinste sund ist, und leyder wenig geacht. Es wil yhe ydermann etwas gesehnn werden, und nit der geringste sein, wie gering ehr ymmer ist: szo tieff ist die natur vorbosset in yhr eygenn gutdunckel und in yhr selbs eygen vortrawen widder disse tzwey ersten gebot.

Nu achtet man disz grausam laster in der welt fur die hochsten tugent, umb wilchs willen ubirausz ferlich ist, heydenische bucher und historien zulesen odder horen denen, die nit vor wol sein in den gottis gebotten und der heiligen schrifft historien vorstendiget unnd erfarenn. Dan alle heidenische bucher seind mit diser gifft des lob und ehre suchens gantz durchmachet, darinnen man der blinden vornunfft nach lernet, als sein das nit thetige odder thewre menschen, noch werden mugenn, die sich nit lassenn lob und ehre bewegen, und die fur die besten geachtet werden, die leib und leben, freund und gut, unnd alles hyndan setzen, das sie lob und ehr erjagenn. Es haben alle heilige vetter ubir disz laster geklagt unnd eintrechtlich beschlossen, das es das aller letzte laster sey tzuubirwinden. S. Augustinus spricht: alle ander laster geschehn in boszen wercken, on allein die ehre und eygen wolgefallen geschicht in unnd von den gutenn wercken.

Darumb wen der mensch aber nit mehr tzu thun het, dan dis andere werck disses gebottis, het er dennoch sein leben lang ubir heubt tzuschaffenn, mit dissem laster tzufechtenn, das szo gemein, szo listig, szo behend und thenisch ist ausz tzutreiben. Nu lassen wir ditz gutte werck alle steen und uben uns in vilen anderen, geringeren guten wercken, ja eben durch andere gutte werck disses umbstossen und gantz vorgessen: also wirt den der heilige namen gottis durch unsern vorfluchten namen, eigen wolgefallen und ehr suchen unnutz angenommen und vorunehret, der allein solt geehret werden, wilch sund schwerer ist fur got, dan todtschlag und ehbruch, aber seine boszheit sicht man nit szo wol, als des todschlags, umb seiner subtilickeit willen, dan sie nit im groben fleisch, sondern im geist volnbracht wirt.

Czum xxij. Es meynen etliche, das es gut sey fur junge leut, szo sie mit rum, ehre, widderumb mit schande und schmach gereitzt und wol zuthun beweget werden. Dan vil sein, die gut thun und ubel lassen umb furcht der schande und liebe der ehre, das sie sonst in keinen weg theten odder lissen. [220] Die lasz ich so halten. Aber wir suchen itzt, wie man recht gute werck thun solle, unnd die datzu geneigt sein, durffen furwar nit, das sie mit furcht der schande und lieb der ehre getrieben werden, sondern sie haben unnd sollen haben ein hoher und vil edler treiben, das ist gottis gebot, gottis furcht, gottis wolgefallen, und ihr glaube und lieb zu got. Wilch disze treybung nit haben odder nit achten, und lassen sich schand odder ehre treyben, die nemen auch damit yhren lon, wie der her sagt Math. vi. und wie das treiben ist, szo ist[Rand: Matth. 6, 2. 5.] auch das werck und der lohn, keinisz nit gut, dan allein fur den augen der welt.

Nu acht ich, man kund ein jung mensch szo leicht gewenen und treiben mit gottis furcht und gebotten, als mit keinem andern. Doch wo das selb nit wil helffen, mussen wir sie dulden, das sie durch schand unnd ehr willen guttis thun unnd boszes lassen, gleich wie wir dulden mussen auch bosze menschen odder die unvolkommenden, von denen droben gesagt ist, kunden auch nit mehr datzu thun dan yhn sagen, wie yhr thun nit gnugsam und recht fur got sey, und sie szo lassenn, bisz sie lernen auch umb gottis gebots willenn recht thun, gleich wie die jungen kinder mit gaben und vorheissen der eldern gereitzt werden, zu beten, fastenn, lernen rc. das doch nit gut wer yhr lebelang zutreiben und nymmer lernen in gottis furchten gut thun, vil erger, szo sie umb lobs und ehre willen gut zuthun gewoneten.

Czum xxiij. Das ist aber war, das wir mussen dennoch einen guten namen und ehre haben, unnd sol sich yderman szo haltenn, das man nichts ubels vonn yhm sagen muge, noch jemand sich an yhm ergere, wie sanct Paulus sagt Ro. xij. Wir sollen fleis haben, das wir guttis thunn, nit allein[Rand: Röm. 12, 17.] fur got, sondern auch fur allen menschen, und ij. Corint. iiij. wir halten uns[Rand: 2. Cor. 4, 2.] szo ehrlich, das kein mensch nit anders vonn unns wisse. Aber hie musz grosser fleisz und fursichtickeit sein, das die selbe ehre und guter name das hertz nit auff blase und yhm ein wolgefallen drinne mache. Und hie geht der spruch Salomonis: wie das fewr im offen beweret das golt, szo wirt der[Rand: Spr. 27, 21.] mensch beweret durch den mundt des, der yhnn lobet. Wenig unnd gantz hochgeistliche menschen mussen das sein, die in ehre unnd lob blos, gelassen und gleich bleiben, das sie sich der selben nit annehmen, gutdunckel und gefallen drinnen haben, sondern gantz frey unnd ledig bleyben, alle yhr ehre und namen allein got zurechnen, yhm allein aufftragen, unnd der selben nit anders gebrauchenn, dan got zu ehre und dem nehsten tzur besserung, unnd yhn selbs gar nichtz tzu eygenem nutz odder vorteil, alszo, das er sich seiner ehre nit vormesse odder erhebe uber den aller untuchtigisten, vorachtisten menschenn, [221] der auff erden sein mag, sondern erkenne sich als einen knecht gottis, der yhm die ehre geben hat, yhm unnd seinem nehsten damit tzudienen, nit anders, dan als het ehr yhm befolen, etlich gulden umb seinen willen ausztzuteilen[Rand: Matth. 5, 16.] den armen. Also sagt ehr Math. v. Ewer licht soll leuchtenn fur den menschen, auff das sie sehen ewer gutte werck, unnd ehrwirdigen ewern vatter, der im hymel ist. Ehr spricht nit ›sie sollen euch ehrwirdigen‹, szondern ›ewr werck sollen nur yhnen tzur besserung dienen, das sie da durch got in euch und in yhn selbs lobenn.‹ Das ist der rechte prauch guttis namen und ehre, wen got da durch gelobt wirt durch anderer besserunge. Unnd wo die leut uns wollenn unnd nit got in uns loben, sollen wirs nit leyden, unnd mit allen krefften weren und flihen, als vor der allerschweresten sund und dieberey gotlicher ehre.

Czum xxiiij. Da her kompt es, das got vil mal lessit einen menschen in schwere sunde fallen odder ligen, auff das er fur yhm selbs und yderman zuschanden werd, der sonst nit het sich mocht enthalten fur diszem grossen laster der eytel ehre unnd namen, szo er in grossen gaben und tugenden were bestanden blieben, und gleich got mit andern schweren sundenn disszer sund weren musz, das sein heiliger name in ehren allein bleybe, und wirt also ein sund der ander ertzney umb unser vorkereten boszheit willen, die nit allein das ubel thut, szondern auch allis guten miszpraucht.

Nu sihe, wie vil der mensch zuschaffen hab, szo er wil gute werck thun, die yhm alletzeit mit grossen hauffen vorhanden ligen, und allenthalben damit umbringt ist, und leyder fur blindheit sie lessit ligen, und andere seynsz dunckens und wolgefallens ersucht und folget, das niemand genugsam da widder reden, niemand gnugsam sich dafur huten kan. Damit haben alle Propheten zuschaffen gehabt, unnd sein alle drob erwurget, allein darumb,[Rand: Jer. 7, 21 f.] das sie die selben eygen erdachtenn werck vorworffen und nur gottis gebot predigeten, der einer Hieremias vij. spricht: Alszo lest euch got von Israel sagen ›Nemet hin ewr opffer, und thut sie zusammen mit allen ewern gaben, und fressit ewer opffer und fleisch selbs, dan ich hab euch von den selben nichts geboten, sondern das hab ich euch gebotten, yhr sollet meine stym horen (das ist, nit was euch recht und gut dunckt, sondern was ich euch heisse) und wandeln[Rand: 5. Mos. 12, 8. / 32.] in dem wege, den ich euch gebotten hab‹, und Deutro. xij. Du solt nit thun, was dich recht und gut dunckt, sondern was dein got dir gebotten hat.

Disze und der gleichen untzelich spruch der schrifft sein gesagt, den menschen abtzureissen nit allein von den sundenn, sondern auch von den wercken, die sie gut und recht duncken, unnd nur auff gottis gebot einfeltiger meynung [222] zurichten, das sie der selben allein und altzeit fleissig warnehmen, wie Exo. xiij. stet geschrieben: Du solt dir disse mein gebot lassen sein wie ein maltzeichen[Rand: 2. Mos. 13, 9.] in deiner handt und also ein stetiges furbild fur deinen augen, und psal. i.[Rand: Ps. 1, 2.] Ein frum mensch, der redt auch mit yhm selb von dem gebot gottis tag und nacht. Dan wir haben mehr dan gnug und zuvil zuschaffen, wen wir gottis geboten allein sollen gnug thun, Er hot uns solch gebot gebenn, wilch so wir vorstehn, furwar kein augenblick durffen mussig gehen, und aller anderer werck wol vorgessenn kundenn. Aber der bosz geist, der nit ruget, wo ehr nit kan uns auff die lincken seyten in die bossen werck furen, ficht er auff der rechten seyten durch eigen erdachte, scheinend gute werck, widder wilchs got gebotten hat Deutro. xxviij. Josue xxiij. Jr solt nit wancken von meinen gebotten,[Rand: 5. Mos. 28, 14. / Jos. 23, 6.] widder tzur rechten noch tzur lincken hand.

Czum xxv. Das drit werck disses gebottis ist gottis namen anruffen in allerley nodt. Dan das achtet got seinen namen geheiliget unnd grosz geehret, szo wir yhn nennen und anruffen in der anfechtung und nodt. Auch entlich das die ursach ist, warumb er uns vil nodt, leiden, anfechtung, auch den todt zufugt, dartzu noch in vielen boszen, sundigen neygungen leben lessit, auff das er da durch den menschen dring unnd grosse ursach gebe zu yhm lauffen, schreyen, seynen heiligen namen anruffen, und alszo dis werck des andern gebottis zuerfullen, wie ehr sagt psal. xlix. Ruff mich an in deiner nodt, so[Rand: Ps. 50, 15. 14.] wil ich dir helffen, so soltu mich ehren, dan ein opffer des lobs wil ich haben. Und dasselb ist der weg, da durch du magest kommen tzur selickeit, dan durch solchs werck wirt der mensch gewar und erferet, was gottis name sey, wie mechtig er ist zuhelffen allen, die yhn anruffen, und wechst da durch fast seher die zuvorsicht und glaub, damit das erst unnd hochst gebot erfullet. Das hett erfaren David psal. liij. Dw hast mich erloset von aller nodt, drum wil[Rand: Ps. 54, 9. 8.] ich deynen namen nach sagen und bekennen, das er liplich und fusz ist, und psal. xc. spricht got: Ich wil yhn erlosen, drumb das ehr in mich hoffet, ich[Rand: Ps. 91, 14.] wil yhm helffenn, darumb das er meinen namenn erkennet hat.

Nu sich, wilcher mensch ist auff erden, der nit gnug het sein leben lang auch an dissem werck zuthun? dan wer ist on anfechtung ein stund lang? ich wil schweigen der anfechtungen der widderwertickeit, der untzehlich vil sein. Ist doch auch das die ferlichst anfechtung, wen kein anfechtung da ist, und alles wol steht und zugaht, das der mensch in dem selben gottis nit vorgesse, zu frey werde und miszprauch der gluckseligen zeit. Ja hie bedarff er tzehenn mal mehr gottis namen anruffen, den in der widderwertickeit. Dieweil geschrieben stet psal. xc. Tausent fallen auff der lincken seyten, und tzehen tausent[Rand: Ps. 91, 7.] [223] auff der rechten seyten. Auch so sehen wir das am hellen tage in allen menschenn teglicher erfarung, das grausamer sund unnd untugent geschehenn, wen frid ist, alle ding wolfeyl, unnd gute zeit ist, denn so krieg, pestilentz, kranckheiten und allerley ungluck uns beladen hat, das auch Moses sein volck besorget, es wurd vonn keiner ursach gottis gebot vorlassen, den das es zuvol,[Rand: 5. Mos. 32, 15.] tzusat were und zuvil ruge hette, wie er sagt Deutro. xxxij. Mein liebs volck ist reich, vol und fett worden, drumb hat es widder seinen got gestrebet. Derhalben auch got dem selben uberbleyben liesz vil seiner feind, unnd wolt sie nit vortreyben, auff das sie nit ruge hetten, und sich uben musten in gottis[Rand: Richt. 3, 1 f.] geboten zuhalten, wie Judic. iij. geschrieben steht. Also thut er auch uns, wen er uns allerley ungluck zusugt, so gar sorgfeltig ist er ubir uns, das er uns lere unnd treybe, seinen namenn ehren und anruffen, zuvorsicht unnd glauben gegen yhm gewinnen, und also die ersten tzwey gebot erfullen.

Czum xxvi. Hie handeln nu die thorichten menschen ferlich, und sonderlich die eygenwirckischen heyligen, und was etwas besonders sein wil: da leren sie sich segnen, der bewaret sich mit brieffen, der leufft zu denn weyszsagern, einer sucht disz, der ander das, da mit sie nur dem unfal entlauffen unnd sicher sein. Es ist nicht tzurtzehlen, was teuffelsch gespenst in dissem spiel regirt mit tzawbern, beschweren, miszglauben, das alles darumb geschicht, das sie nur gottis namen nit durffen und yhm nichts vortrawen. Hie geschicht dem namen gottis und beyden ersten gebotten grosse unehre, das man das bey dem teuffel, menschen odder creaturen sucht, das allein bey got durch einen reinen, blossen glauben, zuvorsicht und frolichs erwegen und anruffen seins heiligen namen solt gesucht und gefunden werden.

Nu greiff du es selb mit der hand, ob das nit ein grosse, tolle vorkerung ist: dem teuffel, menschen und creaturen mussen sie glauben und sich zu yhn das beste vorsehn, und on sulchen glauben und zuvorsehen helt unnd hilfft nichts. Was sol doch der frum, trew got entgeltenn, das man yhm nit auch szo vil odder mehr glaubt und trawet, den dem menschen unnd teuffel, so er doch nit allein zusagt hulffe und gewissen beistand, sondern auch gepeut, desselben zuvorsehen, und allerley ursach gibt und treybt tzu solchem glauben und trawen in yhn zusetzen? Ist das nit kleglich unnd tzurbarmen, das der teuffel odder mensch, der nichts gebeut, auch nicht dringt, sondern allein zusagt unnd vorspricht, ubir got gesetzt, der do tzusagt, dringt und gepeut, unnd mehr von yhm, den von got selber gehalten wirt? Wir solten uns billich schemen und von denen exempel nhemen, die dem teuffel odder menschen trawen. [224] Dan szo der teuffel, der doch ein boszer, lugenhafftiger geist ist, helt glauben allen den, die mit yhm sich vorbinden, wievil mehr, ja allein der aller gutigifte, warhafftigiste got wirt glauben halten, szo yemandt ym trawet! Ein reicher man trawet und vorlessit sich auff sein gelt und gut, unnd es hilfft yhm, und wir wollen nit trawen und uns vorlassen auff den lebendigen got, das er uns helffen wolle odder muge? Man spricht ›gut macht mut‹, das ist war, wie Baruch iij. schreibt, das golt sey ein ding, da die menschen sich auff[Rand: Baruch 3, 17.] vorlassen. Aber gar vil grosser ist der mut, den da macht das hochst, ewig gut, auff wilch sich nit menschen, sondern allein gottis kinder vorlassen.

Czum xxvij. wen nu schon disser widderwertickeit keine uns tzwunge, gottis namen antzuruffen und yhm zutrawen, so were doch wol die sund allein ubrig gnugsam, uns in dissem werck tzu uben unnd treibenn. Dan die sund hat uns umbleget mit dreyerley starckem, grossem here. Das erst ist unser eygen fleisch, das ander die welt, das drit der bosze geist, durch wilche wir on unterlasz getrieben und angefochten werden, Damit uns got ursach gibt, on unterlasz gutte werck zu thun, das ist mit den selben feynden und funden streyten: das fleisch sucht lust unnd ruge, die welt sucht gut, gunst, gewalt unnd ehre, der bosze geist sucht hoffart, rhum und eygen wolgefallen und anderer leut vorachtung.

Unnd sein disse stuck allesampt szo mechtig, das ein iglichs fur sich selb gnugsam ist, einen menschenn zubestreiten, unnd wir sie doch in keinen weg nit uberwinden mugen, dan allein mit anruffen des heiligenn gottis namen in einem festen glauben, wie Salomon prover. xviij. sagt: Der name gottis[Rand: Spr. 18, 10.] ist ein fester thurm, der glewbige fleucht dahin und wirt uber alles erhabenn. Also David psal. cxv. Ich wil den heilsamenn kilch trincken und gottis namen[Rand: Ps. 116, 13.] anruffen. Item psal. xvij. Ich wil mit lob got anruffen, szo wird ich von[Rand: Ps. 18, 4.] allen meinen feinden behalten werden. Disse werck und die krafft des gotlichen namens ist uns unbekant worden, darumb das wir sein nit gewonet, noch nie mit sunden ernstlich gestrieten unnd seins namens nit bedorfft haben: das macht, wir sein in unsern eygen erdachten wercken allein geubt, die wir durch unser krefft haben thun mugen.

Czum xxviij. Auch sein disses gebottis werck, das wir nit schweren, fluchen, liegen, triegen, tzaubern sollen mit dem heiligen namenn gottis, unnd andere misprauch treyben, das dan fast grob stuck sein unnd yderman wol bekant, wilche sund man fast allein in dissem gebot geprediget und vorkundiget hat. In wilchen auch begriffen ist, das wir auch weren sollen andern liegen, schweren, triegen, fluchen, zaubern und andere weisz mit gottis namen sundigen. Darinnen aber vil ursach geben werden, guttis zuthun und bosses zuweren.

[225] Aber das grossest und allerschwerist werck disses gebottis ist, schutzen den heiligen namen gotis widder alle, die sein miszprauchen geistlicher weisze, und yhn auszpreyten unter die alle. Dan das ist nit gnug, das ich fur mich selbs und in mir selbs gotlichen namen lobe und anruffe in gluck und ungluck. Ich musz erfur tretten und umb gottis ehre und namen willen aufs mich[Rand: Matth. 10, 22.] laden feyntschafft aller menschen, wie Christus sprach zu seinen jungern: Es werden euch feyndt seyn umb meins namens willen alle menschen. Hie mussen wir vatter, mutter und die besten freund ertzornenn. Hie mussen wir widder die ubirkeiten geistlich unnd weltlich streben und ungehorsam gescholten werden. Hie mussen wir die reichen, gelereten, heiligen, und alles was etwas ist in der welt, widder uns erwecken. Und wiewol das sonderlich schuldig sein tzuthun, den gottis wort tzupredigenn befolenn ist, szo ist doch auch ein iglicher Christen dartzu vorpunden, wo es die zeit und stat foddert: dan wir mussen fur den heiligen namen gottis setzen und dar geben alles, was wir haben und mugen, und mit der that beweissen, das wir got und seinen namen, ehre und lob uber alle ding lieben, unnd in yhn uber alle ding trawen, und guttis vorsehen, Damit zu bekennen, das wir yhn fur das hochst gut achten, umb wilchs willen wir alle ander gutter faren lassen unnd zusetzenn.

Czum xxix. Hie mussen wir widder strebenn zum ersten allem unrecht, wo die warheit odder gerechtickeit gewalt und not leydet, unnd mussen in dem selben kein unterscheid der personen haben, wie etlich thun, die gar fleissig und emsig fechten fur das unrecht, das den reichen, gewaltigen, freunden geschicht, aber wo es dem armen odder vorachten odder feynden geschicht, sein sie wol stil und gedultig: dise sehen den namen und die ehre gottis nit in yhm selbs an, sondern durch ein gemalt glasz, und messen die warheit odder gerechtickeit nach den personen, und werden nit gewar yrhes falschen auges, das do mehr sicht auff die person, dann auff die sach. Das seinn heuchler in der haut und furen nur einen schein, die warheit tzuschutzenn. Dan sie wol wissenn, das es on ferlickeit ist, wo man den reichen, gewaltigen, gelereten, freunden beystett, und kan der selben widder geniessen, von yhn beschutzt und geehret werden. Der massen ists gar leicht tzu fechtenn widder das unrecht, das babstenn, konigen, fursten, bischoffen und andern grossen hansen widderferet. Hie wil ein yderman der frumst sein, da es nit szo not ist. O wie heymlich ist hie der falsche Adam mit seinem gesuche, wie sein deckt er seines geniesz geytz mit dem namen der warheit und gerechtickeit und gottis ehren! Wo aber einem armen und geringen menschenn etwas widderfereth, da findt das falsch auge nit viel geniesz, sicht aber wol die ungunst der gewaltigenn: drumb lesset er den armen wol ungeholffen bleyben. Und wer mocht die menig disses [226] lasters ertzelen in der Christenheit? Also spricht got am lxxxi. psalmen ›wie[Rand: Ps. 82, 2 ff.] lange richtet yhr szo unrecht unnd seht auff die person des ungerechten? Richtet dem armen und weiszen seine sach, und dem elenden und dorfftigen foddert sein recht. Erloset den armen, und dem vorlassen helfft von der gewalt des ungerechten‹. Aber man thuts nit, drumb folget auch daselben ›sie[Rand: Ps. 82, 5.] wissen nichts, und vorstehn auch nichts, wandeln im finsternisz‹, das ist, die warheit sehenn sie nit, szondern allein hafften sie in dem ansehen der grossen, wie unrecht sie sein, erkennen auch die armen nit, wie gerecht sie sein.

Czum xxx. Sihe, da weren wol vil gutter werck vorhandenn. Dann das mehrer teil der gewaltigenn, reychen und freunden thun unrecht unnd treyben gewalt widder die armen, geringen und widderparten, und yhe grosser, yhe erger, und wo man nit mit gewalt weren kan und der warheit helffen, das man doch das selb bekenne, und mit worten dartzu thu, den ungerechten nit zufalle, yhn nit recht gebe, sondern die warheit frey erausz sage.

Was hulffs doch, szo der mensch allerley guttis thet, tzu Rom unnd zu allen heiligen stetten lieffe, alles ablas erwurbe, alle kirchenn unnd stiffte bawet, wo er hie schuldig erfunden wurd, in dem namen und ehre gottis, das er disselb geschwigen unnd vorlassen het, sein gut, ehre, gunst und freund grosser geacht, dan die warheit, die gottis namen und ehr selber ist? Odder wer ist der, dem solchs gute werck nit teglich fur seine thur und in sein hausz kumpt, das ym nit not were, weyt zulauffenn odder fragen noch gutenn wercken? Und wen wir der menschen leben ansehen, wie es in dissem stucke an allen orten szo gar schwind und leicht feret, mussen wir mit dem propheten ruffen ›Omnis homo mendax, Alle menschen sein falsch, liegen und[Rand: Ps. 116, 11.] triegen‹: dan die rechten heubt gutte werck lassen sie anstehen, schmucken und ferben sich mit den geringsten, und wollen from sein, mit stiller ruge gen hymel farenn.

Sprichstu aber ›warumb thuts got nit allein und selber, szo er doch wol kan unnd weisz, einem yeden zuhelffen?‹ Ja er kans wol, ehr wil es aber nit allein thun, er wil, das wir mit yhm wircken, unnd thut uns die ehre, das er mit uns und durch uns sein werck wil wircken. Unnd ob wir uns der ehre nit wollen gebrauchen, szo wirt ersz doch allein auszrichten, den armen helffen, unnd die yhm nit haben wollen helffenn und die grosse ehre seinis wercks vorschmecht, wirt er sampt den ungerechten vordampnen, als die, die es mit den ungerechten gehalten haben, Gleich wie er allein selig ist, er wil aber uns die ehre thun, und nit allein selig sein, sondern uns mit yhm selig haben. Auch wo ersz allein thet, szo weren seine gebot uns vorgebens gesetzt, die weil niemand ursache hette sich zu uben in den grossen wercken der selben [227] gebot, wurd auch niemand vorsuchen, ob er got und seinen namen fur das hochst gut achtet und umb seinen willen alles zusetzet.

Czum zxxi. Desselben wercks ist auch, widder tzustreben allen falschen, vorfurischen, yrrigen, ketzerischen leren, allem misprauch geistlicher gewalt. Das ist nw vil hoher, Dan die selben fechten eben mit dem heiligen gottis namen widder gottis namen. Derhalben es einen grossen schein hat und ferlich dunckt, yhn widder zusteenn, Die weil sie furgeben, das, wer yhn widderstrebt, der widderstreb got und allen seinen heiligen, an derer stat sie sitzen und yrher[Rand: Luc. 10, 16.] gewalt brauchen, sprechen, das Christus von yhn gesagt habe ›Wer euch horet, der horet mich, unnd wer euch voracht, der vorachtet mich‹, auff welche wort sie sich gar starck lehnen, frech unnd kun werden, zusagen, thun, lassen, was sie wollen, bannen, vormaledeyen, rauben, todten, unnd alle yhre schalckeit, wie sie es nur lust unnd erdenckenn mugen, on alle hindernisse zutreibenn. Nu hat Christus nit gemeint, wir sollen sie horen in allem, was sie sagen unnd thun, sondern, wen sie sein wort, das Evangelium, nit yhr wort, sein werck, und nit yhr werck uns furhalten. Wie mochten wir sonst wissen, ob yhr lugen und sund zumeyden weren? Es musz yhe ein regel haben, wie fern sie zuhoren und yhn zufolgen sey, wilch regel nit von yhn, sondern von got uber sie gesetzt seinn musz, darnach wir uns zurichten wissen, wie wir horen werden ym vierden gebot.

Nu musz es also sein, das auch ym geistlichen stand das mehrer teil falsche lere predige und geistlicher gewalt misprauch, damit unsz ursach geben werde, disses gebottis werck zuthun, und wir vorsucht werden, was wir gegen solche gottis lesterer umb gottis ehre willen thun und lassen wollen.

O wen wir hie frum weren, wie offt musten die official buffen yhren babstlichen und bischoflichen ban vorgebens fellen, wie soltenn die Romischen donnerschleg szo matt werdenn! Wie offt must mancher das maul halten, dem itzt die welt musz zuhoren, wie wenig wurd man prediger findenn in der Christenheit! Aber es hat ubirhand genommen, was unnd wie sies nur furgeben, musz alles recht sein. Hie ist niemant, der fur gottis namen und ehre streitte, unnd ich acht, das nit grosser noch gemeiner sund in den eusserlichen wercken geschehe, dan in dissem stuck. Es ist hoch, das wenig vorstehn, dartzu mit gottis namen und gewalt geschmuckt, ferlich antzugreiffen. Aber die Propheten vortzeiten sein meister daryn gewesen, auch die Apostellenn, sonderlich sanct Paul, die sichs gar nicht liessen anfechten, obs der ubirst odder unterst priester gesagt, in gottis odder seinem eygen namen gethon hetten. Sie nahmen der werck und wort war, und hielten sie gegen gottis gebot, unangesehenn, ob [228] es der grosse Hans odder klein Nickel gesagt, in gottis odder menschen namen gethan hette. Darumb mustenn sie auch sterben, davon zu unsern tzeitten vil mehr zusagen were, dan es itzt vil erger ist. Aber Christus und sanct Peter und Paul mussen das alles mit yhren heiligen namenn deckenn, das keinn schendlicher schand deckel auff erdenn kommen ist, dan eben der allerheyligist, hochgebenedeyet namenn Jhesu Christi.

Es mocht einem fur dem lebenn grawenn allein des miszprauchs und lesterung halben des heyligen namen gottis, unter wilchen wir (szo ehr lenger weren sol) ich besorg den teuffel werden offentlich fur einen got anbettenn, szo gar ubirschwencklich grob gehet die geistliche gewalt und die gelereten mit den sachen umb. Es ist hoch zeit, das wir got mit ernst bitten, das er seinen namen wolt heiligen, es wirt aber blut kosten, und die in der heiligen martrern gut sitzen, unnd mit yhrem blut gewonnen sein, mussenn widerumb selbs marterer machenn. Davon ein ander mal mehr.

Von dem dritten gebot

Von dem dritten gebot.

Czum ersten, Nu haben wir gesehen, wie vil guter werck in dem andern gebot sein, wilche doch an yhn selbs nit gut sein, sie gehn dan in dem glauben und gotlicher hult zuvorsicht, und wievil wir zuthun haben, szo wir disses gebottis allein warnhemen, und leider vil mit ander wercken umbgehen, die disses gar keinen vorstand haben. Nu folget das dritte gebot ›Du solt den feyrtag heiligen‹. In dem ersten ist gebottenn, wie sich unser hertz kegen got haben sol mit gedancken, Im andern, wie sich der munt mit worten, In dissem dritten wirt geboten, wie wir uns gegen got sollen halten in werckenn, und das ist die erste unnd rechte taffel Mosi, in wilcher diesze drey gebot beschriebenn sein, und den menschen regieren auff der rechten seyten, das ist in den dingen, die got anlangen, unnd in wilchen got mit yhm und ehr mit got zuthun hat on mittel yrgent einer Creature.

Die ersten werck disses gebottis sein grob und sinlich, die wir gemeiniglich heyssen gottis dienst, als do sein mesz horen, betten, prediget horen an den heyligen tagen. Nach der meynung sein gar wenig werck in dissem gebot: dartzu, wo sie nit in gottis hulden zuvorsicht unnd glauben gahn, sein sie nichts, wie droben gesagt ist. Derhalben es auch wol gut were, das wenig heiliger tage werenn, seintemal yhre werck zu unsern tzeitten das mehrer teil erger sein dan der werckel tag, mit mussig gahn, fressen und sauffen, spielen, und andere boszer that, ubir das die mesz und prediget on alle besserung gehoret [229] werden, das gebet on glauben gesprochen. Es geht fast also tzu, das man meynet es gnug geschehen, wen wir die mesz mit den augen gesehen, die prediget mit den oren gehoret, das gebet mit dem mund gesprochen haben, und gehn szo eusserlich oben hyn, dencken nit, das wir etwas ausz der messe yns hertze entpfahen, etwas ausz der prediget leren und behalten, etwas mit dem gebet suchen, begeren und gewarten, wiewol hie die grossiste schuld ist der Bischoffe und priester odder derer den predigen befolen ist, das sie das Evangelium nit predigen und die leut nit leren, wie sie mesz sehen, prediget horen und betten sollen. Drumb wollen wir die selben drey werck kurtzlich auszlegen.

Czum andern, In der mesz ist nodt, das wir auch mit dem hertzen dabey sein, dan sein wir aber dabey, wan wir den glauben im hertzen uben. Hie mussenn wir die wort Christi ertzelen, da er die mesz einsetzt und spricht ›Nemet hyn und esset, das ist mein leichnam, der fur euch gebenn wirt‹, desselben[Rand: Matth. 26, / 26 ff.] gleichenn ubir den kilch ›Nemet hyn und trincket alle drausz, das ist[Rand: Luc. 22, 19 f.] ein newes ewiges testament in meinem blut, das fur euch und fur viel vorgossen wirt zu vorgebung der sund, das solt yhr thun, als offt yhrs thut, tzu meinem gedechtnis.‹ In diessen worten hat Christus yhm ein begencknisz odder jartag gemacht, teglich yhm nach tzuhalten in aller Christenheit, und hat ein herlich, reich, grosz testament datzu gemacht, darinnen bescheiden und vorordnet, nit tzinsz, gelt odder zeitlich gut, sondern vorgebung aller sund, gnad unnd barmhertzickeit tzum ewigen leben, das alle, die zu dissem begencknisz kommen, sollen haben dasselb testament, und ist drauff gestorben, damit solch testament bestendig und unwidderrufflich worden ist. Des tzum tzeichen und urkund, an stat brieffs und Sigel, hat er seinen eygen leichnam und blut hie gelassen unter dem brot und wein.

Hie ist nw nodt, das der mensch das erste werck disses gebottis recht wol ube, das ehr nur nit dran zweiffel, es sey also, und lasz yhm das testament gewisz sein, auff das er nit Christum zu einem lugner mache. Dan was ists anders, szo du bey der messe stehist, unnd nit gedenckist odder gleubist, das dir all da Christus durch sein testament beschiden und geben hab vorgebung aller sund, dan als sprechstu ›ich weysz nit odder gleubs nit, das war sey, das mir meiner sund vorgebung hie bescheydenn unnd geben ist‹? O wie vil sein itzt messen in der welt, wie wenig aber, die sie mit solchem glauben und prauch horen, da durch got gar schwerlich ertzurnet wirt! Derhalben sol unnd kan auch niemant fruchtparlich bey der messe sein, er sey dan in betrubnisz und begirden gotlicher gnaden, und seiner sund gerne losz were, odder [230] so ehr yhe in bosem fursatz ist, das er doch unter der mesz sich wandele und vorlangen gewinne disses testaments, drumb liesz man vortzeiten keinen offentlichen sunder bey der messe sein.

Wan nu disser glaub recht gehet, so musz das hertz von dem testament frolich werden, und in gottis liebe erwarmen und tzurschmeltzen. Da folget dan lob und danck mit sussem hertzen, davon heisset die mesz auff krichsch Eucharistia, das ist dancksagung, das wir got loben unnd dancken fur solch trostlich, reich, selig testament, gleich wie der danckt, lobt und frolich ist, dem ein gut freund tausent odder mer gulden bescheiden hat. Wie wol es Christo in vil mal geht gleich wie denen, die mit yhrem testament etlich reich machen, die yhr nymmer gedencken, noch lob, noch danck sagen, alszo gehn itzt unsere meszsenn, das sie nur gehaltenn werdenn, wissenn nit, wotzu odder worumb sie dienen, drumb wir auch widder dancken, noch lieben, noch loben, bleyben durr und hart da bey, lassens bey unsern gebetlin bleybenn. Davonn ein ander mal mehr.

Czum dritten solt nu die predigt nit anders sein, dan die vorkundigung disses testaments. Aber wer kans horenn, wens niemandt prediget? Nu wissens die selbs nit, die es predigen sollenn. Drumb szo gehen die prediget spacierenn in andere untuchtige fabeln, unnd wirt alszo Christus vorgessenn, geschicht uns gleich wie dem in iiij. Regum vij. das wir unser gut sehen unnd[Rand: 2. Kön 7, 19.] nit geniessen. Davon auch Ecclesiastes sagt ›das ist einn grosz ubel, wo got [Rand: Pred. 6, 2.] einem reichtumb gibt, und lest yhn der selben nymmer geniessenn‹. Alszo sehen wir der messen untzehlich vil, unnd wissenn nit, ob es ein testament, ditz odder das sey, gerad als were es sonst ein gemein gut werck fur sich selb. O got, wie sein wir szo gar vorblendet! Wo aber solchs recht wirt geprediget, da ist not, das man dasselb mit fleysz hore, fasse, behalte, offt dran gedenck, unnd alszo den glauben sterck widder alle anfechtung der sunde, sie seinn vorgangenn, kegenwertig odder zukunfftig.

Sihe, das ist die einige Cerimonien odder ubunge, die Christus eingesetzt hat, darinne sich seine Christen samlen, uben und eintrechtlich halten sollenn, wilche er doch nit wie andere Cerimonien hat lassen ein blosz werck sein, sondern ein reichen, uberschwenglichen schatz darein gelegt, allen denen zureichen und tzueigenn, die daran glauben.

Disse prediget solt datzu reytzen, den sundern yhr sund leid machen, und des schatzs begird antzunden. Darumb musz es ein schwere sund sein, die das[231] Evangelium nit horen, unnd solchen schatz unnd reichs mal, datzu sie geladen werden, vorachtenn, vil grosser aber sund, nit predigen das Evangelium, und szovil volcks, die das gerne horeten, vorterben lassenn, szo doch Christus also streng gebotten hat, das Evangelium und ditz testament zupredigen, das er auch die mesz nit wil gehalten haben, es sey den das das Evangelium geprediget werde, wie er sagt ›als offt yhr das thut, so gedencket mein dabey‹,[Rand: 1. Cor. 11, 26.] das ist, wie sanct Paulus sagt, Ihr solt predigen von seinem todt. Derhalben es erschrecklich und grewlich ist, zu unser zeittenn Bischoff, pfarrer und prediger sein, dan niemand kennet mehr ditz testament, schweig das sie es predigen solten, wilchs doch ist yhr hochste unnd einige pflicht unnd schult, wie schwerlich werden sie rechenschafft geben fur szo vil seelen, die solchs predigens gebrechen halben vorterben mussen!

Czum vierden sol man beten, nit, wie gewonheit ist, vil bletter odder kornle tzehlen, sondern etliche anligende not furnehmen, die selben mit gantzem ernst begeren, und darinnen den glauben und zuvorsicht zu got alszo uben, das wir nit dran tzweiffeln, wir werden erhoret. Also leret sanct Bernhardt seine bruder unnd sagt: Lieben bruder, yhr sollet ewr gebet yhe nit vorachten, als sey es umbsonst, dan ich sag euch furwar, das, ehr yhr die wort volnbrengt, szo ist das gebet schon angeschrieben im hymel, und sollet der einisz euch gewisz vorsehen zu got, das ewr gebet wirt erfullet werdenn, odder so es nit erfullet wirt, das euch nit gut und nutz gewesen were zuerfullen.

Also ist das gebet eine sonderliche ubung des glaubens, der do gewiszlich das gebet szo angenehm macht, das es entwedder gewiszlich erfullet wirt, odder[Rand: Jac. 1, 6 f.] ein bessers, dan wir bitten, dafur geben wirt. Also spricht auch S. Jacob: Wer do got bittet, der sol nit tzweiffeln ym glaubenn, Dan so er zweiffelt, szo nehm yhm der selb mensch nit fur, das er etwas erlange von got. Das ist yhe ein clarer spruch, der stracks zu und absagt: wer nit trawet, der erlangt nichts, noch das, das er bittet, noch ein bessers.

[Rand: Marc. 11, 24.] Solchen glauben auch zuerwecken hat Christus Marci xi. selbs gesagt: Ich sag euch ›alles das yhr bittet, glaubt nur, das yrhs empfahen werdet, so[Rand: Luc. 11, 9 ff.] geschichts gewisz‹. Und Luce xi. Bittet, so wirt euch gegeben, suchet, so findt yhr, klopffet an, so wirt euch auffgethan: dan wer do bittet, der empfehet, wer do sucht, der find, wer do anklopfft, dem wirt, auffgethan. Welcher vatter unter euch gibt seinem son ein stein, so er yhn bittet umbs brot? odder ein schlangen, so er bittet umb einen fisch? odder einen scorpion, so er bittet umb ein ey? So yhr aber wisset, wie yhr ewern kindern solt gute gaben [232] geben, und yhr selbs nit gut seyt von natur, wie vil mehr wirt ewr hymlischer vatter gebenn einen gutten geyst allen, die yhn bitten!

Czum funfften, Wer ist so hart und steynernn, den solch mechtige wort nit sollen bewegenn, mit aller zuvorsicht, frolich und gerne zubeten? Aber wie vil gebet must man auch reformieren, wo man diessen worten nach recht betten sollt! Es sein itzt wol alle kirchen und Closter vol betens und singens, wie gaht es aber zu, das wenig besserung und nutz davon kompt, und teglich erger wirt? Es ist kein andere ursach, dan die S. Jacobus antzeigt und sagt[Rand: Jac. 4, 3.] ›Ihr bittet vil, und euch wirt nichts, drumb das yhr nit recht bittet‹: dan wo disser glaub und zuvorsicht ym gebet nit ist, da ist das gebet todt, unnd nichts mehr, dann ein schwere muhe und erbeit, fur wilche szo etwas geben wirt, ists doch nit anders, dan zeitlicher nutz, on alle gutter und hulff der selenn, ja zu grossem schaden unnd vorblendung der selen, darinnen sie hyn gahn und preppeln vil mit dem mundt, ungeacht, ob sie es erlangen odder begeren odder trawen, und bleyben in solchem unglawben vorstockt, als in der ergisten gewonheit widder die ubung des glaubens und natur des gebettis.

Darausz folgt, das ein rechter better nymmer dran tzweiffelt, sein gebet sey gewiszlich angenehm unnd erhoret, ob gleich auch nit eben dasselb ym geben werd, das er bitet: dan man sol got die nodt furlegen ym gebet, doch nit yhm ein masz, weyse, tzil odder stat setzen, sondern ob er es besser odder anders wolle geben, dan wir gedencken, ym heym geben, dan wir offt nit wissen, was wir bitten, wie sanct Paulus sagt Roma. viij. und got hoher[Rand: Röm. 8, 26.] wirckt und gibt, dan wir begreiffen, als er Eph. iij. sagt, Das alszo kein[Rand: Eph. 3, 20.] tzweiffel sey des gebetes halben, es sey angenehm unnd erhoret, und doch got die tzeit, stadt, masz unnd tzil frey lasse, ehr werde es wol machen, wie es seyn sol. Das sein die rechten anbetter, die yn in dem geyst unnd der warheit[Rand: Joh. 4, 24.] anbettenn: dan wilch nit glauben, das sie erhoret werdenn, die sundigen auff die lincke seyten widder disz gebot unnd treten zu sehr davon mit dem unglauben, wilch aber yhm ein tzil setzen, die sundigen auff die rechten seyten und tretten zu nah hyntzu mit gottis vorsuchen: szo hat ehr es beyde vorbottenn, das man nit weyche von seynem gebot, noch tzur lincken noch tzur rechtenn handt, das ist, noch mit unglauben, noch mit vorsuchen, sondern mit einseltigem glauben auff der richtigen strasz bleyben, yhm vortrawen und doch nit tzil setzenn.

Czum Sechsten, Alszo sehen wir, das dis gebot, gleich wie das ander, nit anders sein sol, dan ein ubung und treiben des ersten gebottis, das ist [233] des glawben, trawen, zuvorsicht, hoffnung und lieb zu got, das yhe das erste gebot in allen geboten der heubtman und der glaub das heubtwerck und leben aller anderer werck sey, on welchen (wie gesagt) sie nit gut mugen seyn.

So du aber sagst ›Wie, wen ich nit kan glauben, das mein gebet erhoret und angenehm seh?‹ Antwort: eben darumb ist der glaub, betten unnd alle andere gute werck geboten, das du erkennen solt, was du kanst und nit kanst. Und wo du findest, das du nit kanst also glauben und thun, das du demutig dich desselben fur got beclagist und also mit einem schwachen funckeln des glaubens anhebst, den selben teglich mehr und mehr durch seine ubung in allem leben und wircken zusterken. Dan gebrechen des glaubens (das ist des ersten und hochsten gebottis) ist niemandt auff erden, der sein nit ein grosz stuck habe. Dan auch die heyligen Apostel ym Evangelio, unnd furnehmlich sanct[Rand: Luc. 17, 5. / Matth. 14, / 30 ff.] Peter, waren schwach ym glauben, das sie auch Christum batten und sagten ›her, vormehre uns den glawben‹, und er sie gar offt straffet, das sie einen geringen glauben hetten.

Darumb soltu nit vortzagen, nit hend und fusz gehn lassen, ob dw befindist, das du nit szo starck glaubist in deinem gebet odder andern wercken, als du wol soltist und woltist. Ja du solt got danckenn ausz hertzenn grund, das er dir dein schwacheit alszo offenbaret, durch wilch er dich leret unnd vormanet, wie dir nodt sey, dich zu uben und teglich stercken im glauben. Dan wie vil sihestu, die da yhn gehn, beten, singen, leszen, wircken, und scheynen wie sie grosz heyligen weren, die doch nymmer mehr dahyn kommen, das sie erkennen, wie es umb das heubtwerck, den glauben, bey yhn gethan sey, damit sie vorblendt sich und ander leut vorfuren, meynen, sie seyen gar wol dran, bawen also heimlich auff den sand yhrer werck on allen glauben, nit auff gottis gnade und zusagunge durch einen festen, reynen glauben.

Drumb haben wir, die weil wir leben, es sey wie lang es wol, alle hend vol zuthun, das wir dem ersten gebot und dem glauben mit allen wercken und leyden schuler bleyben und nit auff horen zulernen. Niemant weisz, wie grosz es ist, got allein trawen, dan wer es ansehet unnd mit wercken vorsucht.

Czum Siebenden, Nu sich aber mal, wan kein ander gut werck gebotten were, were nit das beten allein gnugsam, das gantz leben des menschen ym glauben zu uben? zu wilchem werck dan sonderlich vorordenet sein geistliche stend, wie dan vor tzeitten etliche vetter tag unnd nacht betten. Ja, es ist freylich kein Christen mensch, der nit on unterlasz zubetten zeit habe, Ich meyn aber das geistlich bekenn, das ist, Niemant wirt mit seiner arbeit, szo er wil, so hart beschweret, er kan in seinem hertzen da neben mit gotte reden, [234] yhm furlegen seine odder anderer menschen not, hulff begeren, bitten, und in dem allen seinen glauben uben und stercken.

Das meynet der herr Luce xviij. da ehr sagt, man musz on unterlasz[Rand: Luc. 18, 1.] beten und nymmer auffhoren, szo ehr doch Math. vi. vorbeut vil wort und Mam[Rand: Matth. 6, 7.] langes gebet, in wilchen ehr die gleiszner straffet, nit das das mundlich lang gebet bosz sey, szondern das nit das rechte gebet sey, das altzeit geschehn muge, und on des glaubens innerlich bitten nichts sey. Dan das eusserlich gebet mussen wir auch zu seiner tzeit uben, sonderlich in der messe, wie disz gebot foddert, unnd wo es fodderlich ist tzu dem ynnerlichen gebet unnd glauben, es sey im hausz, auff dem felt, in dissem odder jhenem werck. Davon itz nit tzeit ist mehr zusagen, dan das gehoret in das vater unser, darynnen alle bitte und mundlich gebet mit kurtzen worten begriffen sein.

Czum achten, Wo sein sie nu, die gutte werck zu wissen unnd zuthun begeren? lasz sie das betten allein fur sich nehmen, und im glauben recht uben, so werden sie finden, das war sey, wie die heiligenn vetter gesagt haben, das nit sey ein arbeit, als das betten ist. Mummelen mit dem mund ist leicht odder yhe leicht angesehen: aber mit ernst des hertzen den worten folge thun in grundtlicher andacht, das ist begirden unnd glauben, das es ernstlich begere, was die wort halten, und nit zweyffel, es werd erhoret, das ist ein grosse that fur gottis augen.

Hie weret der bosz geist mit allen krefften. O wie offt wirt er hie die lust zu beten vorhindern, zeit und stat nit lassen, ja auch vil mal zweyffel machenn, ob der mensch wirdig sey, ein solche majestet, die got ist, tzu bitten, und also vorwirren, das der mensch selb nit weysz, ob es ernnst sey, das ehr bettet, odder nit, ob es muglich sey, das sein gebet angenehm sey, unnd der selben wunderlichen gedanckenn vil. Dan er weysz wol, wie mechtig, wi wehe ym thut, und allen menschenn nutzlich sey einis menschen recht gleubigs gebet, darumb lesset ersz nit gerne auffkommen. Hie musz furwar der mensch weisz sein, und nit daran zweiffeln, das er und sein gebet unwirdig sey fur solcher unmeszlicher majestet, in keinenn weg sich auff sein wirdickeit vorlassen odder unwirdickeit halben nachlassen, sondern musz gottis gebots warnemen und yhm dasselb auffrucken, dem teuffel entgegen bietten, unnd also sagen ›Umb meiner wirdickeit willen nichts angefangenn, umb meiner unwirdickeit willen nichts nachgelassen, Ich bitte und wircke allein darumb, das got ausz seiner blossen gutte allen unwirdigen hat zugesagt erhorung unnd gnad, ja nit allein zugesagt, sondern auch auffs strengist, bey seyner ewigen ungnad unnd tzorn, zu beten, trawen und nehmen geboten. Ists der hohen majestat nit zuvil gewest, solche seine unwirdige wurmlin zu bitten, trawen und von yhm nehmen [235] szo theur und hoch zuvorpflichten, wie sol mirs zuvil sein, solchs gebot aufftzunehmen mit aller freud, wie wirdig odder unwirdig ich sey?‹ Also musz man des teuffels eingeben mit gottis gebot ausz stossen, szo horet er auff, und sonst nymmer mehr.

Czum Neunden, Was sein aber die sachen und notdurfft, die man dem almechtigen got in dem gebet musz furlegen unnd klagen, darinnen den glauben tzu uben? Antwort: Es sein zum ersten einis iglichen eygenn anligende nodt[Rand: Ps. 32, 7.] unnd gedrenge. Davon David psal. Xxxi. Du bist mein zuflucht in aller angst, die mich umbgibt, und bist mein trost, zuerlosen ausz allem ubel, das mich[Rand: Ps. 142, 2 f.] umb ringt. Item psal. cxli. Ich hab geruffen mit meiner stymme tzu got dem herrenn, ich hab mit meyner stymme got gebetenn, Ich wil auszbreytenn fur seinen augen mein gebet, und wils fur yhm erausz schutten alles, was mir anligt. Also sol ein Christen mensch in der mesz yhm furnhemen, was er fulet ym gebrechen odder zuvil haben, und dasselb alles frei fur got erausz schutten mit weinen und winszlen, wie ehr auffs kleglichst mag, gleich als fur seinem trewen vater, der bereit ist ihm zuhelffen. Unnd weistu odder erkennistu deine nodt nit, odder hast nit anfechtung, so solt du wissenn, das du am aller ublesten dran bist. Dan das ist die groste anfechtung, das du dich so vorstockt, hartmutig, unempfindlich erfindest, das dich kein anfechtung bewegt.

Es ist aber kein besser spiegel, darinnen du dein nodt ersehen kanst, dan eben die zehen gebot, in wilchen du findest, was dir gebricht und suchen solt. Darumb, wo du findest an dir einen schwachen glauben, wenig hoffnung und geringe lieb zu got, item, das du got nit lobist unnd ehrist, sondern eygen ehr und rum liebhast, der menschen gunst grosz achtist, nit gerne mesz und prediget horist, faul bist zu beten, in wilchen stucken niemandt nit gebrechen hat, so solt du dise gebrechen hoher achten, dan alle leipliche schaden an gut, ehre unnd leyp, das sie auch erger sein dan der todt und alle todliche kranckheit, unnd die selben mit ernste got fur legen, klagen unnd hulff bitten, mit aller zuvorsicht der selben warten, das du erhoret seiest und die hulff und gnade erlangen werdest. Also gehe fort an in die ander taffel der gebot, und sihe, wie ungehorsam du gewesen, und noch seyest, vatter und muter und aller ubirkeit, wie du mit tzorn und hasz, scheltwort dich gegen deinen nehsten vorwirckest, wie dich unkeuscheit, geytz und unrecht, that unnd wort gegen deinen nehsten anficht, szo wirstu an zweiffel findenn, das du aller nodt und [236] elend vol bist, unnd ursach gnug habist, auch blut tropffen zu weynen, so du mochtist.

Czum tzehenden, Ich weysz aber wol, das yhr vil so toricht sein, das sie solch ding nit wollen bitten, sie finden sich dan forhyn rein, und achtens da fur, got hore nit yemand, der in sunden ligt. Das machenn alles falsche prediger, die nit am glauben und trawen zu gottis hulden, sondern an eygenen wercken leren anheben.

Sich, du elender mensch, wen dir ein bein zubrochen ist odder ein ferlickeit leiplichs todts uberfellet, szo ruffestu got, dissen und den heiligen an, und harrest nit so lang, bisz dir das bein gesund werd odder die ferlickeit ausz sey, Unnd bist nit szo nerrisch, das dw denckist, got erhore niemandt, dem das bein zubrochenn ist odder in todlicher ferlickeit ist, Ja du achtest, got sol dan am meysten erhoren, wen du in der grosten not und angst bist. Ey worumb bistu dan hie szo nerrisch, da unmeszlich groszer not ist und ewiger schaden, und wilt nit ehr umb glauben, hoffnung, lieb, demutickeit, gehorsam, keuscheit, senfftmutickeit, frid, gerechtickeit bitten, du seyest dan vorhyn on allen unglauben, zweiffel, hoffart, ungehorsam, unkeuscheit, tzorn, geytz und ungerechtickeit, szo du doch, yhe mehr du dich in diszsen stucken gebrechlich erfundest, yhe mehr und fleissiger beten odder schreyen soltist.

Also blind sein wir, mit leyplicher kranckheit und nodt lauffen wir zu got, mit der selen kranckheit lauffenn wir von yhm, unnd wollen nit widder kommen, wir sein dan vor gesund, gerad als mocht yrgent ein ander got seinn, der dem leyb, und ein ander, der dem geist helffen mocht, odder wir selber in geistlicher nodt, die doch grosser dan die leipliche ist, uns helffen wolten. Das ist ein teufflischer rad und furnhemen.

Nit also, lieber mensch, wiltu von sunden gesund werdenn, mustu nit von got dich entzihen, sondern vil trostlicher tzu ym lauffen unnd yhn bitten, dan szo dich ein leipliche nodt uberfallen hette. Got ist den sundern nit feynd, dan allein den ungleubigen, das ist, die yhr sund nit erkennen, klagen, noch hulff da fur bey got suchenn, sondern durch yhr eygen vormessenheit sich selb vorhyn reinigen, seiner gnaden nit durffen wollen, unnd yhn nit lassen einen got sein, der yderman gibt und nichts dafur nympt.

Czum Eylfften, Das ist alles gesagt von dem gebet eigener notdurfft und in gemein. Aber das gebet, das do tzu dissem gebot eygentlich gehoret unnd einn werck des feyrtags heyst, ist vil besser und grosser, wilches sol geschehen fur die samlunge der gantzen Christenheit, fur alle nodt aller menschen, feynd und freund, sonderlich die in eynsz iglichenn pfarr odder bistumb sein.

[237] [Rand: 1. Tim. 2, 1 ff.] Also befalh sanct Paulus seinem junger Timotheo: Ich vormane dich, das du vorschaffest, das man bitte und flehe fur alle menschen, fur die kunige und alle die do sein in der ubirkeit, auff das wir ein stil, rugig leben furen mugen, in gottis dinst und reynickeit. Dan dasselb ist gut unnd angenehm[Rand: Jer. 29, 7.] fur got unserm seligmacher. Des gleichen Hieremias xxix. dem volck Israel gebot, sie solten got bitten fur die stadt und landt Babylonien, darumb, das[Rand: Bar. 1, 11 f.] der stadt frid auch yhr frid were. Und Baruch i. Bitet fur das leben des kunigs zu Babylonien und fur das leben seinis sunsz, auff das wir mit friden unter yhrem regiment leben.

Disz gemeyn gebet ist kostlich und das aller krefftigst, umb wilchs willenn[Rand: Luc. 19, 46.] wir auch zusammen kummenn. Davon auch die kirch ein bethausz heyssit, das wir alda eintrechtlich ym hauffen sollen unser und aller menschen nodt fur uns nehmen, die selben got furtragen und umb gnad anruffen. Das musz aber geschehen mit hertzlicher bewegung und ernst, das uns solch aller menschen nodturfft zu hertzen gehe, unnd alszo mit warhafftigem mitleydenn ubir sie in rechtem glaubenn unnd trawen bittenn, unnd wo solchs gebet in der mesz nit geschehe, szo were es besser, die mesz nachgelassenn. Dann wie steht unnd reymet sichs, das wir leyplich zusammenn in ein bethausz kommenn, damit angetzeigt wirt, wir sollen fur die gantzen gemein in gemeyn ruffen unnd bitten, szo wir die gebet vorstrawen und also teylen, das ein iglicher fur sich selb nur bittet, und niemandt sich des andern annympt, noch sich mit yemandts nodturfft bekummert? Wie mag das gebet nutz, gut, angenehm und gemein odder ein werck heyssen des feyrtags und der vorsamlung, wie die thun, die yhr eygen gebetlin halten, der fur disz, disser fur das, und haben nichts, dan eygen nutzige, eygen niessige gebet, den got feind ist?

Czum zwelfftenn, Disses gemeinen gebettis ist noch von alter gewonheit blieben ein anzeygung, wen man am end der prediget die beicht ertzehlet unnd fur alle Christenheit auff der Cantzel bittet. Aber es solt nit damit auszgericht sein, wie nu der brauch und weisze ist, sondern solt es lassen ein vormanung sein, durch die gantzen messe fur solche nodturfft zubitten, zu wilchem der prediger uns reytzet, Und auff das wir wirdiglich bitten, uns unser sund zuvor ermanet unnd dadurch demutiget, wilchs auffs kurtzist sol geschehen, das darnach das volck im hauffen semptlich gote sein sund selb klage und fur yederman bitte mit ernst und glauben.

O wen got wolt, das yrgent ein hauffe disser weyse noch mesz horet unnd bettet, das in gemein ein ernst hertzen geschrey des gantzen volcks tzu got auffgynge, wie unmeszlich tugent unnd hulff solt ausz dem gebet folgenn! was [238] mocht schrecklicher allen boszenn geysten begegen? was mocht grosser werck auff erden geschehen, da durch szo vil frume erhalten, sovil sunder bekeret wurden?

Dan furwar die Christlich kirch auff erden nit grosser macht noch werck hat, dan solch gemein gebet widder alles, was sie anstosen mag. Das weisz der bose geist wol, drumb thut er auch alles, was ehr mag, disses gebet zuvorhindern. Da lesset ehr uns hubsch kirchen bawen, vil stifften, pfeyffen, lesen und singen, vil mesz halten unnd des geprengs on alle masz treyben: dafur ist yhm nit leyde, ja er hilfft dartzu, das wir solche weszen das beste achten und uns dunckenn, wir habens damit wol auszgericht, aber das disz gemein, starck, fruchtpar gebet daneben untergeht und durch solchs gleyssen unvormerglich nachbleybt, da hat er was ehr sucht. Dan wo das gebet ernyder ligt, wirt yhm niemant etwas nehmen, auch niemandt widderstehen: wo er aber gewar wurd, das wir disz gebet wolten uben, wen es gleich were unter einem strodach odder sew stal, wurd er es furwar nit lassen gehn, sondern sich weyt mehr fur dem selben sewstal furchten, den fur allen hohen, grossen, schonen kirchen, turnen, glockenn, die yrgent sein mugenn, wo solchs gebet nit drinnen were. Es ligt furwar nit an stetenn noch gepewen, wo wir zusammen kommen, sondern allein an dissem unuberwindlichen gebet, das wir dasselb recht zusammen thun und fur got kommen lassen.

Czum Dreytzehenden, Disses gebettis vormugen mercken wir ausz dem, das vortzeitenn Abraham fur die funff stet bat, Zodoma und Gomorre rc.[Rand: 1. Mos. 18, 32.] unnd szo weyt bracht, das wo tzehen frum menschen drynnen weren gewest, zwen in einer iglichenn, het sie got nit vortilget. Was wolten dan thun, wo vil unter einem hauffen hertzlich und mit ernstem vortrawen got anruffen? Auch sagt Jacobus ›Lieben bruder, bittet fur einanner, das yhr selig werdet,[Rand: Jac. 5, 16 ff.] dan es vormag gar vil einis frumen menschen gebet, das do anhelt odder nit ablessit‹ (das ist, das nit auff horet fort mehr zubitten, ob yhm nit bald geschech was er bittet, wie etlich weichmutige thun), und setzt des ein exempel Heliam den propheten, ›der war ein mensch, spricht er, wie wir sein, und bat, das nit regen solt, und regent nit in dreyen jaren und sechs monadt, widderumb bat er, und hot geregent, und ist alles fruchtbar worden‹. Der spruch und exempel, die uns treyben tzu bittenn, sein gar vil in der schrifft, szo doch, das es geschehe mit ernst und glauben. Wie David sagt: Gottis augen sehen[Rand: Ps. 33, 18.] auff die frumen, und sein oren horen auff yhre gebet. Item, got ist nah[Rand: Ps. 145, 18.] bey denen die yhn anruffen, szo das sie yhn in der warheit anruffen. Warumb setzt er dartzu ›in der warheit anruffenn‹? Nemlich, das nit gebettet noch angerufft heyst, wo der mundt allein murmelt.

[239] Was solt got thun, wen du also daher kumist mit deinem maul, buch odder pater noster, das dw nit mehr gedenckist, dann wie du die wort volendist und die zal erfullest? das wen dich jemandt fragt, was die sach were, odder was du furgenommen hettist, drumb du bittest, wurstu es selb nit wissenn, dan du hast dich nit drauff bedacht, dis odder das got furtzulegen odder begeren, dein einig ursach zu betten ist die, das dir das und sovil zubetenn auffgelegt ist, das selb wiltu halten und volnbringenn. Was ists wunder, das blick und donner offt kirchenn antzundet, die weil wir ausz dem bethausz also ein spothausz machen, heyssen das gebettet, da wir nichts ynnen furbringen noch begerenn? wir soltenn aber alszo thun, wie die fur grossen fursten etwas bitten wollen: die nehmenn yhn nit fur, allein etliche tzal der wort zuplaudern, der furst wurd sich anders duncken lassenn, sie spotteten sein odder weren unsinnig, sondern sie fassensz gar eben unnd legenn yhre nodt mit fleysz dar, stellens doch heym in sein gnaden mit guter zuvorsicht, es werde erhoret. Also muszen wir mit got gewisser sachenn handlen, etlich anligende nodt nemblich antzihen, seiner gnaden und gutem willen heym geben, und nit zweiffeln, es sey erhoret, den ehr hat solchen bitten zugesagt erhorung, wilchs nit hat than ein yrdenischer her.

Czum viertzehenden, Disse weysze zubitten kunden wir meysterlich, wen wir leyplich nodtleyden, wen wir kranck sein, da rufft man sanct Cristoffel, da sanct Barbara, da gelobt man sich zu sanct Jacob, hie unnd dar, da ist ernst gebet, gute zuvorsicht unnd alle gute art des gebettis. Aber wen wir in den kirchen sein unter der mesz, da stehn wir wie die olgotzen, wissen nichts auff tzubringen noch zuklagen, da klappern die steinn, rauschen die bletter und das maul plappert: da wirt nit mehr ausz.

Fragistu aber, was du solt fur bringen und klagen in dem gebet, bistu leicht geleret ausz den zehen gebottenn und vatter unser. Thu die augen auff, unnd sich in dein und aller Christenheit leben, besondern den geistlichen standt, so wirstu finden, wie glauben, hoffnung, lieb, gehorsam, keuscheit und alle tugent ernider ligen, allerley grawsam laster regirenn, wie es gebricht on guten predigern und prelaten, wie eytel bufen, kinder, narren unnd weyber regieren, da wirstu findenn, das nodt were solchen grawsam zorn gottis mit eytel bluts threnen alle stund on unterlasz zubitten in aller welt. Unnd ist [240] yhe war, das noch nie grosser nodt gewesen ist zubiten, dan zu disser zeit und fort mehr bisz auffs end der welt. Bewegenn dich solche grausam gebrechen nit tzu jamer und klag, so lasz dich dein stand, ordenn, gute werck odder gebet nit vorfurenn, es wirt kein Christisch adder, nach art an dir seinn, du seyest wie frum du magist. Es ist aber alles vorkundet, das zu der zeit, wen got am hochsten tzornen und die Christenheit am meysten nodt leyden wurd, das den nit erfunden sollen werden furbitter und fursetzer gegen got, wie Esaias weynend sagt lxiiij. Du bist ertzornit ubir uns, und[Rand: Jes. 64, 7.] ist leyder niemandt, der auffstehe unnd halte dich. Item Ezechiel xxij. sagt:[Rand: Hes. 22, 30.] Ich hab gesucht unter yhn, ob nit yemandt were, der doch ein zaun zwischen uns machet, und stund gegen mir unnd weret mir, ich hab yhn aber nit funden, drumb hab ich meinen zorn ubir sie lassen gehen, und hab sie in der hitze meins grymes vorschlungen. Mit den wortten zeigt got an, wie er wil, das wir yhm widderstehen sollen und fureinander seinem zorn weren, wie vom Propheten Mosi offt geschrieben stet, das ehr got erhielt, das sein tzorn[Rand: 2. Mos. 32, / 11 ff.] nit uberschuttet das volck von Israel.[Rand: 4 Mos. 14, / 13 ff. 21, 7.]

Czum xv. wo wollen aber die bleyben, die nit allein solch unfal der Christenheit nit achten, nit furbitten, sondern datzu lachen, einen wolgefalle dryn haben, richtenn, affterreden, singen unnd sagen von yhrs nehsten sunden, und dorffen dennocht unerschrocken und unvorschampt in die kirchen gehn, mesz horen, gebet sprechen, und sich fur frum Christen achten unnd achten lassen? die bedurfften wol, das man zwifach fur sie bittet, wo man ein fach bittet fur die vonn yhn gerichtet, beredt und belachet werden. Disse sein auch vorkundigt zukunfftig sein durch den lincken schecher, der Christum in seinem leyden, gebrechen und nodt lestert, und durch alle die, szo Christum schmechten am creutz, da sie yhm am meisten solten geholffen haben.

O got, wie blind, Ja unsinnig sein wir Christen worden! wen wil des tzorns ein end sein, hymlischer vater? Das wir der Christenheit unfal, dafur wir zubiten vorsamlet werden in der kirchen und mesz, spotten, lestern und richten, Das macht unser tolle sinlickeit. Wen der Turck stedt, landt und leut vorterbet, kirchen vorwustet, so achten wir der Christenheit grosen schaden geschehen. Da klagen wir, bewegen kunig und fursten zum streit. Aber das der glaub untergeht, die lieb erkaltet, gottis wort nachbleibt, allerley sund uberhand nimpt, da gedenckt niemandt streitens, Ja Bepst, Bischoff, priester, geistlichen, die dyses geystlichen streytis wider dise geistliche viel mal erger Turcken solten Hertzogen, heubtleut und fenrichen sein, die sein eben selbst solcher Turcken und teuffelisches heres fursten und furgenger, wie Judas der [241] Juden, da sie Christum fiengen. Es must ein Apostel, ein Bischoff, ein priester, der besten einer sein, der Christum anhub umbtzubringen. Also musz die Christenheit auch nit den von denen, die sie beschirmen solten, vorstoret werden, unnd sie doch szo wahnwitzig bleiben, das sie dennoch den Turcken fressen wollen, und also das hausz und schaff stal da heymen selbs antzunden und brennen lassen mit schaffen und alles was drynnen ist, und nichts deste weniger dem wolff in den puschen nachgedencken. Das ist die zeit, das ist der lon, den wir vordient haben durch undankbarkeit der unendlichen gnaden, die uns Christus umbsonst erworben hat mit seinem theuren blut, schwerer erbeit und bittern todt.

Czum xvi. Sihe da, wo seinn die mussigen, die nit wissen, wie sie gutte werck thun sollen? wo sein sie, die zu Rom, S. Jacob, hyr und dar lauffen? Nym ditz einige werck der Messen fur dich, sich an deines nehsten sund unnd fal, erbarm dich seinn, lasz dichs jamernn, klags got unnd bit dafur, desselben thw vor alle ander nodt der Christennheit, besondern der ubirckeit, die got uns allen tzur untreglichenn straff unnd plage lesset szo grawlich fallenn unnd vorfuret werdenn. Thustu das mit fleysz, szo bisz gewisz, du bist der besten streyter und hertzog eyner, nit allein widder die turcken, sondern auch widder die teuffel und hellischen gwalt. Thustu es aber nit, was hulff dichs, das du alle wunder tzeichen aller heiligen thetist, und alle Turcken erwurgktist, unnd doch schuldig erfunden wurdist, als der seines nehstenn nodturfft nit geacht hette unnd dadurch widder die liebe gesundiget? Dan Christus wirt am jungsten tag nit fragen, wievil du fur dich gebeten, gefastet, gewallet, disz odder das than hast, sondern, wievil du den andern, den allergeringstenn, wol than hast. Nu sein unter den geringsten on zweiffel auch die, die in sunden und geistlicher armut, gefengnisz und notdurfft sein, der itzt gar weyt mehr sein, dan die leiplich nodt leyden. Darumb sich fur dich: unser eygene angenommene gutte werck furen uns auff und in uns selbs, das wir unser nutz und selickeit allein suchen, aber gottis gebot dringen uns zu unserm nehsten, das wir dadurch nur nutzlich sein anderen zu yhr selickeit. Gleich[Rand: Luc. 23, 34.] wie Christus am Creutz nit fur sich selb alleinn, sondern mehr fur uns bat, da ehr sprach ›Vatter, vorgib yhnen, dan sie wissen nit was sie thun‹, alszo mussenn wir auch fur einander bitten. Dar ausz mag ein yederman erkennen, wie die affter reder, frevel richter und vorachter anderer leut ein vorkeret, bosz volck sein, die nit mehr thun, dan allein schmehen die, fur die sie bittenn [242] soltenn, in wilchem laster niemandt szo tieff steckt, als eben die vil eygener gutter werck thun, und etwas besonders fur den menschen gleyssen und geacht werden umb yr schones, scheynendes wesens willen in mancherley guten wercken.

Czum Sibentzehenden hat disz gebot nach geistlichem vorstand noch vil ein hohers werck, wilchs begreifft die gantz natur des menschen. Hie musz man wissen, das ›sabbat‹ auff Hebreisch heisset feyr odder ruge. Darumb das got am siebenden tag ruget und auff horet von allen seinen wercken, die er geschaffen hatte, Gen. ij. darumb gebot er auch, das man den siebenden tag[Rand: 1. Mos. 2, 3.] solt feyren und auff horen von unsern wercken, die wir in den sechs tagen wircken, und der selb sabbat ist nu uns in den sontag vorwandelt, und die andern tage heissen werckel tage, der sontag heist ruge tag odder feyr tag odder heilig tag. Und wolt got, das in der Christenheit kein feyrtag were, dan der sontag, das man unser frawen und der heiligen fest alle auff den sontag legt, so bliebenn vil bosser untugent nach durch die erbeit der werckel tag, wurden auch die landt nit szo arm und vortzeret. Aber nu sein wir mit vielen feyrtagen geplagt zu vorterbung der seelen, leybe und gutter, davon viel zu sagen were.

Disse ruge odder auffhoren von den wercken ist zweyerley, leiplich unnd geistlich, darumb wirt dis gebot auch zweyerley vorstandenn.

Die leipliche feyr odder ruge ist, davon droben gesagt ist, das wir unser handtwerck unnd erbeit lassen anstehen, auff das wir zur kirchen uns samlen, mesz sehen, gottis wort horen und in gemein eintrechtlich bitten, wilche feyr, wie wol sie leiplich ist unnd hyn furter in der Christenheit nit gebotenn von got, wie der Apostel Col. ij. sagt ›Last euch von niemant vorpflichten zu yrgend[Rand: Col. 2, 16 f.] einem feyrtag‹ (dan dieselben sein vortzeiten figur gewesen, nu aber ist die warheit erfullet, das auch alle tag feyrtag sein, wie Isaias lxvi. sagt ›Es[Rand: Jes. 66, 23.] wirt ein feyrtag am andern sein‹, widderumb alle tag werckel tag), doch ist sie nodt und von der Christenheit vorordent umb der unvolkommenden leyen und erbeit leuten willen, das die mugen auch zum wort gottis kommenn. Dan, wie wir sehen, die priester und geistlichen halten alle tag mesz, betten alle stund und uben sich in dem wort gottis mit studiren, leszen und horen, darumb sie auch fur andere befreyet sein von der erbeit, mit tzinsen vorsorgt, und haben alle tag feyrtag, thun auch alle tag die werck des feyrtags, unnd ist yhn kein werckel tag, sondern einer wie der ander, unnd wen wir alle volkommen weren und das Evangelium kunten, mochten wir alle tage wircken, [243] szo wir wollen, odder feyren, so wir kunden: dan sehr ist itz nit nodt, noch geboten, dan allein umb des wort gottis willen zuleren und betten.

Die geistliche feyr, die got in dissem gebot furnehmlich meynet, ist, das wir nit allein die erbeit unnd handtwerck lassen anstehen, sondern vil mehr, das wir allein got in uns wirckenn lassen unnd wir nichts eygens wircken in allen unsern krefften. Wie gaht aber das zu? Das gaht alszo tzu: Der mensch, durch die sund vorterbet, hot viel boszer lieb und neygung zu allen[Rand: 1. Mos. 8, 21.] sunden, und wie die schrifft sagt Gen. viij. Des menschen hertz und syn stehn altzeit zu dem bosen, das ist hoffart, ungehorsam, tzorn, hasz, geytz, unkeuscheit etc. und summa summarum, In allem, was er thut und lessit, suchet er mehr seinen nutz, willen unnd ehr, dan gottis und seines nehsten: drumb sein alle seine werck, all sein wort, all sein gedancken, alle sein leben bosz, und nit gotlich.

Sol nu got in yhm wircken und leben, so mussen alle disse laster und boszheit erwurgt und auszgerattet werden, das hie ein ruge und auffhoren gescheh aller unser werck, wort, gedancken unnd lebenn, das hynfurt (wie[Rand: Gal. 2, 20.] Paulus Gal. ij. sagt) nit wir, sonder Christus in uns lebe, wirck und rede. Das geschicht nu nit mit sussen, guten tagen, sondern hie musz man der natur weh thun unnd weh thun lassenn. Hie hebt sich der streyt zwischen dem geist und dem fleisch: hie weret der geist dem zorn, der wollust, der hoffart, szo wil das fleisch in lust, ehren und gemach sein. Da vonn sagt[Rand: Gal. 5, 24.] sanct Paulus Gal. v. wilche unsers herrenn Christi sein, die haben yhr fleisch gecreutzigt mit seinen lastern und lusten. Hie volgen nu die gutten werck, fasten, wachen, erbeyten, davon etlich szo viel sagen und schreybenn, szo sie doch widder anfang noch ende der selben wissen: darumb wollen wir nu auch davon sagen.

Czum Achtzehenden, die feyr, das unser werck auffhorenn unnd got allein in uns wirck, wirt zweyer weysz volnbracht. Zum erstenn durch unszer eygen ubung, zum andern durch anderer und frembd ubungen odder treyben.

Unser eygen ubung sol alszo gethan und vorordenet sein, das tzum ersten, wo wir sehen unser fleisch, syn, wille, gedanckenn hyn reitzen, das wir dem[Rand: Sir. 18, 30.] selben widderstehn und nit folgen, wie der weisz man sagt Eccle. Folge nit[Rand: 5. Mos. 12, 8.] deinen begirden, und Deutron. xij. Du solt nit thun, was dich recht dunckt.

[244] Hie musz der mensch die gebet in teglicher ubung haben, die David bet, ›Herr, fur mich in deinem wege, unnd lasz mich nit meine wege gahn‹, unnd[Rand: Ps. 119, 35. / 37.] der gleichen vil, wilche alle sein begriffen in dem gebet ›Zukomme uns dein reich‹: dan der begirden sein szo vil, szo mancherley, dartzu bey weilen durch eingeben des boszen szo behend, subtil und guter gestalt, das nit muglich ist einem menschen sich selb zu regiren in seinem weg. Ehr musz hend und fusz gahn lassen, sich gottis regiment befeln, seiner vornunfft nichts trawen, wie Hieremias sagt: Herr, ich weysz, das des menschen wege sein nit in seiner[Rand: Jer. 10, 23.] gewalt. Das ist betzeiget, da die kinder vonn Israel aufz Aegipten durch die wustenhey giengen, da kein wegk, keinn speysse, kein trangk, kein behelff nit war: drumb gieng yhn got fur am tag mit einer lichten wolcken, in der nacht[Rand: 2. Mos. 13, 21.] mit einer feurigen seulen, speysset sie vom himel mit himel brot, enthielt yhre[Rand: 2. Mos. 16, 4 ff.] kleyder unnd schuh, das sie nit zurissen, wie wir lesen in den buchern Mosi.[Rand: 5. Mos. 29, 5 f.] Drumb bitten wir ›zukom dein reich, das dw uns regirist, unnd nit wir selb‹: dan nicht ferlichers in uns ist, dan unser vornunfft und wille. Und dis ist das hochst und erst werck gottis in uns, und die beste ubung, unser werck nach zulassen, der vornunfft unnd willenn muffig gahn, feyren und sich gote befelen in allen dingen, sonderlich wen sie geistlich und wol gleissen.

Czum Neuntzehendenn, Dem nachfolgen die ubung des fleysches, seine grobe, bosse lust zutodtenn, ruge und feyr machenn, die selben mussen wir mit fasten, wachen, erbeiten todten und stillen. Und aufz disem grund leren wir, wie vil und warumb wir fasten, wachen odder erbeiten sollen.

Es sein leyder viel blinder menschen, die yhr casteien, es sey fasten, wachen odder erbeitten, allein darumb ubenn, das sie meynen, es sein gute werck, das sie damit viel vordienenn, darumb faren sie daher unnd thun yhr zuweilen szo viel, das sie yhren leyb drob vorterben unnd kopff dol machenn. Noch viel blinder sein die, die das fasten nit allein nach der menige odder lenge messen, wie disse, sondern auch nach der speysze, achtens dafur, es sey vil köstlicher, wen sie nit fleisch, eyer odder puttern essen. Uber disse sein, die das fasten nach den heiligen richten und nach den tagen erwelen, der am Mitwochen, der am Sonnabent, der sanct Barbaren, der sanct Bastian und so fort an. Disse alle sampt suchen nit mehr in dem fastenn, dan das werck an yhm selbs: wen sie das gethan haben, meynen sie, es sey wolthan. Ich wil hie schweygen, das etlich also fasten, das sie sich dennoch vol sauffen, etlich szo reichlich mit fischen und anderen speysen fasten, das sie vil nehrer [245] mit fleisch, ehern und puttern zukemen, dartzu viel besser frucht der fasten ubirkemen. Dan solche fasten ist nit fasten, sondern der fasten und got spotten.

Darumb lasz ichs geschehn, das yhm ein iglicher erwele tag, speysz, menge zufasten, wie ehr wil, szo fern, das ers nit da lasse bleyben, sondern hab achtung uff sein fleisch: wievil dasselb geyl und mutwillig ist, so vil lege ehr fastenn, wachen unnd erbeit drauff, und nit mehr, es habe gebotten bapst, kirchen, Bischoff, beichtiger odder wer do wil. Dan der fasten, des wachens, der erbeit masz unnd regel szol yhe niemandt nehmen an der speysz, menge odder tagen, sondern nach abgang odder zugang der fleischlichen lust und mutwillens, umb wucher willen allein, sie zu todten und dempfen, das fasten, wachen, erbeit eingesetzt ist: wo die selbe lust nit were, so gulte essen so vil als fasten, schlaffen szo vil als wachen, mussig sein so vil als erbeyten, und were eins szo gut als das ander, on alle unterscheydt.

Czum xx. Wo nu yemandt fundt, das vonn fischen mehr mutwillens in seinem fleisch, dan von eyern und fleisch, sich erhub, sol er fleisch und nit fisch essenn. Widderumb, so ehr befundt, das yhm der kopff wust und dol odder der leyb und magen vorterbet wurd von fasten, odder nit nodt ist noch darff, tzu todten seinen mutwillen im fleisch, sol ehr das fasten gantz lassen anstehen, und essen, schlaffen, mussig gehen, szo viel yhm nodt ist tzur gesuntheit, unangesehen, ob es sey wider der kirchen gebot odder ordens und stend, gesetze: dan kein gebot der kirchen, kein gesetz einiges ordens mag das fasten, wachen, erbeitten hoher setzen odder treyben, dan so viel und weit es dienet, das fleisch und seine lust zudempffen odder todten. Wo ditz tzil wirt ubergangen, und das fasten, speysz, schlaffen, wachen hoher trieben, dan das fleisch leyden mag odder tzur todtung der lust nodt ist, unnd do mit die natur vorterbt, kopff zubrochen wirt, do nehm yhm niemandt fur, das er gut werck than habe, odder sich mit der kirchen gebot odder ordens gesetz entschuldige. Er wirt geacht werden, als der sich selb vorwarlost und, szo viel an yhm ist, sein selbs eigen morder worden: dan der leyp ist nit darumb geben, yhm sein naturlich leben odder werck zutodten, sondern allein seinen mutwillen zutodtenn, es were dan, das der mutwil so starck und grosz were, das yhm an vorderben und schaden naturlichs lebens nit mocht gnug widderstanden werdenn, dan, wie gesagt, in ubungen des fastens, wachens, erbeit sol man das aug nit haben auff die werck an yhn selbs, nit auff die tage, nit auff die menge, nit auff die speisse, sondern allein auff den mutigen unnd geylen Adam, das dem der kutzel dadurch erweret werde.

[246] Czum xxi. Ausz dem mugen wir ermessenn, wie weiszlich odder nerrisch thun etliche weiber, wenn sie schwanger gahn, unnd wie man mit den krancken sich halten sol: dan die nerrinnen am fasten szo hart hangen, das sie ehr der frucht und yhr selbs grosse ferlickeit wagen, ehr sie nit mit andern gleich fasten solten, machen yhn gewissen, da kein ist, unnd da sie ist, machen sie keine. Das ist alles der prediger schult, das man das fasten szo einhyn plaudert, unnd seinen rechten prauch, masz, frucht, ursach und end nymmer antzeigt. Also solt man die krancken lassen essen unnd trincken alle tag, was sie nur wolten, und kurtz umb, wo auffhoret mutwil des fleisches, da hat schon auff gehoret alle ursach tzu fasten, wachen, erbeyten, disz odder das zuessen, und ist gantz kein gebot mehr da, das da bindet.

Widderumb sol man sich fursehen, das nit ausz disser freyheit wachs ein nachlessige faulheit, den mutwillen des fleisches zu todten, dan der schalckhafftige Adam gar listig ist yhm selb urlaub zusuchen und des leybs odder heubtis vorterben furgeben, wie etlich hinein plumpen und sagen, es sey nit not noch gebotten, zufasten odder casteienn, wollen dis und das essen on schewel, gerad als hetten sie sich langetzeit mit fasten sehr geubt, so sies doch nie vorsucht haben.

Nit weniger sollen wir uns fur ergernisz hutten bey denen, die, nit gnug vorstendig, fur grosz sund achten, szo man nit auff yhre weyse mit yhn fastet odder ysset. Hie sol man sie gutlich unterrichten, unnd sie nit frech vorachten odder yhn zu trotz essen disz odder das, sondern antzeigen ursach, warumb es szo billich geschehe, und sie auch also mit muszen in den selben vorstand furen: wo sie aber halstarck sein und yhn nit lassen sagen, sol man sie lassen faren unnd thun wie wir wissen das recht ist.

Czum xxij. Die andere ubung, die uns ubirfellet von andern, ist, wen wir von menschen odder teuffeln werden beleydigt, so uns gut genommen, der leib kranck, und ehr genommen wirt, und alles das uns zu tzorn, ungedult und unruge mag bewegen. Dan gottis werck, wie es in uns regirt noch seiner weiszheit, und nit unser vornunfft, und noch seiner reinickeit und keuscheit, nit unsers fleisches mutwillenn, dann gottis werck ist weiszheit unnd reinickeit, unser werck ist torheit unnd unreinickeit, die sollen seyrenn. Alszo sol es auch in uns regirenn noch seinem frid, unnd nit unszer tzorn, ungedult unnd unfrid: dan frid ist auch gottis werck, ungedult ist unszers fleysches werck, das sol feyrenn unnd todt seinn, das alszo allenthalbenn wir feyrenn ein geistlichenn feyrtag, unser werck mussig gehn unnd got in uns wircken lassen.

[247] Drumb, solche unsere werck und den Adam zu todten, Schickt uns got uber denn hals vil anstosz, die uns zu tzorn bewegen, vil leydenn, die tzu ungedult reitzenn, tzu letzt auch den todt unnd schmach der welt, damit er nichts anders sucht, dann das er zorn, ungedult und unfrid ausztreib, und zu seinem[Rand: Jes. 28, 21.] werck, das ist zum frid, in uns komme. Also spricht Isaias xxviij. Er nympt sich eins frembden werckes an, auff das er zu seinem eygen werck komme. Was ist das? Er schickt leyden und unfrid zu, auff das er lere uns gedult und frid haben, er heisset sterben, auff das ehr lebendig mache, szo lange bisz der mensch, durch ubet, so fridsam und stil werde, das er nit bewegt werde, es gehe yhm wol odder ubel, ehr sterb odder lebe, ehr werd geehret odder geschendet: da wonet dan got selb allein, da sein nymmer menschen werck, das heisset dan den feyrtag recht gehalten und geheiliget, da furet der mensch sich selb nit, da lustet yhm selb nit, da betrubt yhn nichts, sondern got furet ihn selber, eitel gotliche lust, freud und frid ist da mit allen andern wercken und tugenden.

Czum xxiij. Disse werck achtet er szo grosz, das er den feyrtag nit allein gebeut zuhalten, sondern auch heiligen odder heilig achten, damit ehr antzeigt, das nit kostlicher ding sey, dan leyden, sterben und allerley ungluck, dan sie sein heyligthum und heiligen den menschen von seinen wercken zu gottis wercken, gleich wie ein kirch wirt von naturlichen wercken zu gottisdiensten geweyet. Drumb sol er sie auch erkennen fur heyligthum, fro werden und got dancken, szo sie yhm kommen: dan wen sie kummen, szo machen sie yhn heilig, das er dis gebot erfullet und selig wirt, erlosen von seinen sundlichen wercken. Also[Rand: Ps. 116, 15.] spricht David: Der tod seiner heiligen ist ein kostlich ding fur seinen augen.

Und auff das er uns da zu sterckt, hat er uns nit allein solch feyr gebotten (dan die natur stirbt unnd leydet gar ungern, und ist ein bitter feyrtag, yhrer werck mussig und tod sein), sondern hat uns in der schrifft mit manchfeltigen[Rand: Ps. 91, 15.] worten getrostet, und lassen sagen psal. xc. Ich bin bey yhm in allem[Rand: Ps. 34, 20.] seinem leyden unnd wil yhm erausz helffen. Item psal. xxxiij. Der her ist nahe allen den leidenden und wirt yhn helffen.

Daran nit gnug, hat er ein krefftig, starck exempel dartzu geben, seinen einigen lieben sunn Jesum Christum, unsern hern, der hat am sabbat den gantzenn feyrtag gelegen ledig aller seiner werck und der erst dises gebot erfullet, wie wol an nod fur yhn selbs, allein uns zu trost, das wir auch in allem leyden und sterben stil sollen sein und frid habm, angesehen, das, wie Christus, nach seiner ruge unnd feyer aufferweckt, nu fort mehr allein in got und got in ym lebt, alszo wir auch durch todtung unsers Adam, wilchs volkomlich[248] nit geschicht, dan durch der natur todt und begraben, werden wir erhaben in got, das got in uns leb unnd wirck ewiglich. Sich, das sein die drey stuck des menschen, die vornunfft, die lust, die unlust, darinne alle seine werck gahn: die mussenn alszo durch disse drey ubung, gottis regirung, unszer eygenn casteyung, andere beleydigung, erwurgt werden, und also geistlich gotte feyern, yhm zu seinen werckenn einrewmen.

Czum xxiiij. Solche werck aber und leydenn sollen ym glauben und guter zuvorsicht gotlicher huld geschehen, auff das, wie gesagt ist, alle werck im ersten gebot und glauben bleyben, und der glaub sich in den selben ube unnd sterck, umb wilchs willenn alle ander gebotte und werck gesetzt sein. Drumb sich, wie ein hubscher guldener rinck ausz dissen drehen gebotten unnd yhren wercken sich selber macht, und wie ausz dem ersten gebot und glauben fleust das ander bisz ynsz drit, und das drit widderumb treibt durch das ander bisz in das erst. Dan das erst werck ist glauben, ein gut hertz und zuvorsicht zu got haben. Ausz dem fleust das ander gute werck, gottis namen preysen, seine gnad bekennen, yhm alle ehre geben allein. Darnach folget das drit, gottis dienst uben mit beten, prediget horen, tichten und trachten gottis wolthat, dartzu sich castehen und sein fleisch zu zwingen.

Wan nu der bosse geist solchen glaubenn, gottis ehre unnd gottis dienst zu gewar wirt, so tobet er und hebt an die vorfolgung, greifft an leyb, gut, ehre und leben, treibet auff uns kranckheit, armut, schande und sterben, das got alszo vorhengt und vorordenet. Sich, da hebt sich das ander werck oder die ander feyr des dritten gebotis, da durch wirt der glaub fast hoch vorsucht, wie das golt ym fewr: dann es ist ein grosz dinck, eine gute zuvorsicht[Rand: Sir. 2, 5.] zu got erhalten, ob er schon den tod, schmach, ungesuntheit, armut zufuget,[Rand: 1. Petr. 4, 12.] und in solchem grawsamen bild des tzorns yhn fur den allergutigisten vatter halten, wilchs musz geschehen in dissem werck des drittenn gebottis. Da dringet dan das leyden den glauben, das er gottis namen musz anruffen und loben in solchen leyden, und kumpt also durch das drit gebot widderumb in das ander, unnd durch dasselb anruffen gotlichs namen und lob wechst der glaub, und kumpt in sich selb, unnd sterckt also sich selb durch die zwey werck des dritten und andern gebottis, und alszo geht er ausz in die werck unnd kumpt widder durch die werck zu sich selb, gleich wie die son auffgeht bisz an den nidergang und kompt wider bisz zu dem auffgang. Drumb wirt in der schrifft[Rand: Ps. 19, 7.] der tag zu geeyget dem fridlichen leben in den werckenn, die nacht dem leydenden leben in der widderwertickeit, und der glaub also in beyden lebt und wirckt, auszgeht und eingeht, wie Christus Johan. ix. sagt.[Rand: Joh. 9, 4.]

[249] Czum xxv. Disse ordnung der gutten werck bitten wir ym vatter unser. Das erst ist, das wir sagen ›vater unser, der du bist ym himel‹, wilchs sein wort des ersten wercks des glaubens, der lauts des ersten gebots nit zweyffelt, er hab einen gnedigen got und vatter ym hymel. Das ander ›dein name sey heilig‹, darinnen der glaube begeret, gottis namen, lob und ehre gepreysset werden, und den selben anruffet in aller nodturfft, wie das ander gebot lautet. Das dritte ›zukomme deinn reich‹, darinnen wir den rechten sabbat und feyr, stille ruge unserer werck, bittenn, das allein gottis werck in uns[Rand: Luc. 17, 21.] sey und also got in uns als in seinem eigen reich regire, wie er sagt: Nemet war, gottis reich ist nyrgen den in euch selb. Das vierd gebet ›dein wille geschehe‹, darinnen wir bittenn, das wir die siben gebot der andern taffeln halten und haben mugen, in wilchen auch der glaub geubt wirt gegen dem nehsten, gleich wie er in dissen dreyen geubt ist in wercken allein gegen got. Und das sein die gebet, da das wortlein ›du, dein, dein, dein‹ innen stet, das die selben nur suchen, was got angehoret: die andern sagenn alle ›unszer, unsz, unsern etc.‹ dan wir bitten unser gutter und selickeit.

Und das sey von der erstenn taffel Mosi geschwetzt unnd grob uberhyn den einfeltigen die hochsten gute werck angetzeigt.

Das erst Gebot der ander taffel Mosi

Folget die andere taffel.
Das erst Gebot der ander taffel Mosi.
Du solt dein Vatter und Mutter ehrenn.

Ausz dissem gebot leren wir, das nach den hohen wercken der ersten drey gebot kein besser werck seinn, dan gehorsam und dienst aller der, die uns tzur ubirkeit gesetzt sein. Darumb auch ungehorsam grosser sund ist dan todschlag, unkeuscheit, stelen, betriegen, und was darinnen mag begriffen werden. Dan der sund unterscheidt, wilch grosser sey dan die ander, kundenn wir nit basz erkennen, dan ausz der ordnung der gebot gottis, wie wol ein iglich gebot fur sich selb auch unterscheidt in seinen wercken hat: dan wer weysz nit, das fluchen grosser ist dan zurnen, schlahen mehr dan fluchen, vatter unnd mutter schlahen mehr dan einen gemeinen menschen? Nu szo leren uns diesse sieben gebot, wie wir uns gegen den menschen in gutten wercken uben sollen, und zum ersten gegen unser obirsten.

Das erste werck ist, Wir sollen leiplichen vater und mutter ehren, wilche ehre nit darinnen stet allein, das man sich mit geberden ertzeigt, sondern das man yhn gehorsam sey, yhre wort und werck fur augen habe, grosz achte und [250] drauff gebe, lasz sie recht haben was sie fur geben, stille schweygen unnd leyden, wie sie mit uns handeln, wo es nit widder die erstenn drey gebot ist, dartzu, wo sie es bedurffen, mit speysz, kleyd unnd hausz vorsorgen. Dan er hat nit umbsonst gesagt ›Dw solt sie ehren‹, nit sagt er ›du solt sie liebhaben‹, wie wol das auch sein sol, Aber die ehre ist hoher, dan schlechte liebe, und hat mit sich ein furcht, die sich mit lieb voreynigt, unnd macht den menschen, das er mehr furcht sie zubeleydigen, dan die straff. Gleich als wir heyligthum ehren mit furcht, und doch nit flihen davor als vor einer straff, sondern mehr hyntzu dringen: ein solche furcht, mit lieb vormischt, ist die rechte ehre. Die andere furcht on lieb ist gegenn die ding, die wir vorachten odder flihenn, als man denn hencker odder die straff furcht: da ist kein ehre, dann es ist furcht on alle lieb, ja furcht mit hasz und feindschafft. Davon ist ein sprich wort S. Hieronymi: was wir furchten, das hassen wir auch. Mit der furcht wil got nit gefurcht noch geehret sein, noch die eldern geehret haben, sondern mit der ersten, die mit liebe und zuvorsicht gemischt ist.

Czum andern, Dis werck scheynet leicht, aber wenig achten sein recht. Dan wo die eldern recht frum sein, unnd yhre kind nicht nach fleischlicher weysz lieb habenn, sondern (wie sie sollenn) zu gottis dienst sie mit worten und wercken in den ersten dreyen gebotten weysen und regiren, da wirt dem kind an unterlasz sein eygen wil gebrochen, und musz thun, lassen, leyden, das sein natur gar gerne anders thet, da durch dann es ursach gewinnet, sein eldern zuvorachten, widder sie tzu murmeln, odder erger ding zuthun: da geht die lieb und furcht ausz, szo nicht gottis gnade da ist. Desselbenn gleichen, wo sie straffen unnd zuchtigenn, wie sichs geburt, tzu weylen auch mit unrecht, das doch nit schadet zur sele selickeit, szo nympts die bosze natur mit unwillen an. Uber das alles sein etlich szo boser art, das sie sich schemen yhrer eldren des armuts, unadels, ungestalt odder unehre halben, lassen sich disse stuck mehr bewegenn, dann das hohe gebot gottis, der ubir alle ding ist, und yhn solche eltern mit bedachtem wolgefallen geben hat, sie zuuben unnd vorsuchen in seinem gebot. Aber das ist noch stercker, wan das kind widder kind hat, da steigt die lieb unter sich, unnd geht sehr ab der lieb und ehre gegen die eltern.

Was aber von denn eltern gebotten und gesagt wirt, sol auch vorstandenn sein von denen, szo die eltern gestorben odder nit gegenwertig seinn, die an yhrer stadt sein, als da sein gefreundt, gefattern, padten, weltliche hern [251] und geistliche vetter. Dan es musz ein iglicher regiret unnd unterthan werden andern menschen. Derhalben wir sehen aber alhie, wie viel gutter werck in dissem gebot geleret werden, szo all unser leben darinnen andern menschen unterworffen ist. Und daher kompt es, das der gehorsam szo hoch gepreysset wirt und alle tugent und gutte werck in yhm beschlossen werden.

Czum dritten, Es ist noch ein andere unehre der eltern, vil ferlicher unnd subtiler, dan disse erste, wilch sich schmuckt und ansehen lessit fur ein rechte ehre, die ist, wen das kind seinen willen hat und die eltern durch fleischliche liebe desselben gestatten: hie ehret sichs, hie liebt sichs, unnd ist auff allen seyten kostlich ding, gefellet vatter und mutter wol, widderumb gefelt das kind wol.

Disse plage ist szo gemein, das gar selten der ersten unehre exempel gesehen werden: das macht alles, das die eltern vorblendt got in den ersten dreyen gebotten nit erkennen noch ehren: derhalben mugen sie auch nit sehen, was den kindern gebricht, und wie sie die leren und tzihen sollen, darumb tzihen sie die tzur weltlichen ehren, lust unnd gutter, das sie nur den menschenn wolgefallen und yhe hoch kommen: das ist den kindern lieb, unnd sein gar gern gehorsam on alles widdersprechen.

Alszo gaht dan gottis gebot heimlich unter gutem schein gar zu poden,[Rand: Jes. 57, 5. / Jer. 7, 31. / 32, 35] und wirt erfullet, das ym propheten Isaia und Hieremia geschrieben stett, das die kinder von yhren eygenen eltern vortzeret werden, und thun wie der konig[Rand: 2. Kön. 21, 6] Manasse, der sein kindt dem abgot Moloch lisz opffern und vorbrennen: was ists anders dan sein eygen kindt dem abgot opffern unnd vorbrennen, wo die eltern yhre kind mehr tzihenn der welt zu lieb dan got, lassen sie szo hyn gahn, unnd in weltlicher lust, lieb, freud, gut und ehre vorprant, gottis lieb, ehre unnd ewiger gutter lust in yhn auszgelescht werdenn?

O wie ferlich ists vatter und mutter zusein, wo nur fleisch unnd blut regiret! dan furwar an dissem gebot ligt es gar, das die ersten drey und die letzten sechs werden erkent und gehalten, die weyl den eltern befolen ist, den[Rand: Ps. 78, 5 f.] kindern solchs zuleren, wie psalm lxxvij. stet ›wie fast hat er gebotten unsern eltern, das sie gottis gebot yhren kindern bekandt machtenn, auff das yhre nachkomling die selben wissen, und kind kindes kindern vorkundigen solten‹. Das ist auch die ursach, warumb got die eltern ehren, das ist mit furcht liebenn, heist: dan disse lieb ist on furcht, drumb ists mehr unehre dan ehre.

Nu sich, ob nit yderman gutte werck gnug tzu thunn habe, ehr sey vatter odder kindt. Aber wir blinden lassen solchs anstehen, unnd suchen daneben andere mancherley, werck, die nit gebotten sein.

[252] Czum vierden, Wo nu die eltern szo nerrisch seinn, das sie kinder weltlich tzihenn, sollenn die kinder yhnen in keinen weg gehorsam sein, dan got ist in den ersten dreyen gebotten hoher zuachtenn den die eltern. Weltlich aber zihen heysz ich das, szo sie leren nit mehr suchen, dan lust, ehre und gut odder gewalt disser welt.

Zimlichen schmuck tragen und redliche narung suchen ist die not, und nit sund, so doch, das ym hertzen ein kind also sich geschickt finde odder yhe sich also schick, das yhm leid sey, das bis elend leben auff erden nit mag wol angefangen oder gefuret werden, es lauffe dan mit unter mehr schmuck und gut, dan nodt ist tzur decke des leybes, frost zu erweren und narung zuhaben, und musse also on seinen willen, der welt tzu willen, mit narren und fulchs ubel dulden, umb eins bessers willen, ergers zuvormeyden. Also trug die kunigin Ester yhre konigliche krone, und sprach doch zu got ›du weist das, das[Rand: Stücke in Esther 3, 11.] tzeichenn meines prangis auff meinem heubt hat mir noch nie gefallen, und achte sein wie ein bofze lunten, und trag sein nymmer, wo ich allein bin, sondern wen ichs thun musz und fur die leut gehen‹. Wilch hertz also gesinnet ist, tregt on ferlickeit schmuck, dan es tregt und tregt nicht, tantzt und tantzt nit, lebet wol und lebet nit wol, und das sein die heymlichen seelen, vorborgene breute Christi, aber sie sein seltzam, den es schwere ist, nit lust zuhaben in grossem schmuck unnd prangen. Alszo trug sanct Cecilia ausz gebot yhrer eltern guldene kleider, aber ynwendig am leib trug sie heryn hembd.

Hie sagen etlich ›Ja wie wolt ich mein kindt unter die leut bringen, unnd mit ehren ausz setzenn? ich musz also prangen‹. Sage mir, ob das nit wort sein einsz hertzen, das an got vortzweyffelt und mehr auff seine sorge dan auff gottis sorge trawet, szo doch sanct Peter leret und spricht ›Werffet[Rand: 1. Petr. 5, 7.] all ewr sorge auff yhn, und seyt gewisz, das er fur euch sorget‹. Es ist ein zeichenn, das sie fur yhre kind noch nie got gedancket, noch nie fur sie recht gebeten, noch nie yhm befolen haben, sonst wurden sie wissen und erfaren haben, wie sie solten auch der kinder ausz setzen von got bitten unnd gewartenn. Drumb lesset er sie auch gehen in yhrem eygen syn mit sorgen und engsten, und doch nit wol ausrichten.

Czum funfften, Alszo ists war, wie man sagt, das die eltern, ob sie sonst nichts zuthun hetten, mogen sie an yhren eigen kindern selickeit erlangen, an wilchen, szo sie die zu gottis dienst recht zihen, haben sie furwar beyde hend vol gutter werck fursich: dan was sein hie die hungrigen, durstigen, nacketen, gefangenen, krancken, frembdling, dan deiner eigen kinder seelen? mit wilchen dir got ausz deinem hausz ein spital macht unnd dich yhnen zum [253] spitel meyster setzt, das du yhr warten sollest, sie speysen unnd trencken mit gutten worten unnd wercken, das sie leren got trawen, glauben und furchten, und yhr hoffnung in yhn setzen, seinen namen ehren, nit schweren noch fluchen, sich casteyen mit beten, fasten, wachen, erbeytten, gotis dienst und worts warten, und yhm feyren den sabbat, das sie zeitlich ding leren vorachten, ungluck sanffte tragen, und den todt nit furchten, disz leben nit lieb haben.

Sihe, wilch grosse lection das sein, wie vil du habst guter werck fur dir, in deinem hausz, an deinem kind, das solcher dinge aller darff, wie ein hungrig, durstige, blosze, arme, gefangene, krancke sehle. O wie ein selige ehe und hausz were das, wo solch eltern ynnen weren! furwar es were ein rechte[Rand: Ps. 128, 1 ff.] kirche, ein auszerwelet Closter, ja ein Paradisz. Davon sagt psal. cxxvij. Selig sein die, die got furchten und wandeln in seinen gebotten. Du wirst dich erneren mit der erbeit deiner hend, darumb wirstu selig sein, unnd wirt dir wolgehn, dein weib wirt sein wie ein volfruchtbarer weinstock in deinem hausz, und dein kinder werden sein wie die jungen sprossen der vollenn olbawm umb deinen tisch. Sehet, alszo wirt gebenedeyet seinn, wer got furchtet etc. Wo sein solche eltern? wo sein die nach guten wercken fragenn? Hie wil niemant her. Warumb? Es hat got geboten, da zeugt von der teuffel, fleisch und blut, es gleisset nit, drumb gilt es nit: da leufft der zu S. Jacob, diesse gelobt sich zu unser frawen. Niemandt gelobt, das er got zu ehrenn sich und sein kind wol regire unnd lere, lessit die sitzen, die yhm got befolen hat, an leyb und sele zu bewaren, und wil got an einem andern ort dienen, das yhm nicht befolen ist. Solch vorkeret wesen weret kein Bischoff, strafft kein prediger, Ja umbs geytz willen bestetigen sie es, und erdencken nur teglich mehr walffart, heiligen erhebung, Ablas Jarmarckt: got erbarm sich uber solche blindtheit!

Czum Sechsten, Also widderumb mogen die eltern nit leichter die hell vordienen, dan an yhren eygen kindern, in yhrem eygen hausz, wo sie die selben vorseumen, und nit leren die ding die droben gesagt sein. Was hulffs, das sie sich todtfasten, beten, wallen, und alle werck theten? Got wirt sie doch davon nit fragen am tod und jungsten tag, sondern wirt foddern die[Rand: Luc. 23, 28 f.] kindt, die er yhn befolen hat. Das zeigt an das wort Christi Luce xxiij. Ihr tochter von Jerusalem, weinet nit uber mich, sondern uber euch und ewre kinder, Es werden kommen die tag, das sie werden sagen ›Selig sein die leybe, die nit geborn haben, unnd bruste, die nit geseugt habenn‹. Warumb werden sie szo klagen, dan das alle yhr vordampnisz von yhrenn eygenen kindern [254] kompt? welch szo sie nit hetten gehabt, weren sie villeicht selig wordenn. Furwar disse wort soltenn billich den eltern die augenn auff thun, das sie yhre kinder nach der seelen geystlich ansehen, auff das die arme kinder durch yhre falsch fleischlich liebe nit betrogen wurdenn, als hetten sie yhre eltern wol geehret, die weil sie nit mit yhn tzurnen odder gehorsam sein in weltlichem prangenn, darinnen yhr eygenn wil gesterckt wirt, szo doch das gebot die eltern darumb in ehre setzt, das der kinder eygenn wil sol gebrochenn und sie demutig und sanfftmutig werdenn.

Wie nw gesagt ist in den andern gebottenn, das sie sollenn ym heubtwerck gehn, alszo auch hie sol niemant achten, das seine zucht unnd lere in den kindern an yhn selbs gnugsam sey, Es sey dan das es geschehe in zu vorsicht gotlicher huld, das der mensch nit dran zweiffel, er gefalle got wol in den wercken, unnd lasz yhm solche werck nit anders sein, den ein vormanung unnd ubung seines glaubens, in got zu trawen und gutis zu yhm und gnedigen willen vorsehen, on wilchen glaubenn kein werck lebt, gut, angenehm ist: dan vil heyden haben yhre kinder hubsch ertzogen, aber ist alles vorloren umb des unglauben willen.

Czum Sibenden, Das ander werck disses gebottis ist Ehren unnd gehorsam sein der geistlichenn Mutter, der heyligen Christlichen kirchen, der geistlichen gewalt, was sie gebeut, vorpeut, setzt, ordent, bannet, loszet, das wir uns darnach richten, unnd wie wir leypliche eltern ehren, furchten unnd liebenn, szo auch geistliche ubirkeit, lassen sie recht habenn in allen dingen, die nit wider die ersten drey gebot sein.

Nu gaht es in dissem werck fast erger zu, dan in dem ersten. Die geistlich ubirkeit solt die sund mit bannen unnd gesetzenn straffenn, unnd yhre geistliche kinder treyben frum zu sein, auff das sie ursach hetten, disz werck zuthun unnd sich uben in gehorsam und ehre gegen sie: szo sicht man itzt keinen fleisz, stellen sich gegen yhr unterthan, wie die mutter, die von yhren kindern lauffen nach yhren Bullen, wie Oseas ij. sagt, predigen nit, leren nit, weren[Rand: Hos. 2, 5.] nit, straffen nit, und ist doch gar kein geistlich regiment mehr in der Christenheit.

Was kan ich dan von dissem werck sagen? Es sein nach ein wenig fast tag und feyrtag uberblieben, die wol besser wer abgethan: das achtet aber niemand, und nit mehr das do ganghafftig ist dan der ban umb schuld willen getrieben, der auch nit sein solt. Es solt abir geistlich gewalt darob sein, das der ebruch, unkeuscheit, wucher, fressen, weltlich prangenn, ubriger schmuck, und der gleichen offentlichen sunde und schandt auff strengift gestraffet wurden unnd gebessert, dartzu die stifft, Closter, pfarren, schulen ordenlich bestellenn, [255] und darinnen gottis dienst mit ernst erhaltenn, junge leut, knaben und meydlin, in schulen und klostern mit gelereten, frumen Menner vorsorgenn das sie alle wol auffgetzogen wurden, unnd alszo die alten gut exempel geben, und die Christenheit mit feynem jungen volck erfullet und getzieret wurd.[Rand: Tit. 2, 1 ff.] Also leret samt Paul seinen junger Titum, das er alle stend, jung und alt, man und weib, recht unterweysen und regiren solt. Aber nu gaht wer do wil, wer sich selb regirt und leret, der hat, ja leyder dahyn kommen, das die stet, darinnen man gutis leren solt, buben schulen worden sein, und der wilden jugent szo gar niemandt achtet.

Czum Achten, wen diesse ordnung giengen, szo kund man sagen, wie die ehr und gehorsam solt geschehen. Nu gaht es aber, wie mit den leiplichen eltern, die yhren kindern den willen lassen: die geistliche ubirkeit vorhengt itzt, dispensiert, nympt gelt, unnd lessit nach, mehr dan sie vormag nachtzulagen. Ich wil hie schweigen mehr zusagen, wir sehen sein mehr, dan es gut ist: der geitz am regiment sitzt, unnd ebenn das sie werenn solt, das leret sie, und fur augen ist, wie geistlicher stand in allen dingen weltlicher ist, dan der weltlich selbs. Daruber musz die Christenheit vorterben und ditz gebot untergehen.

Wo ein solcher Bischoff were, der alle solche stend mit fleysz vorsorgen solt, drauff sehen, visitiren unnd drob halten, wie er schuldig ist, furwar es wurd yhm ein stadt zuvil werdenn: dan auch tzur zeit der Apostolen, da die Christenheit am besten stund, ein yegliche stat einen Bischoff het, da doch die stat das weniger teil Christen war, wie mag es wol gahn, wen ein Bischoff so vil, der so vil, der die gantz welt, der die helfft haben wil? Es ist zeit, das wir got bitten umb gnad: geistlicher ubirkeit haben wir vil, aber geistlicher regirung nichts odder wenig. In des mag wer do kan helffen, das stifft, kloster, pfarren und schulen wol bestellet und regirt werden, und were auch der geistlichen uberkeit werck eins, das sie stifft, Kloster, schulenn weniger machtenn, wo mann sie nit vorsorgenn mocht. Vil besser ist es kein kloster odder stifft, dan bosze regiment darinnen, da got nur mehr mit ertzurnet wirt.

Czum Neunden, Die weil dan die ubirkeit yhr werck szo gar lessit fallen unnd vorkeret ist, szo musz gewiszlich folgen, das sie yhrer gewalt miszprauche, und frembd bosze werck furnheme, gleich wie die eltern, szo sie etwas gepieten[Rand: 1. Tim. 4, 1 ff. / 2. Tim. 3, 1 ff.] das widder got ist. Da mussen wir weysze sein: dan der Apostel hat gesagt, das die selben zeit ferlich sein werden, in wilchenn solche ubirkeit regiren wirt, dan es hat einen schein, man widderstreb yhrer gewalt, wen man nit thut odder weret alles was sie furgeben. Szo mussen wir nu die drey ersten [256] gebot unnd die rechte taffel fur die hand nehmen, des sicher sein, das kein mensch, widder Bischoff, Bapst, noch engel, mag etwas gebieten oder setzen, das dissen dreyen gebotten mit yhren wercken entgegen, hynderlich odder nit furderlich sey, und ob sie solchs fur nhemen, so helt es und gilt nichts, so sundigen wir auch dran, wo wir folgen und gehorsam sein odder dasselb leydenn.

Darausz ist leicht zuvorstehen, wie die gebotten fasten nit begreiffen die krancken, die schwanger weiber, odder die szonst nit fasten mugen on schaden. Unnd das wir hoher faren, die weil ausz Rom zu unsern zeiten nichts anders kompt, dan ein Jarmarckt geistlicher gutter, die man offentlich und unvorschampt kaufft unnd vorkaufft, ablas, pfarren, kloster, bistum, probstey, pfrund und alles was nur yhe gestifft ist zu gottis dienst weit und breit, dadurch nit allein alles gelt und gut der welt gen Rom zogen und trieben wirt, welchs der geringst schaden were, sondern die pfarren, bistum, prelaturn zurissen, vorlassen, vorwust, und also das volck vorseumet wirt, gottis wort, gottis namen und ehre untergaht, der glaub vorstoret wirt, das zuletzt solche stiffte und ampt nit allein ungelereten und untuchtigen, sondern das mehrer teyl den Romischen grosten heubt buffen, szo in der welt sein, zu teyl werden, also was tzu gottis dienst, dem volck zupredigen, regiren unnd bessern, gestifft ist, musz itzt denn stalbuffenn, maultreibernn, Ja, das ichs nit grober sag, Romischenn hurn unnd buffen dienen, dennoch nit mehr danck davon haben, dan das sie unser als der narren dartzu spotten.

Czum Zehenden, szo dan solch untregliche unfuge alle geschehen unter dem namen gottis und sanct Peters, gerad als were gottis namen unnd die geistliche gewalt eingesetzt, gottis ehre zulestern, die Christenheit an leyb und seelen zuvorterben, sein wir furwar schuldig, szo vil wir mugen, fuglich widdertzustehen, unnd mussen hie thun, gleich wie die frumen kinder, denen yhr eltern doll oder wan sinnig sein worden, und zum ersten sehen, wo das recht her kompt, das, was zu gotis dienst ist in unsern landen gestifft oder fur unser kinder zuvorsorgen geordent, das man das zu Rom sol dienen lassen, und hie, da es sein sol, nochlassen: wie sein wir szo unsinnig!

Die weil dan Bischoff und geistlich prelaten hie stil stehen, nit weren odder sich forchten, und lassen also die Christenheit vorterben, sollen wir zum ersten got demutiglich umb hulff anruffen. dem ding zuweren, darnach mit der hand dartzu thun, den kortisanen und Romischen briefftreger die strasz nider legen, yhn mit vornunfftiger senffter weysze entbietenn, wollen sie die pfrund redlich vorsorgen, das sie sich darauff setzenn, mit predigen odder [257] guttenn exempel das volck besseren, wo das nit, unnd sie zu Rom oder anderszwo sitzen, die kirchen vorwusten und schwechen, das man sie lasz den bapst tzu Rom speyszen, dem sie dienenn. Es fugt sich nit, das wir dem Bapst seine knecht, sein volck, Ja seine buffen und huren neren, mit vorterben und schaden unser seelen.

Sihe, das weren die rechten Turcken, die die kunig, fursten unnd der adel solt am ersten angreiffen, nit darinnen gesucht eygen nutz, sondern alleinn besserung der Christenheit und hynderung der lesterung unnd schmach gotlichs namens, unnd also mit der selben geistlickeit umbgahn als mit dem vater, der seine syn und witz vorloren het, wilchen szo man nit (doch mit demut und allen ehren) gefangen nehme und weret, mocht er kindt, erb unnd yderman vorterben. Also sollen wir Romischen gewalt in ehren haben als unsern obirsten vatter und doch, die weil sie dol und unsinnig worden sein, yhn yhrs furnemens nicht gestatten, das nit da durch die Christenheit vorterbet werde.

Czum Eylfften, Es meinen etlich, man sol das auff gemein Concilium stellen. Da sag ich neyn zu: dan wir haben vil Concilia gehabt, da solchs ist furgewant, nehmlich zu Costnitze, Basele und das letzt Romisch. Es ist aber nichts auszgericht und ymmer erger worden. Auch sein solche Concilia nichts nutz, die weil die Romische weiszheit den fundt erdacht hat, das zuvor die kunig und fursten sich mussen voreyden, sie zulassen bleiben unnd habenn, wie sie sein und was sie haben, und alszo einen rigel furgesteckt, aller reformacion sich zuerweren, aller buberey schutz und freyheit zuerhalten, wie wol dasselb eydt widder got und recht foddert, erzwungen und gethan wirt, und dem heyligen geyst, der die Concilia regiren sol, eben damit die thur zugesperret wirt. Sondern das were das best, unnd auch das einige ubirbleibend mittel, szo Kunig, Fursten, adel, Stet und gemein selb anfiengen, der sach ein einbruch mechten, auff das die Bischoff unnd geistlichen (die sich itzt furchten) ursach hetten zufolgen. Dan hie sol und musz man nit ansehen anders, dan gottis erste drey gebot, widder wilche noch Rom, noch hymel, noch erden etwas gebietten odder weren kunden, unnd ligt nichts an dem ban odder drewen, damit sie meynenn solchs zuerweren, eben als nichts dran ligt, ob ein doller vatter seinem sun fast drewet, szo ehr yhm weret odder sehet.

Czum zwelfften, Das dritte werck disses gebotis ist der weltlichen obirkeit gehorsam sein, wie Paulus Roma. xiij. unnd Tit. iij. leret, unnd sanct[Rand: Röm. 13, 1 ff. / Tit. 3, 1.] Petrus i. Pet. ij. Seyd untertenig dem kunig als dem ubirsten, und den fursten[Rand: 1. Petr. 2, 13 f.] als seinen gesandten, unnd allen ordenungen weltlicher gewalt. Der weltlichen [258] gewalt aber werck ist schutzen die unterthanen, dieberey, reuberey, ehebrecherey straffen, wie sanct Paulus Ro. xiij. Sie treget nit umb sonst das schwert,[Rand: Röm. 13, 4.] sie dienet got darinnen, den boszen zur furcht, den frumen zu gut.

Hie sundigt man zweyerweisz: Zum ersten, wen man yhn leugt, betreugt und untrew ist, nit folget und thut, wie sie befolen und gebotten hat, es sey mit leyb odder gut. Dann ob sie gleich unrecht thun, wie der kunig von Babylonien dem volck Israel, dennocht wil got yhn gehorsam gehalten haben,[Rand: Jer. 27, 6 ff. / Bar. 2, 21 f.] on alle list und gefahr. Zum andern, szo man ubel von yhn redet, sie vormaledeyet, unnd wo man sich nit rechen kan, mit murmeln und boszen worten offentlich odder heymlich sie schildt.

In dissem allen sollen wir das ansehen, das uns sanct Peter heyst[Rand: 1. Petr. 2, 19 f.] ansehen, nemlich, das yhre gewalt, sie thu recht odder unrecht, mag sie der selen nit schaden, szondern allein dem leyb und gut, es were dan das sie offentlich dringen wolt widder got odder menschen unrecht zuthun, wie vor zeiten, da sie nach nit Christen ware, unnd der Turck noch thut, als man sagt. Dan unrecht leydenn vorterbt niemand an der selen, ja es bessert die selen, ob es wol abnimpt dem leyb und gut. Aber unrecht thun das vorterbet die sele, ob es gleich aller welt gut zutrug.

Czum Dreytzehenden, Das ist auch die ursach, warumb nit szo grosz ferlickeit ist in der weltlichen gewalt als in der geistlichen, wen sie unrecht thun: dann weltliche gewalt mag nit schadenn, die weil sie nichts mit dem predigen und glauben und den ersten dreyen gebotten zuschaffenn hat. Aber die geistliche gewalt schadet nit allein wenn sie unrecht thut, sondern auch wen sie lessit anstehen yhr ampt und etwas anders thut, ob dasselb auch gleich besser were, dann die allerbesten werck der weltlichen gewalt. Darumb musz man sich widder die selben strawen, wen sie nit recht thut, und nit widder die weltliche, ob sie gleich unrecht thut: dan das arm volck, wie es sihet unnd horet von der geistlichen gewalt, szo gleubt und thut es, siht unnd horet es nichts, so glaubt und thut es auch nichts, die weil die selb gewalt umb keins anders willen ist eingesetzt, den das volck ym glauben tzu gotte furenn. Wilchs alles nicht ist in der weltlichen gewalt: dan sie thu unnd lasz wie sie wil, szo gaht mein glaub zu got seine strasz und wirckt fur sich, die weil ich nit musz glaubenn, wie sie glaubt. Drumb ist auch weltlich gewalt gar ein gering ding fur got, unnd vil tzu gering von yhm geacht, das man umb yhrer willen, sie thu recht oder unrecht, solt sich sperren, ungehorsam und uneinig werden. Widderumb die geistliche gewalt gar ein grosz, ubirschwenglich gut ist, und vil zu kostlich von yhm geacht, das der allergeringste [259] Christen mensch solt leiden und schweigen, wo sie ein harbreit vonn yhrem eygenn ampt trit, Schweig dan, wen sie gantz widder yhr ampt gaht, wie itzt wir alle tage sehen.

Czum Viertzehenden, In disser gewalt ist auch mancherley miszprauch: Zum ersten, wo sie den schmeychlern folgt, wilchs ein gemeyne und sonderliche, schedliche plage ist disser gewalt, wilcher sich niemandt kan gnugsam weren unnd fursehen: da wirt sie mit der nasen gefuret, unnd gaht ubirs arm volck, wirt ein regiment, wie ein heyd sagt, das die spynweb fahenn wol die kleinen fliegen, aber die molstein faren durch hyn, also die gesetz, ordenung und regiment der selben hirschafft halten die geringen, die grossen sein frey, unnd wo der her nit selb so vornunfftig ist, das er seiner leut rad nit darff, odder yhe sovil gilt, das sie sich fur yhm furchten, da wirt und musz (es wolt dan got ein szonder zeychen thun) ein kindisch regiment sein.

[Rand: Jes. 3. 2 ff.] Darumb hat got unter andern plagen bosz, untuchtig regenten die grosten geacht, damit er drewet Isa. iij. Ich wil von yhn nemen allen tapffern man, und wil yhn geben kinder unnd kindische herrenn. Vier Plagen hat got in der schrifft genent Eczech. xiiij. Die erst, geringste, die auch David erwelet, ist[Rand: Hes. 14, 13 ff. / 2. Sam. 24, / 13 f.] die pestilentz, die ander ist die theur tzeit, die dritte ist der krieg, die vierde ist allerley bosze bestien, als lewen, wolff, schlangen, trachen, das sein bosz regenten, dan, wo die seind, hat das landt vorterbung, nit allein an leip und gut, wie in den andern, sondern auch an der ehre, zucht, tugent unnd der selen selickeit, dan pestilentz und theure zeit macht frum unnd reiche leut, aber krieg unnd bosze hirschafft macht zunicht als was zeitlich und ewig gut betriefft.

Czum Funfftzehendenn, Es musz ein herr auch fast klug seinn, das ehr, nit allzeit mit dem kopff hindurch zubrechen furnehm, ob ehr gleich kostlich gutte recht und die aller beste sache habe. Dan es ist vil edler tugent, schadenn dulden am recht, dan am gut odder leyb, wo das denn unterthanen nutzlich ist, seintemal weltlich recht nur an zeitlichen guttern hangen.

Darumb ists gar ein nerrische rede ›Ich Hab recht daran, drumb wil ichs mit dem sturm holen und behalten, ob gleich alle ungluck der andern solt [260] drausz entspringen‹. Szo lesen wir von dem keyfzer Octavian, das ehr nit wolt kriegen, wie gerecht ehr were, es were dan da gewisse antzeygung bessers nutzs dann schadens odder tregliche schaden, und sprach ›Kriegen ist ein ding, gleich als yemandt mit einem gulden netze fischet, do er nymmer sovil sehet, als er zuvorliren waget‹. Dan wer einen wagen furet, der musz viel anders wandeln, den szo er fur sich selb allein gieng: hie mag er gehn, springen und machen wie er wil, aber wen er furet, musz er sich lencken und schicken, darnach ym der wag und pferd folgen kan, mehr dar auff dem auff seinen willen acht haben. Also auch ein herr, der furet einen hauffen mit sich, der musz nit wie er wil, sondern wie der hauffe vormag wandeln und handeln, mehr yhre notdurfft und nutz, dan seinen willen und lust ansehen: dan wo ein her nach seinem tollen kopff regiret und seinem gutduncken folget, der ist gleich wie ein toller furman, der mit pferd und wagen stracks zurennet, durch pusch, hecken, graben, wasser, berg und tal, unangesehen wege und brucken, der wirt nit lange faren, es wirt zu trummern gahn.

Darumb were das aller nutzlichst den herschafften, das sie von jugent auff leszen odder yhn lesen liessen die historien beyder heyligen und heydnischen bucher, darinnen sie mehr exempel unnd kunst funden zu regieren, dan in allen rechts buchern, wie man list, das die kunige von Persen land gethan haben, Ester vi. Dan Exempel unnd Hystorien geben und leren altzeit mehr, dan die[Rand: Esth. 6, 1 f.] gesetz unnd recht: dort leret die gewisz erfarung, hie leren die unerfarene, ungewisse wort.

Czum Sechtzehenden, Drey sonderliche nottige werck het zu unsern zeiten zuthun alle hirschafft, furnehmlich in dissen landen: Zum ersten, abethun das grausam wetzen fressens unnd sauffens, nit allein des uberflusgs, sondern auch der kostparlickeit halben: dan durch wurtz, specerey und des gleichen, on wilche wol gelebt wurde, nit ein kleiner abgang zeitlicher guter in die landt kommen ist und teglich kompt. Solche beyde grosse schaden furtzukommen, hette furwar die weltlich gewalt gnug zuschaffen, die gar fast tieff und weit eingerissen sein, und wie kunden die geweltigen got einen bessern dienst thun und yhn selbst yr land bessern? Zum andern, weren die ubirschwengliche kost der kleydung, damit sovil gut umbracht, unnd doch nur der welt und dem fleisch [261] gedienet wirt, das erschrecklich ist zu dencken, solch miszprauch bey dem volck erfunden werdenn, das dem gecreutzigtenn Christo geschworen, getaufft und zugeeygnet ist, das sein Creutz mit yhm tragen und zum andern leben teglich durch sterben sich bereiten sol. Wen es durch ein unweiszheit bey etlichen, vorsehen wurd, were es leidlicher, aber das szo frey, ungestrafft, unvorschampt und unvorhindert getrieben wirt, ja lob und rum drinnen gesucht wirt, das ist yhe ein unchristliches wesen. Zum dritten, vortreyben den wuchersuchtigen tzinszkauff, der in aller welt alle land, leudt und stet vorterbet, vortzeret und vorstoret durch sein schalckhafftigen schein, damit er macht, das er nit wucher sey, so er doch warhafftig damit erger dan wucher ist, drumb das man sich nit, wie fur dem offentlichen wucher, fursicht. Sih, das sein drey Juden (wie man sagt), die die gantzen welt ausg saugen. Hie solten hern nit schlaffen noch faul sein, wolten sie got ein gute rechenschafft geben von yhrem ampt.

Czum Sibentzehenden weren hie auch zu tzeygenn die buberey, wilche durch Officiel unnd andere Bischoffliche und geistliche amptleut getrieben werden, die das arm volck mit grosser beschwerung bannen, laden, jagen unnd treyben, die weil ein pfennig da ist. Solchs solt man mit dem weltlichen schwert weren, die weil da keinn ander hulff noch mittel ist.

O wolt got von hymel, das ein mal auch ein solch regiment wurd angefangen, die gemehnen frawen heufzer abzuthun, gleich wie in dem volck Israel war! Es ist yhe ein unchristliches bild, ein offentlich sund hausz zuhalten bey den Christenn, das vortzeiten gar ungehoret was. Es solt ein ordnung sein, das man knaben unnd meydlin zeitlich zusammen gebe, und solcher untugent furkeme. Nach solcher ordnung und weysze solten beyde geistlich und weltlich gewalt trachten. Ists bey den Juden muglich gewesen, warumb solt es nit bey den Christen auch muglich sein? Ja szo es in dorffen, merckten und etlich steten muglich ist, wie fur augen ist, warumb solt es nit ubiral muglich sein?

Es macht aber, das kein regiment in der Welt ist. Niemant wil erbeyten: darumb mussen die handtwercks leut yhre knechte feyren, die sein dan frey, und mag niemandt zehmen. Wo aber ein ordnung were, das sie musten ym gehorsam gehn, und sie niemandt auffnehm an andern orttenn, het man dissem ubel ein grosz loch gestopfft. Helff got, ich sorg, das hie der wunsch am grosten sey, hoffnung ist geringe, doch sein wir damit nit enschuldigt.

Nu sihe, das sein wenig werck der ubirkeit angetzeigt, aber doch szo gut und szovil, das sie uberflussig gutte werck und got zu dienen hat alle stund.[262] Disse werck aber wie die andern sollenn auch ym glauben gahn, ja den glaubenn uben, das nit yemandt durch die werck furnehm got gefallen, szondern durch zuvorsicht seiner huld solch werck seinem gnedigen lieben got nur zu ehre unnd lob thu, daryn seinem nehsten zu dienen und nutz sein.

Czum Achtzehenden, Das vierd werck dis gebottis ist gehorsam des gesindes unnd der werckleut gegen yhre hern, frawen, meyster und meysterin, davon sanct Paulus sagt Tit. ij. Du solt predigen den knechten odder dienern, das[Rand: Tit. 2, 9 f. 8.] sie yhre herren in allen ehren halten, gehorsam sein, thun was yhn gefellet,[Rand: 1. Tim. 6, 1.] sie nit betriegen, noch yhn widderstrebenn, auch darumb, dan damit machenn sie der lere Christi und unserm glaubenn ein guttenn namenn, das die heydenn nit mugenn uber uns klagenn unnd sich ergernn. Auch sanct Peter spricht:[Rand: 1. Petr. 2, 18 f.] Jr knecht sollt gehorsam seinn ewren herrenn umb gottis furcht willenn, nit allein denn gutigen und senfften, sondern auch den wunderwilligenn und unschlachtigen, dan das ist ein angenem ding fur got, szo yemand leydet unlust mit unschuld.

Nu ist die groste klag in der welt uber das gesind und erbeitleut, wie ungehorsam, untrew, ungetzogenn, forteylisch sie sein: das ist eine plage von got. Und furwar, das ist des gesinds einigs werck, damit sie selig mugen werdenn, durffen furwar nit viel wallen, disz odder das thun, haben gnug tzu thun, wen yhr hertz nur dahyn gericht stet, das sie gerne thun und lassen, was sie wissen yhren herren und frawen gefellig ist, und dasselb alles in einem einfeltigen glaubenn, nit das sie durch die werck wolten grosz vordienen,[Rand: Eph. 6, 5.] sondern das sie das alles in gotlicher huld tzuvorsicht (darinnenn alle vordienst[Rand: Col. 3, 24.] stehn) thun, lauterlich umb sonst ausz lieb und gunst zu got, ausz solcher zuvorsicht erwachsen, und sollen solch werck alle lassen sein ein ubung und vormanung, solchs glaubens und zuvorsicht ymmer mehr und mehr zustercken. Dan, wie gesagt ist nu vil mal, disser glaub macht alle werck gut, Ja er musz sie thun unnd der werckmeyster sein.

Czum Neuntzehenden, Widderumb die herren unnd frawen sollen yhr knecht, megd und erbtleut nit wutender wehsz regieren, nit alle ding auffs gnawst suchen, zu wehlen etwas nachlassen, und umb frids willen durch die finger sehen: dan es mag nit alle ding alle zeit schnur gleich zugan in keinem standt, die wehl wir auff erdenn in der unvolkommenheit lebenn. Davon sagt sanct Paul Colossen. iij. Jr herrenn solt mit ewrem gesindt gleich unnd[Rand: Col. 4, 1.] billich handeln, gedencken, das yhr auch einenn herrenn habt im hymel. [263] Darumb wie die herrenn wollen vonn gott nit mit yhnn auffs scherffist gehandelt, szondernn vil dinnges durch gnadenn nachgelassenn habenn, szo sollenn sie auch gegenn yhre gesindt deste sennffter seinn unnd etwas nachlassenn, unnd doch fleisz anwenden, das sie recht thun und got furchten lerenn.

Sihe da aber, was ein hauszwirt unnd fraw mag fur gutte werck thun, wie sein uns got alle gutte werck szo nahe, szo mancherley, szo stetiglich furlegt, das wir nit durffen fragen nach guten wercken, und wol vorgessen kunden der andern gleissenden, weit leufftigen, erfunden menschen wercken, als da sein wallen, kirchen bawen, ablas suchen, und der gleichen.

Hie solt ich auch wol sagen, wie ein weib seinem man, als seinem ubirsten, gehorsam, unterthenig, weichen, schweygen unnd recht lassen sol, wo es nit widder got ist, widderumb der man sein weib lieb haben, etwas nachlassen[Rand: 1. Petr. 3, 5 ff. / Eph. 5, 22 ff.] und nit genaw mit yhr handeln, davon S. Peter und Pauel vil gesagt habenn,[Rand: Col. 3, 18 ff.] aber es gehoret in weytter aufzlegunge der tzehenn gebot und ist ausz dissen stucken leicht zuerkennen.

Czum Zwentzigsten, Alles aber, was gesagt ist voll dissen werckenn, ist begriffen in den zweyen, Gehorsam und sorgfeltickeit. Gehorsam gepurt den unterthanen, sorgfeltickcit den uberhern, das sie fleisz haben yhr unterthanen wol zu regiren, lieblich mit yhn handeln, und alles thun, das sie yhn nutzlich und hulfflich sein: das ist yhr weg zum hymel, und yhr besten werck, die sie mugen thun auff erden, damit sie angenhemer sein fur gut, dan ob sie sonst[Rand: Röm. 12, 8.] eytel wundertzlichen theten. Also sagt sanct Pauel Ro. xij. wer ein ubirkeit hat, der lasz sein werck sein die forgfeltickeit, als solt er sagenn ›Er lasz sich nit yrren was ander leut oder stende thun, er sehe nit nach disem odder dem werck, es gleisse aber sey finster, sondern habe achten auff seinen standt, und denck nur, wie er denen nutzlich sey, die unter yhm sein: da bleib er auff, unnd lasz sich nit davon reyssen, wenn gleich der hymel fur yhm auff stund, nach davon jagen, wen auch die hell yhm nach lieffe, das ist die richtige straffe, die yhn zum hymel tregt‹.

O wer alszo achten auff sich und seinen stand het, des selben allein gewartet, wie ein reich mensch von gutten wercken solt das in kurtzer zeit werdenn, szo stil und heymlich, das niemandt dan got allein gewar wurde! Aber nu lassenn wir das alles faren, und leufft einer ynsz Carthusz, einer hie, der ander daher, gerad als werenn die gutte werck und gottis gebot in die winckel[Rand: Spr. 1, 20 f.] geworffen und vorsteckt, szo doch geschrieben stet Proverbi. i. das die gotliche[264] weiszheit yhr gebot ausz schreyet offentlich, in den straffen, mitten unter dem volck und in den pforten der stete, damit angetzeigt wirt, das an allen orten, stenden, zeitten ubirflussig furhanden sein, und wir sie nit sehen, vorblend anders wo suchen. Das hat Christus vorkundigt Matth. xxiiij. Wen sie euch[Rand: Matth. 24, / 23 ff.] werden sagen ›sich, hie ist Christus oder da‹, szo solt yhrs nit glauben, wen sie sagen werden ›sich da, in der wusteney ist er‹, szo geht nit hynausz, ›sihe da, in den heymlichen heusern ist er‹, szo gleubt es nur nit. Es sein falsche propheten und falsch Christen.

Czum xxi. widderumb geburt der gehorsam den unterthenigen, das sie alle yhren fleysz unnd auffsehen dahyn keren, zuthun und lassen, was yhr uber hern von yhn begeren, sich davon nit lassen reyssen noch treyben, es thu ein ander was er thu, lasz sich yhe nit duncken, das er wol lebe odder gutte werck thu, es sey beten odder fasten, odder wie es einen namenn haben mag, szo er in dissem nit ernstlich und fleyssiglich sich ubet.

Wo es aber keine, wie offt geschicht, das weltlich gewalt und ubirkeit, wie sie heyssen, wurden einen unterthanen dringen widder die gebot gottis odder dran hyndernn, da gaht der gehorsam ausz, unnd ist die pflicht schon auff gehabenn. Hie musz man sagen, wie sanct Peter zu den fursten der Juden sagt: Man musz gott mehr gehorsam sein, dan den menschen. Er[Rand: Apgsch. 5, 9.] sprach nit ›man musz den menschenn nit gehorsam sein‹, dan das were falsch, sondern ›gotte mehr dan den menschenn‹. Als wen ein furst wolt kriegenn, der ein offentliche unrechte sach het, dem sol man gar nit folgen noch helffen, die weil got geboten hat, wir sollen unsern nehsten nit todten, noch unrecht thun. Item szo er hiesse ein falsch getzeugnis geben, rauben, liegen odder betriegen, und des gleichen. Hie sol man ehe gut, ehr, leyp unnd leben faren lassen, auff das gottis gebot bleybe.

Von dem Funfften Gebot

Von dem Funfften Gebot.

Disse vier vorgangen gebot haben yhr werck in der vornunfft, das ist, das sie den menschen gefangen nehmen, regieren und unterthan machen, auff das er sich selb nit regiere, nit sich gut dunck, nit etwas vonn yhm selb halt, sondern sich demutig erkenne und furen lasse, damit die hoffart erweret wirt. Disse nachfolgende gebot handeln mit den begirden und wollusten des menschen, sie auch zutodten:

Zum ersten, die zornige und rachsuchtige begird, davon das funfft gebot sagt ›Du solt nit todten‹. Wilchs gebot hat ein werck, das doch viel begreyfft[265] unnd vil laster vortreybt, unnd heist sanfftmutickeit. Die selb ist nu zweyerley. Die ein gleysset fast hubsch unnd ist nichts dahyndenn, wilche wir haben gegen die freund, unnd die uns nutzlich, genieszlich sein an gut, ehr und gunst, odder die uns nit beleydigen, noch mit worten, noch mit wercken. Solche sanfftmutickcit haben auch unvornunfftige thiere, lewen unnd schlangen, heydenn, Judenn, Turckenn, buffen, morder, bosze weyber. Disze allesampt sein tzu frieden und senfft, wo man thut was sie wollen odder sie mit friden lesset, und doch nit wenig, durch solch untuchtige senfftmutickeit betrogen, yhren zorn bedecken und entschuldigen also ›Ich wolt wol nit tzurnen, wo man mich mit friden liesse‹. Ja, lieber mensch, also were der bosze geyst auch senfftmutig, wo es yhm noch seinem willen gienge: der unfrid und die beleydung ubirkumpt dir darumb, das sie dich dir selbs ertzeygen wil, wie vol du zorns und boszheit stickist, dadurch du vormanet werdest, nach senfftmutickeit zuerbeyten und den zorn ausztzutreyben. Die ander senfftmutickeit ist grundlich gut, wilch sich ertzeygt gegen die widersacher unnd feynd, den selben nichts schadet, nit sich richet, nit flucht, nit lestert, nichts ubels nachredet, nichtes ubels widder sie gedenckt, ob sie gleich gut, ehre, leyp, freund und alles genommen hetten. Ja wo sie mag, thut sie ihn gut fur das bose, redet yhn das beste nach, ge-[Rand: Matth. 5, 44.] denckt yhr am bestenn. bittet fur sie. Davon sagt Christus Matth. v. Thut wol denen, die euch leyde thun, bittet fur ewr vorfolger und lesterer, und[Rand: Röm. 12, 14.] Paulus Ro. xij. Benedeyet die, die euch vormaledeyen, und maledeyet sie ja nicht, sondern thut yhn wol.

Czum andern, Nu sich disz kostlich hohe werck, wie es unter den Christen vorgangen ist, das nit mehr dan hader, krieg, zanck, zorn, hasz, neydt, affterreden, fluchen, lestern, schaden, rach, und allerley zorns werck und wort mit voller gewalt ubir alle regieren, und doch daneben wir hyn gehen mit vielen feyrtagen, mesz horenn, gebetlin sprechenn, kirchenn stifften, geistlichen schmuck, die got nit geboten hat, szo prechtig und ubirschwenglich gleyssen, als weren wir die heiligsten Christen, die noch yhe gewesen sein, und lassen alszo durch disse spiegel unnd larven gottis gebot zu poden untergehen, das auch niemant sich bedenckt odder betracht, wie nahe odder ferr ehr von der senfftmutickeit sey und disses gottis gebottis erfullung, so er doch gesagt, das nit wer solche[Rand: Joh. 14, 15. 21. / 15, 10.] werck thu, sondern wer seine gebot halte, der wirt ynsz ewige leben gehenn.

Die weyl dann niemant lebt auff erden, dem got nit zufuge einen tzeiger seines eygen tzorns und boszheit, das ist, seinen feynd und widderpart, der yhm leyde thu an gut, ehre, leyp odder freund, unnd damit probirt, ob auch noch zorn da sey, ob er dem feynd kunde holt sein, wol von yhm reden, wolthun, [266] und nichts ubels widder yhn furhabe, szo kum nu her, wer do fragt, was ehr thun sol, das er gutte werck thu, gut gefellig und selig werde. Er neme seinen seynd fur sich, bilde den selben stetiglich fur seyns hertzen augen, zu solcher ubunge, das er sich daran breche und sein hertz gewene, fruntlich von dem selben zugedencken, yhm das beste gonnen, fur yhn sorgen und bitten, darnach, wo die zeit ist, wol von yhm reden und wolthun. Vorsuch dis stuck wer do wil, wirt er nit seyne lebtag zuschaffen gnug gewinnen, szo straff er mich lugen unnd sag, disse rede sey falsch gewesen. Szo aber got disz wil haben, und sonst sich nit wil betzalen lassen, was hilfft es doch, das wir mit in andern grossen wercken umbgahen, die nit gebotten sein, unnd dis nachlassen? Drumb spricht gut Matth. v. Ich sag euch: wer do tzurnet mit seynem nehsten,[Rand: Matth. 5, 22.] der ist schuldig des gerichtes, wer do sagt zu seynem bruder ›racha‹ (das ist, einn grewlich, tzornigs, gretssigs zeichen gibt), der ist schuldig des radts, wer aber spricht tzu seinem bruder ›dw nur‹ (das ist, allerley scheltwort, fluchen, lesterung, nach reden), der ist schuldig des ewigen fewrs. Wo bleybet dan die that mit der handt, als schlagenn, wundenn, todten, schaden etc. so die gedancken und wort des tzornes szo hoch vordampt sein?

Czum dritten, wo aber grundlich senfftmut ist, dar jamert das hertz alles ubel, was seynem seynd widderferet, und das sein die rechten kind und erb gottis, und bruder Christi, der fur uns alle hat alszo than an dem heyligen creutz. Also sehen wir, das ein frumer richter mit schmertzen ein urteil fellet uber den schuldigen, unnd yhm leyd ist der tod, den das recht uber den selben dringt. Hie ist ein schein in dem werck, als sey es tzorn unnd ungnad, szo gar grundlich gut ist die senfftmut, das sie auch bleybt unter solchen zornigen wercken. Ja am aller hefftigisten im hertzen quellet, wen sie also tzurnen und ernst sein musz.

Doch mussen wir hie zusehen, das wir nit sanfftmutig seyn widder gottis ehre und gebot: dan es stet geschrieben von Mosi, das er der aller senfft-[Rand: Sir. 45, 4.] mutigist mensch auff erden war, und doch, do die Juden das gulden kalb[Rand: 2. Mos. 32, 28.] hatten angebet und got ertzurnet, schlug er yhr vil zu todt, und damit got wider vorsunet. Also tzimpt sichs nicht, das ubirkeit wolt feyren und sund regiren lassen, unnd wir dasselben stil zu schweygen: mein gut, mein ehre, meinen schadenn sol ich nit achten, und nit drumb tzurnen, aber gottis ehre und gebot, unnd unser nehsten schaden odder unrecht mussen wir weren, die uberern mit dem schwert, die andern mit wortten und straffen, unnd doch alles mit jamer der, so die straff vordienet haben.

[267] Dis hohe, fein, susse werck wirt sich leichte lernen lassen, wo wir das selb ym glauben thun, unnd den selben dran uben, den szo der glaub nit zweiffelt an der huld gottis, das er einen gnedigenn got hat, wirt yhm gar leicht werdenn, auch seinem nehsten gnedig unnd gunstig zu sein, wie hohe der selb sich vorwirckt habe, dan wir uns gar vil hoher gegen got vorwirckt haben. Sihe da ein kurtz gebot ist das, aber ein lange, grosz ubunge gutter werck unnd des glaubens darinnenn angebenn wirt.

Von dem Sechsten Gebot

Von dem Sechsten Gebot.
Du solt nit Ehebrechen.

In dissem gebot wirt auch ein gut werck gebottenn, das vil begreifft und vil laster vortreybt, und heysset Reynickeit odder keuscheit, davon vil geschrieben, gepredigt, unnd fast yderman wol bekant, on das man sein nit so fleissig warnympt und ubet, als man thut in den andern ungebottenen werckenn. Szo gar sein wir bereyt zuthun was nit gebotten ist, unnd zulassen was gebotten ist. Wir sehen, das die welt vol ist schendlicher werck der unkeuscheit, schandparer wort, fabeln unnd liedlin, dartzu teglich reytzung sich mehret mit fressen und sauffen, mussig gahn und ubrigem schmuck, doch gehn wir hyn als weren wir Christenn, wen wir tzur kirchen gewest, unser gebetlin, fasten und feyer gehalten haben, damit sol es auszgericht sein.

Nu wen nit mehr werck geboten weren, dan die keuscheit allein, wir hetten alle tzuschaffen gnug dran, szo ein ferlich, wutend laster das ist, dan es in allen glidmassen tobet, ym hertzen mit gedanckenn, in den augen mit dem gesicht, in den oren mit dem horen, in dem mund mit worten, in den henden, fussen und gantzen leyp mit den wercken. Solchs alles zutzwingen, wil erbeyt und muhe haben, und leren uns alszo die gebot gottis, wie grosz ding es sey umb rechtschaffne gutte werck, ja das unmuglich sey ausz unsern krefftenn ein gut werck tzugedenckenn, schweyg dan anfohen odder volnbrengen. Sanct Augustin spricht, das unter allenn streytten der Christen sey der keuscheit streyt der hertist, allein darumb, das er teglich weret on auffhoren, und sie selten obligt. Es haben alle heyligen drob geclagt und geweynet, wie sanct[Rand: Röm. 7, 18.] Pauel Roma. vij. Ich find in mir, das ist in meynem fleisch, nichts guttis.

Czum andern, Disz werck der keuscheit, sol es bestan, szo treybt es zu vielen andern gutten werckenn, zum fasten und messickeit widder den frasz und trunckenheyt, zu wachen und fru aufftzustehen wider die faulheit und den [268] ubrigen schlaff, zur erbeyt und muhde wider den mussig gang. Dan fressen, sauffen, vil schlaffen, faulentzen unnd mussig gahn sein wapenn der unkeuscheit, da mit die keuscheit behend ubirwunden wirt. Widderumb nennet der heylig Apostel sanct Paul das fasten, wachen, erbeyten gotliche wapen, da mit[Rand: Röm. 13, 12 f.] unkeuscheit getzwungen wirt, doch also, wie droben gesagt, das die selben ubung nit weyter gahn, dan bisz zur dempffung der unkeuscheit, nit tzur vorderbung der natur.

Ubir disz alles ist die sterckist were das gebet unnd wort gottis, das, wo die bosze lust sich reget, der mensch zu dem gebet flihe, gottis gnade und hulff anruffe, das Evangelium lesze und betrachte, darinnen Christus leydenn ansehe. Alszo sagt der cxxxvij. psalm ›Selig ist, der die jungen von Baby-[Rand: Ps. 137, 9.] lonien ergreyfft und zurknurset sie an dem feltz‹, das ist, szo das hertz mit den boszen gedancken, die weyl sie noch jung und ym anfang sein, leufft zum hern Christo, der ein feltz ist, an wilchem sie zurieben werden und vorgahn.

Sihe, da wirt ein iglicher mit yhm selb ubirladen gnug zuthun finden, und in yhm selb vieler gutter werck ubirkommen. Aber itzt gaht es also zu, das des gebettis, fastens, wachens, erbeytens niemandt hie tzu gebraucht, sondern lassens werck fur sich selb bleybenn, die doch solten geordenet sein, dis gebottis werck zurfullen und teglich mehr und mehr reynigen.

Es haben auch etlich mehr antzeigt zu vormeyden, als weich lager und kleyder, meyden ubrigs schmucks, weybes oder mannes person geselschafft, rede und gesicht, unnd was der gleichen mehr furderlich ist zur keuscheit. In dissen allen kan niemandt eyn gewisse regel und masz setzenn. Ein iglicher musz sein war nehmenn, wilche stucke unnd wievil, wie lang sie yhm fodderlich sein tzur keuscheit, das er sie yhm selb also erwele und halte: wo er dasselb nit kan, das er sich ein weil lang untergebe in eynis andern regiment, der ihn dartzu halte, bisz das er sein selb muge mechtig werden zu regieren, dan darumb sein vortzeiten die kloster gestifft, junge leut zucht und reynickeit zuleren.

Czum drittenn, In dissem werck hilfft sehr ein gutter starcker glaub, empfindlicher dan fast in keinem andern, das auch der halben Isaias xi. sagt,[Rand: Jes. 11, 5.] der glaub sey ein gurt der nieren, das ist ein bewarung der keuscheit. Dan wer alszo lebet, das er sich aller gnadenn gegen got vorsicht, dem gefellet die geystliche reynickeit wol, drumb mag er szo vil leychter der fleyschlichen unreynickeit [269] widderstehen, und saget yhm gewiszlich der geyst in solchem glaubenn, wie er meyden sol bosz gedancken und alles was der keuscheit widert: dan der glaub gotlicher huld, wie er on unterlasz lebt unnd alle werck wircket, szo lest er auch nit nach seine vormanung in allen dingen, die got angenhem odder[Rand: 1. Joh. 2, 27.] vordrieszlich, wie sanct Johannes in seiner Epistolen sagt ›Ihr durfft nit, das euch yemandt lere, den die gotliche salbe, das ist der geist gottis, leret euch alle ding‹.

Doch mussen wir nit vortzagenn, ob wir der anfechtung nicht schnel losz werden, ja nit furnehmen ruge fur yhr haben, die weil wir leben, und sie nit anders aufnehmen, dan als ein reytzung und vormanung zu beten, fasten, wachen, erbeyten, unnd andere ubunge, das fleysch zudempffen, sonderlich den glaubenn in got zutreyben unnd uben. Dan das ist nit ein kostliche keuscheit, die stil ruge hat, sondern die mit der unkeuscheit zu felt ligt unnd streytet, on unterlasz ausztreibt allen vorgifft, den das fleisch und boszer geyst einwirfft.[Rand: 1. Petr. 2, 11.] Szo sagt sanct Peter: Ich vormane euch, das yhr euch enthaltet der fleischlichen begirden und lusten, die do streyten altzeit widder die seele, und sanct[Rand: Röm. 6, 12.] Paul Ro. vi. Ihr solt dem leyb nit folgen nach seinen lusten etc. In dissen unnd der gleichenn spruch wirt antzeygt, das niemant on bosze lust ist, aber sol und musz teglich damit streyten. Wie wol aber dasselb unruge bringt und unlust, ists doch fur got ein angenehm werck, daran unser trost und gnuge sein sol: dan die do meinen solcher anfechtung mit der folge zu steuren, tzunden sich nur mehr an, unnd ob sie ein weyl stil staht, kumpt sie doch auff einn ander tzeit stercker widder unnd findet die natur mehr geschwechet dan vorhyn.

Das Siebend Gebot

Das Siebend Gebot.
Du solt nit stelen.

Disz gebot hat auch einn werck, wilchs gar viel gutte werck in sich begreyfft unnd vielen lastern widder ist, und heyst auff deutsch Mildickeit, wilchs ist ein werck, das von seinem gut yderman willig ist zuhelffen unnd dienen, und streytet nit allein widder den diebstal und rauberey, szondern widder alle vorkurtzung, szo ym zeitlichen gut eines gegen dem andern mag ubenn, als da sein geytz, wucher, ubertheuren, ubirschlahen, falsche ware, falsch masz, falsch gewicht brauchen, unnd wer mochts alles ertzelen, die behenden newen spitzigen fundlin, die sich teglich mehren in aller hanthierung, in wilchen yderman sein vorteyl sucht mit des andern nachteyl, und vorgisset des gesetzes, das do sagt[Rand: Matth. 7, 12.] ›Was du wilt, das dir andere thunn, das thu dw yhnn auch‹. Wer disse [270] regel fur augen hilte, ein iglicher in seynem handtwerck, gescheffte und handel gegen seynem nehsten, wurd wol finden, wie er solt kauffen und vorkauffen, nehmen und geben, leyhen und umb sonst geben, zusagen und halten, und des gleichen, und szo wir ansehen die welt in yhrem wesen, wie der geitz in allem handel das regiment hat, wurdenn wir nit allein zuschaffen gnug gewinnen, solten wir uns mit got unnd ehren erneren, sondern auch einen grawen und schrecken empfahen fur disem ferlichen, elenden leben, das mit sorgen zeitlicher narunge und unredlichem gesuch der selben szo gar ubirladen, bestrickt und gefangen ist.

Czum andern, Drumb nit umb sonst der weysze man sagt ›Selig ist der[Rand: Sir. 31, 8 f.] reiche man, der erfunden ist an mackel, der nit ist dem golt nachlauffen, unnd hat seyn zuvorsicht nit gestelt in die schetz des gelts. wer ist der? wir wollen yhn loben, das er hab wunderthat gethan in seinem leben‹, als solt er sagen ›man findet keinen odder gar wenig‹. Ja yhr ist gar wenig, die solch goltsucht in yhn selbs mercken unnd erkennen, dan der geytz hat alhie gar einenn hubschen, feynen schandt deckel, der do heyst Leybs narung und naturlich nodturfft, darunder ehr handelt an masz unnd unsettiglich, das, wer sich hyrinne sol reyn halten, musz furwar, wie ehr sagt, wundertzeychen odder wunderthat in seynem lebenn thunn.

Nu sich, wer nit allein wil gute werck, sondern auch wundertzeichen thun, die got lobe unnd yhm gefallen lasse, was darff er viel anderszwo hyn gedencken? Er hab acht auff sich selb und sehe zu, das er dem golt nit nah lauff, und setze sein zuvorsicht nicht auffs gelt, szondern lasz das golt yhm nachlauffen und das gelt seiner gnade warten, und lasz yhm der keins lieben, noch sein hertz dran kleben, szo ist ehr der recht milde, wunderthetiger, seliger mann, wie Job xxxi. sagt: Ich hab noch nie auffs golt mich vorlassen, unnd[Rand: Hiob 31, 24.] das gelt noch nie lassen mein trost und zuvorsicht sein. Unnd psalmo lxij.[Rand: Ps. 62, 11.] Szo euch reychtumb zufliessenn, solt yhr yhe ewr hertz nit dran hafften. Szo leret auch Christus Mat. vi. wir sollen nit sorgfeltig sein, was wir essen,[Rand: Matth. 6, 31 f.] trincken, unnd wie wir uns kleyden, seyntemal got dafur sorgt und weysz, das wir desselben durffen.

Aber etlich sagen ›Ja vorlasz dich drauff, sorge nit, unnd sihe, ab dir ein bratensz hun ynsz maul fliege‹. Ich sag nit, das niemant erbeyten und narung suchen sol, sondern nit sorgen, nit geytzig sein, nit vortzagen, ehr werd gnug habenn, dan wir sein in Adam alle tzur erbeit vorurteylt, da got sagt Gen. iij. In dem schweysz deines angesichtes soltu essen dein brot, und Job v.[Rand: 1. Mos. 3, 19. / Hiob 5, 7.] wie der fogel zum fliegen, szo ist der mensch geborn zur erbeyt. Nu fliegen [271] die fogel on sorge und geytz, szo sollen wir auch erbeyten on sorge unnd geytz Szo dw aber sorgest unnd geytzig bist, auff das dir das bratenn hun ynsz maul fliege, szo sorge und sey geytzig, und sich, ob du gottis gebot erfullen und selig werdest.

Czum dritten, Disses werck leret von yhm selb der glaub, dan so das hertz sich gotlicher huld vorsiht und sich drauff vorlessit, wie ists muglich, das der selb solt geytzig unnd sorgfeltig sein? Er musz on zweyffel gewisz seinn, das sich got sein annehme: darumb klebet ehr ann keynem gelt, ehr praucht seinn auch mit frolicher mildickeyt dem nehstenn tzu nutz, weysz wol, das er werd gnug haben, wie viel er vorgibt, dan sein got, dem er trawet, wirt yhm[Rand: Ps. 37, 25.] nit liegen noch yhn vorlassen, wie psal. xxxvi. stet: Ich bin jung gewesenn und alt worden, hab noch nie gesehen, das ein gleubiger mensch, der got trawet (das ist ein gerechter), vorlassen odder sehn kind nach brot gangen sey. Darumb[Rand: Col. 3, 5.] heyst der Apostel kein andere sund abgoterey, dan den geytz, wilcher auffs aller grobst sich mercken lesset, das er got nichts trawet, mehr gutis zu seinem gelt, dan zu got sich vorsicht, durch wilch zuvorsicht got warhafftig wirt geehret odder vorunehret, wie gesagt ist.

Und furwar, in dissem gebot mag man klerlichen mercken, wie alle gutte werck mussen im glauben gehen und geschehen, dan hie empfindet ein iglicher fast gewisz, das des geytzs ursach ist misztraw, der mildickeit aber ursach ist der glaub. Dan darumb, das er got trawet, ist er mild und zweiffelt nit, er habe ymer gnug. Widerumb, darumb ist er geitzig und sorgfeltig, das er got nit trawet. Wie nu in dissem gebot der glaub der werckmeyster und treyber ist des guten wercks der mildickeit, alszo ist ers auch in allen andern gebotten, unnd on sulchem glauben ist die Mildickeit nichts nutz, szondern mehr ein unachtsam vorschuttung des geltis.

Czum vierden, Hie bey ist auch zuwissen, das disse mildickeit sol sich erstrecken bisz zu den feyndenn und widderparten. Dan was ist das fur ein[Rand: Luc. 6, 32 ff.] gutthat, so wir allein den freunden milde sein, wie Christus Luce vi. leret? Thut doch das auch ein boszer mennsch dem andern, seinem freund. Dartzu auch die unvornunfftige thier yhres gleichen gutthetig und mild sein. Drumb musz ein Christen mensch hoher farenn, seine mildickeit auch den unvordientenn, ubeltethern, feynden, undanckbarn lassen dienen, und wie sein hymelischer vater[Rand: Matth. 5, 45.] seine sunne auch lassen auffgahn uber frum und bosze, und regen uber die danckbaren und undanckbaren.

Hie wirt sich aber finden, wie schwere gutte werck sein zuthun nach gottis gebot, wie sich die natur da gegen rumpfet, krummet und windet, die doch yhre eygen gutte, erlesene werck leichtlich unnd gerne thut. Alszo nym [272] fur dich deyne feynnd, die undanckbarn, thu yhn wol, so wirstu finden, wie nah odder ferne du vonn dissem gebot seyest, unnd wie du dein lebenlang wirst ymmer zuschaffen haben mit ubunge disses werckis. Dan szo dein feynd dein bedarff, und du yhm nit hilffest, szo du magist, szo ists gleich szo vil, du hettest yhm das seyne gestolen, dan du bist yhm schuldig gewesen zuhelffen. Szo sagt sanct Ambrosius: Speysze den hungerigen, spehsestu yhn nit, szo hastu yhn erwurget, szo vil an dir ist. Unnd in dissem gebot gehnn die werck der barmhertzickeit, die Christus am jungisten tag foddern wirt. Doch solten die[Rand: Matth. 25, / 35 f.] herschafften unnd stete drob sehnn, das die landleuffer, Jacobs bruder, und was frembd betteler weren, vorboten wurden, odder yhe mit einer masse unnd ordenung zugelassen, das nit den buffen unter bettelns namenn yrre zu lauffen und yhre buberey, der itzt vil ist, gestattet wurd. Weytter von disses gebottis wercken hab ich ym Sermon von dem wucher gesagt.

Das Acht Gebot

Das Acht Gebot.
Du solt nit falsch getzeugnisz geben widder deynen nehesten.

Disz gebot scheynet kleinn, unnd ist doch szo grosz, das, wer es recht halten sol, der musz leyp unnd leben, gut und ehre, freund und alles was er hat wagen unnd setzen, und begreyfft doch nit mehr dan das werck des klehnen glidmassen der zungen, und heysset aufs deutsch Warheit sagen unnd der lugen widdersprechen, wo es nodt ist: darumb werden viel bosser werck der zungen hyryn vorbotten: Zum ersten, die mit reden, die andern, die mit schweygen geschehen. Mit reden, wo fur gericht einer ein bosze sach hat, und die selben mit falschem grund beweren und treyben wil, mit behendickeit seinen nehsten fangen, alles furwenden was sein sach schmuckt und foddert, schweygen und geringern alles was seynes nehsten gutte sach foddert, in wilchem er nit thut seinem nehstenn, wie er wolt yhm gethan habenn. Das thun etlich umb geniesz willenn, etlich umb schaden odder schand zuvormeyden, damit sie das yhre suchenn mehr dan gottis gebot, entschuldigenn sich also ›Vigilanti iura subveniunt, wer do wachet, dem hilfft das recht‹, gerad als weren sie nit szovil schuldig zu wachenn fur des nehsten sach, als fur yhr eygenn, lassen alszo mutwillig des nehsten sach untergehenn, die sie wissenn das sie recht sey. Wilchs ubel itzt szo gemein ist, das ich besorg, es geschehe kein gericht odder handel, es sundige ein part widder disz gebot, und ob sie es schon nit vormugen zuvolnbringenn, habenn sie doch den unrechten mut unnd willen, das [273] sie es gerne wolten, des nehsten gutte sache untergehen unnd yhre bosze furgehenn. Sonderlich geschicht disze sund, wo der widderpart ein groszer hausz odder seynd ist: dan an dem feynd wil man sich damit rechenn, den grossen hanszen wil niemandt auff sich ladenn, unnd da hebt sich dann das schmeychlen unnd liebreden odder yhe schweygen der warheit, da wil niemant ungnad unnd ungunst, schaden und far umb der warheit willenn gewartten, unnd alszo musz das gebot gottis untergahn. Und das ist fast der welt regiment: wer hie wolt halten, wurd wol gute werck alle hend vol haben, allein mit der zungen zu volnbringen. Wievil sein yhr dartzu, die sich mit geschenck und gaben lassen schweygen und von der warheit treybenn, das es furwar auf alle ort ein hoches, grossis, seltzams werck ist, nit ein falsch getzeug sein widder seinen nehsten.

Czum andern, Uber das ist ein andere zeugnisz der warheit, die ist noch grosser, durch wilch wir widder die bosen geyste mussen fechten, und erhebt sich nit umb zeitliche ding, sondern umb des Evangelii unnd warheit des glaubens willen, wilch der bosze geist noch nie hat mogen leyden, und fugets altzeit alszo, das die grosten ym volck dawidder sein und vorfolgen mussen, wilchen[Rand: Ps. 82, 4.] schwerlich mag widderstanden werden. Davon am lxxxi. psalm stet: Erloset den armenn von der gewalt des unrechten, und dem vorlassen helfft sein rechte sache behalten. Ob nu wol disse vorfolgung ist seltzam worden, ist die schult der geystlichen prelaten, die das Evangelium nit erweckenn, sondern lassen untergehen, und haben also die sach nyderlegt, umb wilcher willen solch getzeugnisz unnd vorfolgung sich erheben solt, lerenn uns dafur yhr eygen gesetz, unnd was yhn wol gefellet. Darumb bleybt der teuffel auch stil sitzen, die weyl ehr durch des Evangelii niderlag hat auch den glauben Christi nidergelegt, und gaht alles wie er wil. Solt aber das Evangelium aufferweckt werdenn und sich widder horen lassenn, wurd an zweyffel sich widderumb die gantz welt regen unnd bewegen, das mehrer teyl der kunig, fursten, bischoffe, doctorn, geistlich und alles was grosz ist dar widder sich legen und wutend werdenn, wie es dan altzeit geschehen ist, wo das wort gottis an tag kommenn ist: dan es mag die welt nit leyden, was von got kumpt. Das ist beweyset in Christo, der das allergrossist, liebst, beste was und ist, das got hat, noch hat yhn die welt nit allein nit auff genommen, sondern greulicher vorfolget, dan alles was yhe von got kommen ist. Drumb wie zu seiner zeit, also zu allertzeit seyn wenig, die der gotlichen warheyt bey stehen und dran setzen unnd wagen leyp unnd leben, gut und ehre, und alles was sie habenn, wie[Rand: Matth. 24, 9.] Christus vorsprochenn hat ›Ihr werdet umb meynes namens willen von allen[274] menschen gehasset werdenn‹, Item ›gar viel werden yhr an mir geergert werden‹.[Rand: Matth. 24, 10.] Ja wan diesze warheyt wurd angefochtenn von den pawren, hirten, stalknechten unnd geringen menschenn, wer wolt und mocht sie nit bekennen und betzeugen? aber wo sie der Bapst, die Bischoff, sampt den fursten und kunigenn anficht, da fleugt, da schweygt, da heuchlet yderman, auff das sie nit vorlyren yhre gutter, yhr ehr, yhr gunst und leben.

Czum dritten, Warumb thun sie das? darumb, sie haben keinen glauben in got, vorsehen sich nichts guttis zu yhm. Dan wo diese zuvorsicht und glauben ist, da ist eyn mutiges, trotziges, unerschrocknes hertz, das hyn an setzt, unnd der warheyt beystet, es gelt hals odder mantel, es sey widder bapst odder kunige, wie wir sehen, das die lieben Merterer than haben: dan ein solch hertz lessit yhm gnugen und sanfft thun, das er eynenn gnedigen, gunstigen got hat, darumb voracht er gunst, gnad, gut, ehr aller menschen, lessit faren und kommen was nit bleyben wil, wie ym xiiij. psalm geschrieben stet[Rand: Ps. 15, 4.] ›Er vorachtet die gottis vorachter, und ehret die gotfurchtigen‹, das ist, die tyrannen, die gewaltigenn, die die warheit vorfolgen unnd got vorachten, furchtet er nit, er sihet sie nit an, er vorachtet sie, widderumb die vorfolget werden umb der warheit willen und got furchten mehr dan menschen, den henget er an, stet yhn bey, helt uber sie, ehret sie, es vordriesz wen es wolle, wie von Mose Heb. xi. stet, das ehr seinen brudern beystund, unangesehen[Rand: Hebr. 11, 24 ff.] den mechtigen kunig von Egypten.

Sihe da, in disem gebot sihstu aber kurtzlich, das der glaub musz sein der werckmeyster disses wercks, das on yhn solchs werck niemand kun ist zuthun: alszo gar ligen alle werck ym glauben, wie dan nu offt gesagt ist, drumb sein auszer dem glauben alle werck tod, sie gleyssen und heyssen wie gut sie mogenn. Dan gleich wie disses gebottis werck niemant thut, ehr sey dan fest unnd unerschrocken in gotlicher huld zuvorsicht, also thut er auch kein werck aller andern gebot on den selben glauben, das ausz dissem gebot leychtlich ein yglicher mag ein probe und gewicht nehmen, ob er ein Christen sey, und in Christum recht gleube, unnd alszo, ob er gutte werck thu, aber nit. Nu sehenn wir, wie der almechtige got uns unsern hernn Jesum Christum nit allein dar gesetzt hat, in yhn mit solcher zuvorsicht zuglewben, sondern auch ein exempel der selben zuvorsicht unnd solcher gutter werck in yhm unns furhelt, das wir in yhn gleuben, ym volgen und in yhm ewiglich bleyben, wie er sagt Johan. xiiij. ›Ich bin der weg, die warheit und das leben‹, der[Rand: Joh. 14, 6.] weg, darin wir yhm folgen, die warheit, das wir in yhn gleuben, das lebenn, das wir in yhm ewiglich leben.

[275] Ausz dissem allen ists nu offenbar, das alle ander werck, die nit gebotten sein, ferlich sein und leicht zuerkennen, also do sein kirchen bawen, tzieren, walfarten, und alles was in den geistlichen rechten szo manchfeltiglich geschrieben, die welt vorfuret unnd beschweret, vorterbet, unrugig gewissen gemacht, den glauben geschwigen und geschwecht hat, und wie der mensch an den gebotten gottis, ob er schon als ander nachlest, in allen seinen krefften zuschaffen gnug hat, unnd nymmer mehr die gute werck alle thunn mag, die yhm gebotten sein, warumb sucht er dan andere, die yhm nit nodt noch gebotten sein, unnd lessit nach die nottigen und gebotten?


Die letzten zwey gebot, wilch vorbieten die boszen begirden des leybs, lust und zeitlicher gutter, seyn an yhn selbs klar unnd bleyben dem nehsten on schaden, auch szo weren sie bisz in das grab lind bleybt der streit in uns widder die selben bisz in den todt: drumb sein disse zwey gebot vonn sanct[Rand: Röm. 7, 7.] Paul in eynsz getzogen Ro. vij. unnd zu einem tzil gesetzt, das wir nit erreychen unnd nur hyntzu gedencken bisz in den todt, den niemant yhe szo heylig gewesenn ist, der nit bosze neygung in yhm befulet het, szonderlich wo die ursach und reytzung kegenwertick gewesen ist. Dan es ist die erbsund uns vonn natur angeborn, die sich dempffenn lessit, aber nit gantz ausz rotten, an durch denn leyplichen tod, der auch umb der selben nutzlich und zuwunschen ist. Des helff uns got, Amen.

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TextGrid Repository (2012). Luther, Martin. Traktate. Von den guten Werken. Von den guten Werken. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2460-4