[484] [411]Martin Luther
Geistliche Lieder

1.

Eynn hubsch Lyed von denn zcweyen Marterern Christi, zu Brussel von den Sophisten zcu Louen verbrandt.


Martinus Luther.


Eyn newes lyed wyr heben an,
des wald got unser herre,
Zu singen was Gott hat gethan
zu seynem lob und ehre.
Zu Brüssel in dem niederlandt
woll durch zwen iunge knaben
Hat er seyn wunder macht bekandt,
die er mit seynen gaben
So reychlich hatt gezyret.
[411]
Der erst recht wol Johannes heyst,
so reich an Gotes hulden.
Sein bruder Henrich nach dem geyst
ein rechter Christ on schulden.
Von dieser wellt geschyden sind,
sie hand die kronn erworben,
Recht wie die frummen gotteskind
fur sein wordt sind gestorbenn,
Sein martrer sind sie worden.
Der allte feynd sie fangen lyeß,
erschrecktt sie lang mit drawen,
Das wort Gots er sie leucken hyeß,
mit lyst auch wolt sie tewben.
Vonn Löuen der Sophisten viel
mit yrer kunst verloren
Versamlet er zu diesem spyell,
der geyst sie macht zu thoren,
Sie kundten nichts gewinnen.
Sie sungen sueß, sie sungen sawr,
versuchten manche lystenn,
die knaben stundten wie eynn mawr,
verachten die Sophisten.
Denn allten feynd das seer verdroß,
das er war vberwunden
Von solchen iungen er so groß,
er wart vol zorn von stunden,
Gedacht sie zuuerbrennen.
Sie rawbten yhn das kloster kleyd,
die weyh sie yn auch namen,
Die knaben waren des bereyt,
sie sprachen frölich Amen.
[412]
Sye danckten yrem vatter Gott,
das sie loß sollten werden
des teuffels laruenspiel und spott,
daryn durch falsche berden
Die wellt er gar betreuget.
Das schickt Got durch seyn gnadt also,
das sie recht priester worden,
Sich selbs ym musten opffern do
und gehn im Christen orden.
Der wellt ganntz abgestorben sein,
die heucheley ablegenn,
Zcu hymel kommen frey unnd reyn,
die Müncherey außfegen
Und menschen thand hye lassen.
Man schryb ynn fur ein bryeflein kleyn,
das hyeß man sie selbst lesen.
Die stück sie zeychten alle dreynn,
was yhr glawb war gewesen.
der höchste yrrthum dieser war,
Mann muß alleyn Gott glawben,
der mensch lewgt und trewgt ymmerdar,
dem soll man nichts vertrawen.
Des musten sie verbrennen.
Zwey große fewr sie zcundten an,
die knaben sie her brachten,
Es nam groß wunder yderman,
das sie solch peyn verachten.
Mit freuden sie sich gaben dreyn,
mit Gottes lob und singen,
der muet wardt denn Sophisten kleyn
fur diesen newen dingenn,
Do sich Gott lyeß so mercken.
[413]
Noch laßen sie yr lügen nicht,
denn grossen mordt zu schmucken.
Sie geben fur eyn falsch getycht,
yr gwissen thut sie drucken;
die heylgen Gots auch nach dem todt
von yn gelestert werden.
Sie sagen, in der letzten nott
die knaben noch auff erden
sich sollen han umbkeret.
Dye laß man lyegen ymmer hyn,
sie habens kleynen frommen.
Wyr sollen dancken Gott daryn,
seyn wort ist wyder kommen.
Der Sommer ist hardt fur der thür,
der Wynter ist vergangen,
die zarten blumen gehn herfur,
der das hat angefangen,
der wirdt es woll volenden.

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TextGrid Repository (2012). Luther, Martin. Gedichte. Geistliche Lieder. 1. [Eyn newes lyed wyr heben an]. 1. [Eyn newes lyed wyr heben an]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2454-F