Zweiter Band.

[1] Gleichsam als Vorrede.

Daß das Mährchenbuch Beifall bei der Jugend und deren verständigen Freunden, so wie in öffentlichen Blättern gefunden hat, kann dem Verf. schon der ernstern Zwecke wegen nicht gleichgültig sein, welche er bei dieser Arbeit hatte, und die ja auch in diesem Theile wohl sichtlich genug hervortreten. Unter mehrern Beurtheilern, wäre er namentlich dem ihm unbekannten in der H.A.L.Z. der klaren und wahren Ansicht des Büchleins wegen, Verbindlichkeit schuldig, nur daß er sich hier derselben nicht wohl füglich entledigen kann. Einen Irrthum aber, welcher jedoch sehr nahe lag, hat Verf. zu berichtigen, den, daß in der von dem Hrn. Rec. ausgehobenen Stelle der Vorrede des 1sten Theils, keineswegs Recensenten, sondern gar andere Leute gemeint waren, – nämlich jene verrosteten, vertrockneten Seelen, die den Sitz und Quell des geistigen Lebens nicht kennen, und es dem lieben Gott als einen Mißgriff zeihen, daß er dem Menschen auch ein Bißchen Phantasie mit schönen bunten, flammenden, strahlenden und flatternden Lichtern und Bildern mitgetheilt hat, von welchen freilich aber die Schatten – oft recht finstere, unzertrennlich sind. Solcher Gottesbeßerer sind bis auf den heutigen Tag eben nicht wenige, und was sich bei ihnen nicht mit ihrer strohenen, saft und kraftlosen Vernunft vertragen will, der eben nichts weiter fehlt, als ein wenig Verstand –[1] ja das ist verdammliche Waare und muß verbrannt werden! – Alles Land der Erde muß mit Kartoffeln und Kraut bebaut werden, aber Blumen werden nicht gelitten. Der Verf. hatte diese Art, zum Theil wenigstens, wie er glaubte, in der Note S. IV der Vorrede bezeichnet, und rathet noch sich vor ihrem Brummen und Murren, Schelten, Toben und Wüthen zu hüten. – Uebrigens kann der Verf. gegen Recensenten, zumal gegen solche, welche wie die Seinigen, und insonderheit wie der Erwähnte, eine Einsicht in die Sache haben, über welche sie sprechen, und Billigkeit genug ihre eigene Ansicht nicht so ganz und gar und allemal für infallibel zu halten, – gegen solche kann er um so weniger hadern, da er mit ihnen, o seit vielen Jahren schon, an vielerlei Orten und Enden in ordentlicher Collegenschaft steht, obwohl er leider einige Zeit daher sich auf die Altmeister und Faulbank ausstrakelt, und nun zusieht, wie es Andere treiben, worüber er freilich mitunter seine eigenen Gedanken hat.

Ueber Vieles, was auch bei diesem Büchlein noch sonst in Rede gestellt werden könnte, scheint es dem Verf. dieses noch nicht an der Zeit, sich näher herauszugeben. Vielleicht daß Rath und Zeit, eben mit der Zeit wird. Der Himmel wolle indeßen vorerst nur aller Saalbaderei steuern und dazu alle braven und tüchtigen Recensenten und pädagogischen Männer sich laßen berufen fühlen. – Ach, es ist zuviel Land mit tauben Saamen besäet!


Den 11. Febr. 1820.

[2]

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TextGrid Repository (2012). Löhr, Johann Andreas Christian. Märchen. Das Buch der Mährchen. Zweiter Band. Gleichsam als Vorrede. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-1EB7-B