Friedrich Maximilian Klinger
(1752–1831)

Friedrich Maximilian Klinger (Zeichnung von Johann Wolfgang Goethe, 1775)

Biographie


1752

17. (?) Februar: Friedrich Maximilian Klinger wird in Frankfurt am Main als zweites Kind des armen Stadtsoldaten Johannes Klinger und seiner zweiten Frau Cornelia Margareta Dorothea, geb. Fuchs, geboren.


1760

14. Februar: Tod des Vaters nach einem Unfall.

Die 32jährige Mutter muß den Sohn (ein weiterer ist früh gestorben) und zwei Töchter als Krämerin und Wäscherin ernähren.


1761

Beginn der Schulausbildung. Gönner ermöglichen Klinger den Besuch des Frankfurter Gymnasiums (bis 1772).


1772

Herbst: Klinger verläßt das Gymnasium.

Bekanntschaft mit Johann Wolfgang Goethe und dessen Freundeskreis in Frankfurt am Main.


1774

16. April: Immatrikulation an der Universität Gießen als Jurastudent. Auf Empfehlung Goethes, der ihn auch finanziell unterstützt, wohnt er bei dem Universitätsprofessor Höpfner (bis 1776).

Beginn der literarischen Tätigkeit unter dem Einfluß von Goethe und Jakob Michael Reinhold Lenz.


1775

Liebe zu Albertine von Grün.

Freundschaft mit Ernst Schleiermacher und dessen Schwester Jenny aus Darmstadt und dem Musiker Philipp Kayser.

In Wetzlar lernt Klinger Friedrich Leopold und Christian Graf zu Stolberg sowie Johann Martin Miller kennen.

»Otto« (Trauerspiel).

»Das leidende Weib« (Trauerspiel).


1776

Juni: Abbruch des Studiums.

Juni-Oktober: Aufenthalt in Weimar. Umgang mit Goethe, Christoph Kaufmann, Christoph Martin Wieland, Friedrich Wilhelm Gotter und Angehörigen des Weimarer Hofes. Durch mißliche Vorfälle und eine Intrige kommt es zum Bruch mit Goethe.

Anfang Oktober: Um finanziellen Schwierigkeiten zu entgehen, geht Klinger als Direktor und Theaterdichter der Theatertruppe von Abel Seyler nach Leipzig und reist mit ihr fast zwei Jahre durch Deutschland, u.a. nach Mannheim, Frankfurt, Köln, Mainz und Düsseldorf.

Mit dem Trauerspiel »Die Zwillinge« gewinnt Klinger gegen das Trauerspiel »Julius von Tarent« von Johann Anton Leisewitz einen von Sophie Charlotte Ackermann und Friedrich Ludwig Schröder veranstalteten Dramenwettbewerb in Hamburg, wo das Stück auch uraufgeführt wird. Das »schreckliche Stück« (Karl Philipp Moritz) hat eine außerordentliche Wirkung.

Das im nordamerikanischen Freiheitskrieg spielende Drama »Der Wirrwarr« wird auf Anraten von Christoph Kaufmann in »Sturm und Drang« umbenannt und verleiht damit der ganzen rebellischen, auf die Selbstverwirklichung des Individuums zielenden Literaturepoche ihren Namen.

»Die neue Arria« (Schauspiel).

»Simsone Grisaldo« (Schauspiel).


1777

1. April: Uraufführung von »Sturm und Drang« durch die Seylersche Truppe in Leipzig.

Auf seinen Reisen mit der Theatertruppe knüpft Klinger in Wolfenbüttel Bekanntschaft mit Gotthold Ephraim Lessing, befreundet sich mit den Brüdern Friedrich Heinrich und Johann Georg Jacobi, mit Johann Jakob Wilhelm Heinse und Friedrich (Maler) Müller.


1778

Ende Februar: Enttäuscht vom Leben als Theaterdirektor und Theaterdichter und der Schriftstellerei überdrüssig, die ihn nicht ernähren kann, verläßt Klinger die Seylersche Truppe und macht sich zu seinem Jugendfreund Philipp Christoph Kayser in Zürich auf. Auf der Reise besucht er Johann Georg Schlosser in Emmendingen.

März: Beginn der bis 1780 reichenden, vergeblichen Bemühungen, durch Schlosser und Gottlieb Konrad Pfeffel in Verbindung mit Benjamin Franklin, dem amerikanischen Gesandten in Paris, zu treten, um sich der amerikanischen Freiheitsarmee anzuschließen.

Auf Schlossers Empfehlung erhält Klinger eine Anstellung als Lieutenant in einem kaiserlich-österreichischen Freikorps bei Ulm.

Teilnahme am Bayerischen Erbfolgekrieg, der im Mai 1779 mit dem Teschener Frieden endet.

»Orpheus, eine Tragisch-Komische Geschichte« (Roman, 5 Bände bis 1780).


1779

Klinger nimmt seinen Abschied.

Erneuter Aufenthalt bei Schlosser in Emmendingen, dann bei Jacob Sarasin und im Lavater-Kreis in Basel.

August: Durch Schlossers Vermittlung und auf Empfehlung des Herzogs Friedrich Ernst von Württemberg an seine Tochter Maria Fjodorowna, die Gattin des russischen Thronfolgers Paul, wird Klinger Lieutenant im russischen Seebataillon, sowie Gardeoffizier und Vorleser beim Großfürsten Paul.


1780

Verleihung des Adelstitels (von Klinger).

Sommer: Klinger lebt in Prateln (Schweiz), tritt dem Freimaurerorden bei und verfaßt mit Johann Kaspar Lavater und Jacob Sarasin die gegen Christoph Kaufmann gerichtete Satire »Plimplamplasko, der hohe Geist, heut Genie«.

Im Trauerspiel »Stilpo und seine Kinder« fordert Klinger offen den Sturz der tyrannischen Fürsten- und Adelsherrschaft.

»Der Derwisch« (Lustspiel).

»Prinz Seiden-Wurm der Reformator« (Lustspiel).

»Prinz Formosos Fiedelbogen und der Prinzessin Sanaclara Geige« (Roman, 2 Bände).

Herbst: Reise von Basel über Frankfurt am Main, Hamburg und Lübeck nach St. Petersburg.


1781

September: Antritt einer Europareise mit dem Großfürsten durch Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Belgien (bis Dezember 1782).


1782

In Wien trifft Klinger Schröder wieder, der die Komödie »Die falschen Spieler« am Hoftheater aufführt.

Nach der Rückkehr nach Rußland wird Klinger zum Oberlieutenant eines Petersburger Infanterieregiments ernannt.

»Die falschen Spieler« (Lustspiel).


1783

»Elfriede« (Trauerspiel).

Teilnahme am russischen Türkenfeldzug (bis 1784).


1784

Da es nicht zum Krieg kommt, kehrt Klinger nach St. Petersburg zurück.


1785

Klinger wird Kadettenlieutenant und Mitglied der Direktion des zaristischen Kadettenkorps in St. Petersburg.

»Die Geschichte vom Goldnen Hahn« (Roman).


1786

Die Sammlung »Theater« beginnt zu erscheinen (4 Bände bis 1787). Sie enthält die Erstdrucke von »Konradin«, Klingers einziger Tragödie mit einem nationalen Stoff, »Der Schwur«, »Medea in Korinth« und »Der Günstling«.


1788

Klinger heiratet Elisaweta Alexandrowna Alexejewa, die Tochter des Obersten Alexander Alexejew. Aus der Ehe gehen drei Söhne hervor, von denen zwei bereits im frühen Kindesalter sterben.

Beförderung zum Kapitän.


1790

»Neues Theater« (2 Bände) mit den Erstdrucken von »Aristodymos«, »Roderico«, »Damocles« und »Die zwo Freundinnen«.

Klinger konzipiert einen umfangreichen Romanzyklus, in welchem er die »Räder der politischen Maschine entblößen« will. Geplant sind zehn eigenständige Romane (neun Bände werden geschrieben), die ihren ideellen Zusammenhalt im aus Klingers Lebens-und Lektüreerfahrungen gewonnenen Nachdenken über das Wesen des Menschen finden sollen.


1791

Beförderung zum Major.

Der erste Roman des Zyklus, der philosophische Roman »Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt in fünf Büchern« (1. Fassung; 2. erweiterte Fassung 1794; 3. politisch entschärfte Fassung 1809), erscheint. Er ist der künstlerisch geschlossenste und aussagekräftigste Teil und gilt als eine der schärfsten antifeudalen Satiren der deutschen Literatur.


1792

»Geschichte Giafars des Barmeciden« (Roman aus dem Zyklus, 2 Bände bis 1794).


1793

»Geschichte Raphaels de Aquillas in fünf Büchern« (Roman aus dem Zyklus).


1797

»Der Faust der Morgenländer« (Roman aus dem Zyklus).

»Der Schwur, gegen die Ehe« (Lustspiel).

Nach der Thronbesteigung Pauls wird Klinger zum Oberst befördert.


1798

»Geschichte eines Teutschen der neusten Zeit« (Roman aus dem Zyklus).

»Sahir, Eva's Erstgeborener im Paradiese« (Roman aus dem Zyklus).

»Der Weltmann und der Dichter« (Dialog-Roman aus dem Zyklus).


1801

Nach der Ermordung Pauls und der Thronbesteigung Alexanders wird Klinger ein Krongut als Entschädigung für vorenthaltene Dienstbezüge verliehen.

Ernennung zum Generalmajor und Direktor des 1. Kadettenkorps in St. Petersburg.


1802

Klinger wird Mitglied der Hauptschulverwaltung beim Ministerium für Volksbildung und Mitglied des Rates der Lehranstalten für weibliche Zöglinge.


1803

24. Februar: Ernennung zum Kurator des Schulbezirks und der Universität Dorpat in Estland.

In seinen »Betrachtungen und Gedanken über verschiedene Gegenstände der Welt und der Literatur« (3 Bände, bis 1805) thematisiert Klinger die Widersprüche der eigenen Existenz zwischen dem in russischen Staatsdiensten Karriere machenden »Weltmann« und dem freiheitlich gesinnten Dichter.

Zusammentreffen mit Johann Gottfried Seume in St. Petersburg.


1805

Berufung zum Mitglied des Rates der Kriegsschulen.


1807

Zunehmende Enttäuschung Klingers durch die Politik Alexanders.


1809

»Werke« (12 Bände bis 1816).


1810

»Sämtliche philosophische Romane« (12 Bände).


1811

Ernennung zum Generalleutnant.


1812

Klingers Sohn Alexander wird als Offizier in der Schlacht bei Borodino schwer verletzt und stirbt in Moskau an Typhus.

Nach dem Schicksalsschlag erkrankt Klingers Frau schwer und erholt sich nie mehr ganz; sie bedarf der Pflege ihres Mannes.


1816

Klinger wird im Zuge der beginnenden Restauration und wegen seiner fortschrittlichen Reformideen seines Amtes als Kurator enthoben. Er zieht sich aus dem öffentlichen Leben zurück.


1818

Enthebung von der Leitung des Pagenkorps und von der des Kadettenkorps.


1820

Klinger nimmt nach 40 Jahren in kaiserlich-russischen Diensten seinen Abschied. Mit der endgültigen Übersiedlung nach St. Petersburg gibt er den Wunsch auf, jemals nach Deutschland zurückzukehren.


1831

25. Februar (9. März a. St.): Friedrich Maximilian Klinger stirbt in St. Petersburg. Sein Tod bleibt in Deutschland fast unbemerkt.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Klinger, Friedrich Maximilian. Biographie: Klinger, Friedrich Maximilian. Biographie: Klinger, Friedrich Maximilian. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B2AA-F