Martin Hayneccius
Hans Pfriem
oder
Meister Kecks

[Widmungsschreiben]

[3] Den Ersamen Erbarn vnd Wolweisen, Ern Bürgermeistern vnd Rathsmannen, der stadt Born, meinen insonder freundlich geliebten Landsleuten, Vater, Ohmen, Schwägern, vnd grosgünstigen Herrn Freunden vnd Förderern.

Ersame, Erbare vnd Wolweise, Insonder freundlich geliebte Ern Landsleute, Vater, Ohmen, Schwäger, vnd grosgünstige freunde vnd Förderer, Nach dem ich verflossener zeit, aus besonder vbung vnd andacht, den Durchlauchten Hochgebornen Herrn vnd Fürsten, Hertzogen zu Sachsen, jungen Herrn zu Weimar, Gebrüdern, meinen gnedigen Herrn, eine Lateinische Comœdien, Hansoframeam oder Momoscopum genant, zu ehren geschrieben, vnd in Druck geben, Als bin ich durch wolmeinender günstiger Herrn vnd Freunde begeren vnd bitten ersucht worden, die aus dem Latein auch zuuerdeutschen, Damit sie vom gemeinen Manne auch verstanden, vnd nützlich gelesen vnd gehandelt möchte werden. Weil ich dann auch sonsten vrsach gehabt, diese verdeutschung auff mich zu nemen, Damit jedermenniglich solche meine Schrifft vrteilen könne, vnd spüren, das sie ohn alle arglistigkeit schlechts alleine auff die Fabel, oder das alte schöne Mehrlin von Hansen Pfriemen, vnd desselben gute alte nützliche Leren vnd vnterrichte, so daraus zunemen, gericht sey, Als hab ich so viel zeit vnd mühe hierzu genommen, vnd so guts gerathen ist, also vertolmetscht. Es helt sich aber mit dem Mehrlin also: Es war vorzeiten ein Fuhrman, Hans Pfriem genant, ein seltzam wünderlicher alter Kunde, der seines kopffs war, Meinte, jederman müste sich nach jm richten, Er sich aber nach niemand. Dergleichen Leute mau noch vberall findet. Welche Terentius Imperitos, vngewanderte vnd vnerfarne nennet, da er spricht:Homine imperito nihil quicquam iniustius: qui nisi quod ipse facit, nihil rectum putat. Da er auch fast seinen Demeam auff den schlag vormahlet. Nun weil der Hans Pfriem so gar vnuertreglich vnd vnruig, ja so gar vberklug war, bedurffte man seiner im Paradis nicht, vnd ward verbotten, wenn [3] er stürbe, jhn einzulassen. Er stirbt aber, vnd flickt sich nein, wie er kan, ehe mans innen wird. Da man jhn heraus treiben wil, gibt er gute wort, Saget zu, er wolle from vnd friedlich sein, Man lest es geschehen. Bald aber im nhu, da er allerley sihet, wie man handelt im Paradis, da es alles auff besonder Himlische weise zugehet, dessen er nichts verstehen, noch in seinen kopff bringen kan, wird er in sich selbs vnwillig, vnd wündschet schier, er were nie hinein kommen. Denn es thut solchen Leuten faul, wenn sie jr köpfflein nicht brauchen sollen. Gleichwol verbeist er des dinges viel, vnd lest sich nichts mercken. Ohne das er mit sich selbst wundert, wenn er sihet, wie die Jungfrewlin in Sieben wasser schepffen, Etliche giessen es in alte löchrichte Vass, vnd tragens dahin, Ob es gleich rausleuffet, bleiben sie doch allzeit voll. Das kan er nicht verstehn. Ist jhm gar seltzam ding. Desgleichen er sonsten viel mehr sihet, vnd darff es doch nicht tadeln. Eines mals sihet er zwene Zimmerleute, mit einem langen Zimmer, das sie auff den achseln tragen, zu einem engen gesslein zu, da sie die quier mit dem holtze hindurch wollen. Das möchte jhm den todt thun, doch darff er nicht schnappen lassen. Entlich stöst er auff einen Fuhrman, der mit Pferd vnd Wagen im tieffsten schlam in einem Pfuel steckete, kondte weder hinter sich noch vor sich. Spannet die Pferde, zwey hinden, vnd zwey forne an, vnd hieb drauff, Das kondte Hans Pfriem nicht vertragen, weil es seines Handwergs was. Schrey zum Fuhrman vngestümlich ein, vnd strafft jhn wegen des nerrischen vornemens, als er meinete. Hiess jhn die Pferde zusammen spannen, vnd antreiben, das brach jhm den hals. Denn alsbald es kund wird, das er den vertrag gebrochen, vnd seiner zusage vorgessen hette, schicket man eilend hin, vnd lest jhn erinnern, das er das Paradis reume. Da wird er erstlich verzagt, Fast aber hurtig einen muth, vnd erkünet, wird frech vnd trotzig, wider alle der heiligen Seelen, so jhn hinaus zuweisen, an jhn traffen. Rücket semptlichen vnd sonderlichen jhre gebrechen auff, damit sie auff der Welt beschrien waren. Dem seligen Schecher, so zu der seiten Christi gecreutzigt ward, wirfft er den Galgen [4] für. Der Marien Magdalenen jhre vnzucht vnd die sieben Teuffel. Zachæo seine vntrew, diebstal vnd Finantzerey. S. Petro sein verleugnen, schweren vnd meineyd, vnd anders. S. Paulo seine verfolgung, vnd Gottslesterung. Moysi seinen vnglauben, vnnd zweiffel, dardurch er das gelobte Land verschertzte. Ja auch sein Grab, das Gott nicht hat wollen wissen lassen. Mit solcher weise schützet sich Hans Pfriem, vnd machet aller Heiligen sinnen an jhn zu schanden, das jhr keiner vermag jhn auszutreiben, Sintemal sie alle selbst grosse Sünder, so wol als Hans Pfriem sich bekennet, gewest waren. Wie thun sie jhm aber? Sie schicken die vnschüldigen Kinder an jhn, die Herodes ermordet hatte, als die in kindlicher vnschuld weren, vnd aller begangenen Sünden frey, Die weis Hans Pfriem nichts zu zeihen, Aber damit er sich noch schütze auch vor jhnen, erdenckt er geschwinde den ranck, vnd theilt jhn aus Pfefferkuchen, Oepffel, Birn, Nüsse, Mandelkern, Zucker, vnd was er haben kan, damit man die Kinder schweiget, Vnd fürt sie hernach mit sich hinaus spazieren, da er jhnen Oepffel vnd Birn, vnd ander Obest schüttelt, mit jhnen spielt vnd kurtzweilet. Das sie also vergessen, jhn auszutreiben. So helt sichs mit dem Mehrlin. Ist ein schön lieblich geticht, etwan eines alten frommen Christlichen Lerers. Welches auch dem Hocherleuchten deutschen Propheten, hochseligster gedechtnis, D. Martin Luthern wolgefallen hat, wie zu sehen ist in seinen Predigten, vber das 15. Capit: der ersten an die Corinther, so newlich durch M. Joh. Boha, zu Erfurt in Druck sind ausgangen. Denn da er handelt die wort: Du Narr, was du seest, wird nicht lebendig, es sterbe denn: Vnd das gleichnis vom Ackerwerck auslegt, wie sichs mit dem Menschlichen begrebnis vnd aufferstehung des fleisches vergleiche, Da fürt er den Hans Pfriemer ein, der sich in keine Gottes vnd Glaubens sachen richten kan, gleich als wenig er verstehen vnd sagen mag, wie das Weitzen korn, so im Acker verweset, wider heraus wachsen, vnd frucht tragen müge. Vnd schreibt D. Luther ohne gefehr auff die meinung:

Leidet doch, spricht er, kein Seeman, das jhm einer wolt einreden in sein Seewerck, wenn er den Samen ausstrewet. [5] Wenn nun Hans Pfriem daher keme, vnd spreche: Was machstu da, du Narr, wirffest den guten Samen in dreck? vnd lest jhn verderben. Hastu nicht Kinder daheim, die jhn essen mügen? Er aber antwortet: Ja wol, er sol mir nicht verderben, Er sol mir wol zehnfechtig wider heimkommen. Du Narr, spreche Hans Pfriem wider, du bist nicht bey sinnen, Trage heim den Samen, vnd backe Brot draus, Du trittest Gottes gaben mit füssen. Meinstu nicht, spricht D. Luther, der Seeman würde entlich vnwillig werden, vnd den groben Hans Pfriemen abweisen? Vnd wo er auch vnleidlich, würde er jhn wol grüssen, mit einem stein in nacken, das ers fühlte. Solte sich dann vnser Herr Gott hierüber meistern lassen in seinen wercken, derenthalben, das die kluge vernunfft nicht fassen kan, wie die aufferstehung der todten zugehen vnd müglich sein könne? Das ist D. Luthers Hans Pfriem.

Darumb mir niemandt vbel deuten wird, oder fragen, was ich mit diesem geticht habe meinen wollen.

Damit ich mich aber bas erklere, vnd an tag gebe, was meine meinung sey, vnd was vor lere vnd erinnerung ich in diesem H. Pfriem habe vorbilden wollen, Also hab ich, wie im Lateine, auch im Deutschen, voran drücken lassen, das HOC AGE: vnnd Age si quod agis: welche Sprichworts weise können gefürt werden, aus Terentio vnd Plauto genommen, wider den Meister Klügel vnd πολυπραγμοσύνην, Curiositatem, so seine hand in allem sothe wil haben, wil leschen das jhn nicht brennet, vnd sorgen, was jhm nicht befohlen ist.

Dauon stehet 1. Thessal. 4. Ja auch wider die Mistrew vnd vergebliche Sorgfeltigkeit, in sachen, die wir nicht ermessen noch bessern können. Vnd kurtz, wider die Vngedult, so offt in vns auffscheust, wenn wir in der Welt sehen vnd leiden müssen, was nicht billich, nicht göttlich, nicht nützlich, ja auch schedlich ist vnd wehe thut, das wir da nicht Hans Pfriemer sein, vnd ausser vnserm beruff, schelten, schenden, lestern, Sondern viel mehr verbeissen, vertragen, verschmertzen, wo es nicht ampts halben vns befohlen ist, zu richten vnd zu schlichten: Auch [6] wo es in casu desperato ist: wie in der Welt laufft teglich zu sehen, Denn hie mus man sich erinnern des, was D. Luther, höchstselig gemeldt, hat pflegen zu brauchen:


Mitte vadere sicut vadit:

Quia vult sic vadere, sicut vadit.


Welches der Herr Christophorus Schellenbergius, seliger, mein geliebter Præceptor, antecessor vnd Freund, also gefasset hat:


Sicut it, ire sinas: quia sic vult, sicut it, ire:

Sicut enim nunc it: sic semper it, init et ibit.


Welt bleibt doch welt, vnd wer in der Welt ist, der mus mit jhr heulen. Nicht, das man alles billichen müste, Sondern das man es verschmertze, vnd vber sich gehen lasse. Wie jener Poët sagt:


Feras, non culpes, quod mutari non potest.


Wer aber mit seinem kopff allzeit hindurch wil, vnd alle ding verfechten, dem gehet es nach dem bunten Reihm:


Wer alle sein Leid wil rechen,

Manu bellatoria:

Samsons sterck wird jm gebrechen,

Nec erit ei victoria.


Derowegen so ist am besten gerathen, das man bedencke das HOC AGE: vnd Age si quid agis. Thue, was dir befohlen ist, vnd las einen andern das seine auch verantworten. Ein jeder vor sich selbst, Gott vor vns alle. Man kans doch nicht schnur gleich haben. Vnd richtet mit vngedult nichts aus. Der aber, der mich dir vberantwort hat, sagt Christus, der hats grösser Sünde. Weme zu rathen ist, sol folgen der schönen Lehr des Heidnischen Greckischen Philosophi Epicteti, die auff diese wort ohngefehr lautet: Gedencke, wie in einem Spiel, das du die Person wol agirest, die man dir geben hat. Hat sie viel zu reden, das dues gut machest. Hat sie wenig, so gib jhr auch eine gestalt, das du bestehest. Soltu Artzt sein, so schicke dich drein. Soltu ein Fürste, [7] ein Laye, ein hinckende oder lahme Person sein, wolan, so mach es alles, das es seine zier hat, denn dir gebürt, deine Person recht zu füren. Bey einem andern aber stehts, was er dir vor Person geben wil. Das sind Epicteti wort. Ist gar wol geredt, vnd nützlich gerathen.

So viel von dem, was einem jeden vor sich selbst gebüret aus H. Pfriemen zu lernen. Wie, wenn er aber an andern Leuten solchen mangel vnd gebrechen spüret, vnd sihet, das H. Pfriem aus dem Paradis wil vnuertrieben sein? Die Leute macht man nicht anders, Man kan jhr auch nicht vberhoben sein. Da werden wir erinnert, gemach zu thun, vnd seuberlich zu faren. Sind wir im Ampt nicht, das wir nicht richten noch verdammen. Sind wir drinnen, das wir der sanfftmut vnd gelindigkeit zu brauchen wissen, denn wir sind doch alle gebrechlich.


Nam nemo vicijs sine nascitur: optimus ille est,

Qui minimis vrgetur.


Wir sind viel Hosen eines Tuchs, vnd bedürffen alle der gnaden vnd verzeihung. Bias, von Priena, einer aus den sieben weisen Meistern, so offt er ein Halsgericht hegete, giengen jhm die augen vber. Vnd da er gefragt ward, warumb er doch weinte? Antwort er:Tribuo legibus suum calculum: naturæ vero sympathiam. Ich las gehen, was recht ist, Kan es doch nicht vber mein hertze bringen, das ein armer mensch, wie ich bin, sol dahin gerichtet werden. Christus aber spricht: Estote mites, sicut ego sum. Estote misericordes, sicut pater vester misericors est. Nescitis, cuius filij sitis. Vnd S. Paulus schreibt an Timotheum 2. cap. 4. Straffe, drewe, ermane, mit aller gedult vnd lere. Vnd cap. 2. Ein Knecht des Herrn sol nicht zenckisch sein, freundlich gegen jederman, lehrhafftig, der die Bösen tragen kan mit sanfftmut.

Wenn aber je Hans Pfriemers kopff wil oben liegen, so mag er liegen. Er strafft sich entlich selb selbest. Wie auch hieruon gar artig geschrieben hat der alte Poeta Martialis, as Aulum, de Mamerco, der ist bey jhm Hans Pfriem:


[8]

Vt bene loquatur, sentiatque Mamercus,

Efficere nullis, Aule, moribus possis.

Pietate fratres Curios licet vincas:

Quiete Neruas, comitate Drusones:

Probitate Marcos, æquitate Mauricos:

Oratione Regulos, iocis Paulos:

Rubiginosis cuncta dentibus rodit.

Hominem malignum forsan esse tu credas:

Ego esse miserum credo, cui placet nemo.


Das Hänsel Pfriem wol sprechen solt,

Vnd jederman sein freundlich hold,

Das wirstu durch kein vleis noch ehr

Erhalten nun noch nimermehr,

Vnd werst' so from als Dauid war,

Als Job auch so gedültig gar,

Wie Jacob still, wie Moses getrew,

Wie Elisæus getrost ohn schew,

Beredt wie Priester Aaron,

So weise als König Salomon,

Noch kan er dir mit seim geticht

Eins hefften an, es hilfft dich nicht.

Du meinst vieleicht, es sey ein Man,

Da nicht viel Speck noch fett sey an,

Ich aber sage, das Armutey,

Hans Pfriem, mit all seim handwerck sey.


Das hab ich erinnerungs halben melden wollen, zuberichten, was des Spieles inhalt vnd lere sey, in Weltlichen sachen zugebrauchen. In denen sachen aber, so Gottes Wort betreffen, vnd Christen glauben, darauff dis Mehrlein auch wol vornemlich ertichtet scheinet: ohne not, viel zuerinnern. Wer alleine die wort Christi einnimet: Nisi facti fueritis vt infantes etc. Jhr müst sein wie die Kinder, sonst werdet jhr nicht ins Himelreich kommen: Dem ist mehr dann genug gesagt.

Mit kurtzen worten alles zu vorfassen, So mag das geticht von Hans Pfriemen vor ein Spiegel gehalten werden, dieses jrdischen Paradises, so wir Christen in dem leben haben, denn es zeigt vns an, wie es pflegt[9] in geistlichen vnnd leiblichen sachen, Göttlichen vnd Weltlichen, zu haus vnd allenthalben zugehen, vnd wie sich ein jeder Christlicher dargegen zuuorhalten habe. In Geistlichen sachen, das man es Gott lasse machen. In Weltlichen, das man schweige vnd leide. Schweige, das ist, Lasse gehen, wie es gehet, wo es vns nicht befohlen ist. Leide, das ist, Ander Leut gebrechen vertrage, vnd sich selbst erkenne. So viel von dem Inhalt vnd Lere, die in Hans Pfriemers Historien oder Mehrlin wird vorgehalten.

Ich hab aber gegenwertige meine arbeit, in Deutscher sprachen, ewren E.W.W. gunsten, E.E.W. günstige Herrn Landsleute, Vater, Ohmen, Schwäger, Freunde vnd Förderer, zuschreiben wollen, vnd jetzo zum glückseligen Newen Jahr verehren, Auff das es ein zeugnis sey auff vnser Nachkommen, der getrewen Landsmans pflicht, auch Blutsuerwandschafft vnd ander beförderung, so ich von dannen aus, von kindheit au entpfangen, vnd deren ich zugedencken vnd rhümlichen zuerwehnen, auch die als gegen mein liebes Vaterland zu verschulden allezeit geflissen sein sol. Bitte derowegen, e.E.W.G. vnd Freundschaften, wollen solches wolmeinende von mir in allem guten auffnemen, Mich auch sampt den meinen, in jren stetten Freundschafften, günstiglichen vnd beförderlichen helffen schützen vnd erhalten. Das bin ich vmb dieselbe e.E.W. Gunsten, beneben den meinen, jede zeit vermügendes vleisses, als meine günstige Herrn, Landsleute vnd Förderer zu verdienen gantz bereit vnd willig. Befehle euch, sampt den ewren, gemeiner Stadt wolfahrt, vnd langwirige befriedung vnd besserung, hiermit zum glückseligen Newen Jahr, in Gottes gnedigen schutz vnnd schirm. Geben Grimm den 1. Jan. im angehenden 1582. Jahr, nach Christi vnsers Seligmachers geburt.


e.E.E.W.G.

Dienstwilliger Landsman,

M. Martinus Hayneccius

Churf. Schulen Professor daselbst.

[10]

Personen

Personen des Spieles.

    • Hans Pfriem, Fuhrpech

    • Sostrata, Sein Weib.

    • Petrus, Zwelffbote.

    • Petrona, Sein Weib.

    • Paulus, Zwelffbote.

    • Moyses, Gesetzschreiber.

    • Zachæus, Zölner.

    • Maria Magdalena, Sünderin.

    • Phidippus, Fuhrpech.

    • Tecto, Zimmerman.

    • Vnschüldigen Kinderlin.

    • Gerichtsdiener, Ein Knabe.

    • Seelige Schecher, Gerichts frohne.

    • Zweene Schergen oder Oeleberger.

    • [11]

Inhalt

Inhalt des Spieles.

Hans Pfriem ein alter Fuhrgespan,

Dem' nie nichts ward zu sinn' gethan,

Der alle ding nur Naseweis,

Wol aus zuklügeln sich beuleis,

Schleicht ein ins Paradis mit list,

Das jhm verbotten war zur frist,

Wird doch verhandelt also bald,

Das er bleib' drinnen der gestalt,

Sin meistern stelle vnd klügeln ein,

Lass jhm gefalln, alls in gemein,

Frag nicht darnach, wie oder wann,

Was recht oder vnrecht sey gethan,

Das geht er ein, Sagt folches zu,

Kan aber nicht lang haben rhu,

Fellt wider auff sein alten tandt,

Vnd meistert, nach dem ers vorstandt,

Drumb kömpt befehl, das er nicht seum,

Das Paradis von stundan reum,

Da wird jhm erstlich bang gemacht,

Da er sein vrteil recht betracht,

Als jhn Sant Peter, sampt den andern,

Mit gantzem ernst befehln zu wandern,

Doch fast er jhm zu letzt ein hertz,

Vnd weist sie ab mit schand, ohn schertz,

Bis entlich, da an jhn mit hauffen,

Die vnschüldigen Kinder komn gelauffen,

Die kan er nichtes zeihen nicht,

Derwegen jhm fast wehe geschicht,

Doch findt er auch bald guten rath,

Vnd was er haben kan zur stat,

Von Zucker, Nüss vnd Mandelkern,

Rosienen, Kuchen, Oepffel vnd Birn,

Das theilt er vnter sie fein aus,

Fürt sie mit sich spazieren naus,

Vnd macht, das sie vergessen gar,

Warumb sie warn geschicket dar,

So ist es entlich Pfriemer glungen,

Bleibt noch im Himel vnuerdrungen.


[12]

Prolog

Prologvs, Oder Vorrede.

Nach dem diss Spiels der Tichter gut,

Hat kommen lassen in sein muth,

Das er anfenglich schreiben thet,

So guts jhm da gelücket hett,

Von Kinderschulen, ohne tandt,

Welchs er mit nam' Almansor nant,

Hatt auch vernommen, wies gar viel

Vorstendigen Leuten wolgefiel,

Als hatt er nochmals vnd forthin,

So fern jhm Gott sein leben günn,

Dergleichen Schrifften vorgenommen,

Die er an tag möcht lassen kommen,

Die vor gemeinen Mann vnd Leien,

Mögn nicht so gar vndienstlich sein,

Drumb hat er diss sein ander Spiel,

Newlich geticht, wers lesen wil,

Vnd hat es selbst aus seim Latein,

In Deutsche sprach vertolmetscht sein,

Damit ein jeder möcht verstahn,

Wie ers gut meine, der redlich' Man,

Vnd schreibe niemt nichts in den rücken,

Beger' auch kein mit list zudrücken,

Sey nur allein darauff bedacht,

Wie er der Lehren viel mit macht,

Christlich, erinnerungshalben, treibe,

In sein vnd vieler hertzen schreibe,

Die man mit lust, so spielens weis',

Leicht fass, vnd wol behalt mit vleis,

Denn bösen Meulern ist er feind,

Hatt nie kein Menschen nicht verleumbd,

Das lest er darumb sagen mich,

Auff das jo niemandt anders sich,

Zu jhm vorsehe, vnd seim geticht,

Dann das es sey durchaus gericht,

Zum besten jedermenniglich,

Darumb er euch gantz dienstiglich,

Grosgünstige Herren bittet euch,

[13]

Wie jhr erschienen seid zugleich,

Vmb Adels willen, tugend vnd ehrn,

An anders thut er sich nicht kern,

Helt jhm vor höhste zier zumal,

Das er ewrs gleichen wolgefall,

Vnd obs nur were ein einig Man,

Helt ers jhm doch vor lobesan,

Dem eintzelen mit ehrn gefalln,

Dann bösen Buben allzumaln.


Ferner, die Sach in diesem Spiel,

Betreffend, ich das sagen wil,

Es ist nicht new, noch seltzam hewr,

Wiewols macht fromme Leute tewr,

Das jederman ist so geschwindt,

Selb gegen sich gantz mild vnd lind,

Vnd wil von jedermenniglich,

Sein thun vnd lassen vppiglich,

Gelobet vnd gebillicht han,

Dargegen aber ohn vnterlan,

All' ander' Leute red vnd that,

Ehe ers noch recht erforschet hat,

Verleumbden, tadeln, schelten drauff,

Das ist gemeiner Werlet lauff,

Hierumb der Tichter bittet euch,

Das jhr jhn berichtet semptigleich,

Auff welcher seiten hie ein Man,

Sich weniger wol vergreiffen kan,

Das er jhm selbst allein gefall,

Oder, das er ander allzumal,

Verleumbd vnd tadel? oder auch

Zusamen beydes sich gebrauch?

Wist jhr das nicht? wolt nicht heraus?

So thut er sich erwegen kraus,

Sey wie jhm sey, ohn allen schertz,

Begert, das jhr jhm heut ohn schmertz,

Alleine gleben wolt mit lust,

Jhm hören zu, vnd was er sust,

Vornemen wird auff diesem Plan,

[14]

Durchaus euch wolgefallen lan,

Sonst nichtes loben, Ohn was ehr,

Auffbringen wird vor newe Mehr,

Dann seiner so zu warten aus,

Hatt er beschlossen heut durchaus,

Das keine Mutter jhr Kindlein fron

Mag ausgewarten also schon,

Vnd so wil er viel lieber hie

Verschulden sich, dann sonsten je,

Denn was er haben kan zur beut,

Ohn schad vnd nachteil ander' Leut,

Das acht' er jhm zuhaben schlecht,

Ohn alle Sünd, mit gutem recht,

Bös Leumund aber vnd Affterkosn,

Sey vber oder vnter der Rosn,

Das acht' er jhm vor keinen rhum,

Thut auch kein' andern loben drumb,

Allr tugend, ehr vnd redligkeit,

Bevleist er sich zu jeder zeit,

Was vnrecht ist vnd schambar ding,

Findt vberall sein' Putzerling,

Darzu ists auch gefehrlich gar,

All' ding nur meistern jmmerdar,

Vnd kan sich einer bald versteigen,

Wer all zu klug wil sein am Reigen.

Wo zeugt sich hin dis alles nun,

Möcht einer billich fragen thun,

Dahin, das gar ein newes Spiel,

Ich auff die bahn jetz bringen wil,

Hans Pfriem ist es auff Deutsch genant,

Momoscopus nach Griechem Land,

Welch wort ich euch im Deutschen wol,

Den Meister Klügel nennen sol,

Das Spiel man hiebeuor hat nie,

In keiner Sprach gefunden je,

Ohn das das Mehrlein wird gemelt,

Aus alten Schrifften her erzelt,

Wie auch der hocherleucht Prophet

Luther, des Pfriemers meldung thet,

[15]

Das hat der Tichter nun mit vleis,

Also verfast in Spielens weis,

Wündscht, das es euch gefall' gar wol,

Euch auch hierumb er loben sol,

Wann jhr jhm gebt gut Audients,

Ewr augen, ohrn, schencket gantz,

Mit hertz vnd sinne, mit zung vnd mund,

Damit jhr recht vornemen kund,

Den Hansen Pfriemer, das euch nicht,

Auch gleichesfals, wie jhm, geschicht,

Vnd man euch aus der Gselschafft weis',

Gleich wie jhn aus dem Paradeis,

Derhalb' seid still, vnd habt an alln

Ein bsonder guten wolgefalln,

Was jhr werd sehn vnd hören hie,

Kein wort sol euch misfallen je,

Man wil hie keinen klügler han,

Der alles zu seiden spinnen kan,

Ob gleich sind alle sachen nicht,

Nach meim vnd deinem kopffe gericht,

Was ist dann mehr? geht mich nicht an,

Wenn ich nur das verrichten kan,

Was mir befohln, So steht es frey,

Meinthalb eim jeden ohne schew,

Zu reden, thun, vnd nemen für,

Was jhm gefelt, auff sein verbür,

Das rath ich euch auch, Lieben Herrn,

Das jhr euch nicht versteigt zu ferrn,

Thut nichts sonst mehr, Ohn seht vns zu,

Vnd lernt von Hansen Pfriemer nu,

Ob jhr, was auff der Welt geschicht,

Gott geb, wies alls werd ausgericht,

Recht vnrecht gleich, bös oder gut,

Bei Menschen Kinden, wer es thut,

Auch Göttliche sachen, solt vergessen,

Oder mit ewer eigen witz ermessen.

[16]

1. Akt

1. Szene
Scena I.
Petrus. Petrona.

PETRUS.
Wo ist mein alte Fischerin,
Die schandgeheite Thorwerterin?
Mich dünckt, sie gibt gut achtung drauff,
Das niemt nicht rein in Himel lauff,
PETRONA.
Hie bin ich Mann, hertzliebster Herr,
PETRUS.
Sihe auff die thür, Gehe nicht zu ferr,
Vnd las mir keinen Frömbden rein,
Wie heut auch im abwesen mein,
Der alte wünderliche Pech,
Sich reingeflickt hatt also frech,
PETRONA.
Halt' mirs zu gut, hertzlieber Man,
Wie solt ich alte Fraw jhm than?
PETRUS.
Du hetst jhn sollen stossen aus,
PETRONA.
Wie, wenn er dann nicht wolt hinaus?
PETRUS.
Eia, der schnöden alten Tholn,
Ist dir die Thür darumb befohln,
Das ich mich nie zu keiner zeit,
Auff dich verlassen darff ein Meidt,
Sol jmmer hinden vnd forne sein,
Worzu bedürffet ich dann dein?
Du soltest jhn nicht lassen ein,
Weit, weit von dannen heissen sein,
PETRONA.
Ach hertzer Mann zu fried euch gebet,
Vorgeblich jhr darwider strebet,
Es kan doch nun nicht anders sein,
Man trage ein mehr was bessers ein,
PETRUS.
Das weis ich wol, Lehr du michs nicht,
PETRONA.
Auch was er sich hat selbst verpflicht,
PETRUS.
Das weis ich auch, Vnd habs in hut,
Wenn er sich demnach halten thut,
PETRONA.
Je ja.
PETRUS.
Das kan ein jeder Bawer,
Das er sich viel, auff Schelm vnd Lawer,
Vnd Buben schelten, vnd Bösewicht,
Verpflichten thue, Hilfft aber nicht,
Wenn man sol lösn die Eidespflicht,
Da findt man niemt daheimen nicht,
Ich sehe den Pech dafür nicht an,
[17] Das er sich selbst verleugnen kan,
Vnd kriechen in ein ander haut,
So fast mir jmmer vor jhm grawt,
PETRONA.
Das wolt' Gott nicht, mein hertzer Mann,
PETRUS.
Halts maul. Vnd weil ich jo nicht kan,
Jtzt abermal daheimen sein,
So halt wol haus, vnd gehe hinein,
PETRONA.
Ich wil es thun.
PETRUS.
Lass niemand ein,
Befehl ich dir mit allen trewn,
Bis ich komm wider, Wenn gleich er,
Der Engel Gabriel selbs da wer,
PETRONA.
Ich wil es thun.
PETRUS.
So gehe hinein,
PETRONA.
Ich Gehesen sach.
PETRUS.
Die thür schleus ein,
PETRONA.
Ich thue es Man,
PETRUS.
So thues wolan.
2. Szene
Scena II.
Petrus.

Ists nicht zuerbarmen, das kein glaub noch trew,

Im Himmel noch auff Erden sey?

Das man sol keiner alten Vettel nicht,

Auch nach dem todt nichts trawen icht?

Denn was ich sage? Mein Weib, die alte Mütze,

Hatt mich gefürt in eine Pfütze,

Darinn' ich schier zu grund versincken solt,

Der alte Pech vnd grobe Vnholt,

Hat mich dazu so fast in ewige schand,

Vorsetzet, mit seim künen tand,

Dann hört mich nur, Heut da ohn als gefahr,

Weis nicht, wohin ich gangen war,

Da fürt den Pech all ritt vnd falbel rein,

Da jhm verbotten war zu sein,

Schleifft er sich hindurch, wem lieb wem leid,

Zun seeligen allen, ohne bescheid,

Ja da jm war verbottn bey hals bey bauch,

Das er nicht hin solt riechen auch,

War mir dazu vntersagt ernstiglich,

Das er nicht rein kem' ewiglich,

[18] Nun hat er mich, der Bube, gefürt in not,

Dazu meine Alte, erbarm es Gott,

Aber sintemal vnd alldieweils versehn jo ist,

So hat man funden zu der frist,

Ein guten rath, in Himlischer session,

Den er hatt selbs bewilligt schon,

Das wo er sich nicht anders wird gebarn,

Vnd seuberlicher alhier farn,

Denn er beuor auff Erden hatt gethan,

All ding schlecht vngestraffet lan,

So wil er selber vngezwungn das Paradis,

Von aussen ansehn, ohn verdris,

Will dann die schuld niemt, dann jhm selber gebn,

Bekennen, jhm sey recht geschehn,

So gilts darauff. Vnd wo mich nicht mein sinn

Betreugt, so ist nicht fern dahin,

Dann jtzo newlich, an dem nehisten Bach,

Ohn alls gefehr ich jhn ersach,

Wie er gantz ebentewrlich stellet sich,

In seinem sinn gar zorniglich,

In dem er sah, wie vnser Jungfrawlein,

Alhier das wasser schepfften ein,

In alte Sieb, vnd gossens aus vorbas,

In gar vorfaulte löcherichte Vass,

Das waren jhm gar töricht nerrische dingen,

In seinen kopff kont ers nicht bringen,

Das macht, er kan bey sich kein rechnung machen,

Wies zugehe doch in Göttlichen sachen,

Wie niemt erlangen kan durch Menschen witz,

Was hie geschicht ins Himels sitz,

Doch wird mans jhn bald leren guter massn,

Wann er nicht wird sein vnart lassn,

Vnd so wirds dann zulang geharret sein,

Wann er sichs Himels sol verzeihn,

Das günn' ich jhm, auff Christi glauben, nicht,

Dennoch erforderts meine pflicht,

Das ich ein auge muss auff jhn je han,

Damit er nicht was richte an,

Vorwar Gott ist den Splitterrichtern feind,

[19] Die klüger, dann Er selber, seind,

Wil zu keim menschen in die Schul nicht gahn,

Auch niemandt zu gebotten stahn,

Er, Er allein wil durchaus haben recht,

Vnd was er thut, sol gelten schlecht,

Des, vnd nicht anders, da wird sonst nicht aus,

Darumb muss ich nun heut beim taus,

Auff den zerrütten Furpech achtung geben,

Das er nicht mach' im seeligen leben,

Ein vnlust, auffrhur, oder meuterey,

Sonst komm' ich selbst in bös gespey.

3. Szene
Scena III.
Paulus. Petrus.

PAULUS.
Walts Gott, Ich gehe auch eins herfür,
Sihe do.
PETRUS.
Herr Paul steht für seiner thür,
Mit dem ich traun wol sprechen mag,
PAULUS.
Glück zu Herr Peter, ein guten tag.
PETRUS.
Mein lieber Herr, Habt grossen danck,
PAULUS.
Wie gehts?
PETRUS.
Die weile ist mir nicht lang.
Wo denckt jr hin?
PAULUS.
Da wolt ich aus,
Ein wenig auch spazieren naus,
Des Himels lust ergetzen mich,
Der freuden vberflüssiglich.
PETRUS.
Mein Herr, was hört jhr gutes traben,
Vom newen Gast, denn wir hie haben?
PAULUS.
Wer, ich? von wem?
PETRUS.
Vom Furgespan,
Den heute mein Alte hat rein gelan,
PAULUS.
Jhr meint vieleicht den Hansen Pfriem?
PETRUS.
Ja wie jhr sagt.
PAULUS.
Ich nichts vornim,
Nichts sonderlichs, Doch mein beger
Zu wissen steht, von wannen er,
Vnd wie er sey hiereiner kommen,
Hab etwas zwar von jhm vernommen,
PETRUS.
Er ist ein Weltkind von der Erdt,
Durchaus nicht dreier heller wert,
Ohn alln verstand, ohn sinn vnd muth,
Ein wünderlich vnd mörrisch Blut,
[20] Keim Mann' nicht ehnlich, vngehewer,
Das sich vor solchem Ebentewer,
Die Erde entsetz, der Himel beugt,
Jhm selber er den todt zuzeugt,
Vnd andren Leuten macht so bang,
Das jhn' wird zeit vnd weile lang,
PAULUS.
Je, mein Herr Peter, was saget jr?
Das were der böse Feind selber schier,
PETRUS.
Ja Herr, wann jhr jhn solt anschawen,
Würd euch als vor der Hellen grawen,
Hört jhr jhn reden, von stunden an,
So kem euch reissen vnd grimmen an,
Denn wo er, als ich kaum eracht,
Sich noch eins andern nicht bedacht,
So würd jhr hören, wie er sich
Durchzanckt, durchhadert, lesterlich,
Schendt, vnd vernichtet alles nurt,
Fert vngehöfelt, schnurt vnd purt,
Mach wie mans mach, doch ist nicht recht,
Kein Mensch ist, der jhm hold sein möcht,
Ja Gott auch selber nicht wolan,
Weil jhm nichts wird zusinne gethan,
Der Himel sey trüb oder klar,
Ist er doch strefflich jmmerdar,
Ja wol, Auch Christus selbst der Herr,
Gott gebe, er schick viel straffen ferr,
Oder schone der Sünder nach seiner gnad,
Doch Pfriemer kein genüge dran hat,
Sein kopff muss sein allein der best,
Nichts er dir vngemeistert lest,
PAULUS.
Wer hat jhn dann herein gebracht?
PETRUS.
So ists zugangn, nach meiner acht,
Da jhn die erd, als jhre gifft,
Ausspeiet hin durch todes trifft,
Vnd wie ich leicht ermessen kan,
Die Helle jhn solt verschlucket han,
Die jhn doch nicht verdawen kunt,
Hat sie jhn auch durch jhren schlunt
Herwider geben. Also bald
[21] Hat er sich funden der gestalt
Vors Paradieses thüer dahin,
Weil ich selbst nicht zuhause bin,
Do lest meine Alte sich bethören,
Vnd lest jhn jmmer einher lören,
PAULUS.
Was sagt denn Christ der Herr dazu?
PETRUS.
Nichts sonderlichs, wie vor vnd nu,
Vnd jede zeit sein' brauch er helt,
Er möcht hie bleibn, so lang er wölt,
Möchts Paradies besitzen mit,
Mit Himels freuden vberschütt,
Nur das er stett vnd feste sich
Vorpflicht, zuhalten ewiglich
Freundschafft in fried vnd einigkeit,
Niemt zu zufügen schad noch leid,
Nicht hadert, zancket, oder klafft,
Durch klügelt, tadelt oder strafft,
PAULUS.
Das vrteil lob ich, Ist gar recht,
Er wirds thun, als ein frommer Knecht,
Was wolt jhr mehr von jhn begern?
PETRUS.
Das er nicht seiner vergesse fern,
Vnd halte, was er sich verpflicht,
PAULUS.
Das wird er thun, Ich zweiffel nicht,
PETRUS.
Doch wil mir sein gelegen dran,
Das ich auff jhn gut achtung han,
Damit er sich nichts vnterfang,
Vnd ob ers thet, das es nicht lang
Werd hinterhalten, vnd darnach
Erfolge ein grösser vngemach,
Vnd ich muss dann das bad ausgiessn,
PAULUS.
Wolan, Ich lass michs nicht verdriessn,
Vnd gehe mit euch. Es were dann,
Das jhr wolt lieber alleine gahn,
PETRUS.
Wir gehn gleich mit einander hin,
Auff das ich euch mag zeigen jhn,
Vnd das wir zween, wenns not wolt sein,
Jhn desto leichter treiben ein.
4. Szene
[22] Scena IIII.
Hans Pfriem. Sostrata.

HANS PFRIEM.
Betreugt mich nicht mein sinn, vorwar,
So feilt mirs doch nicht vmb ein har,
Was gilts, ich wils errathen han,
Warauff die Schecher hie vmbgahn,
Ich sehe, sie werden ruhen nicht,
Bis sie mir ein Bad han zugericht,
Ich rieche den Braten, Ob ich gleich,
Noch eben weit hernacher schleich,
Sie werden nicht Feierabend machen,
Bis sie sich han an mir gerochen,
Dieweil sie mirs doch nicht erlassn,
Als hab ich sie geheit dermassn,
Zu voraus der kalköpffte Greis,
Der stets sich vmb die thür herbeis,
Den keiner leicht vmbfüren sol,
Er mus beschlagen sein gar wol,
Noch dennoch hab ich jhn betrogen,
Vnd hab mich so herein gelogen,
Das thut jhm zorn, vnd beist jhn shr,
Ich aber mus mich desto mehr,
Mit vleis verwaren, das ich jo,
Nicht etwan blos mich geb aldo,
Ach lieber Gott, wenn ichs betracht,
Noch dennoch eben bang mirs macht,
Das ich nicht aus weis oder ein,
Oder wo mir möcht am besten gesein,
Ich bin alhie, vnd weis nicht wie,
Kein gut Gewissen hab ich je,
Drumb kan ich auch nicht frölich sein,
Wenn ich betracht im hertzen mein,
Das allzu schnell vnd küner rath,
Kein gut ende nie genommen hat,
Wie ich auff Erd hab offt gehört,
Weis, obs auch gilt an diesem ort,
Vors letzte, schwant mir mechtig sehr,
Wie ich mich aller gwalt erwehr,
Der Feinde sind doch jo zu viel,
[23] Die auff mich lauren ohne ziel,
Es fellt mir gar beschwerlich für,
Den' allen zuentwischen hier,
Denn wie man sagen thut ohn spot,
Viel Hunde sind der Hasen todt,
Soll ich mich aber nun von newen,
Mein vorige künheit lassen gerewen,
Vnd soll mich wider in geheim,
Absondern aus Seeligen gmein,
So trage ich aber sorge dabey,
Das mirs nicht viel gefehrlicher sey,
Mich abzuschleiffen in der still,
Denn rein zukomn ohn jhren will',
Drumb möcht es noch wol besser sein,
Das ich nie hett gerochen rein,
Vorwar bey Gott, weils so zugeht,
Wo find ich aber ein sicher stett?
Auch draussen, da mir wolgeling?
Die besserung wer gar gering,
Doch wer desto weniger gfahr dabey,
Ja wol, desto weniger, Allerley
Nur jamer, not vnd kümmernis
Bestünde mich wider da gewis,
Drumb komme ich nicht, Viel besser ist
Hierinnen sein zu stetter frist,
Wann ich nur bleiben könt, das mir
Doch allzubschwerlich fellet für,
Vnd macht mir leider viel zuschaffen,
Lest mich vor angst vnd sorge nicht schlaffen,
Steckt mich in zweiffel vnd in zagen,
Das ich auff hoffnung nichts darff wagen,
Ist alles verlorn, auch kein vertrag,
Den wir gemacht, Ich trawen mag,
Es ist doch alles so gekart,
So abgespielet, das es hart
Mein leib vnd leben kosten sol,
Mein Gut vnd habe, das spür ich wol,
Ich mach es gleichsam, wie ich wil,
Doch hilfft es nicht, das böse spiel,
[24] Muss ich in henden stets behalten,
Das wird der ritt vnd falbel walten,
Den Himmel muss ich reumen thun,
Werd ich mich nicht erwehren nun,
Zu viel des falsches vnd der list,
Der schelmerey vnd truges ist,
Wie bald sie etwas funden han,
Damit sie schreien ohn vnterlan,
Ich habe vergessen meiner pflicht,
Hab kein' vertrag gehalten nicht,
Da mus der arme Hans Pfriemer dann,
Eim jedem zu seinen Rechten stahn,
Muss sich verdammen lassen baldt,
Von vieln sein feinden vngezalt,
Die gros, gewaltig, mechtig sind,
Zornig, tyrannisch vnd geschwind,
Was wil er machen, der gute Man,
In einem hui, von stunden an,
Ists vrteil vber jhn gesprochen,
Das all sein vnthat werd gerochen,
Vnd werd dahin in ewig qual,
Verstossen aus des Himels sal,
Wie thue ich jm dann? wie mach ichs recht?
Das ich solch vbel alls verfecht,
Ich weis nicht besser, Ich wil gantz kün,
Wie böse verrüchte Buben thun,
Die schlegefaul gewehnen sich,
All püffe vnd streiche verechtiglich,
Zufangen auff jhre haut, so hart,
Als etwa ein holtz oder eisen wart,
So mus ich meine zung vnd mund,
Auch herten als ein staal jetzund,
Wiewols were besser, das ich schier
Könt augn vnd ohrn verstopffen mir,
Damit ich solch vnbillich ding,
Nicht zu gesicht noch gehör entpfing,
Anders zu rathen weis ich nicht,
Darumb so wil ich gleich gericht,
Dem nachgeleben heute zutage,
[25] Ob mir die Schantz gerathen mage,
Vnd wil mich in ein winckel icht
Verstecken, da mich niemand sicht,
Wann ich des Himmels vppigkeit
Ersehe, vnd zorn darüber leidt,
Hoscha Hoscha ho, höre Alte, höre,
Sihe zu, das niemand dich bethöre,
Weil ich nicht werde zuhause sein,
Lass niemand weder aus noch ein,
Vnd sag auch niemand nichts von mir,
Wil nicht, das jemands wisse alhier,
Wo ich heut sey. Wenn mirs gefelt,
So bald ich auch es dir vermeldt,
Ich gehe dahin, in Gottes nam',
Nun mus ich gleich auch wundersam,
Das köstliche leben, wonne vnd freude
Im Paradeis, ehe ich mich scheide,
Da Christ genedig vor woll' sein,
Besehn noch recht vnd nemen ein,
Denn wann ich sol die warheit sagen,
So ist alhier gar nichts zuklagen,
Vnd gfelt mir aus der massen wol,
Das alles hie ist freuden voll,
Wenn nur des Nerrischen dinges nicht
So viel vnd offt würde angericht,
Hoscha abermal, du alte Scharre,
Sihe zu im Hause, alls wol verware,
Vnd lass nicht schnappen, wo ich sey,
SOSTRATA.
Ich halte wol, es stehe mir frey,
Das ich nicht sage, was ich nicht weis,
HANS PFRIEM.
Halts maul, das dich der Donner schmeis,
Vnd wisse nichts in ewigkeit,
Ich gehe, sehe, was ich vor bescheit
Bekomm, ob mir kan hie gelingen,
Oder, soll ich jo ins feld naus spring,
Das ichs nicht vngerochen lass,
Vnd solt michs kosten dis vnd das,
Es muss gewaget sein wolan,
Mein aller letztes setz ich dran,
[26] Vnd wags auff Gotts berat hinein,
Es gilt hie nicht mehr blöde sein,
Kün, vnerschrocken, frech vnd wildt,
Sol mir die Schantz gewinnen mildt,
Denn wer jetzund wil kommen fort,
Die scham muss setzen auff ein ort.

2. Akt

1. Szene
Scena I.
Sostrata, Hans Pfriemers Weib. Maria Magdalena.

SOSTRATA.
Maria, mein liebe Schwester mein,
Nichts liebers köndte mir hie gesein,
Denn wann ich alle stund vmb euch,
Jhr möget mirs gleuben sicherleich,
Sein könt, vnd mit euch ohne schew,
Von sachen reden mancherley,
Besonder was mein Man betrifft,
Das er nicht etwo ein vnglück stifft,
Es fellet mir nimmermehr so ein,
Wie vns doch möcht zu helffen sein,
Als jhr, mein liebste Schwester fron,
Mir jetzund habt gerathen schon,
Darumb so folge ich wie jhr sagt,
MARIA MAGDALENA.
Seid guter hoffnung vnuerzagt,
SOSTRATA.
Ich hoffe gern das aller best,
Wiewol sichs noch gar schwer anlest,
Denn alte Hunde lassen sich
Nicht bendig machen liederlich.
Er ist also geschickt, mein Man,
Das ichs genung nicht sagen kan,
Vorzeiten, da ich am leben war,
Da kieff er mich an jmmerdar,
Des ewigen keifens. Aber baldt,
Da ich jetz lag in Gotts gewalt,
Vnd starb in meine augen nein,
Flux er sich auch zu todte grein,
Vnd kömpt hernach zu mir hieher,
Macht mir hie auch des kiffelns mehr,
Bleibt wie er dort auff Erden war,
[27] Vnleidlich, vnuertreglich gar,
Ist mit sich selber nimmer eins,
Bald lobt er viel, bald lobt er keins,
Vnd ist des wundern keine mass,
Schilt nur vnd bilt vbr alle mass,
Vnd das ist heimlich noch zur frist,
So viel mir zwar bewust drumb ist,
Halt nicht, das' jemand wissen kan,
Weis nicht, wie langs bestand wird han,
Denn, kömpt es aus, so gnad jhm Gott,
Sein bestes hie gelebt er hat,
MARIA MAGDALENA.
Es lest sich hie nicht also narrn,
Vnd wie die Kinder einher fahrn,
In jener Welt, bey vnsers gleichen,
Da möchte solch ding mit vnter schleichen,
Hie aber hats viel ander gestalt,
Da vnser thun Gott selber walt,
Da wir all Gottes Bürger sind,
Sein liebstes Volck vnd Hausgesind,
Er selbst ist Vater, Wirt vnd Herr,
Vnd wie man jhn kan nennen mehr,
Darumb wer hie wil klüger sein,
Denn er, den wird es bald gerewen,
Er ist Gott, Er ist Vater fron,
Darumb so kan er nichts nicht thon,
Kan auch nichts wollen noch zulassen,
Ohn das da gut ist aller massn,
Vnangesehn, das offt vnd viel
Bey Menschen scheint das widerspiel.
SOSTRATA.
Das sage ich offt auch meinem Man,
Sihe, dort kömpt er gleich gangen ran,
Was bringt er news? Besonders nicht,
Ein schelten ist mir zugericht,
MARIA MAGDALENA.
So gehe ich meiner stras anheim,
Der liebe Gott woll' bey euch sein.
2. Szene
[28] Scena II.
Hans Pfriem. Sostrata.

HANS PFRIEM.
Sihe do, mein Alte, das die sucht vnd ritt bestehe,
Ist eben so klug, als jhres gleichen Tholen mehe,
SOSTRATA.
Sihe, hertzer Man, seid jhr aldo?
HANS PFRIEM.
Hai, Hoi, bey Gott, Machs gar also.
SOSTRATA.
Was ist denn da?
HANS PFRIEM.
Ist das so fein,
Reimet sichs so wol in Himmel nein,
SOSTRATA.
Was? Hertzer Man.
HANS PFRIEM.
Das du so argk
Helst auff der gass ein Taschen margk.
SOSTRATA.
Ich sagt es wol.
HANS PFRIEM.
Wer war das Weib,
Das mit dir vnnütz plaudern treib?
Warumb gieng sie so bald von dir,
Da sie wart meiner innen schier?
Wie das sie nicht thet warten hier?
SOSTRATA.
Sie sagt, jhr stünde ein arbeit für.
HANS PFRIEM.
Ein arbeit, Komm dichs falbel an,
Muss man auch hie noch zu arbeitn han?
SOSTRATA.
Aw hertzer Man, bedencket euch,
Das wir hie sind im Himelreich.
HANS PFRIEM.
Wir sind alleine, vnd niemand ist,
Der vns behorchen möcht zur frist,
SOSTRATA.
Seht nur wol allenthalben rumb,
HANS PFRIEM.
Es ist jo niemands vmb vnd vmb,
Es bleibt wol heimlich auff der stat,
Du wolst denn waschen aus dem Rath,
SOSTRATA.
Ach kennen wir denn einander nicht?
HANS PFRIEM.
So gib mir doch dauon bericht,
Warumb das Weib nicht harrt bey dir,
SOSTRATA.
Sie sprach, sie hett ein' arbeit für,
Vnd wenn sie gleich wer blieben stahn,
So hett' jhr doch misfallen dran,
HANS PFRIEM.
Halts maul, vnd meine wort betracht,
SOSTRATA.
Sagt jmmer her, Ich nems in acht.
HANS PFRIEM.
Höre zu. Heut erst an diesem tag,
Da ich rein kam in das Gelagk,
Meint ich, ich würd all' sachn gschlicht
[29] Hie finden, vnd gantz auffgericht,
Das niemand nichts zu klagen hett,
Dieweils sol sein der Seeligen stet,
Nun feilt es allenthalben doch,
Bey meinem Eide, ich schwür gar hoch,
Wo es nicht ist erger hie bestelt,
Denn auff Gotts erd in jener Welt,
Denn jetz, da ich spazieren war,
Mein blawes wunder sah ich dar,
Da schepfft man wasser in eim Sieb,
Halt kaum, das etwas drinnen blieb,
Vnd goss' von dannen in alte Vaß,
Da ein loch an dem audern was,
Bald seiget mans durch Spinneweben,
So gut sah ichs nicht all mein leben,
Vnd wenn es durchgeseiget war,
So stiess mans in eim Mörser dar,
Bald waren ander da zuhand,
Die flochten Netzlein aus dem sandt,
Vnd schutten drauff das wasser fein,
Das sie gestossen hetten klein,
Vnd satztens an der Sonnen glantz,
Damit es trocken würde gantz,
Ist das nicht ebentewrisch ding,
So bin ich jo ein Henfeling.
SOSTRATA.
Lasts jmmer gehn, wies geht alhier,
Im Paradies, vnd folget mir,
Vnd denckt, wenn jhrs versucht allein,
Euch würde auch nichts vnmüglich sein,
Vnd wenn jhrs gleich nicht köndt verstehn,
Noch würds euch dennoch alls angehn.
HANS PFRIEM.
Ach das dichs alte Falbel schütt,
Die Sucht, das Fieber, vnd der Ritt,
Meinst' dann, du gheist dich mit eim Kinde,
Das alles glauben mus geschwinde,
Ich wil kurtz wissen, wie vnd wann,
Wie dis vnd jenes geschehen kan.
SOSTRATA.
Das wil ich heute euch sagen nicht,
Ob ich wol weis, das gwis geschicht,
[30] Vnd habs gesehen, vnd bins gewis,
Wart' nur so lang im Paradis,
So werd jhrs in erfarung han,
Das nichts vnmüglich hie sein kan.
HANS PFRIEM.
Du wirst mich ehe von sinnen bringen,
Ehe du mich beredest solcher dingen,
Bist doch vnd bleibst eine Hexin alt,
Voll Katzenglaubens mit gewalt,
Doch was sol ich dir ferner sagen?
Ich kans in meim Bauche nicht ertragen,
Ich gieng nicht serne von jener seit,
Da kamen zwen starcke Zimmerleut,
Die trugen einen Balcken daher,
Wol auff den achseln vberquer,
Hin zu eim engen Gesslein klein,
Da wolten sie gestracks hinein,
Ouer vber, das michs in meim hertzen
Verdros, vnd sahe jhn zu mit schmertzen,
Vnd war das Gesslein doch so enge,
Das kaum ein Mensch allein durchgienge.
SOSTRATA.
Sie brachten aber gleichwol doch
Den Balcken dahin durcher noch.
HANS PFRIEM.
Das weis sent Marx, Ich gleub es nicht,
Von stundan ich die Bösewicht,
Verflucht ins Hellsche fewer hinein,
Vnd kont nicht lenger da gesein,
Riss mich von jhnen gantz vnmuts,
Sihe do, Gespan, was bringt der guts?
Hat der sich gewircket aus dem dreck,
Darinnen er nur newlich steck,
So muss er jo der Teuffel sein,
Oder kömpt er drumb vieleicht herein,
Das er sich meines raths erhol,
Dem er zuuor nicht folgen woll',
Mich wunderts jmmer vnd ewigleich,
SOSTRATA.
Was kost' er dann allein mit euch?
HANS PFRIEM.
Gehe du derweil zu haus vorhin,
Ich hab zu reden was mit jhm,
Ich muss mein Alte nicht hören lan,
[31] Das ich hie was zu viel gethan,
Wer ist dann der, der mit jhm geht,
Vor dem mir so das gesicht vergeht?
Der stück Laurs, ich kan jhn nicht
Erkennen, den Fleischbösewicht,
Sihe, Christ mein Herr, der Zimmerman,
Führt dich Sent Küries auch heran?
Du grobes Holtz. Ich muss vorwar,
Auch wissen, was die bringen dar.
3. Szene
Scena III.
Phidippus, Gespan. Tecto, Zimmerman. Hans Pfriem.

PHIDIPPUS.
Ich bin sechs jhar nun hie gewest,
Mit gunst, das ichs so rechn vmbsüst,
Hie in dem leben, da man nicht,
Wie drunden auff der Welt geschicht,
Die stund vnd zeit zurechnen pflegt,
Gleichwol halt ich, das' nichts verschlegt,
Das ichs also gerechnen mag,
Heute sinds sechs jhar an diesem tag,
Das ich vom leibe, aus jenem leben,
Abschied, vnd hieher ward begeben,
Nun find ich hie alle augenblick,
Vnd vbe auch selber manches stück,
Das ich in meim verstand nicht han,
Noch mit vernunfft ausrechnen kan,
Das ich mus sagen vnd bekennen,
Es sey weit vber menschliche sinnen,
Desgleichen aber ist mir nicht
Vorkommen, als ich dich bericht.
TECTO.
Bey Christus hulde, ein schnöde sach,
Die nicht wird bringen gut gemach.
HANS PFRIEM.
Hans Pfriem, auff glauben, sihe dich für,
Das brocket man niemands ein, denn dir,
Das wirstu müssen fressen aus,
Wo du dich nicht vorsihest beim taus.
PHIDIPPUS.
Wenn ichs nun gleich verschmertzen wolt,
Vnd nicht vermelden, wie ich solt,
[32] So möcht es vber mich naus gahn,
Vermeld ichs aber, vnd zeig es an,
So wird es jhm nicht wol bekleiben,
Auch kans nicht lang verschwiegen bleiben.
HANS PFRIEM.
Bey Gott, Hans Pfriem, dir gilt es, dir,
Wie man dich vor Gericht citier,
Hat er sich denn selb selbest raus
Gewürget aus dem drecke dort draus,
Mit seinem nerrischen thun, bey Gott,
So schwer ich hoch, vnd sage ohn spott,
Das er voll aller Teuffel ist,
Oder ich bin zu derselben frist,
Nicht klug gewest, Gott seyes geklagt,
Das ich jhm hab was guts gesagt.
PHIDIPPUS.
Verhalte ichs aber auff eine zeit,
Vnd wird bericht durch ander Leut,
So werde ich aber in verdacht
Gezogen, vnd klaghafft gemacht.
HANS PFRIEM.
Och, hellisch leid, ist das so gwis,
Der Himmel vnd das Paradis,
Die Burgk vnd Hort der Seligkeit,
Aller freud vnd wonne in ewigkeit,
Da man vor sorgen also zagt,
Vnd einer vber den andern klagt?
TECTO.
Du redest vernünfftig von der sachen,
Ich wüste es besser nicht zumachen.
HANS PFRIEM.
Das dich der Meister Hemmerling,
Mit deiner vernünfftigkeit verschling,
TECTO.
Ich kan michs noch erinnern nicht,
Das ich jhn kente von gesicht,
Vnd möchte jhn gleichwol kennen gern,
Es were denn der, den ich von fern,
Ein mal hab stehen sehn im feld,
Wie ich dir newlich hab gemeldt.
PHIDIPPUS.
Der ist es, vnd kein ander nicht,
Du kenst jhn so gewis als mich.
TECTO.
Ich gleub, er sey es, wenn ich betracht,
Wie er sich vngeberdig macht,
Sahe zornig aus, mürrisch vnd sawer,
[33] Das mir gar grauste, odr sey ein Lawer,
Verkarte die augen, leunisch gar,
Vnd schüttelte den kopff jmmerdar,
Das man durchaus verstund so viel,
Das vnser thun jhm nicht gefiel.
PHIDIPPUS.
Ja, da jhr durch da Gesslein klein,
Den Balcken trugt die quier hinein?
TECTO.
Ja, wie jhr sagt.
HANS PFRIEM.
Das, wie jhr sagt,
Macht mich bey Gott dem Herrn verzagt.
TECTO.
Ja wol, so gar erbremst er was,
Mit augen, ohren, maul vnd naß,
Mit hend vnd füssen, hals vnd bauch,
Deucht mich, als schrey der gheite jauch,
Gantz vberlaut von freiem muth,
Halt, halt, jhr Leute, halt, was jr thut,
Jhr Narrenköpffe, was faht jhr an?
Wolt jhr den Baum die quier nein tran?
Das endt jhr nun noch nimmermehr,
Folgt nur, lencket wider in die quer,
Vnd traget jhn gleich vor sich naus,
So geht es an, sonst wird nichts draus,
HANS PFRIEM.
Frantzsüchten in den Schelmen fahr,
Wie gerne wer ich jhm in die har,
Vnd were es draussen, gilts wolan,
Ich wolt mich an den Zimmerman,
Nan scherren, vnd jhm die Kulbe lausn,
Es solt jhm ewig vor mir grausn,
PHIDIPPUS.
Er ists leibhafftig, ist sen sundt,
Du malst jhn gar recht ab jetzundt,
Es kan doch eine Milch vorwar
Der andern nicht so gleichen gar,
Sihe aber, were das nicht auch fein,
Was mir jetzundt gleich fellet ein?
Dieweil wir hie so sprache thun halten,
TECTO.
Was? wie? sag her, vnd las Gott walten.
PHIDIPPUS.
Ich wolte, er keme vns selbst jetz vor.
TECTO.
Warumb?
PHIDIPPUS.
Das ich mit jhm zuuor,
Mich besser vnterreden kündt,
Ob er des dings auch noch gestündt,
[34] Oder ob er sich besunnen bas,
Auff das ich wissen möchte das.
TECTO.
Das were traun das aller best,
Sihe, kömpt er nicht dort hergeprest?
Er ists doch traun, er ist sen sendt,
Es were dann mein gesicht verblendt,
Oder hett jhn nicht recht eingenommen,
PHIDIPPUS.
Er ist es auch, wir sehn jhn kommen,
Leibhafftig, wie er selber ist,
Trett jhr beyseit ein kleine frist,
Das jhr mir nicht im liechten steht,
Ob er vor euch ein schrecken hett,
Bis das ich hör, ob er bestandt
Hinfort, auff seinem alten tandt.
4. Szene
Scena IIII.
Phidippus. Hans Pfriem.

PHIDIPPUS.
Glück zu, Gespan, Hat guten schlaun,
HANS PFRIEM.
Jetz hör ichs auch.
PHIDIPPUS.
Botz Leberbraun,
Ich bin heraus.
HANS PFRIEM.
Ich sehs, mein ich,
PHIDIPPUS.
Gantz vbr vnd vbr, Hosch va dich,
HANS PFRIEM.
Ich luge zu.
PHIDIPPUS.
Juch hoi wadhe,
In jenem Sumpff steck ich nicht mehe,
HANS PFRIEM.
Ich gleub, was ich mich nicht erwehr,
PHIDIPPUS.
Des frew ich mich im hertzen sehr,
HANS PFRIEM.
Wem hastu es dann sonst mehr zu dancken,
Als mir? Schent dich potz aller Francken.
PHIDIPPUS.
Ho, ha, vnd wers erdencken wolt?
HANS PFRIEM.
Ja mir allein du es dancken solt.
PHIDIPPUS.
Hey, Gott vor an, vnd auch als dann
Mein gtrewen Pferden, Lieb Gespan.
HANS PFRIEM.
So wolt ich, das der Donner bald
In deine Pferde schlüge mit gewalt,
Die vorn vnd hinden angeschirrt,
Ein' Wagen mitten im dreck verjrrt,
Zerzerren grausam her vnd hin,
Könn' jhn doch nicht herausser ziehn,
Zerreissen jhn auff stücken ehe,
[35] Das ist gewis vnd war, Ade.
PHIDIPPUS.
Ein Lügner leugt,
HANS PFRIEM.
Wie mich bedeucht.
PHIDIPPUS.
Hei, deuchts euch noch,
Vnd deuchts euch soch?
Es ist auff glauben war, wolan,
HANS PFRIEM.
So sage, wies müglich nur sein kan.
PHIDIPPUS.
Es ist gantz müglich, ist sen soch,
Vnd kan wol sein, geschicht auch noch,
Denn was vnmüglich ist bey dir,
Das ist bey Gott all leicht, gleube mir,
Drumb sihe du zu, vnd dencke an dich,
Wenn du meinst, du beschuldigst mich,
Das du nicht Gott den Herren dein,
Beschüldigst in den Wercken sein.
HANS PFRIEM.
Was thue ich Gott dem Herren mein?
Das ist mir nie gefallen ein,
An dir hab ich gestrafft allein,
Das seltzam nerrisch Fuhrwerck dein,
In dem ich mich der armen Thier,
Von hertzen must erbarmen schier,
Die du mit vngestümm zerperst,
Als ob du nicht bey sinnen werst.
PHIDIPPUS.
Du bist heint vntern Hünern gsessn,
HANS PFRIEM.
Wolan, kanstus anders nicht vergessn,
So ruff ich Zeugen an vor mich,
PHIDIPPUS.
Es steht dir frey, Niemts hindert dich.
HANS PFRIEM.
Jhr Herrn vnd lieben Landsleut mein,
Sagt mir, vnd wie kan das gesein,
Das man ein' Wagen aus gem drecke,
Rauszihe, da er am tieffsten stecke,
Wenn man die Pferde, eins hinder sich,
Das ander vorn, versteht jhr mich?
Anscherren thut? wolt euch dermassen,
Nur ewr vernunfft berichten lassen.
PHIDIPPUS.
Vernunfft berichten? Hui mein Man,
Kömpstu nun erst mit vernunfft heran?
Du thust ein Feilschuss, weit vom Ziel,
HANS PFRIEM.
Wer ich?
PHIDIPPUS.
Ja du, mein lieb Gespiel,
[36] Du weist dich nicht zu schicken drein,
Wenn du wilt recht an Zweck hinein,
So mustu scherffen dein gesicht,
Das eine auge gebrauchen nicht.
HANS PFRIEM.
Hoi bistu töricht, Hab ich nie
Mehr vnuernunfft gehört alhie,
Das einer sol mit einem aug,
Bas sehn, dann wenn er beide gbrauch.
PHIDIPPUS.
Man darff alhier gar kein vernunfft,
HANS PFRIEM.
So hör ich wol, Ein feine Zunfft,
Da man durchaus zu aller frist,
Nur toll vnd vnuernünfftig ist.
PHIDIPPUS.
Ja keine vernunfft gilt alhier nicht,
HANS PFRIEM.
Hört lieben Leute, wie schöner bericht?
Ist nicht das toll vnd töricht ding,
Darumb mirs heute so missgeling,
Das man aus einem Sumpff so bald,
Die Pferd sol treiben mit gewalt,
Zu gleicher massen vorn vnd hinden,
Ich weis in meim kopff nicht zufinden.
PHIDIPPUS.
Wie sol er sich zubrechen drob?
Mich jamert dein, du armer Trop,
Doch das jo deine Einfeltigkeit,
Dich nicht so gar in schaden leitt,
Sihe, dort gehn fromme Leut heran,
Die ich zu Richtern dulden kan,
Wiewol ichs gar nicht schuldig wer,
Jemands erkentnis zuleiden mehr,
Weil sich die sache recht selber weist,
Vnd ist am tage auch allermeist,
Dennoch bin ich zu frieden wolan,
Du wirst dem auch nicht widerstahn.
HANS PFRIEM.
Was hab ich mangels an den Leuten?
Ich kan mich selbs wol das bedeuten,
Das ich mich sol vor dem Gericht,
In keinen zanck einlassen nicht,
Da ich nicht habe guten wind,
Vnd Richter mir zuwider sind,
Die Pfaffen, Jue, Ich spür es wol,
[37] Sie meinen, ichs nicht mercken sol,
Die sind so abgericht auff mich,
Das sie mich fangen listiglich,
Ist gar ein ausgelegter karn,
Ich wil der Schecher nicht erharrn,
Bald brechen sie eine vrsach abe
Vom zaun, vnd hiessen mich schababe,
In alles elend ziehn hinaus,
Darumb mir billich vor jhnen graus.
5. Szene
Scena V.
Phidippus. Petrus. Paulus. Puer.

PHIDIPPUS.
Ehrwürdige Achtbar Herren mein,
Gott geb' vns glück all' in gemein,
Ewer zukunfft bin ich sehr erfrewt,
Hoffe nicht, das jhr mirs vbel deut.
PETRUS.
Was habt jhr da vor ein gezenck?
PHIDIPPUS.
Es ist war, Herr, wenn ichs bedenck,
Vnd mus bekenn', es sey nicht fein,
Das wir alhie nicht eines sein,
Wol in des Himels Paradeis,
Da man solte zanck mit allem vleis,
Verhüten, vnd zu jeder zeit,
Fried halten vnd gut einigkeit,
Damit des lebens wonne vnd freud,
Nicht würde verkert in harm vnd leid,
Vnd ist zwar bis anher geschehn,
Das man sich keines zancks versehn,
Bis heut allein, da der Gespan,
Herein ist kommen, weis von wann',
Der ist des Störenfrieds gefliessn,
Obs schimpff oder ernst, kan ich nicht wissn,
PETRUS.
Wie gehts dann zu? was ist die sach?
Woran sichs stöst, das kuntbar mach.
Wir habens allbereit vernommen,
Das jhr nicht vber ein könt kommen.
PHIDIPPUS.
So stehts, Herr Peter, Herre mein,
Da ich ohn all gefehr allein,
Mit meinem Fuhrwerck draussen war,
[38] Kömpt der Kerl auch geschlichen dar,
Vnd thut mich, seim verstande nach,
Dergleichen hie vor nie geschach,
Mit worten grausam richten aus,
Vnd machen sich so bund vnd kraus,
Vmb mein geschirr, darein er sich
Nicht richten kundt, Vnd ob wol ich
Jhm freundlich vntersagen thet,
Doch halff es nicht, war alles zu spet.
PAULUS.
Es ist nach ewer rede ergangn,
PETRUS.
Ja wol, mein Herr, tragt kein verlangn,
Es wird bald besser werden noch,
Dann wie kan man jhm rathen doch?
Dieweil man jhn vor seim vnfall
Gewarnet hat zum offtern mal,
Vnd so bey jhm eine hoffnung wer,
Was dürffte er vor vns lauffen sehr?
PAULUS.
Ich gleub wol, das er scheme sich,
Vnd sey jhm leid auch ernstiglich.
PHIDIPPUS.
Herr, solts jhm leid sein? Weis er doch
Nicht gnug, wie er sich garstig mach,
Vnd vnnütze. Wil nur haben recht,
Vnd all sein thun erhalten schlecht,
Mit zeugnis füren vnd beweis,
Setzt auff vernunfft all rhum vnd preis.
PETRUS.
Vernunfft? sihe da.
PHIDIPPUS.
Ja, wie ich sage,
Vnd ist das ergste, das ich klage,
Das er sich auch nicht weisen leht,
Wenn gleich erfarung vor jhm steht.
PETRUS.
Zum Teuffel mit dem Gast hinunter,
PAULUS.
Es ist bey mir vorwar kein wunder,
Das er dis lebens noch ein Kind,
In Gottes sachen sich nicht findt,
Darumb man mit dem guten Man,
Soll billich ein mitleiden han,
Vnd mit glimpff vnd freundligkeit,
Jhn warnen trewlich jede zeit,
Ob vnser Herre Christ vieleicht,
Der ehe, dann einen Menschen deucht,
[39] Verzeiht aus gnaden, kleinen vnd grossen,
Jhn nicht ins elend wolt verstossen.
PETRUS.
Das wollen wir jetz erfaren schier,
Wenn er sich wird gestellen hier,
Vor vnserm Rath, Höre Diener mein,
Sihe, das die Herrn beysamen sein.
PUER.
Es sol geschehn.
PAULUS.
Phidipp gespan,
Sihe, wo man deiner dürfft etwan,
Das du nicht gehst zu weit hindan.
6. Szene
Scena VI.
Paulus. Petrus.

PAULUS.
Wie stehts, Herr Peter? Ists euch nicht
Zu viel, so gebt mir bas bericht.
Wie ists verglichen mit dem Mann?
Dauon jhr heute was zeiget an?
PETRUS.
Habt jhrs vergessen? Hört wolan,
Ich wils euch fein vernemlich san,
Er ist ein Man gewest auff Erd,
Das man seins gleichen nicht erfert,
Wie ich euch meldet newlicher frist,
So jhrs euch zuentsinnen wist,
Von wünderlichen köpffen gantz,
Dem nie gefiel kein gute schantz,
Gieng wie es wolt, so lobt ers nicht,
Auch was auffs beste ward ausgericht,
Das war jhm gar nicht wolgethan,
Hing allen dingn ein schandfleck an,
Wust anzufechten menniglich,
Alles zu vorheben menniglich,
Gleich ob jhm were gebunden ein,
Das er der Welt müste Richter sein.
PAULUS.
Das weis ich mich zuerinnern noch,
Wie stehts nun ferner vmb sein sach?
PETRUS.
Wisset jhr, wie er sich rein gestolen?
PAULUS.
Nein traun, das ist mir alles verholn.
PETRUS.
So wil ichs traun auch niemand sagen,
Wers vor nicht weis, darff mich nicht fragen.
PAULUS.
Wie ist es aber nun in die fern
[40] Verglichen? möchte ich wissen gern.
PETRUS.
So stehts damit. Zu welcher stunde,
Er sich vergreiffen wird, der Kunde,
Vnd wird des vberwiesen werden,
Das er mit seinen vngeberden,
Hab etwan anders sich beweist,
Denn wol vnd friedlich allermeist,
So hat er selber sich verpflicht,
Nicht lenger hie zu seumen nicht,
Sondern von stund, ohn alle recht
Erkentnis, oder vrteil schlecht,
Gutwillig, ohn alle widerred,
Zugehen aus dieser seeligen stet.
PAULUS.
Das ist, meine ich, erbietens gnug,
PETRUS.
Erbietens ja, Hat guten fug,
Wenns auch gehalten würde, daran
Noch ich vnd mancher zweiffel han.
PAULUS.
Jhr trawet jhm wenig, als ich spür,
Doch gleichwol, so er brechte herfür
Ein Mann, der vorbitt legte ein,
Würdt jhr jhm jo genedig sein?
PETRUS.
Wo jhm der lieb Herr Jesu Christ
Alleine nicht genedig ist,
So findt er keinen andern nicht,
Der jhn vorbittet vor Gericht.
PAULUS.
Last euch auch das erinnert sein,
Man soll alle mittel in gemein,
Zuuor versuchen, ehe man thu
Die eusserste straff erkennen zu,
PETRUS.
Niemand erkent jhm etwas zu,
Er macht jhm selber solche vnrhu,
Weil er das vrteil selbst gesprochen,
Vber seinen hals den Stab gebrochen.
PAULUS.
Wolan, doch weil wir Christen sein,
Gebürt vns auch dem Herren fein
Zu folgen in Sanfftmütigkeit,
Gedult vnd aller Lindigkeit,
Damit durch vns viel mehr die Leut,
Erhalten werden, denn zerstrewt.
[41]
PETRUS.
Solt man dem Vnholt dann so frech
Nicht stewren, vnd sein' mutwill brech'?
Vnd solt jhm vnuergolten lan,
Den vnlust, den er richt' hie an?
PAULUS.
Ist wol geredt, doch der gestalt,
Das' auch mit maß, vnd ohne gwalt,
Nicht nach dem strengen Recht allzeit,
Geschehe, welchs offt weit vnrecht geit.
PETRUS.
Wir sollen Donnerskinder sein,
Wie vns der Herr gebunden ein.
PAULUS.
Ich weis, vnd bin auch mir bewust,
Was ich hab selbs geschrieben sust,
Das man zur zeit vnd vnzeit sol,
Die Leute mit vleis erinnern wol,
Sie straffen, schelten, vnterrichten,
Vnd doch dabey gleichwol mit nichten,
Vergessen der Sanfftmut vnd Gedult,
Weil Christ der Herr auch jhre schuld,
Mit seinem todt gebüsset hart,
Sie mit seim blut erworben zart,
Dazu so sind auch die Gericht
Des Herrn, vnd vnser eigen nicht,
Damit wir vns nicht vnterstahn,
Des, das wir kein befehl nicht han,
Viel mehr bedencken, das allein
Aus gnaden auch wir selig sein.
PETRUS.
Wolan, hieruon wird weiter rath,
Wann sich die Herren jetz zur Stadt,
Gefunden han, Ich geh hinein.
Folgt jhr mir nach.
PAULUS.
Es sol ja sein.

3. Akt

1. Szene
Scena I.
Maria Magdalena. Hans Pfriemers Weib, die Sostrata.

MARIA MAGDALENA.
Ich habs gehört, Ach leider Ach,
Mein liebste Schwester, vnd höre sen sach,
Wie sich dein Man, das Christus walt,
Vergriffen hat nur alzu bald,
Seis Gott geklagt, Ich günn es jhm nicht,
[42] Vnd wolt jhm willig alle mein pflicht,
Als mir Gott helffe, leisten gern,
Vnd euch ewer fleissige bitt gewern,
Wenn er nur folgte meinem rath,
SOSTRATA.
Er wird es thun, kein zweiffel hat,
Die noth die wirds jhn leren thun,
MARIA MAGDALENA.
Wo werd ich aber jhn suchen nun?
SOSTRATA.
Der gtrewe Gott vnd Helffer fromm,
Wird helffen, das er selber komm,
Entgegen euch, halt ich vorwar.
MARIA MAGDALENA.
Sihe do, Christ hilfft doch jmmerdar,
Er kömpt getretten, Geht jhr hin,
Vnd wartet mein im Hause drin',
Biß ich mit jhm vnd in geheim,
Vnd bringe gut botschafft euch anheim.
2. Szene
Scena II.
Hans Pfriem. Magdalena.

HANS PFRIEM.
Nvn gleub ich gentzlich, zweiffels ohn,
Meine Alte, Must sie die sucht bestohn,
Die wird schon wissen, wie mirs geht,
Vnd wies vmb alle meine sachen steht,
Drumb hat sie, Sey ein Bösewicht,
Das Weib auff mich nun abgericht,
Sie kans nicht lassen, das sie sich,
Nicht sol bekümmern stets vmb mich.
MARIA MAGDALENA.
Ein guten tag, Mein Bruder werdt,
Euch anzusprechen ich begert.
HANS PFRIEM.
Was ist der handel? sol ichs wissen?
Darumb jhr mein so seid beulissn,
MARIA MAGDALENA.
Vors aller erste, Ich freundlich bitt,
Wolt mich im argen verdencken nit,
Als ob ich etwan mein geniess,
Bey euch zu suchen mich beuliess,
Dann vns wil nicht gebüren traun,
Das wir auff etwas anders schaun,
Hie in des Himmels seligkeit,
Ohn auff die liebe einfaltigkeit,
Nichts anders dencken, thun, noch trachten,
[43] Denn was vor heilig ist zuachten,
Was züchtig, keusch ist, vnde rein,
Auff niemands nicht argwenig sein.
HANS PFRIEM.
Der eingang trifft mir zu gar eben,
Was ist dann, das jhr mir wolt geben?
Last ewer geschwetz, Ich weis geschwindt,
Das jhr viel waschens treiben kündt.
MARIA MAGDALENA.
Ich hab euch nicht gar viel zugeben,
Ewer bestes hie in diesem leben,
Vnd ewige wolfart noch zur zeit,
Bin ich zusuchen stets bereit,
Wo es euch nicht beschwerlich wer,
Zugeben mir ein klein gehör.
HANS PFRIEM.
Ich kan wol hören, ich kansen sach,
Sage nur bald her, kein vmbschweiff mach.
MARIA MAGDALENA.
Dieweil jhr vnlangst kamt herein,
Dazu Gott geb den segen sein.
HANS PFRIEM.
Danck hab.
MARIA MAGDALENA.
Wiewol ich höre viel,
Das man hierumb euch tadeln will.
HANS PFRIEM.
Wiestehme das?
MARIA MAGDALENA.
So, Bruder mein,
Das nicht sol recht zugangen sein,
Weils hinder wissen sey geschehn,
Der Heiligen, denen hie auff zusehen
Befohlen ist.
HANS PFRIEM.
Was Heiligen viel?
Der Heiligen ich nichts achten will.
MARIA MAGDALENA.
Warumb nicht? Hertzer Bruder mein,
HANS PFRIEM.
Was solten sie vor Heiligen sein?
Die armen Leute vnd Erdenklos,
Jhr hülff beger ich mir nicht gros,
MARIA MAGDALENA.
Wie so nicht? Das euch Gott bewar,
Es spricht der Herr jo selber klar,
Das sie vns helffen, vnd hierauff
In d' ewige Hütten nemen auff.
HANS PFRIEM.
Wer euch hie auff genommen hat,
Das fecht ich nicht, ich fechtsen satt,
Ich halt mich an mein Herren Christ,
Der mich auffnimpt zu aller frist.
MARIA MAGDALENA.
Doch müst jhr, ist gewislich war,
Der Heiligen zeugnis bringen dar,
[44] Das könt jhr nicht entpehren traun,
Wo jhr den Himmel recht wolt bawn.
HANS PFRIEM.
Was? solt ein Kaelkopff voller neid,
Mich treiben aus? Nicht, nicht ein meid.
Ich hab von andern Heiligen viel,
Gut zeugnis, drauff ich bleiben wil.
MARIA MAGDALENA.
Je hertzer trauter Bruder mein,
Von was für Heiligen mag das sein?
HANS PFRIEM.
Von was für Heiligen? wils euch san,
Von armen Betlern, siech vnd lahm,
Denen ich in all jhrm elend blos,
In hunger vnd in kummer gros,
Mein hülffe beweiset allzeit habe,
Vnd schlag es auch noch keim nicht abe,
Das sind die lieben Gezeugen mein,
Auff die ich mich hab gwagt herein,
Die nemen mich auff von hertzen gern,
Ich weis, sie meiner nicht entpern.
MARIA MAGDALENA.
In Gottes Namen, es bleib dabey,
Halt' mirs zugut, zart Bruder trew,
Vnd last mich drauff nun wider kommen,
Das ich zu reden hatte vorgenommen,
Dieweil jhr vnlangst kamt herein,
Das nicht wol kan gros wunder sein,
Ob jhr was hett versehen alhier,
Das vns an dem ort nicht gebür,
Das bitt ich euch hie in der stilln,
Durch Christi, vmb ewer seligkeit willn,
Vnd bitt euch jo mit threnen fast,
Vmb Gottes willn, habt nicht rast,
Noch ruhe, bis das jhrs habt erkent,
Vnd wider euch mit Gott versünt.
HANS PFRIEM.
Was, Teuffel, gibts zu schaffen dir?
Du Treusche, das dichs Wetter rhür.
MARIA MAGDALENA.
Es wil mir traun aus lieb vnd trew,
Vnd wegen der verbüntnis new,
Die wir in der Gesellschafft hie,
Kegn ander haben je vnd je,
Nicht anders nicht gebüren, denn,
[45] Das ich eim jeden Menschen günn,
Was ich guts hab, vnd theils jhm mit,
Das ist der brauch vnd Himmels sitt.
HANS PFRIEM.
Zum Teuffel, mit dem sitt vnd brauch,
Vnd mit der Bubengeselschafft auch,
Weil du ein solcher Schlapsack bist,
So wolstu gern zu aller frist,
Das jederman ein solcher wer,
Ja gleich, als auch ein nützliche Lehr,
Könt kommen, mit eim guten Tittel,
Von solchem vnuerschemten Kittel.
MARIA MAGDALENA.
Haw, nicht, mein trawter Bruder zart,
Rede besser wort, Sey nicht so hart.
HANS PFRIEM.
Ists denn nicht war, vnd ist sen seid?
Das du ein solche warst vor zeit.
MARIA MAGDALENA.
Was wir vorzeiten gwesen sein,
Das wolln wir hie nicht mengen ein,
Viel mehr, vnd was wir sind jetzund,
Last vns betrachten in der stund.
HANS PFRIEM.
Heia, hui hoi, seht alle daher,
Der Hödel wil nicht hören mehr,
Was sie vorzeiten hatt gethan,
Ausrichten nur mich armen Man.
MARIA MAGDALENA.
Nein traun, vorwar, Christ helff mir nicht,
Wo ich zum argen euch ausricht.
HANS PFRIEM.
Jhr werfft mir jo mein gebrechen für.
MARIA MAGDALENA.
Vorwar vorwar nein, gleubt doch mir.
HANS PFRIEM.
Je das dich denn, du loser Sack,
Das ich nur mit dir zancken mag,
Du schreist mich freilich aus vorn Leuten,
Verunglimpffest mich zu allen seiten,
Du ausgeeckter Puffkarnier,
Ich gleube nicht, das jetz mehr in dir,
Die sieben Teuffel böse regiern,
Denen du vorzeiten thetst hofiern,
Sondern derselben noch wol mehr,
Als siebenzig mal sieben wer,
Vnd da ein jeder zu der frist,
Noch siebenzig mal erger ist,
[46] Das gleub ich gentzlich, zweiffels ohn,
Das die dich nun besessen hon,
Vnd lassen dir kein frieden nicht,
Bis du mich hast so zugericht.
MARIA MAGDALENA.
Mein hertzer Bruder, böser wort
Hab ich meine tage nie mehr gehort,
Jedoch so nahe bringt jhr mirs nicht,
Das ich darumb herwider ficht,
Denn das ist war, vnd mus bekenne,
Was man für schande kan genennen,
Vnzucht vnd alle Büberey,
Hab ich getrieben ohne schew,
Des hab ich gar kein leugnen nicht,
Vnd habs auch nie geleugnet icht,
Wils auch nicht leugnen nimermehr,
Sondern mit threnen vnd weinen sehr,
Bekennen, Als ich hab gethan,
Zu jener zeit, darumb ich han,
Vorgebung vnd vorzeihung viel
Bekommen. Das ich wündschen will,
Euch auch, traut hertzer Bruder mein,
Wolts euch kein schertz nicht lassen sein,
Alleine nempt meine warnung an,
Vnd was jhr habt zu viel gethan,
Bekennets nur, vnd bittet vmb gnad,
So wird der sachen aller rath,
Sonst werdt jhr hie die lenge nicht dauren,
Das du im Hellgrund must versauren.
HANS PFRIEM.
Du schantgeheiter Schlapsack du,
Du ausgeschütte, dreyfach dazu,
MARIA MAGDALENA.
Ich arbte vergeblich, sehe ich wol,
Niemand kein Mohr weisbaden sol,
Ist alls vmbsonst, vnd lauter nichts,
Doch weil jhr mich so gar gerichts,
Jetzund verachten thut, wolan,
So wolt jhr doch gedencken dran,
Zu seiner zeit, was ich euch han,
Jetz vor erinnerung gethan.
3. Szene
[47] Scena III.
Hans Pfriem.

Das dir vermaledeiten Pech,

Der Hencker hals vnd bein zubrech,

Der Teuffel hat mich heut mit dir

Betretten, vnd kein gutes alhier,

Ich dacht, der handel würd gar fein,

Bey vns allein verschwiegen sein,

So hat sent Tünies drein geschmissen,

Das niemt, denn alle die Heiligen wissen,

Sol Himels trew vnd glaub das sein,

So hab ichs jo getroffen fein,

Auff Erden trawet ich niemt gar viel,

Im Himmel komme ich gar vmbs spiel,

Ich alber Tölpel, auff mein Eid,

Habs nicht versunnen also weit,

Vnd was denn mehr? was hab ich gthan?

Was hab ich gros verschuldt daran?

Das ich einen schlechten eintzeln Man,

Der nichts denn hotte vnd schwuide kan,

Erzürnet habe, Behüte Gott,

Man füret mich drumb in eusserst not,

Was hilfft denn ein so gros geplerr?

Das man alle Fenster drümb auffsperr,

Alle thür vnd thor, vnd mauren weit,

Erfülle mit klagen vnd mit leidt?

Doch wers zu dulden alles noch,

Es were zu dulden, weresen sach,

Wenn nur die schandtgeheiten Secke,

Nicht wüsten vmb dieselben stücke,

Denn auff mein Eid, vnd wissen sies,

So weis das gantze Paradies,

So weis ich dann meim Leide nicht

Zuthun, sey Schelm vnd Bösewicht.

4. Szene
[48] Scena IIII.
Schecher, Gerichtsfron. Hans Pfriem.

SCHECHER.
Sihe, gleich recht, wie ichs haben wolt,
Da kömpt Hans Pfriem selbst hergedrolt.
HANS PFRIEM.
Wer ist alda, der mein begert?
SCHECHER.
Ein from Man, Gott vnd jhm sehr werd.
HANS PFRIEM.
Da wird es aber han den Hundt,
Ach wer ich auch aus dieser stund.
Wolan, da bin ich, bin sen sein,
Was thut der Schecher bgeren mein?
SCHECHER.
Meine Herrn vnd Himelsfürsten zugleich,
Die schicken mich daher zu euch,
Vnd lassen euch Hans Pfriemer sagen,
Dieweil man vber euch thut klagen,
Solt jhr zu Recht erscheinen dort,
Das ist jhr meinung, Jhr hats gehort.
HANS PFRIEM.
Solt ich zu Recht erscheinen dick?
Wo bistu denn, du Galgenstrick?
Du auffgehengter Schelm, zu Recht
Erschienen, du Diebs vnd Mörderknecht?
SCHECHER.
Am Galgen hab ich meine Vrgicht
Gethan, Ist war, Ich leugnes nicht.
HANS PFRIEM.
Hört da, der Schelm, der rhümet sichs frey,
Das er am Galgen gehangen sey.
SCHECHER.
Des Galgens zwar ich mich nicht rhüm,
Verstehe mich recht, mein lieber Pfriem,
Es ist vorhanden Gottes Sohn,
Der neben mir am Galgen fron,
Gehangen ist, des rhüm ich mich,
Der hat mir gholffen gnediglich,
HANS PFRIEM.
Der eben sol auch jetz zu recht
Vor mich erscheinen, mein lieber Knecht,
Das hab zur antwort kurtz von mir.
SCHECHER.
Das were keine böse meinung schier,
Ja wenn d' dich wüst zu schicken drein,
Vnd liessest dirs ein ernst auch sein,
Fielest jhm zu fuss, vnd betest vmb gnad,
Die er nie keim versaget hatt,
[49] So wers eine meinung. Sonst ists verlorn,
Dann Gott der Herr, sag ich beuorn,
Deme, der verschlefft der gnaden zeit,
Nicht auffspringt, wenn er wird bereit.
HANS PFRIEM.
Was gheistu dich noch? vnd machst viel wort,
Du hast mein meinung angehort,
Drumb gehe nur wider deiner strass,
Vnd mich des meinen warten las,
Ich hab wol ander ding zu schaffen,
Das mir verstört dein vnnütz klaffn,
SCHECHER.
So sey gleich eben eingedenck,
Vnd meine nur nicht, das man dirs schenck,
Was ich dir angemeldet han,
Damit nicht ich die schuld müsse tran,
HANS PFRIEM.
Was ligt mir dran? Er zeugt dahin,
Nun wolt Gott, das von stundan jhn,
All vnglück fürt in lüfften wegk,
Das er nicht vber wegk vnd stegk,
Heim zu seinen Herren kommen möcht,
Vnd bringen jhn' von mir bericht,
Der mir nicht dürffte wol gedeien,
Seht aber jhr lieben Herren mein,
Ists nicht der Teuffel, ist sen sach,
Das man auff mich solch vngemach,
Thut treiben? Ja, ists nicht ein schand,
Solt mans nicht straffen in allem Land?
Vnd zwar, wil nicht von straffen sagn,
Nur solt mans rügn vnd beklagn,
Das ich nur vmb ein wörtlein klein,
Werde vor Gericht geladen ein,
Vom aller ergisten Schelm vnd Mörder,
Den man auff Erden nicht hat förder
Am leben können leiden lang,
Hatt in Gericht mit kreutz vnd strang,
Von wegen seiner vnthat gros?
Der ist nun hie so gut Genos,
Das er auch schier an Christus stat,
Den Heiligen zugebieten hat,
Das ist der Teuffel, ist sen sunde,
[50] Das ein solch mörderischer Kunde,
Ein redlichen frommen Biderman,
Sol so gerichtlich fassen an,
O leider, des verfluchten wesen,
Da kan kein recht noch gricht genesen,
O Meer vnd Himmel, Erd vnd Lufft,
O hilff du tieffster Hellen klufft,
Wie rewet mich, das ich leben mus,
Vnd ewer mich schemen mit verdrus,
Heng jmmer wegk, Mir grawt zu sein,
Da man solch vnrecht füret ein.

4. Akt

1. Szene
Scena I.
Petrus. Moses. Schecher, Gerichtsfron.

PETRUS.
Ist Pfriemer Hans so böse dann,
Das man jhn nicht bedeuten kan?
SCHECHER.
Ja Herr.
PETRUS.
Vnd vntersteht sich noch,
Das er vns schnarchend vberpoch?
SCHECHER.
Ja traun vorwar.
PETRUS.
Vnd helts vor spott,
Was du jhm nach der Herrn gebot,
Vormeldet hast? Das mus nicht sein.
SCHECHER.
Es ist fürwar war, Herre mein.
PETRUS.
Der Vnhold. Was ist ewer rath?
MOYSES.
Von stunden an auff frischer that,
Zum Teuffel naus geworffen hin,
Da jhn weder Sonn noch Mohn beschien,
Wies vor die Schöppen han erkant,
Ob gleich was ergers ward benant.
PETRUS.
Es mus jo sein ein Oberkeit,
Die Bosheit straff, vnd fromme Leut,
In schutz nem, vnd der sünden [stewr].
MOYSES.
Das mus sein, Sonst wer Frömkeit tewr,
Vnd was wolt endtlich werden draus,
Wann niemt wer sicher in seim haus?
Wenn alle Gotteslesterung,
All sünd vnd schand ohn besserung
Der Leute, so gar in vollem schwang,
Daher wolt gehn, das wert nicht lang,
[51] Drumb soll man straffen mit gewalt,
Wie Gott befihlet manigfalt,
Sol reutten aus, vnd niemand schonen,
Nach seim verdienst eim jeden lohnen,
Wers hat verdient, von Kind zu Kind,
So viel man des Geschlechtes findt,
Bis hin ins dritt vnd vierd gelidt,
Ohn all erbarmung nemen mit,
Das ist mein will, vnd mein geheis,
Das' werde gehalten stets mit vleis.
PETRUS.
Was schadts, man schicket jhm zu haus,
Ein Auszugk von dem Vrteil raus?
MOYSES.
Bin wol zu frieden. Höre du,
Zachæus den Zölner ruff erzu,
Sprich, das wir beyd hie warten sein,
Das er jo bald vnd risch erschein.
SCHECHER.
Ich wil zur stund hin zu jhm gahn,
Wie wir zuuor beschlossen han.
MOYSES.
Dabey es bleib, vnd anders nicht,
Ehe sich die Sonn zum Abend richt,
Das er sich packe, vnd reum die stett,
Wo nicht, So sehe er, wies jhm geht.
PETRUS.
Habe leider sorge, kenne ich jhn recht,
Er folge nicht so rundt vnd schlecht.
MOYSES.
Wil er in guten folgen nicht,
Ist jhm was ergers zugericht.
PETRUS.
Wie aber, wann er appelliert,
Den Richtstuel Christi prouociert?
MOYSES.
Das steht jhm frey, vnd jederman,
Dort kömpt Zachæus gleich heran.
2. Szene
Scena II.
Zachæus. Petrus. Moyses.

ZACHÆUS.
Ein guten tag, Ehrwirdige Herrn,
Vor ewer Wird erschein ich gern,
Wie jhr mir habt entpiethen lan,
An mir solt jhr kein mangel han.
PETRUS.
Wir sagen euch gar großen danck,
Vnd was wir haben nicht vorlang
[52] Beschlossen drinne, In vnserm Rath,
Jhr jo noch im gedechtnis hat?
ZACHÆUS.
Ich weis gar wol, vergess es nicht,
Betrifft des Hansen Pfriemers pflicht.
PETRUS.
Das war es, vnd kein anders nicht.
ZACHÆUS.
Ich hab gar lang darauff geticht.
PETRUS.
Dazu bedürffen wir nun dein,
Das wirs zum ende bringen fein.
ZACHÆUS.
Ich bin aldo, wies euch gefelt.
PETRUS.
Herr Mose, wenn jhr jhm vormeldt,
Das vrteil, wies gesprochen ist,
Ob er vieleicht nicht gentzlich wist,
Sich zuentsinnen aller wort,
Die er zuuor hatt drinn gehort.
MOYSES.
Demnach vnd alldieweil Hans Pfriem, der Fuhrman alt,
Ins Himmels Saal vnd Paradies nun manigfalt,
Sich an der Seligen seelen, friede, rhu, freud vnd wonn,
Vergriffen hatt, aus mutwill frech, ohn vnterlon,
Vnd kan nicht leiden, das' jhm gehe sampt andern wol,
Hat nicht genung gethan sein' pflichten, wie er sol,
Ist trewlos vnd meineidig worden: Dann wie er
Sich rein geschleifft, vnd die Gericht vorechtlich sehr
Gehalten, vnd der Herrn Gebot in windt geschlagen,
Das lest man gehn: Hats nicht bracht in diese vrteils fragen:
Drumb weil er hat dis alls gethan, vnd mus gestehn,
So sols nach vrteil vnd nach Recht also jm gehn,
Das er aus Himel Paradis, bey Sonnenschein,
Gestossen werd, komm nimmer in ewigkt wider drein.
[53] Diss ist das vrteil, wie es gefelt,
Von Vrteilsfassern ist gestelt,
Vnd hie auff diesem Brieff, mits Paradeis
Secret bekrefftiget, aller weis,
Zu vrkund, wie sich das gebür,
Den nim zu dir, vnd lege jhn für,
ZACHÆUS.
Wie? wenn er mich nicht hören wolt?
MOYSES.
Hey, also bald du jhn zwingen solt,
Vnd solt jhm binden füss vnd hende,
ZACHÆUS.
Das ist vnmüglich, das ichs ende,
Einen solchen Knebel, ich allein
Zubinden, von person so klein?
Man macht aus jhm wol meiner vier,
Nein traun, das ich mich an jhn schirr,
Er hat die sterck, das er zuweil
Möcht Kirchentürme tragen veil.
MOYSES.
So nim den Schecher hin wolan,
Vnd lass dir jhn zur seiten stahn,
Wenn du wirst mit dem Bawren ringen,
Das er jhn helffe dir bezwingen.
SCHECHER.
Hie ist der Man, Frey vnuerzagt,
Ich diene mein Herrn zu tag vnd nacht.
ZACHÆUS.
In Gottes namen, so gilts dahin,
In seinem Haus wir suchen jhn.
3. Szene
Scena III.
Zachæus. Schecher. Hans Pfriem.

ZACHÆUS.
Hoia, Hoscha, macht niemands auff?
Wiltu nicht, das man die thür zulauff,
SCHECHER.
So lass vns ein von stunden an.
HANS PFRIEM.
Wer Teuffel richt solch poltern an?
ZACHÆUS.
Glück zu mein Man.
SCHECHER.
Wolt ausher gahn.
HANS PFRIEM.
Ist dann heut aller fried dahin,
Das ich kein stund nicht sicher bin,
In meinen vier pfelen, erbarm es Gott.
ZACHÆUS.
Das hat sein meinung, weils di noth
Erfodert, das jhr hören müst,
Was vber euch beschlossen ist.
[54]
HANS PFRIEM.
Was, hoi? Ach leider mir,
Wie komm ich in das Spiel alhier?
ZACHÆUS.
Sta, Sta, mein Man, las dich bedingen,
Höre, was wir dir vor zeitung bringen.
HANS PFRIEM.
Ach, Ach, wie zu gar bösen stund,
Bin ich raus kommen her jetzund.
ZACHÆUS.
Das ist das vrteil Hansen Pfriem,
Das ist beschlossen vber jhm,
Demnach vnd alldieweil Hans Pfriem der Fuhrman alt,
Ins Himels Saal vnd Paradis nun manigfalt,
Sich an der Seligen seelen fried, rhu, freud vnd wonn,
Vergriffen hat, aus mutwill frech, ohn vnterlon,
Vnd kan nicht leiden, das' jhm gehe sampt andern wol,
Hat nicht genung gethan sein' pflichten, wie er sol,
Ist trewlos vnd meineidig worden: Dann wie er
Sich reingeschleifft, vnd die Gericht vorechtlich sehr
Gehalten, vnd der Herrn Gebot in windt geschlagen,
Das lest man gehn: Hats nicht bracht in diese vrteils fragen:
Drumb weil er hat dis alls gethan, vnd mus gestehn,
So sols nach vrteil vnd nach Recht also jm gehn,
Das er aus Himels Paradis, bey Sonnenschein,
Gestossen werd, komm nimmer in ewigkeit wider drein.
HANS PFRIEM.
Ach Zetter, Zetter, Mordio,
Wie komme ich in das elend so?
ZACHÆUS.
Das nun du deme gelebest nach,
Vnd also stellest an dein sach,
Das du von hinnen weichest baldt,
[55] Drumb sind wir da, vnd han gewalt.
HANS PFRIEM.
Man wird mir jo bedenck zeit geben.
ZACHÆUS.
Bedenckzeit jo, were nicht vneben.
HANS PFRIEM.
Man wird jo mir betrübten Man,
Die Rechtesfristen nicht versan.
ZACHÆUS.
Jhr habt gehabt bedenckzeit satt.
HANS PFRIEM.
Ach, Ach, mir diesen abend spat.
ZACHÆUS.
Es ist beschlossen, Bleibt dabey,
Man wird dir heute nichts machen new.
HANS PFRIEM.
Ach, ach, ach, wie mache ichs dach?
Ich hab mein pflichten nicht gehalten,
Welche pflichten dann? das Gott müst walten,
ZACHÆUS.
Sihe, hastu es dann vergessen schon,
Wie du all pflicht ohn vnterlon,
Hindan gesetzet, jederman
Verhönt, verspott, vnd griffen an,
Mit straffen, leumbden, schelten fast,
Anders, denn du dich verpflichtet hast.
HANS PFRIEM.
Ist das verleumbdet, wenn ich ein',
Der vnrecht thut, erinner fein?
Zuuor aus aber in der Kunst,
Die ich gelernt hab nicht vmb sonst.
ZACHÆUS.
Man darff alhier zu diesem leben
Gar keiner kunst, das merck mich eben,
Doch ist vns alhier nicht befohln,
Das wir vns mit dir keifeln soln.
SCHECHER.
Was ist das teidigen? Last vns bald,
Jhn werffen naus mit aller gwalt.
HANS PFRIEM.
Ach, wie bin ich so gar erkalt,
Ich finde meinen sachen kein gestalt.
ZACHÆUS.
Dein thun ist offentlich am tag,
Das auch niemt anders deuten mag,
Drumb hastu newlich jetz gehört,
Die straff vnd pein, so dir gebürt.
HANS PFRIEM.
Ach hertzige güldne Herren viel,
Ich bitte euch lauter vmb Gottes will,
Fellet euch was ein, so teilt mirs mit,
Rathet zu, Last in der not mich nit.
ZACHÆUS.
Nun, was du thust, das thue bey zeit,
[56] Vnd folge dem vrteil, trage kein neidt,
Wiltu aber folgen nicht, wolan,
So wird dirs noch viel erger gahn.
HANS PFRIEM.
Ach Zetter, leider jmmermehr,
Jhr vberpocht mich alzu sehr.
SCHECHER.
Was hilfft das lausen, Han wir macht,
So nemen wir dieselb in acht.
HANS PFRIEM.
Wolauff, es mus doch gewaget sein,
Ich setz es gleichsomer volnt hinein,
Hab ich verschertzt das Paradeis,
Vnd Himels saal, wolan so seies,
Ich wags darauff, mag gehn im spiel,
Was Vater vnd Mutter nicht folgen wil,
Hui, nur frisch auff, getrost vnd kecke,
Wer weis noch, wer den letzten trecke,
Wer weis, wer letzteman begrebt,
Vnd wer dann all die Schetze hebt,
Es wil sich hie nicht seumen lan,
Wem grawt, der ziehe ein Pantzer an,
Es mus gewagt sein, wagen gwint,
Verleurt auch manigsmal geschwint.
ZACHÆUS.
Höre da, vnd wie gefelt dir das?
SCHECHER.
Er wolte sich gern, Ich sehe wol was,
Er wolte sich gerne machen kraus,
Wenn der Stückschelm wüste etwa naus.
HANS PFRIEM.
Was hastu vor gehangner Strick
An mir ersehen so offt vnd dick?
Das du mich nun zum andern mal,
Hohlhipelst als einen Affenzal,
Habe ich dirs vor geschenckt, wolan,
So komm nun her, vnd greiff mich an,
Ich wil dirs wider bringen ein,
Du solt nicht bald vergessen mein.
ZACHÆUS.
Was sol das sein? vnd wilst vns pochn?
Drawst meiner Herren Diener nochen?
HANS PFRIEM.
Ja, liebes Quergel, das dus wist,
ZACHÆUS.
Vnd dem Gesandten des Herren Christ?
HANS PFRIEM.
Ja das du haltst vor keinen spott,
ZACHÆUS.
Der lieben Heiligen Frohnebot?
[57]
HANS PFRIEM.
Ja, Ouerck, Vnd dir auch selbst dazu,
Du abgefeimter Zolldieb du,
Du Bawrenschinder, Leutbezwacker,
Der armen Witwen vnd Waisen placker,
Du dupel, tripel, viereckter Dieb,
Du Gelthund, golt vnd silber Dieb,
Der Lande vnd Stedte vmbs jhre btrogen,
All Flecke vnd Dörffer ausgesogen,
ZACHÆUS.
Ach schone ein wenig, mein Hans Pfriem,
Des Himels dich nicht vbernim,
Vnd las der Heiligen seelen gnesen,
Du weist nicht, wer ich bin gewesen.
HANS PFRIEM.
Hoia, bey Gott, das ich nicht wüst,
Wer du vorzeiten gewesen bist,
Ich kenne dich wol, ja ja, zum taus,
Kenne ich dich wol, durch aus vnd aus,
Du weist wol, wenn dues wissen wilt,
Wie offt du mich im Zoll verfielt,
Wie offt du mich hast vbersetzt,
Im stehlen warstu nicht der letzt,
Du hast mir manches Pferd genommen,
Vnd wenn dirs wer also bekommen,
Wie ich dirs wündschen thet an hals,
Du werft geschunden offtermals.
ZACHÆUS.
Du jrrest dich, mein lieb Gespan,
Ich bin ein gut fromm redlich Man,
Bey deme der Herr Christ vnser Gott,
Das sag ich dir ohn allen spott,
Jhm hatte sein herbrig auserlesn,
Ist mir gar lieber Gast gewesn.
HANS PFRIEM.
Ey ha ha ha, du schöner Man,
Dürffst auch ein mal ein gastung han?
Bey meiner Tasche, Seht alle dar,
Eine Malzeit aus, vnd die ists gar,
Ich wolte dem Herrn wol anders dienen,
Das ich mich doch nicht thue berhümen,
Wenn ers bedürffte, all meine geschirr
Liess ich jhm gehn, die klirr, die klirr,
Ohn alle mühe, mit willen gern,
[58] Vnd solte ich selber fuhr entpern,
Das du mir nicht von gastung sagst.
ZACHÆUS.
Ach, das du nur nicht schweigen magst,
Du leihest jhm doch keine Ackermehr,
Halt auch nicht, ers von dir beger.
HANS PFRIEM.
Ja, sey nicht redlich meiner ehrn,
Wo ich nicht jhm von hertzen gern,
Vmbsonst vnd lauter ohne geldt,
Von hertzen gerne führen wolt,
Ohn vnterlas wol hin vnd her,
Auch tragen, so er das beger.
ZACHÆUS.
Je das die drüse, vnd seit jhr sach,
Der grosse Christoffel? Thut gemach.
HANS PFRIEM.
Der grosse Christoffel kan ich sein,
Das dich das Hellische leid vnd pein,
Ich wil dir gros genungsam sein,
Du kleines Knotenfürtzelein,
Komm her, sitz auff, ich wil dich bald
Nausschleudern in gen grünen Wald,
Du bist doch nur ein Kisten voit,
Fragst viel, wer Christ den Herren trait.
SCHECHER.
Ach Herr, was thun wir doch die fern,
Das wir vns mit dem Hunde zern?
HANS PFRIEM.
Der liebe Pfennig ist dein Christ,
Im Kasten deine Gottsfurcht ist,
So fern die Thaler klingen sehr,
So ferne gleubestu, vnd nicht mehr.
SCHECHER.
Wie könt jhrs halten jhm zu gut?
Je mehr jhrs leidt, je mehr ers thut.
HANS PFRIEM.
Och, das ich mit dir zuschaffen handt,
Ich hab von dir nur spott vnd schandt.
ZACHÆUS.
Man pfleget zusagen, Ist auch war,
Wenu man sich nicht erwehren thar,
Vnd gwalt vnd vnrecht leiden mus,
So soll mans leiden ohn verdrus,
Gleich wie man Pillen gros vnd klein,
Gantz vngekewt verschlingt hinein.
HANS PFRIEM.
Ja, ists nicht war, du Kistengötze?
Trotz, heiss mich liegen: Bistu vnnütze.
[59]
ZACHÆUS.
Nun, lass jhn machen nur jetzund,
Wie es jhm gefelt, recht kraus vnd bundt,
Wenns wetter sich hat abgekült,
Sein donnern vnd plitzen wol erfüllt,
So pflegt sichs wider auff zuziehn,
Vnd schöner werden, dann vorhin.
HANS PFRIEM.
Was? wiltu noch viel widerbellen?
Och, das dich Schelms vnd Diebsgesellen,
Wie stinckt der Stücklaur? Pfui dich an,
Das ich für stanck kaum bleiben kan,
Wie Bockentzt er, von Reuberey,
Von Diebstal vnd Finantzerey?
Von meineid, vnrecht, gewalt vnd ligen,
Von schinden, schaben, list vnd triegen?
Pfui dich, vnd aber Pfui, du bist
Doch eitel geitz, so klein du bist,
Vor geitz hastu nicht kont gedeien,
Du putzige, vnnütze Krötte klein.
ZACHÆUS.
Ich sey so klein gleich, als ich woll,
Noch bin ich aller freuden voll,
Hierneben andern Heiligen all',
Durch Christi gnad, ins Himels Sall,
Da du wirst bald von hinnen schier,
Das Reissaus geben, gleube mir.
HANS PFRIEM.
Das wolle an deinem halse bekleiben,
Der mit Finantzereien treiben,
Mit schinden, schaben, saugen aus,
Aller armen Leut' im Land durchaus,
Schweis, blut, bis auff den höhsten gradt,
Das Paradeis erworben hat.
ZACHÆUS.
Hab jemandt ich mit list betrogen,
Sein schweis vnd blut auch ausgesogen,
Hab einem Manne genommen was,
Wolan, von hertzen gern ich das,
Erleget habe, vnd widergeben,
Vierfechtig, dort in jenem leben,
Vnd habs gethan, ohn allen zwangk,
Mit höchstem willen, Christo zu danck.
Ja wol, die helfft auch meines Guts,
[60] Hab ich zu stewer vnd lebens schutz,
Den Armen geben, Das ist war.
HANS PFRIEM.
Hört da, hört da, Seht alle dar,
Wie rhümt sich der der Bettelstück,
Die er voll aller schalckes tück,
Etwan den armen Leuten hatt
Gegeben, das jhrs recht verstat,
Ja wie das alte Sprichwort laut,
Er geht zum Gerber, stilt die haut,
Vnd gibt die schuh vmb Gottes willn,
Das heist das siebend Gebot erfülln.
SCHECHER.
Wir richten doch beym Pech nichts aus,
Drumb gehn wir gleichsomehr zu haus.
ZACHÆUS.
So gehn wir hin in Gottes fried.
SCHECHER.
Ich were lang geren gangen mit.
HANS PFRIEM.
Ho hui, ha he, gewonnen, gewonn',
Sie gehn, sie gehn, die Schelm, dauon,
Sie geben sich, Trotz deinem kopff,
Vnd rüre mich an, du Widehopff,
Du diebscher Dieb, ich kenne dich wol,
Wie du bist aller Loden voll,
Was du bekömst in deinen Rachen,
Das kanst' dir bald zu eigen machen,
Die Geiersklawen kanstu fein
Einsetzen, kriegstu was darein,
Nicht leichtlich lestues wider gehn,
Kanst vor ein Ertzdieb wol bestehn,
Der haut vnd har, ja bein vnd marck,
Ja könt ichs sagen noch so argk,
Den armen Leuten abgeschindt,
Vnd ausgesogen allgeschwindt.
ZACHÆUS.
Du bist vns vberlegen zwar,
Mit worten, wies ist offenbar,
Mit schenden, lestern, welches wir
An seinen ort thun stellen hier,
Weil vns zu zancken nicht gebürt,
Wir zeigens an, da es hin gehört.
4. Szene
[61] Scena IIII.
Hans Pfriem.

Geht, geht, jhr Schelmen, geht jmmer hin,

Jhr diebschen Memmen, geht nur hin,

Jhr Strauchhän, geht, vnd sagets an,

Was Hans Pfriem sey vor ein küner Man

Sagt, ob sich jemands an jhn mehr

Wolt scherren, Last jhn kommen her,

Ob einem jücken thut der kragen,

Reibe sich an mich, wird wol gezwagen,

Ich wündsche mir doch kein glück dazu,

Auff Gottes berath ichs wagen thu,

Vnd setz es vollend ins glack hinein,

Muss gewonnen oder verloren sein,

Der eins, darnach ich habs gesell,

So sey es gleich Himel oder Hell,

Das mag die beste meinung sein,

Die mir hat mügen fallen ein,

Ich hoff, es sol mir feilen nicht,

Ich wil hiermit die Bösewicht,

Eintreiben, das sie mich hinfort,

Nicht solln ausheben aus diesem ort.

5. Szene
Scena V.
Petrus. Paulus. Hans Pfriem.

HANS PFRIEM.
Fast nur ein starcken muth, Herr Paul,
Vnd dencket, wie jhr vor nicht faul
Gewesen, Als sich dann gebür,
Mit Ketzern nicht zu schimpffen hier,
Ich wil nicht weit von hinnen gahn,
Solt mich zum trewen beystand han.
PAULUS.
Es mus doch werden ausgericht,
Sihe do, tritt er vns ins gesicht,
Doch selber angesucht, wolan,
So gehe ich hin, vnd sprech jhn an,
Glück zu, mein Menlein, grüss dich Gott,
HANS PFRIEM.
Mein lieb Herr Grosbart, danck euch Gott,
Was hört jr guts? was bringt jr newes?
PAULUS.
All gnad vnd fried euch Christ beweis,
[62] Vnd Gott der HErr, So jhr euch dessen,
Wirdig zu brauchen habt beulissen.
HANS PFRIEM.
Was wirdig? O jhr alter Schalck,
Seht, richt euch selbs in ewren balck,
Vnd sagt, wie wirdig jhr doch seidt.
PAULUS.
Schilt nicht, mein Menlein, schon der leut,
Vnd höre, wie sich die sach vor helt,
HANS PFRIEM.
Wenn jhrs so macht, das mirs gefelt,
Wo nicht, So sage ich vnuerdackt,
Ich wil so schier euch fadem nackt,
Ausrichten, als jhr mich, bey Gott.
PAULUS.
Vors erste, damit ich treib kein spott,
So halte ich nicht, das jhr verneint,
Was jhr habt misgehandelt heint.
HANS PFRIEM.
Was? Sol ich euch thun rechenschafft?
Warumb auch jhr nicht mir? botz krafft.
Mein lieber Pfaff, mir nicht verhäle,
Wie das du dir greiffst selbs in d' käle?
PAULUS.
Mein liebes Menlein, hör mir zu.
HANS PFRIEM.
Mir auch ein stund, drey oder zwu.
PAULUS.
Ich hör dir zu, doch das du mich
Vor hörest, ist nicht vnbillich.
HANS PFRIEM.
Ich thues mit nichten nicht ein meid,
Jhr müst mich hören, hat sein bescheid,
Was jhr wolt sagen, Ich weis das schon.
PAULUS.
Ich gleub, jhr könts gar leicht verston.
HANS PFRIEM.
Was blewet jhr mir die ohren voll?
Vnd macht mich armen Man schier toll?
Euch aber selbest, wie ich habe
Gesagt, stecht jhr die gurgel ab.
PAULUS.
Warumb denn das? das mus ich wissen.
HANS PFRIEM.
Denn jhr seidt selber nicht beulissen,
Ewer eignen lehr zufolgen nach,
Auff ander Leut ist euch nur jach,
Zusehn, vnd die zu registriren,
Euch darff aber niemands reformiren.
PAULUS.
Was treumet dir?
HANS PFRIEM.
Ewere eigne treume,
Versteht jhrs schier, Hä, wie ichs meine?
Jhr seidt jo, mein ich, seidt sen sach,
[63] Der blinde Leute fürt gemach,
Der denen, so im Finster sind,
Vorleucht, als eine Latern geschwindt,
Der albern vnd vnmündigen klein,
Ein hochberhümter Lehrmeister fein,
Ein solcher Man, ja, der zum taus,
Die gantze Schrifft weis aus vnd aus,
PAULUS.
Wo sol sich dann dis hingeziehn?
HANS PFRIEM.
Dahin, das jhr mir so zu dien',
Geulissen seidt, vnd klagt mich an,
PAULUS.
Das thue ich nicht, mein lieber Man.
HANS PFRIEM.
Hoi, nein? jhr solts noch besser thun.
PAULUS.
Ich thues vorwar weder ehe noch nun,
Das Göttlich Gesetz, vnd Magistrat,
Dein eigen Sünd, vnd Missethat,
Die thun es, die verklagen dich,
HANS PFRIEM.
Ho, seht, der lest gebrauchen sich,
Zum Diener frey der peinlichen Gericht,
Vnd klagt mich nicht an, wie er spricht,
Ja, wenn jhr sehet euch selber an,
Vnd decht ein mal, was jhr gethan,
Wie jhr vorzeiten euch gehalten,
Vorwar jhr würdts Gott lassen walten,
Vnd bisset euch ehr in finger nein,
Ehe jhr wolt mein Ankleger sein.
PAULUS.
Ich weis, wie ich gehalten mich,
Hab alles gethan vnwissentlich.
HANS PFRIEM.
So habe ichs auch also gemacht,
Mit wissen traun, nach meiner acht,
Noch mit meim willen, habe ich nie,
Nichts bös begangen je vnd je.
PAULUS.
Ja, lieber Man, ist ander ding,
Wird nicht entschuldigt so gering,
Ich war damals zu jener frist,
Des glaubens an den Herren Christ,
Gantz vnberichtet. Aber du,
Wilst in des Himels Saale nu,
Im Paradies ein Bürger sein,
Ein Kind vnd Erbe mit Gottes gemein.
[64]
HANS PFRIEM.
Was ists dann mehr? was wunders gros?
Einen schlechten Himels Hausgenos,
Ein schlechten Pech hab ich vexirt,
Du hast den Sohn Gottes tribulirt,
Mit schenden vnd lestern nicht allein
Verfolget, vnd alle seine Gemein,
Sondern mit Kercker auch vnd Schwerdt,
Mit Staupenschlegen viel vorehrt.
PAULUS.
Mein lieber Man, das ist alles hin,
Der fromme Gott im Himmel drinn,
Hat mirs vorziehen vnd vorgeben,
Vergilt mir nicht mein voriges leben.
HANS PFRIEM.
Ja wol vorzihn, verzih sen sach,
Nach dem er sich mit vngemach
An dir gerochen grausamlich,
Mit plitz vnd donner troffen dich.
PETRUS.
Ich werde zulang gedültig sein,
Dem Pech zugar viel reumen ein.
HANS PFRIEM.
Ey lieber Pfaff, vnd bistu kün,
Vnd darffst es abbrechen alfo grün,
So nimb den Pfahl aus deinem hertzen,
Vnd steck jhn in das meine mit schmertzen.
6. Szene
Scena VI.
Petrus. Hans Pfriem. Paulus.

PETRUS.
Ist dann der Himel des allein?
Allers vngewaschen Pengels nein,
Du Vnhold, hast dich rein gelogen,
Semptlich vnd sonderlich betrogen,
Richst an all sünd vnd schelmerey,
Das niemand kan vor dir gedeien,
Vnd bleibst Hans Pfriem, wie vor vnd nach,
Machst vns schirr hie allen vngemach,
Helst aller Seligen seelen nur,
Vor lauter jauch vnd Narren puer.
HANS PFRIEM.
Hui, Hoi, Fahre sacht, du alter Greis,
Fein seuberlich, mit der Braut auffm eiss.
PETRUS.
Ich hab befehl, gebiete in ernst,
Geh, packe dich naus, auffs aller fernst,
[65] Vnd diese seelige stett berür
Von hinnen nun noch nimermehr.
HANS PFRIEM.
Hui, Bletling, Hui, vnd wes du jehst.
PETRUS.
Ich sage dir, Gott sey vns der nehst,
Naus in all hundert Teuffel namen,
Das wir im Himmel frieden haben.
HANS PFRIEM.
Hui, bistu nicht der küne Degen,
Der sich seins lebens darff erwegen.
Darff ohr abhawen? vnd seinem Herrn
Beystehn, mit ernst, doch weit von fern,
Vnd ferner nicht, als bis zum herde,
Vnd das jhn auch keine Magd gefehrde?
PETRUS.
Bistu nicht auch der Störenfried?
Der sich der Himelsruhe genied,
Mit allen schanden vnd schelmerein,
Tregt eitel Hundesloden ein,
Verwirt, verjrt, Macht alle gemenge,
Veracht, verlacht, mit jhrem geprenge,
Gott vnd der Heiligen seelen sein,
Vnd solte der nicht auch sehn darein?
Der aus dem Himmel hat zerstrewt,
Von wegen jhr' boshafftigkeit,
Der vngehorsamen Engel scharen,
Die viel, viel besser, dann du, waren?
HANS PFRIEM.
Heiligster Vater Bapst, wie man euch nent,
Sagt mir gleich zu, vnd recht bekent,
Seidt jhr nicht, seitsen sach, der Man,
Den Christ der Herr lies hefftig an,
Mit worten bös, vnd hies jhn hart,
Ein Teuffel, vnd ein ergerliche art?
Da du mit deiner weisheit kunst,
Wie butter an der Sonne bestunst.
Ja, wann ichs recht berichtet bin,
So deucht mich jmmer in meim sinn,
Jhr seidt der Schelm, der vnsern Herrn,
Vor allen Jüngern weit vnd fern,
Auffs greulichst, als kein Mameluck,
Ja drey mal nach einander fluck,
Verleugnet vnd verschwur behent,
[66] Bey stein vnd pein, ob er jhn kent,
Mich dünckt, du giengst mit jhm in todt,
Er warts wol inne, in seiner not,
Du eidsuergessner alter Greis,
Der gute Meister würdts wol weis,
Da du jhn stecken list allein,
Wol in der grösten marter sein,
Vnd lieffst daruon, Feilt auch nicht weit,
Du werst selbst auff der Jüden seit,
Gefalln, vnd hettest leichter dingn,
Den Herrn ans Creutz nan helffen bringn.
PETRUS.
Bin ich gefalln, vnd habs versehn,
Wie soll man thun? es ist geschehn,
Doch hab ich rew vnd leid gehat,
Bekenne mich leider zu der that,
Vnd habs hernach nicht mehr gethan,
Du aber bist ein störrisch Man,
Der nicht erkent seine missethat,
Hatt nie gebeten Gott vmb gnad,
Bleibt auff seinen alten hefen liegen,
Thut alle warnung vorgenügen
Mit schenden, schelt vnd lesterwort,
Dergleich kaum jemandt hat erhort.
HANS PFRIEM.
Das dich vorlauffnen Mamelucken,
Der Hellen rachen müste verschlucken,
Du dreyfach eids vorgessner Man,
Solte recht vor recht wider dich bestahn,
Du hettest dich in abgrund der Hell,
Lang nein verschworn, du Judasgesell,
Du hettest den Galgen zehnmal bas,
Wie du dann selbs nicht leugnest das,
Verdient, dann Judas der Verrether,
Warst noch viel erger Vbeltheter.
PETRUS.
Das habe ich meinem Herren fron,
Vnd seinem anblick mild vnd schon,
Zu dancken, vnd seiner grossen güt,
Das er mich hat so fast behüt.
HANS PFRIEM.
So last mich auch sein, wer ich bin,
Der Herr verwirfft mich auch nicht hin,
[67] Denn er sihet keine Person nicht an,
Ich bin jhm gleich so lieber Man,
Als eben jhr, Herr Peter mein,
Wiewol jhr nemt den vorteil ein,
Das jhr könt machen gros geplerr,
Vnd euch so rhümen: Herre, Herr,
Han wir nicht stets im Namen dein,
Gestifft viel Wunder gros vnd klein?
Ich armer Pech, weis nichts zurhümen,
Hab keine thaten zu benühmen,
Halt mich nachs Herrn befehl allein,
Ans schlecht elende, Erbarm dich mein.
PETRUS.
Du kanst dein lestern doch nicht lassen,
HANS PFRIEM.
Ey lieber Herr, Sagt mir, in massen,
Wie jhr die rhümt, wo habt jhr gleich,
Die Schlüssel zu gem Himmelreich?
Hoia, wolan, jhr bringt erfür,
Den Bannschlüssel zum verdamnis mir,
Wo habt jhr aber hin gethan,
Den andern Schlüssel, zeigt mirs an,
Damit jhr mich solt lösen fein,
Vnd in gen Himmel schließen ein,
Den braucht jhr selten, Mit dem Bann,
Seidt jhr vorn für von stunden an,
Wie solt jhr aber kommen rein,
Mein liebe Himmelsschliesserein?
Last sehn die Schlüssel: last sie sehn,
Ob sie auch vor Dittriche können bestehn
Ich gebe euch nicht ein gutes wort,
Das jhr mich einliest an den ort,
Auff meins Herrn Christi güt vnd gnad,
Wol ich getrost hereiner tratt,
Der ist mein Herr, mein Friedeschildt,
Dem traw ich vnd seinen gnaden mildt,
Dem weis ichs danck, das er mich hat
Eingelassen, vnd günt mir noch die stat,
Jhr aber, Wirdiger Herre mein,
Wolt mit mir vnbekümmert sein,
Vnd dencken, wie das Sprichwort laut,
[68] Wer Gott vertrawt, hat wol gebawt,
Vnd was Gott selber gibt vnd gan,
Das mus Sent Peter vngnommen lan,
Ewer Achtbar Wird, Herr Paul, Ich bitt,
Wolt euch hierin beschweren nit,
Zu gut der Christen seligkeit,
Damit Herr Peter nicht zu weit,
Sich von der rechten bahn verjrre,
Vnd mich, sampt andern mehr verwirre,
Wolt jhn doch lassen lencken ein,
Gleich wie vor zeitt in Syrien fein,
Jhr lasset jhm ein guten Tex,
Thuts, gebt jhm auff eine derbe Lex,
Der alte Jecke, verstehts nicht recht,
Mag leicht, er noch was newes auffbrecht,
Gebür ein Schisma, der Oelefantz,
So würde in nobis Krug ein Tantz,
Heia, do recht, helstu nun dein maul?
Ich bin traun nicht gewest sehr faul,
Ich hab jhm redlich eingeschanckt,
Das er mirs Veltens wenig danckt,
Ich hab jhm recht gethan, dem Tropffen,
Seht, seht, wie hengt er nun den schopffen,
So mus mans solchen Gesellen reichen,
Wenn man jhn' wil die steltzen bstreichen,
Hai, kenst' mich nun? weist, wer ich sey?
Hans Pfriemer heiss ich ohne schew,
Hastu nicht genung an dem' wolauff,
Ich wil dir besser paucken auff.
PAULUS.
Wir schaffen doch beim Blute nichts,
Gehn gleich ein mehr dauon gerichts.
PETRUS.
Er ist ein vnuernünfftig Thier,
Ein Kue, ein Ochs, ein grober Stier,
Ein wilde Bestie, ohne verstandt,
Von grausam, wüstem, rohem tandt,
Zu nichts nicht besser, dann zum strick
Geweiht, vnd das er bald erstick,
Am Gurgelwasser, das man jhm
Aus seiner eignen Leber nim,
[69] Im Kuttelhofe, da man seins gleich',
Zum Bade bereitet seuberleich,
Es weis, vorsteht zum Teuffel nichts,
Vnd gleichwol alle ding vorfichts,
Niemand durchaus sich warnen lest,
Sein kopff allein ist stets der best,
Des wird er haben kleinen frommen,
Wird wol verdienten lohn bekommen,
Den lohn der vngerechtigkeit,
Der alln seins gleichen ist bereit.
7. Szene
Scena VII.
Hans Pfriem.

Ju, Ju, Ju, Ju,

Wer ist nun seliger, denn Hans Pfriem?

Wer wil nun juchtzn vber jhm?

Ju, Ju, frisch auff, Wach hertze wach,

Wer schafft mir nun mehr vngemach?

Wie war ich newlich, nicht vorlangst,

In höchster not vnd todes angst?

Der Himel war mir sauer vnd streng,

Die gantze weite Welt zu eng,

Botz laus, Nun hab ich vberwunden,

Den besten Rath den hab ich funden,

Juch, juch, pfeiff auff, mach mir ein Tantz,

Alle Feind hab ich erleget gantz,

Sie sind geschlagen aus dem feldt,

Mich deucht, sie gaben mir versen gelt,

All vbern hauffen, wie sie heissen,

Wie feindtlich sie sich auch beuleissn,

Mich anzufechten, Ob ich arm Knecht,

Nicht hett im Himmel so gut recht,

Als sie, die Schlapsecke, Renckerfinder,

Die Strauchän, Diebe, vnd Leutbeschinder,

Vnd die verlauffenen Mamelucken,

Die dürffen gantze Camehl verschlucken,

Vnd wolln mich dürres Mücklein seigen,

Ich kan bey Gott jnen nichts verschweigen,

Juh hoschwade, Fahr hin mein trawren,

[70] Nun wil ich wol im Himmel dawren,

Ist aber einer noch so vermessen,

Im gantzen hauffen, Niemt vergessn,

Das er mir nicht den Himel gahn,

Wolan, so findt er hie sein Man,

Hat er ein' muth im hertzen sein,

Wolan, trett er zu mir herein,

Vnd krümme mir nur ein härlein klein,

Ich wil jhm das bald trencken ein,

Wil seinem hohmut redlich stewren,

Mit feustenschlegen jhn zerpeurn,

Das er an mich vnd solchen streit,

Gedencken sol alle ewigkeit,

Auff das der kützel jhn vergeh,

Ist keiner nicht vorhanden meh?

Ich raths euch auch, vnd seid jhr klug,

So günnet mir auch mein recht vnd fug,

Dann jetzo bald, Sol nicht lang wehren,

Das weis ich gewis bey meinen ehrn,

Da werdet jhr sehn die Heiligen all,

So viel jhr hie sind allzumal,

Im Paradeis, zum Hansen Pfriemen,

Versamlet komn, jhn zuuorsünen,

Vnd bitten vmb erlassung jhn,

Den sie verfolget han vorhin,

Das er jhn möcht genedig sein,

Jhr schuld vorgeben vnd vorzeihn,

Dann werden sie mir dancken fast,

Das ich jhnen ruh vergünne vnd rast,

Vnd lass sie bleiben neben mir,

Des Paradeis genossen hier.

Das wird geschehn, gleubt mir fürwar,

Derweil wil ich mich setzen dar,

Her an die eck, zu meiner ruh,

Dem wehsen ferner schawen zu.

5. Akt

1. Szene
Scena I.
Moyses. Zwene Oelberger. Hans Pfriem.

MOYSES.
Da wartet mein, vnd gebt mit vleis gut achtung drauff,
Wenn ich euch winck, das jhr euch macht flux eilendt auff.
Wo ist der Paradisische Pharao?
Der jederman im Himmel so
Verhönt, verlacht, mutwillig vnde frech,
Kans sein, das ich den Starrkopff brech?
Ich wil jn sencken in das tieffste Meer hinein,
Ob er da lernt gedültig sein.
HANS PFRIEM.
Hui, Gott behüte, vnd wer ist der?
Der so gedonnert kömt allher?
Bewar mich Gottes Mutter traut,
Der frist mich frey mit har mit haut,
Wie siht er eurisch, das mir graus,
Hatt dazu hörner ragen raus.
MOYSES.
Bistu der Man, den ich hie suche jetzundt?
HANS PFRIEM.
Sagt mirs, so weis ichs auch zur stundt.
MOYSES.
Wann du der tolle rasende Wütrich bist,
Ders' Paradies' auffwiegler vnd zerütter ist.
HANS PFRIEM.
Hoi, Ochse, in hörnern, stoß mich nicht,
Bin ichs, ders thue, oder du vielicht?
MOYSES.
Was, schnarchstu noch? vnd machst dich kraus?
Du magst wol ruffen dein Namen aus.
HANS PFRIEM.
Hui, könten wir haben dritteman,
Der vns zusamen spannet an,
Der würde, meine ich, an mir vnd dir,
Ein statlich bar han ins geschirr,
Bistu der frömmist, oder ich?
Oder wie weit vbertriffstu mich?
Zehle her die schönen thaten dein.
MOYSES.
Darumb bin ich nicht kommen rein,
Was ich hab vor befehl an dich,
Dem setz ich nach, verstehstu mich,
Dein vppig thun vnd böses leben,
Darumb dir hat das vrteil geben,
[72] Das du das Paradies solt meiden,
Drumb bin ich da, dich zubescheiden,
Das du gehorsam haltest: wo nicht,
So habe ich zwangk da von Gericht.
HANS PFRIEM.
Soltu mich zwingen? Wann hab ich
So grausam je vorsündigt mich?
Als eben du, Möchte ich wol wissn.
MOYSES.
Ich mus nicht lassen mich verdriessn,
Weil dues jo haben wilt von mir,
Zu melden etliche Puncten dir,
Du bist jo auff der Welt gewest ein Fuhrman?
HANS PFRIEM.
Ja.
MOYSES.
Ein arger Schelm?
HANS PFRIEM.
Da hastus, da.
MOYSES.
Ein Korniüde arg, desgleichen man nie keinen fandt,
Der mit Getreide steigern beschweret alls Landt.
HANS PFRIEM.
Pfue, was denn mehr?
MOYSES.
Dem Gott der Herr,
Der aller Welt Ernehrer ist, beid Land vnd Vieh,
Nicht hat vergnügen können, noch ersettigen je,
In tewren jahren wustu weder ziel noch maß,
Kein tropffen lieb noch erbarmung in deim hertzen was,
Wanns gilt, so gilts, das war dein Reim, Hast manchen Man,
Durch solchen geitz vnd wucher hungers sterben lan,
Zur andern zeit, wenn Gott beschert ein wolfeil jhar,
Da wolstu dich vor leidt erhencken jmerdar,
Brauchst alle rencke, die armen Leut zuberücken,
Das alle Welt sich fürchten muste vor deinen tücken,
Es wil uicht gelten, es wil nicht gelten, schriest du aber,
Ich mus das meine selbst einbüssen an korn vnd haber,
[73] Der arme Man, ders von mir keufft, der jsts viel nehr,
Dann ich, vnd was des teidings war sonst mehr,
Das ghört alles in die Zehen gebot,
Versteht mich wol, leidt keinen spott.
HANS PFRIEM.
Hay, thut gemach, Herr, alter Greis,
Machets nicht so gar sehr aus der weis.
MOYSES.
Ich kans so arg nicht machen, als in wahrheit ist,
Mit armer Leuten schweis vnd blut hast dich gemest,
Dein Ross vnd Wagen haben sie jhr Hoff vnd Haus,
Sampt Weib vnd Kind, vnd all jhr Gut, gekost durchaus.
Geschweige dein teglich fluchen vnd vermaledeien,
Damit deins gleichen Fuhrgespan beschrien sein,
Von denen das Sprichwort ist, Wenn sie nicht so fluchten vnd schwüren,
Das sie von mund auff alle behend gen Himel füren.
HANS PFRIEM.
Habt jhr mich dann gesehen in all meinen wandeln,
Anders dann recht vnd redlich handeln?
MOYSES.
O Gott, wie offt? vielmehr dann einer zehlen mag,
Das ich offt mit eim Donnerschlag,
Dich willens war zu schmeissen in abgrundt der Hell.
HANS PFRIEM.
Hai, Hoi, halt inne, halt gut Gesell,
Bistu der Mann, der Wetter macht?
Hab ich doch anders nicht gedacht,
Jhr wert die Memme, die vor zeiten,
Mit gunst zu melden vor den Leuten,
Den Felsen schlug, in jener Wüsten,
Es bekam jhm vbel, wist jhrs süsten?
[74]
MOYSES.
Was geht dich das zu forschen an?
HANS PFRIEM.
Nichts. Wolt mirs nicht vor vbel han,
Wie lange ward jhr im gelobten Landt,
Sagt mirs, Es ist mir vnbekandt,
Jhr kamt jo, mein ich, gar nicht drein,
Durfft kaum von fernen kucken nein,
Hae, alter Herr, wie schweigt jhr so?
Wie schmeckt die Buttermilch aldo?
Das Honig vnd der süsse Most?
Ich gleube, jhr habt jhn nie gekost.
MOYSES.
Du bist ein Spötter, bleibst es auch,
Wirst darmit nicht der straff entlauff'.
HANS PFRIEM.
O iue, in allen wegen, iue,
Noch eins, Herr, ich euch sagen thue,
Wist jhr, wohin man ewren leib
Verschorren hatt, da er verscheidt?
Mein alter Herr, gebt mir an tag,
Wo ich ewer Grab wol finden mag?
Er weis, der gute Herr, selber nicht,
Er thet mir sonst gar gern bericht,
Er ist nicht wert, das man sein Grab,
Auff Erden vntern Leuten hab,
Ist recht, So hat ers ausgericht,
Das man seiner hat kein ehre nicht.
Ich aber bin zur erd bestatt,
Wie menniglich gut wissen hat,
Auffs aller statlichst, mit Gesang,
Mit leuten, teuten, vnd Glockenklang,
Vnd mein Grab weis man jede frist,
Zu weisen, vnd zeigen, wo es ist.
MOYSES.
Knechte, an jhn, flux, behend, nicht faul,
Vnd legt ein' Knebel jhm ins maul,
Vnd reist die zung jhm aus dem rachen,
Das wir dem lestern ein ende machen.
HANS PFRIEM.
Das müst jhr Schelm noch lassen beid,
Trotz das mir einer thue ein leid.
MOYSES.
Bindt jhm alle vier, vnd henckt jhn auff.
HANS PFRIEM.
Mich nicht ein meidt, Ich schlage in hauff.
MOYSES.
Ich komm von stundan wider raus.
[75]
HANS PFRIEM.
Da recht, da recht, zeuch heim zu haus
Zeug heim, hat dich der schimpff gerewen,
Euch Schelmen, hart, wil ich zerplewen,
Euch Gotts verrether, Geht, vnd geht,
Vnd packt euch wegk bald von der stet,
Oder ich, ich wil euch füsse machen,
Das euch sols hertz in rieben krachen,
Jhr schelmisch schelmische Oeleberger.
OELBERGER.
Wie thun wir jm?
HANS PFRIEM.
jhr diebschen Scherger.
OELBERGER.
Wir können nicht wol refugium gahn,
Er fellet vns sonst von hinden an.
HANS PFRIEM.
Geht jhr? oder geht jhr nicht? jhr Stricke.
OELBERGER.
Tritt jmmer fein seuberlich zu rücke.
HANS PFRIEM.
Geht, oder ich schlage von oben rein,
Geht, das jhr brechet hals vnd bein.
OELBERGER.
Ich lauffe, Wiltu mit?
OELBERGER.
So lauff ich auch,
HANS PFRIEM.
Hart, das euch schendt fewr, dampff vnd rauch,
Jr gotts verfluchten Nachtschabaun',
Laufft, ehe ich zun hertzen raun,
Jhr Henckers Jagthunde, Sihe, botz laus,
Der kömpt in hörnern wider raus.
2. Szene
Scena II.
Moyses.

Was ist dann nun verhanden? was bedeut das wesen?

Die Schergen lauffen, Sind vor jhm auch schon genesen,

Hilff starcker Gott, du eiferiger Herr Zebaoth,

Wie kömpts, das der Mann aller Heiligen seelen verspott?

Junge, alte Leut, Geistlich, Weltlich, Fraun vnd Man,

Hat er zugleich verhönt, vnd frech gelassen an,

Vnd solt sich an die Kinder kern? geht mir nicht ein,

Dennoch gleichwol so mus das auch versuchet sein,

[76] Wie, wanns der Herre Christ durch sie ausrichten wolt?

Darumb wolan, jhr mein geliebten Kindlein holt,

Komt alle heran, In Gottes namen, komt heran,

Die nie kein sünd, noch missethat begangen han,

Die jhr ewer zartes junges blut, gantz vnuerschuldt,

Vergossen habt, den todt erlidten mit gedult,

O tewrer Paradischer schatz, an den' wir hie,

Sampt allem Himels Heer vnd Seligen je vnd je,

Die gröste lust, ergetzung, freud vnd wonne han,

An denen sich abgerent der Idumeisch Tyrann,

Denen nun noch nimmermehr bis in alle ewigkeit,

Begegnen kan kein trawren, noch kein einiges leid,

Die nur in eitel freuden schweben,

Bey jhrem Herrn Christ ewig leben,

Mein hertzige liebste Schetzelein,

Mein trautste Sause Ninnelein,

Geht auff jhn nein, geht rings vmb jhn,

Vnd treibet jhn aus zum Teuffel hin,

Ich wil hie, als ewer Nennelein,

Vnd Vater, auff euch warten fein.

3. Szene
Scena III.
Hans Pfriem. Vnfchüldige Kindelein. Moyses.

HANS PFRIEM.
Das walt das Falbel vnd die Sucht,
Wo nun, wo suche ich mein ausflucht?
Nun mus ich mich gefangen geben,
Ach helffet, helfft, Halt mich bey leben,
Ach, Ach, wo naus? wo ein? wo hin?
MOYSES.
Flux auff jhn nein, Strack rings vmb jhn.
[77]
HANS PFRIEM.
Weicht ausser, weicht, jhr lieben Freund,
Helfft mir durch Gott von dannen heint.
KINDELEIN.
Halt' auff, jhr Leutlein, Halt' jhn auff,
Jhr Leutlin halt, halt, halt' jhn auff.
HANS PFRIEM.
Ach nein, Ach nein, Ach last mich wegk.
KINDERLEIN.
Greifft zu, verlegt jhm weg vnd stegk.
HANS PFRIEM.
Ach, Ach, Ich geb mich, geb mich sach,
KINDERLEIN.
Halt' auff, greifft zu, thut nicht gemach.
HANS PFRIEM.
Ach, wil ich doch gar, gar fromm sein,
KINDERLEIN.
Last jhn nicht naus, vnd treibt jhn rein.
HANS PFRIEM.
Ach hilff mir starcker Herre Christ,
KINDERLEIN.
Gib dich gefangen, es hilfft kein frist.
HANS PFRIEM.
Ich geb mich, geb mich, Lauffe nicht.
KINDERLEIN.
Stehe, Stehe, halt inne, du Bösewicht.
HANS PFRIEM.
Ach Gott, verleihe bald schnellen rath.
KINDERLEIN.
Er gibt sich schier, er macht sich matt.
HANS PFRIEM.
Allrecht, es fellet mir eben ein,
HANS PFRIEM.
Ey, gibst dich, gibst dich?
HANS PFRIEM.
Hertzlein mein,
Mein hertzige Schetzlein, fart fein sacht,
Wie habt jhr mich so müde gemacht?
Ach aller trautste Kinderlein,
Meine seuberlichste zarte Ninnelein,
Was sol ich euch, was sol ich geben?
Was wolt jhr haben? Sagt mirs eben,
Ich gebe euch gern, ich gebsen sein,
Mein hertze teusel Meuselein,
Ein schmatzlin fein gar rings herumb,
Ein hertzedrucklin vmb vnd vmb,
Wie sol ich doch mit euch gebarn?
Ich thue fein tölpisch einher fahrn,
Jhr müst mirs nicht vor vbel han,
Ich machs so gut traun, als ich kan,
Hart, harret, noch mehr, Meine Teuselein,
Wer weis, was auch die Tasche mein,
Vermag? Sie paust wol eben sehr,
Wers wüste, was auch drinnen wer,
Ich wils wol finden, wilsen sach,
Seht da, seht da, Thut nur gemach,
Da hat der heilige Christ beschert,
[78] Ein hauffen dinges, Seht wie sichs mehrt?
Seht Oepffel, Birne, gros vnd klein,
Seht Nüsse, vnd Zuckerkörnelein,
Seht Mandelkern, Rosinelein,
Seht Pfefferkuchen, gut Feigelein.
KINDERLEIN.
Mir Pfefferkuchen, Mir Oepffel, Birn,
Mir Nüsse, Rosin, Mir Mandelkern,
Mir Feigen, Mir gut Zuckerlein,
Mir auch, mir gut Nonnenfürtzelein.
HANS PFRIEM.
Greifft zu, greifft zu, trawte Brüderlein,
Mein einigst hertzige Hertzelein,
Greifft zu, halt' auff, fasst alles voll,
Pfrumpt Ermel, Schos vnd Bosem voll,
Halt' auff, Halt' weit auff, nemts nur hin,
Ich gebs euch gerne, trawte Meuselein,
Nemt hin, teilts aus, teilts vmbher aus,
Ich wil euch noch mehr suchen raus,
Seht da, habt jhr ein gute Rapus,
Lest auff, lest, Welsch vnd Haselnus.
MOYSES.
Der Ebentewer, der macht vorwar,
All vnser ding zu nichten gar,
Mit der weis hat er gwonnen spiel,
Wird vnser rath nicht gelten viel.
HANS PFRIEM.
Nun wil ich euch spazieren fein,
Nausfürn, jhr Zuckermündelein,
Ins grüne naus, in Wiesenthal,
Da jhr meine Zarten allzumal,
Solt sehn die süssen Mandelkern,
Die lieben Maul vnd Lorberbern,
Die Pomerantzen wachsen fein,
Die Citrinat vnd Weinberlein,
Da essen wir frisch Milchelein,
Gute, warme Semmeln, Butter drein.
MOYSES.
Er vberredt sie, der Vnflat,
Mit seinen verschmierten worten glat.
HANS PFRIEM.
Da wolln wir spieln vnd frölich sein,
Mit springen, tantzen, hüpffen fein.
KINDERLEIN.
Juh, Juh, Juch, juch, Hosch hoscha wolan,
HANS PFRIEM.
Da wolln wir auff gem grünen plan,
[79] Wir wollen sach, schöne Blümlein pflücken,
Darnach ins graß vns nider bücken,
Vnd hören, wie die Vöglein singen,
Das thut im gantzen Wald erklingen,
Wie sich Fraw Nachtigal bemüht,
Die Lerch in lüfften schwingen thuet,
Die kleinen Meißlein auff den Zweigen,
Die wolln wir in eim hui ersteigen,
Vnd wolln die Stiglitzn vberraschen,
Die Zeißlein in dem graß erhaschen,
Dann steige ich auff die Beume hinauff,
Vnd schüttel euch Obst herab vollauff,
Das jhr genung zu lesen habt,
An Birnen euch vnd Oepffeln labt,
An Pfirschen, Feigen, Spillingen,
Pflaumen, Mißpeln, Kirschen, Kastanien,
Auch Mandelkern mit Zucker rhören,
Wil euch auch in die Schoten füren,
Ich meine, jhr werdt haben da ein wesen,
Wir könnens nicht alls vorgenesen.
KINDERLEIN.
So gehn wir flux, So gehn wir bald,
So gehn wir, das der Herr Christ waldt.
HANS PFRIEM.
Geht alle mit, Ich bin bereit,
Folgt nach, folgt nach, so viel jhr seidt.
4. Szene
Scena IIII.
Moyses.

Wie ich da sehe, bleibts wol darbey,

Das Pfriemers kopff der beste sey,

Weil jhm die letzte Schantz gelückt,

Das er die Kindlein so berückt,

Vnd redet jhnen aus dem sinn,

Darumb man sie geschickt hatt hin,

Macht, das sie jhres befehls vergessen,

Fürt sie mit sich gantz hoch vermessen,

Nun hat er recht, behelt den preis,

Bleibet wol hinfort im Paradeis,

Was sol man machen? Jhr seht wies steht,

Wie alls nach seinem wündschen geht,

[80] Es glückt jhm, wie er selber wil,

Zuuor trieb er des schnarchens viel,

Vnd schnurt vnd purt auff jederman,

Schendt, lestert, flucht ohn vnterlan,

Treib sie alle mit seim schnarchen ein,

Niemandt war, der vor seinem schrein

Sich nicht befahrn vnd fürchten must,

Dieweil er allen Heiligen wust,

Einem jedem sein gebrechen gleich,

Recht auffzumutzen durstigleich,

Nun, da die vnuerschulden Kind,

An jhn heraus gefallen sind,

An denen er kein tadel findt,

Hatt er einen andern Rangk geschwind,

Ach, das ein Mensch so voller tücke,

So abgericht auff Bubenstücke,

Vnd allzeit sol zum argen mehr

Geneigt sein, dann zu guter lehr,

Was nun wird werden, weis ich nicht,

Ohn das der gnedige Gott vielicht,

Jhm alle sein Sünde wol verzeiht,

So ers jhm lest sein ernstlich leidt,

Was vns betrifft, beneben mir,

Die andern Heiligen alle alhier,

Wie er einen jeden hat bezalt,

Sein sünd vnd vnthat vorgemalt,

Das ist ach leider allzu war,

Niemandt ist, der es leugnen thar,

Wir sind jo bös vnd argk gewesen,

Aber jetzo nun, das wir genesen,

Das haben wir Gott vnd seinem Sohn,

Zu dancken, vnd seinem leiden fron,

Sonst kan sich niemandt rhümen zwar,

Auch der der allerheiligst war,

Ist einer fromm gewesen je,

So sind sies alle: Ich aber nie.

Drumb las ichs auch im gleichen bleiben,

Thue auch meinen Namen zun Brüdern schreiben,

[81] Las Pfriemer sein, gleich wer er ist,

Setze jhm forthin mehr keine frist,

Mag nausgehn, vnd mag hinnen bleiben,

Wems nicht gefelt, mag jhn vertreiben

Wenn nur das er sich recht besönn,

Vnd auff Messias gnade sich stön,

So bliebe er wol vor mir vnd allen,

Ich wil dem in sein Recht nicht fallen,

Sihe, Hui, was newes? was ist nun do?

Wie kömpt der Pech gelauffen so?

Das mus ich auch wissen, was es ist.

5. Szene
Scena V.
Phidippus. Moyses. Hans Pfriem.

HANS PFRIEM.
Hilff trewer Gott zu aller frist,
Hilff Gottes Mutter, Maria schon,
Helfft aller Heiligen seelen fron.
MOYSES.
Hola, hola, Halt inn Gespan.
PHIDIPPUS.
Wer da? wo da? wer ist der Man?
MOYSES.
Halt inne Gespan, Stehe lieber Freund.
PHIDIPPUS.
Sihe Herr, das hett ich nicht gemeint,
Das jhr mir gleich in wurff solt kommen,
MOYSES.
Wie leuffstu daher so vnbesunnen?
Wer gecht dich so?
PHIDIPPUS.
Ach Pfriemer Hans.
HANS PFRIEM.
Harr' harr' du Schelm, bist werdt eins Mans,
So warte mein da, Ich wil dich vben,
Das du mich noch so darffst betrüben.
MOYSES.
Harre nur, Phidippe, harr' nur sein.
HANS PFRIEM.
Och eben recht, Herr Mose mein.
MOYSES.
Haltet friede, Pax, gib dich zu ruhe.
HANS PFRIEM.
Juch he, von hertzen gern ichs thue.
MOYSES.
Steh still, fried auff, las bleiben du,
Du auch Phidipp, vnd komm erzu.
HANS PFRIEM.
Das mich der Pech las vngeheit,
Ich geb jhm nichts zuuor, kein meidt,
Bin jo so gut vnd fromm, als er,
Das weis ich, feilt mir nimermehr.
PHIDIPPUS.
So las du mich auch vngespeit,
[82] Wie du noch thust zu aller zeit.
MOYSES.
Halt fried, er wirds nun bleiben lassn.
HANS PFRIEM.
Ja Herr, ich thues zu guter massn.
PHIDIPPUS.
So wiltu mich nicht mehr geheien.
MOYSES.
Er wirds jo forthin lassen sein.
HANS PFRIEM.
Ich mus auch wol, Mich deucht, ich mein',
Man hatt mirs dürre getrencket ein,
Ich bin gewitzigt worden sacht,
Mit schadn hat man mich klug gemacht.
PHIDIPPUS.
Das hör ich gern, vnd wündsche dir glück,
Das du lest farn dein alte tück.
HANS PFRIEM.
Danck habe du, Gespanle mein.
MOYSES.
Des solln wir alle frölich sein,
Wie ist es aber gangen zu?
Wo hast' die Kinder gelassen nu?
HANS PFRIEM.
Gar wol, gar hübsch, gar hurtig sein,
Ich werde hinfort der beste sein.
MOYSES.
Das ist mir lieb. Wie aber? wann?
Da wil ich auch bericht von han.
HANS PFRIEM.
Wie? wann? Fragt jhr so nerrisch ding,
Jhr wist jo, wies mit euch zugieng,
Vnd andern ewres glüchters allen,
Durch Christus gnad vnd wolgefallen,
Nun werden wir ein ding thun müssen,
Das auch alle Engel im Himel wissen,
Vnd alle Seeligen im Paredis,
Das Hans Pfriem vnuertrieben iss.
MOYSES.
Denen sachen wil ich wol thun recht,
Ich gehe dahin, Seidt jhr gute Knecht.
HANS PFRIEM.
Komm du mit mir, mein frey Gespan,
Ich wil dich lustig füren an,
Am guten ort, da ich bin genesen,
Frölich vnd guter ding gewesen,
Weists? Bey den zarten Kinderlein,
Die solln meine liebe Gezeugen sein,
Da wil ich dir zu spielen geben,
Das du in allen freuden schweben,
Solt han so liebliche ruh vnd rast,
Desgleich du nie entpfunden hast.
[83]
PHIDIPPUS.
Mit willen gern, Ich gehe mit dir,
Vnd solte ich selbs nicht günnen mir,
Das mirs wolgienge in ewigkeit,
Wolt ich nicht, das ich lebet heut.
HANS PFRIEM.
Jhr Herrn, von gunsten lobesan,
Euch allen grossen danck wir han,
Euch erbarn Frawen vnd Jungfrewlein,
Das jhr vns habt gehort so fein,
Vnd könten wirs verschulden sehr,
Wir thetens gern in dienst vnd ehr,
Ade wolan, Habt gute nacht,
Vnd euch den abendt frölich macht,
Vnd last es jo bey euch nicht bleiben,
Lasts in die gantze Welt ausschreiben,
Das Pfriemer Hans im Paradeis
Noch ist, vnd bleibet ohne verweis,
Ist guter dinge, juchzet vnd schreit,
Vnd spielt ohn alle sorge vnd leidt,
Hatt mit den jungen Märterlein,
Den vnbeschuldten Kinderlein,
Die jhärig vnd zweijhärig sein,
Sein Freudenfest vnd wesen fein,
Zu denen wollen wir vns hin fügen,
Jhr, wann jhr habt der Welt genügen,
So kompt auch her, nach Gottes willen,
Dann wollen wir weiter mit euch spilen.

Valete & Plaudite.
χριστῶ δόξα

Alleine Christ die Ehr,
Sonst niemandt nun noch nimermehr.
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TextGrid Repository (2012). Hayneccius, Martin. Drama. Hans Pfriem. Hans Pfriem. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-38E9-9