Der Bettler

Ein Bettler kam mit bloßem Degen
In eines reichen Mannes Haus
Und bat sich, wie die Bettler pflegen,
Nur eine kleine Wohltat aus.
»Ich«, sprach er, »kenn' Ihr christlich Herze;
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Sie sorgen gern für andrer Heil,
Und nehmen mit gerechtem Schmerze
An Ihres Nächsten Elend teil.
Ich weiß, mein Flehn wird Sie bewegen!
Sie sehn, ich fordre nichts mit Unbescheidenheit;
Nein, ich verlasse mich (hier wies er ihm den Degen,)
Allein auf Ihre Gütigkeit.«
Dies ist die Art lobgieriger Skribenten,
Wenn sie um unsern Beifall flehn;
Sie geben uns mit vielen Komplimenten
Die harte Fordrung zu verstehn.
Der Autor will den Beifall nicht erpressen;
Nein, er verläßt sich bloß auf unsre Billigkeit;
Doch daß wir diese nicht vergessen,
So zeigt er uns zu gleicher Zeit
In beiden Händen Krieg und Streit.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Gellert, Christian Fürchtegott. Fabeln und Erzählungen. Fabeln und Erzählungen. Erstes Buch. Der Bettler. Der Bettler. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C272-E