Die Lerche

Die Lerche, die zu Damons Freuden
Frei im Gemach ihr Lied oft sang
Und ungewohnt, den Widerhall zu leiden,
Der aus dem nahen Zimmer drang,
Mit desto stärkrer Stimme sang;
Saß itzt dem Spiegel gegenüber
Und sang und sah ihr eignes Bild
Und floß, mit Eifersucht erfüllt,
Von schmetternden Gesängen über;
Und bildete zu ihrer Pein
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An ihrem eignen Wiederschein
Sich einen Nebenbuhler ein.
Noch oft erhöhte sie die Stimme;
Allein umsonst war Kunst und Müh',
Stets sang der Wiederhall wie sie.
Sie schoß darauf mit ehrsuchtsvollem Grimme
Auf ihren Nebenbuhler zu,
Den ihr der Spiegel vorgelogen,
Und starb, sich selbst zu sehr gewogen,
Fast so, Ruhmsüchtiger, wie du!
Durch Eitelkeit und durch ein Nichts betrogen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Gellert, Christian Fürchtegott. Fabeln und Erzählungen. Fabeln und Erzählungen. Drittes Buch. Die Lerche. Die Lerche. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C257-C