[229] Student von Prag
Am Hügel geht der Mondschein
Wie Hauch der Sehnsucht um,
Die frischen schallenden Wellen
Werden am Ufer stumm.
Dort auf der steinernen Brücke
Steht eine dunkle Gestalt;
Die kühnen Augen blitzen,
Die goldene Locke wallt.
Er läßt die Blicke schweifen
Im weiten Nachtgebiet,
Und seiner Brust entsteiget
Ein schauerliches Lied.
Ihr stummen schwarzen Berge,
Was starret ihr mich an?
Ihr kühlen grauen Wellen,
Was hab ich euch gethan?
Was wollt ihr grauen Wellen
Mit eurem schaurigen Sang?
Mit eurem grausigen süßen,
Mit eurem gierigen Klang?
Ich kann vor euch nicht schlafen,
Ich kann vor euch nicht ruhn;
Was habt ihr mit meiner Liebe,
Mit meinem Leben zu thun?
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Mein wissenschaftlicher Eifer
War ehmals gar so groß –
O weh, die heißen Gedanken
Werde ich nimmer los!
Es sungen meine Brüder
Dort drüben im trauten Haus,
Ich höre das Wasser rauschen
Und stürze stumm hinaus.
Das Mädchen, das ich liebe,
Ist so zum Sterben schön!
Ich glaube fast, ihr Wellen,
Ihr kühlen, wollt mich verstehn.