Daniel von Czepko
Drey Rollen verliebter Gedancken

[31]

[Vorrede]

[31] [334]An die Hoch Wolgebohrne Frau Frau Salome Lassatin, gebohrne Burggräfin von Dohna,

Frau auf Quarckhoff.


Eu. Gn.

habe auf dero gnädigen Befehl ich die Rollen verliebter Gedancken, so ich theils aus der Aschen, als solche nebenst vielen andern Schrifften dem Feuer unlängst von den unbeliebten Croaten in Hiltschin aufgeopffert worden, aufgelesen: theils unter dero Liebswürdigen Frauen Zimmer empfangen, hiermit in tieffer Andacht, wie es sich bey derogleichen Göttin, wo auf der Welt dergleichen auch anzutreffen, geziemet, gehorsam übergeben wollen. Ich muß es bekennen, daß ich durch dieses schlechte Opffer dem Altar der Danckbarkeit nicht einen geringen Schandfleck anhänge, als der ich durch die von Eu. Gn. mir so viel erzeigte Gnade längst verbunden gewesen, durch etwan eine neu aufgebauete Arcadia zu erweisen, daß keinem undanckbaren solche wiederfahren. Und hat iemahlen die vom Himmel herabgestiegene und auf Erden sich zu erkennen gegebene Schönheit die unterthänige Aufwartung der aller berühmtesten Gemüther verdienet, so haben in Wahrheit Eu. Gn. die Oberstelle darunter in dieser unserer Zeit erlanget, und wäre zu wüntschen, daß alle derselbigen verwundernde Beschauer Ihre unbegreiffliche Macht, wie sie solche leiden, also auch beschreiben könten. Aber wie M. Scævola seine Hand, als sie den Fehler begangen, und nicht den König Porsena, sondern seinen Cantzler im Lager danieder gestossen, in das Feuer stieß, darinnen abbrannte, und das gantze Lager die wundersame [334] Leiche seines in der Flammen vertriffenden und gerösteten Armes mit grosser Hertzhafftigkeit ohn eintziges Zucken schauen ließ: also fürchte ich, dürfften auch die Überwinder eines solchen Vorsatzes sich, ehe sie es gemeinet, mitten in den Flammen ihrer Schönheit befinden, und ihre Fehler mit dem Scævola darinnen der gantzen Welt Schau tragen, und darüber in die Asche geleget werden. Unterdessen wil ich gegenwärtige Rollen und die darauf folgende Musterung Eu. Gn. als dem eintzigen Muster aller Vortrefflichkeit bestens befohlen haben. Und ob gleich diese verliebte Gedancken von Eu. Gn. ausgemustert werden solten, wil ich doch hoffen, Sie werden darüber ihren eigenen nicht feind werden, die den meinigen viel von ihrem Feuer mitgetheilet, und wie sie theils noch alle heiß aus dem Feuer hervor gesuchet worden, also numehr durch dero besondere Gnade darinnen bestätiget seyn lassen.

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TextGrid Repository (2012). Czepko von Reigersfeld, Daniel. Gedichte. Drey Rollen verliebter Gedancken. [Vorrede]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6048-9