Die Doppelkrone

Ein König sich einst müde trug
An seines Ahnherrn Schwerte,
Da schlief er ein auf seinem Thron,
Erschien sich selber da zum Hohn
Als Zimmermann der Erde.
Sein Meister war der Ahnherr gut,
Und er im Traum Geselle,
Sie zimmerten die Spitz am Thurm,
Manch Menschlein unten wie ein Wurm
Scheu krümmt sich's vor der Stelle.
Der Meister hat den Thurm erdacht,
Doch der Geselle meinte,
Weil er doch alles mitgemacht,
Er hätt' ihn auch allein vollbracht;
Vor Gram der Meister weinte.
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Der Meister nahm in Wuth die Axt,
Bestieg des Kreuzes Balken,
Der hing da in der Luft allein,
Die Axt schlug er am End' hinein,
Wo sonst nur Krähn und Falken.
Befahl nun dem Gesellen kalt,
Die Axt zurück zu holen,
Und der Geselle geht als Held;
»Ich sehe zwei!« dann schreit und fällt,
Der Teufel muß ihn holen.
Du rühmst dich, Nachbarkönig, oft,
So mag dich darum grauen,
Doch siehst du doppelt schon die Kron,
Dann stürz' ich mich mit dir vom Thron,
Der Teufel möcht' dir trauen,
Du könntest lernen schauen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Lieder aus einem ungeschriebenen Romane. Die Doppelkrone. Die Doppelkrone. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1061-8