Die hohe Magd

Hallorenlied in Halle, wahrscheinlich noch aus ihren frühern Wohnplätzen. Herr Buchhändler Hendel soll mehrere derselben haben.


Ein Magd ist weiß und schone,
Gott führt den höchsten Preiß,
Und die ihm dient, zum Lohne
An Künsten wird sie reich,
Geht jungfräulich bei Frauen
Dort auf den grünen Auen,
Glück zu mein edler Zweig!
Ihr Leib war angebildet
Mit Keuschheit übergroß,
Schwang sich in ihren Willen,
Schwang sich in ihren Schooß,
Er war so stark von Kräften,
Von meisterlichen Geschäften –
Gott schuf wohl Himmel und Erd.
Ein Kind nach Adams Weise
An ihren Brüsten lag,
Es war ein alter Greise,
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Erschuf den ersten Tag,
Es ward ein starker Ritter,
Sein Leiden ward ihm bitter,
Erlitt groß Ungemach.
Sein Seit ward ihm zerschnitten
Mit einem scharfen Speer,
Damit hat er zersplitten
Die Hölle samt der Erd.
Gott tröstet den Gefangnen,
Drey Wünsche waren ihm ergangen
Gegen diese heilige Zeit.
Gott stieg aus seinem Grabe,
Ein Fürst war wohlgemuth,
Mit seinem Kreuz und Stabe,
Drey Fähnlein schwenkt er roth,
That sich gen Himmel kehren,
Nach tugendlichen Ehren
Stand ihm Herz, Muth und Sinn.
O Stern, o Glanz! o Krone,
O Himmel aufgethan!
Was gab ihr Gott zum Lohne,
Drey Chorengel Lobgesang,
Bekleidet ihn mit Sonne,
Maria war voll Wonne,
Wie hell scheint uns der Mond!
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 1. Die hohe Magd. Die hohe Magd. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0EEC-1