Der verlorne Schwimmer

Mündlich.


Es wirbt ein schöner Knabe
Da überm breiten See,
Um eines Königs Tochter,
Nach Leid geschah ihm Weh.
»Ach Knabe, lieber Buhle,
Wie gern wär ich bey dir,
So fließen nun zwey Wasser
Wohl zwischen mir und dir.
[222]
Das eine sind die Thränen,
Das andre ist der See,
Es wird von meinen Thränen,
Wohl tiefer noch der See.«
Ja wie auf dem Pokale
Zum Spiel ein Lichtlein schwebt,
Wenn es beim hohen Mahle,
Auf Königs Wohlseyn geht,
So setzt sie auf das Wasser
Ein Licht auf leichtes Holz,
Das treibet Wind und Wasser,
Zu ihrem Buhlen stolz.
Als der es aufgefangen,
Er rief aus voller Brust:
»Mein Stern ist aufgegangen,
Ich schiff ihm nach mit Lust.«
Das Lichtlein auf den Händen,
Er schwamm zum Liebchen her,
Wo mag er hin sich wenden,
Ich seh sein Licht nicht mehr?
Liegt er in ihrem Schooße,
Sein Lichtlein wendet ab?
Liegt er im Wasserschlosse,
In einem nassen Grab?
[223]

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 1. Der verlorne Schwimmer. Der verlorne Schwimmer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-07BC-9