Das drollige Sportfest

Im Juli fand in Arnheim die Behindertenolympiade statt. Da Behinderte in der Regel drollig sind und es viele Nichtbehinderte nett finden, wenn Behinderte um die Anerkennung der Nichtbehinderten zu bekommen enorm hoch springen, brauchte man auch noch ein nettes Maskottchen, das behindertenfreundliche Eichhörnchen.

In Presse, Funk und Fernsehen wurden Behinderte vorgestellt, man bewunderte sie aus der Sicht der Normalen, man war überrascht wie gut das Elend schwimmen, Gewichte heben, Tischtennis usw. spielen kann. Was ist eigentlich dagegen zu sagen, wenn Behinderte Sport betreiben? Gegen Sport eigentlich nichts. Gegen diese Art von Leistungssport sicherlich viel. Zeigt es doch, wie wenig Persönlichkeit wir noch haben, wie bereit wir sind für die Anerkennung, daß wir als Elend auch noch Hochleistungssport betreiben können und so den Nichtbehindertennormen voll nachäffen. Dies geht sogar so weit daß wir uns in einem solchen drolligem [sic!] Rahmen zur Prostitution gegenüber Nichtbehinderten zwingen lassen.

[ Ein Rollstuhlfahrer ist von hinten zu sehen, eine Sprechblase zeigt zwei große Ausrufezeichen. Er ist offensichtlich in Bewegung und befindet sich in einiger Entfernung vom Betrachter. Auf dem bereits zurückgelegten Weg steht das Wort ZONG, das seine hohe Geschwindigkeit verdeutlicht. Linien deuten die Spur seiner Reifen an, mit denen er einer Reihe von vier Personen über die Füße gefahren ist: Am rechten Bildrand stehen im Vordergrund ein Herr in Frack und Zylinder mit einer Schweinsnase, ein Herr in der Robe eines Richters, der ein Buch mit der Aufschrift Schwerbehindertengesetz trägt, ein Herr mit weißem Kittel, Stirnspiegel und Spritze in der Hand sowie ein Herr mit einem Luftballon in der Hand, auf dem die Aufschrift Behindertengerechtigkeit zu erahnen ist.]

Franz Christoph

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TextGrid Repository (2018). Quellensammlung zur Geschichte von Menschen mit Behinderungen. Freizeit. D8 - Transkript. Geschichte-MMB. Franz Christoph. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000B-D1DC-1